Review: LEGO 2K Drive – Aus LEGO Racers wird LEGO Horizon

Lange bevor LEGO seine Fühler in die Welten von Star Wars, Marvel und Co. ausgestreckt hat, war man bei Fans vor allem für Eines bekannt: LEGO Racers! Denn es gab tatsächlich eine Ära, in der Mario Kart nicht der Primus aller Fun-Racer war. So geschehen nämlich als Nintendo 64 und PlayStation sich ein heißes Kopf an Kopf Rennen lieferten. Und mit von der Partie war das eben erwähnte LEGO Racers, das damals mit tollen Strecken und einer Vielzahl an Vehikeln an den Start ging. Denn der Clou: Man konnte sich seinen fahrbaren Untersatz selbst zusammenstellen. Doch auf eine Fortsetzung warteten Fans vergebens… bis heute! Denn LEGO kehrt zurück auf die Fahrbahn mit 2K Drive, diesmal jedoch mit einem neuen großen Vorbild. Wie das Ganze umgesetzt wurde und sich im Test schlägt, verraten wir euch jetzt.

Willkommen in Bricklandia

Die Straßen von Bricklandia sind kein sicherer Ort. Schuld daran ist der Fiesling Shadow Z, amtsbekannter Rowdy und unangefochtener Renn-Champion. Wenn nicht ganz auf die faire Art und Weise… dennoch sehnt man sich nach einem Helden, der diesem Bösewicht die Stirn bietet und den glorreichen Sky-Pokal gewinnt. Ein Pokal, den sich nur der Beste der Besten verdient! Und da kommt ihr ins Spiel: Max oder Miriam Musterstein! Doch ganz so einfach ist das alles nicht, wie sich schnell herausstellt. Denn Bricklandia beherbergt auch zahlreiche weitere Fahrer und Rivalen, die Ähnliches vor haben. Und die gilt es natürlich alle im Vorfeld erst einmal zu bezwingen, ehe es Shadow Z an den Kragen geht. Es ist also viel zu tun, um den Sky-Pokal in die Höhe zu stemmen. Also ran an die Klötzchen und ab geht die wilde Fahrt!

Eines vorweg: Die Story ist natürlich eher Mittel zum Zweck, als große Stärke von LEGO 2K Drive. Aber mehr darf man eigentlich auch nicht von einem Rennspiel erwarten. Dennoch, wo LEGO draufsteht, steckt auch LEGO drin. Und das macht sich vor allem im Charme und der Präsentation bemerkbar. Denn hier nimmt sich niemand ernst, hat stets einen flotten Spruch parat und dem Klötzchen-Wahnsinn sind selten Grenzen gesetzt. Seien es eure Rivalen auf der Strecke oder die beiden „professionellen“ News Reporter Vikki Wheeler oder Parker Carr. Alles wird humorvoll präsentiert und spricht jung und alt gleichermaßen an. Definitiv eine der größten Stärken von LEGO 2K Drive, die den rund zehnstündien Story-Modus zu einem amüsanten Erlebnis machen. Das ist auch insofern wichtig, denn Fun-Racer ist man keiner mehr. Die Entwickler hatten nämlich eindeutig ein anderes Vorbild vor Augen!

Racers war gestern, Horizon ist heute

Einen Fun-Racer zeichnen in der Regel lustige, abwechslungsreiche Strecken aus und hier und da eine versteckte Abkürzung. Damit kann LEGO 2K Drive leider nicht aufwarten. Stattdessen steckt man den Spieler in insgesamt vier große Biome, die bestückt sind mit zahlreichen Aufgaben und Sammelgegenständen. Den Anfang macht das Turbofeld, wo euch Clutch Racington unter seine Fittiche nimmt. Dadurch, dass die Größe noch recht überschaubar ist, kann man hier getrost von einem Tutorial sprechen. So richtig die Post geht dann in den anderen, viel weitläufigeren Gebieten ab. Egal ob die Sandsteinweiten mit ihren Wüstencanyons, das Prospecto Tal mit seinen vielen Schätzen und wunderschönen Landschaften. Oder gar das Schreckheim, wo Sonne ein Fremdwort ist und Grusel an der Tagesordnung steht. Diese drei Biome versprühen ihren eigenen Charme und sind schön gestaltet. Denn in der Welt von LEGO besteht alles: Natürlich aus LEGO! Und das sieht optisch wunderbar aus.

Jedes dieser Biome beherbergt zahlreiche Rivalen, die es in mal kurzen, mal langen Strecken zu besiegen gilt. Hier entstehen in LEGO 2K Drive tatsächlich vereinzelt Fun-Racer Vibes. An die vergangenen Zeiten oder gar an Mario Kart kommt man aber kaum heran, dazu machen die Rennen einfach zu wenig Spaß. Schuld daran sind die einfallslosen Items, die kaum in Erinnerung bleibenden Strecken und die Fahrer-KI, die sich Großteils über die Rubberband-Mechanik definiert. In Folge dessen will man das alles schnell hinter sich bringen, um die Spielwelt weiter zu erkunden. Dort gibt es ohnehin mehr zu sehen, was zahlreichen witzigen Nebenmissionen zu verdanken ist. Aber auch Herausforderungen sind an jeder Ecke vorzufinden, wo fleißig Bronze-, Silber- und Goldabzeichen vergeben werden. Selbst mit Sammelgegenständen geizt man nicht, diese sind in sehr großer Anzahl überall in der Spielwelt verstreut. Perfektionisten bekommen also sehr viel zu tun. Aber warum das Ganze?

Ich will der Allerbeste sein!.. oder besser gesagt MUSS

Wer viele optionale Aufgaben vorgesetzt bekommt, der muss für diese natürlich auch entsprechend belohnt werden. Und diese Belohnung fällt in Form von Erfahrungspunkten und Ingame-Währung aus. Denn nur wer fleißig Level für Level aufsteigt, der darf auch an den Story-Rennen teilnehmen. Das bedeutet, dass es mehrere Zeitpunkte im Spiel gibt, an denen ihr definitiv exp-grinden müsst. Das ist natürlich kein großer Minuspunkt, kann aber trotzdem nerven, weil dadurch der Flow ein wenig verloren geht. Ist das mal der Fall, dann kann problemlos ein Kumpel im Splitscreen auf derselben Konsole hinzustoßen. Das funktioniert einwandfrei und gemeinsam pflügt es sich auch gleich viel entspannter durch die LEGO Landschaft. Online kann man sogar mit bis zu fünf Freunden loslegen. Egal ob freie Erkundung, Einzelrennen, Herausforderungen, Minispiele oder Pokalserien – selbst plattformübergreifend steht alles zur Verfügung. Wollt ihr aber mal fremde Spieler herausfordern, dann könnt ihr selbst das mit zwei Freunden aus der Freundesliste machen.

Natürlich bietet auch LEGO 2K Drive eine Werkstatt an, wo Fahrzeuge jederzeit umgebaut werden können. Denn während ihr die Spielwelt erkundet, wechselt ihr je nach Terrain, Straße, Wüste oder Wasser automatisch das Gefährt. Diese unterscheiden sich allesamt mit unterschiedlichen Statuswerten, seien es beispielweise das Handling oder die Geschwindigkeit. So kann man den fahrbaren Untersatz je nach seinem Fahrstil anpassen. Doch selbst bauen müsst ihr im Grunde gar nichts, denn das Spiel bietet euch stets neue Vehikel an. Und diese sehen nicht nur gut aus, sondern spielen sich auch sehr gut! Viel besser als all unsere Versuche, selbst ein Fahrzeug zu basteln. Denn bevor da etwas Zählbares herauskommt, muss man sich erst durch die umständliche und überladene Werkstatt durcharbeiten. Einsteigerfreundlichkeit sieht anders aus. Natürlich gibt es auch Autoteile, die mit der hart verdienten ingame-Währung gekauft werden wollen. Und ist die mal nicht vorhanden, gibt es auch die Option für Mikrotransaktionen. Ein weiterer Grund, warum wir im Zuge unserer Reviews ausschließlich zu den Möglichkeiten griffen, die uns das Spiel auch standardmäßig  geboten hat.

Fazit

LEGO Racers war gestern, LEGO Drive ist die Zukunft. Das zumindest war der Plan von 2K, die mit Lego gemeinsam quasi ein Forza Horizon fürs Spielzimmer geschaffen haben. Und das funktioniert sogar erstaunlich gut, denn optisch und spielerisch macht man einiges her. Detaillierte und große Welten, gespickt mit zahlreichen Story- und Nebenmissionen sowie einer Fülle an Herausforderungen und Sammelgegenständen warten auf fleißige Entdecker. Leider hat man dabei aber seine wohl größte Stärke aus den Augen verloren: Man ist kein Fun-Racer mehr.

Positiv:

+ Sehr schöne, detaillierte und weitläufige Biome in der rund zehnstündigen Story

+ Der LEGO Humor springt auch in Drive über…

+ … was man auch der tollen deutschen Synchronisation zu verdanken hat

+ Lokaler Splitscreen und plattformübergreifender Online-Multiplayer

+ Zahlreiche Aufgaben und Sammelgegenstände warten auf Forscher …

Negativ:

– … von denen gut und gerne auch einige wegfallen hätten können

– Zu wenige Rennen innerhalb der vier Pokalserien

– Der Fun-Racer Aspekt springt aufgrund diverser Gameplay-Mechaniken nicht mehr an

LEGO 2K Drive ist am 19.Mai 2023 für Nintendo Switch, PC, PlayStation und Xbox erschienen.

Getestet wurde die PlayStation 5 Version. Beim Spielen kam es zu keinen technischen Fehlern, die das Spielerlebnis beeinträchtigt hätten.

Teilt uns eure Meinung mit

Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz

No comments yet.

Leave Your Reply