Review: JUMP FORCE – Wenn Anime-Helden auf dem harten Boden der Wirklichkeit landen

Als während Microsofts Pressekonferenz auf der E3 2018 in Los Angeles der Saiyajin Son Goku, der Pirat Monkey D. Ruffy sowie der Ninja Naruto Uzumaki gemeinsam mit spektakulären Attacken den Bildschirm füllten und sich einen erbitterten Kampf mit Bösewicht Freeza aus Dragonball Z lieferten, funkelten die Augen vieler Zuseher weltweit. Die Helden unserer Kindheit vereint im Kampf gegen das Böse? Jump Force macht es möglich! Seither versorgte die japanische Spieleschmiede Bandai Namco seine Fans und begeisterte regelmäßig mit News zu neuen Charakteren, die sich dem bunten Anime- und Manga-Treiben anschlossen.  Es schien also alles angerichtet für ein würdiges 50tes Jubiläum des Kultmagazins Weekly Shōnen Jump, dem Ursprung aller Serien! Ob Jump Force seiner eindrucksvollen Tradition gerecht wird, das verraten wir euch nun in unserem Review.

Wenn Realität und Fiktion aufeinandertreffen

Überall herrscht Panik! Die Straßen New Yorks sind mit Schutt und Trümmern übersät und vor euren Augen in der Ferne erblickt ihr ein Gesicht, das ihr bislang nur aus einem Anime kanntet. Oberbösewicht Freeza aus Dragonball Z schwebt in der Ferne und ist hauptverantwortlich für die Verwüstung der Großstadt. Ihm entgegen stellt sich jedoch ein Held, der euch ebenfalls nur zu gut vertraut ist! Der Saiyajin Son Goku liefert sich einen erbitterten Kampf mit seinem langjährigen Widersacher, der jedoch ein wertvolles Opfer fordert…nämlich euch! Von einer Attacke des Schurken getroffen sackt ihr zu Boden, euer Ende naht. Doch Rettung ist nahe, denn der Saiyajin Trunks ist ebenfalls zur Stelle, in Begleitung eines kleinen Roboters namens Navigator. Aufgrund der Schwere der Verletzung bleibt den beiden keine Wahl, denn um dich zu retten gibt es nur eine Möglichkeit: Werde ein Held!

*Hier könnte Ihr Held stehen*

Mit diesem Intro wird der Grundstein gelegt für euer Abenteuer, das ihr als Mitglied der Jump Force bestreitet. Euer Ausgangspunkt dafür ist stets das Hauptquartier, das zeitgleich als Lobby für alle Spieler dient und nur so vor Helden strotzt. Euer Ziel ist es, gemäß den Anweisungen von Direktor Glover die sogenannten Venoms aufhalten. Deren Anführer Kane, der aus der Feder von Dragonball Schöpfer Akria Toriyama stammt, ist im Besitz eines mächtigen Artefakts, das die Welten aus Fiktion und Wirklichkeit vermischt und dabei gefährliche Krieger hervorruft. Mithilfe von sogenannten Kuben ist es ihm sogar möglich, Helden auf die dunkle Seite der Macht zu ziehen, die es nun ebenfalls zu retten und für eure Truppe zu rekrutieren gilt. Ihr merkt also, die Last von beiden Welten liegt nun auf euren Schultern. Leider gelingt es Bandai Namco dabei nicht, ähnlich wie schon bei den Umsetzungen von Seven Deadly Sins oder Black Clover, eine vernünftige und motivierende Handlung zu kreieren. Auch die Präsentation wirkt derart lieblos umgesetzt und eine Sprachausgabe mit den originalen japanischen Stimmen bekommt ihr auch nur stellenweise zu Hören. All jenen, die ein Action-Feuerwerk wie im Launch-Trailer erwarten, die werden definitiv enttäuscht zurückgelassen.

Diesen Bildschirm werdet ihr sehr oft zu sehen bekommen

Sei dein eigener Held

Noch bevor ihr die Reihen der Jump Force unsicher macht, gilt es sich zunächst im Charakter Editor auszutoben. Dabei könnt ihr auf Frisuren und Kleidungsstücke zahlreicher Helden zurückgreifen und müsst euch zu guter Letzt für einen der drei Kampfstile von Son Goku, Monkey D. Ruffy oder Naruto entscheiden. Im Vergleich zu Bandai Namcos Anime Umsetzung Attack on Titan 2 wirkt die Charaktererstellung in Jump Force jedoch ideenlos und bietet bei weitem nicht so viel Auswahl. Auch die Wahl der Kleidung ist begrenzt und muss für Gold erst in der Lobby gekauft werden. Die Preise hierfür sind gewaltig und erfordern erst den Abschluss mehrerer Missionen. Diese Aufgaben könnt ihr über den Missionstresen aufrufen und unterteilen sich in „Freie“, „Zusätzliche“, „Tutorial“ und „Schlüsselmissionen“. In letzteren treibt ihr stets die Story voran, während ihr in den freien Kämpfen eure Helden abseits des Geschehens trainieren könnt. Nach Abschluss eines Kampfes gibt es neben Gold auch wertvolle Erfahrungspunkte zu erspielen. Die sind bitter notwendig, denn auch eure Gegner weisen immer ein festgelegtes Level vor, dieses zu unterbieten kann sich da als ein fataler Fehler erweisen.

Drei Freunde müsst ihr sein

Ebenfalls in der Lobby erhältlich sind sogenannte J-Fertigkeiten, wovon ihr bis zu drei Stück ausrüsten und aufwerten könnt und die euch im Kampf stärken. Diese lassen sich zudem auch auf eure Spezialattacken anwenden, wovon ihr auf bis zu vier unterschiedliche Angriffe zurückgreifen könnt. Während die verfügbaren Helden und Bösewichte aus den Manga Universen alle ihre einzigartigen Move-Sets besitzen, so könnt ihr mit eurem Helden selbst entscheiden, welche Techniken ihr verwenden wollt. Ob Genkidama, Sonnen-Kamehameha oder Amaterasu, ihr beherrscht sie alle!…aber nur wenn ihr gewillt seid, reichlich Gold für diese auszugeben.

Auf in den Kampf

Abseits der schwachen Handlung und der leblosen Lobby ist das eigentliche Prunkstück von Jump Force das Kampfgeschehen. In packenden 3 VS. 3 Duellen könnt ihr auf bis zu vierzig unterschiedliche Charaktere zurückgreifen, die sich alle einzigartig spielen lassen und ihrer Vorlage mehr als gerecht werden. Mit ikonischen Spezialattacken versehen, prügelt sich jeder Held und wahlweise auch Bösewicht verschieden und in Anbetracht des ohnehin schon großen Teilnehmerfeldes gilt es viel zu experimentieren und probieren, bis ein optimales Team gefunden ist. Spezialattacken sind zudem auch in Elemente unterteilt und variieren in ihrer Ausführung. Während der Prinz der Saiyajin Vegeta bevorzugt aus der Distanz mächtige Energiesalven abfeuert , so sucht der wandernde Samurai Kenshin Himura  eher den Nahkampf, um seine Schwerttechniken auszuführen. Bis man die unterschiedlichen Angriffsmuster verinnerlicht hat, vergehen zahlreiche Spielstunden.

Wer da wohl der Henker ist?

Nachdem euch in vielen Missionen einige Helden vorgegeben sind, ist es umso wichtiger, zumindest jeden bereits einmal angespielt zu haben. Ein Grund dafür ist auch die gegnerische K.I., die euch besonders im späteren Verlauf des Spiels einiges abverlangt. Das Kampfgeschehen ist simpel erklärt: Ihr unterscheidet zwischen leichten und schweren Angriffen, könnt nach eurem Gegner greifen oder in freien Momenten eure Fertigkeiten-Leiste aufladen. Diese ist notwendig, um eure drei Standard- Spezialattacken zu entfesseln und erst wenn ihr selbst genug Schaden eingesteckt habt, damit auch eure ultimative vierte Attacke. Mit dem sogenannten Erwachen könnt ihr zudem für eine kurze Zeit eure eigenen Angriffe verstärken und löst bei bestimmen Kämpfern sogar ein Veränderung des Aussehens hervor. In der Theorie klingt dies alles abwechslungsreich, durch gut getimte Ansturmangriffe und Entrinnungsversuche aus gegenerischen Kombos kommt viel Dynamik in das Geschehen, gäbe es da nicht ein kleines aber feines Problem: Der Block! Egal was ihr und euer Widersacher euch an Techniken entgegeneschleudern, beim Blocken kommt nichts durch. Ihr feuert eure stärkste Attacke ab? Keine Chance, der Block ist undurchdringbar. Besonders in höheren Schwierigkeitsgraden blockt die K.I. ausnahmslos fast jede eurer Attacken, weswegen Gefechte später fast nur noch aus dem permanenten Einsatz von Spezialattacken und der Blocktaste bestehen. Fairness und Intuition gehen anders, weswegen letzten Endes, so schön die einzelnen Charaktere auch anzusehen sind, ein fader Beigeschmack übrig bleibt.

Whitebeards Moby Dick hat im Hintergrund gut lachen…sie muss ja auch nicht spielen

Fazit

Als einer der größten Titel von Bandai Namco angekündigt, entpuppt sich Jump Force schon früh als eine weitere lieblose Anime-Umsetzung, die all seinen herausragenden Charakteren nicht einmal ansatzweise gerecht wird. Die großartigen Animationen im Kampf können für die schwache Handlung und schlechte Präsentation kaum entschädigen. So entpuppt sich das vermeintliche Spielehighlight für alle Fans zu einem kurzweiligen Spaß, der über einen längeren Zeitraum aber nicht zu motivieren weiß.

Positiv:

+ Viele Helden und Bösewichte aus unterschiedlichen Serien

+ Jeder Charakter besitzt ein einzigartiges Move-Set

+ Spektakuläre und ikonische Spezialattacken

+ Stages sind schön anzusehen und weisen viele Details auf

Negativ:

– Lobby optisch sehr schwach umgesetzt

– Wenig Abwechslung in und außerhalb den Kämpfen

– Schlechte Präsentation der Handlung

– Charaktere leb- und lieblos in der Lobby umgesetzt

– Bis auf wenige Missionen und in Kämpfen kaum Synchronisation

– lange Ladezeiten

– Charakter-Editor bietet sehr wenig Auswahl

Jump Force erscheint am 15.Februar 2019 für den PC, Playstation 4 und Xbox One.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz