Review: Horizon Forbidden West – Die Robo-Postapokalypse geht in die zweite Runde

Aloy ist wieder da! Nach dem großen Erfolg von Horizon Zero Dawn von 2017 hat Geurrilla Games nun mit einem Sequel nachgelegt und erzählt die Abenteuer der rothaarigen Protagonisten der Postapokalypse, die von roboterartigen Kreaturen durchsetzt ist, weiter. Doch kann Horizon Forbidden West wirklich seinem Erbe gerecht werden? Der Vorgänger zählt schließlich zu den Top 5 der meistverkauftesten PS4-Titeln überhaupt. Erfahrt die Antwort darauf in unserem nachstehenden Test!

Was bisher geschah… und noch geschehen wird

Wir erinnern uns an das Ende von Horizon Zero Dawn: Aloy kann mithilfe eines Speers, den sie von einem scheinbaren Verbündeten namens Sylens erhalten, HADES in der Schlacht um Meridian besiegen. HADES ist eine Subroutine von GAIA – einer Künstlichen Intelligenz, die dazu entworfen wurde, die Erde nach der Apokalypse neu zu bevölkern. Nachdem Aloy die Gefahr abwenden konnte, macht sie sich auf die Suche nach einem Backup von GAIA, um das Programm erneut zu starten. Und wie es das Schicksal eben so will, führt sie dieser Weg in den Verbotenen Westen.

Was ist es am Westen, der ihn so verboten macht? Dieser wird von menschlichen Stämmen regiert, die als äußerst gefährlich gelten – die Tenakth. Glücklicherweise ist eine Gesandtschaft der Carja zu Beginn des Spiels gerade auf dem Weg zur Grenze, um diplomatische Beziehungen zu den Tenakth aufzunehmen – die jedoch aufgrund eines Angriffs der Stammesanführerin Regalla nie zustande kommen und stattdessen in ein Gefecht ausarten. Aloy bleibt deshalb (mit Ausnahme ihrer Gefährten im Verbotenen Westen) auf sich alleine gestellt, kann es nach einer längeren Suche aber dennoch schaffen, ein Backup von GAIA zu finden – und wird gleich darauf von mysteriösen Feinden attackiert. GAIA kann nach einer notgedrungenen Flucht nichtsdestotrotz von Aloy installiert und gestartet werden und unsere Heldin erhält prompt eine neue Mission: Ohne mindestens drei Subroutinen besitzt GAIA nicht genug Macht, um die Erde nachhaltig zum Besseren zu verändern. Drei dieser Subroutinen wären zumindest in Reichweite von Aloy und so beginnt ein erbitterter Wettlauf gegen die Zeit und den Weltuntergang…

Aloy vertraut weiterhin auf ihre bekannten Kampftechniken

Wer Horizon Zero Dawn gespielt hat, wird sich bei Forbidden West schnell zurecht finden: Der Kern des Gameplays bleibt derselbe wie im Vorgänger, allerdings merkt man, wie sehr Entwickler Guerrilla Games dieses um viele Elemente erweitert hat. Während der Vorgänger noch um die 25 bekämpfbare Arten von Maschinen zählte, sind es in Forbidden West nun 43 verschiedene Arten von verschiedenen Maschinen (pazifistische Langhälse inkludiert), die zudem noch in verschiedenen Varianten vorkommen. Fans dürfen sich also auf komplett neue Maschinen wie den Bebenzahn (einem Elefanten nachempfunden) oder den Schlängelzahn (Riesenschlange – wer hätte das erraten?) freuen, während auch altbekannte Robos eine Rückkehr in neuem Gewand feiern. Vom Gräber (ehemals Wächter) gibt es beispielsweise jede Menge Abarten wie den Feuer-Kanister-Gräber, Löschwasser-Kanister-Gräber, Spitzengräber – und viele weitere.

Auch jetzt empfiehlt sich immer noch auf die Schwachstellen der Maschinen zu schießen, um ihnen erstens ordentlich Schaden zuzufügen und um zweitens mögliche Waffen von ihren Körpern abzutrennen und sie bestenfalls gegen sie verwenden zu können. Aloy kann auch hier wieder auf ein breites Arsenal an Waffen zugreifen. Neben dem Speer als Nahkampfwaffe gibt es Jägerbogen, Kriegerbogen, Scharfschussbogen, Sprengschleuder, Stolperfallen, Seilwerfer, Stachelwerfer und Bolzenschießer. Jede Waffe hat dabei ihre ganz eigene Reichweite und Beschaffenheit – zudem können neben der klassischen Aufbesserung an der Werkbank auch Spulen in die Schusswaffen eingesetzt werden, um Schaden oder die Verteidigung von Aloy nochmals aufzubessern.

Wichtig zu beachten ist, welche Art von Pfeilen verschossen werden. Neben solchen, die Zustände wie Berserker und Klebrig auslösen können, liegt das Hauptaugenmerk auf Elementschaden. Diese lauten wie folgt: Feuer (kontinuierlicher Brandschaden), Schock (lähmen), Frost (machen brüchig & anfällig für Stoßschaden), Säure (Schaden über Zeit, Rüstungsschaden), Löschwasser (anfällig für Frost und Schock) und Plasma (zeitverzögerte Explosion). Sobald ein Pfeil einen Kanister vom gleichen Elementtyp trifft, explodiert dieser und versetzt alle Betroffenen in den jeweiligen Zustand, ohne ihn vorher großartig aufbauen zu müssen, wie es sonst üblicherweise der Fall ist.

Fertigkeitsbäume und die Früchte, die sie tragen

Insgesamt gibt es in Forbidden West sechs Fertigkeitsbäume: Kriegerin, Fallenstellerin, Jägerin, Überlebende, Eindringling, Maschinenmeisterin. Jeder von ihnen unterstützt einen bestimmten Spielstil und bietet Waffentechniken und sogenannte Mut-Stöße zum Freischalten an. Bei beiden handelt es sich um im Kampf einsetzbare Fähigkeiten, die Waffentechnik setzt dabei die richtige Waffe in der Hand voraus, der Mutstoß kann nach Erwerb noch zweimal aufgewertet werden, um noch effektiver zu werden. In unserem Falle haben wir des Öfteren für den Mutstoß „Abgehärtet“ entschieden, der maximal aufgelevelt alle 2 Sekunden 80 Trefferpunkte heilt, sowie 50% Widerstand gegen Nahkampfwaffen und andere Statuseffekte verleiht.

Welche nützlichen Fähigkeiten besitzt Aloy außerhalb des Kampfgeschehens? Wie bereits seit Längerem bekannt ist, wird der Rotschopf im Storyverlauf ein Tauchgerät erhalten, mit dem es ihr möglich ist, sich unbegrenzt lang unter Wasser aufzuhalten. Natürlich kann sie auch wieder Maschinen überbrücken, auf denen sie dann durch die großflächige Welt reiten kann. Und für die höheren Gefilde erhält sie relativ zu Beginn des Spiels einen Gleitschirm, mit dem die Möglichkeit besteht, von höheren Punkten durch die Luft zu segeln. Wir wollen an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber der Schirm wird nicht der einzige Option zum Transport durch die Luft bleiben…

Riesig groß und voller Aktivitäten – der Verbotene Westen

Wenn Aloy nicht gerade dabei ist, die Welt zu retten, gibt es eine Fülle an anderen Aktivitäten, denen der Spieler nachgehen kann. Neben Haupt- und ebenso langen Nebenquests gibt es noch Aufträge zur Ressourcenbeschaffung und Beuteverträge, bei denen gezielt bestimmte Maschinen erlegt werden wollen. Jagdgebiete und Nahkampfplätze geben Dinge vor, die in gewisser Zeit erledigt werden müssen: So fordert das Jagdgebiet zum Beispiel drei Kills aus dem Hinterhalt in 90 Sekunden, während der Nahkampfplatz Attackenkombos korrekt ausgeführt sehen möchte und Aloy sich im Anschluss dem Lehrmeister im Zweikampf stellen darf.

Brutstätten der Subroutine HEPHAESTOS sind auch wie im Vorgänger mit von der Partie – dort werden die tödlichen Maschinen ja überhaupt erst hergestellt! Wer es bis zum Ende einer schafft und dann den Bossgegner besiegt, erhält die Chance darauf, eine bestimmte Maschine aus dem Hinterhalt zu überbrücken und für sich kämpfen zu lassen. Neu hingegen sind Rebellenaußenposten & Rebellenlager mit den widerständischen Tenakth. Der große Unterschied zwischen den beiden Befestigungen ist, dass man, nachdem man den Anführer des Rebellenlagers eliminiert hat, dort noch zusätzlich eine weitere Aufgabe zu erledigen hat – meist das Zerstören von Waffen oder anderen Materialien. In Außenposten reicht es den Anführer unschädlich zu machen. Spieler, die gern ihre grauen Zellen anstrengen, können sich an Reliktruinen probieren, die in sich geschlossene, komplexe Puzzle-Räume darstellen und Aloy all ihre Fähigkeiten abfordern. Und dann sollten auch noch die Arena erwähnt werden, die einem immer gefährliche Herausforderungen mit Zeitlimit entgegenwirft, und die Maschinenrennen, bei denen man während voller Fahrt die Konkurrenz mit Speer und Pfeilen von der Reitmaschine zu werfen versucht, um als Erste über das Ziel zu laufen.

Viele Open-World-Spiele implementieren entweder bekannte Karten- oder Brettspiele oder aber es werden gänzlich neue für sie erfunden. Forbidden West zählt zu zweiteren: Ein Brettspiel mit dem Namen „Maschinenstreit“ ist in jeder größeren Siedlung spielbar: die Gegner reichen dabei von einfach bis Fachmann. Wer alle Partien gegen einen Kontrahenten gewinnt, darf seiner Sammlung eine neue Spielfigur hinzufügen. Diese sind übrigens den Maschinen, gegen die Aloy ständig kämpfen muss, nachempfunden und besitzen entsprechend verschiedene Effekte sowie unterschiedliche Reichweiten und Angriffe. Unterm Strich erinnert „Maschinenstreit“ stark an Advance Wars oder Fire Emblem, wobei es die Tiefe dieser beiden Titel naturgemäß nicht erreicht.

Horizon Forbidden West erscheint am 18. Februar 2022 exklusiv für PlayStation 4 und PlayStation 5. Hier könnt ihr den Titel bereits vorbestellen.

Fazit

Man merkt sofort, dass Horizon Forbidden West massiv auf dem Fundament des Vorgängers aufbaut und daher eine noch viel höhere Zahl an Maschinenmodellen und Nebenaktivitäten bieten kann. Das Gameplay bleibt auf einem exzellenten Niveau, nur die Story braucht ein wenig, bis sie wirklich Fahrt aufnimmt. Forbidden West bleibt aber eine Art von Sequel, wie jeder Fan es sich wünschen würde.

Positiv:

+ weiterhin motivierendes und actionreiches Gameplay

+ jede Menge neue Gegnermodelle und komplexerer Nahkampf

+ Spielewelt gefüllt mit interessanten Aktivitäten und Aufgaben

Negativ:

– Story zieht sich am Anfang ein wenig zu lang

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Written by: Julian Bieder

Retro-Zocker, RPG-Allrounder und eifriger Trophäenjäger

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