Alles auf dieser Welt geht irgendwann den Weg des Kapitalismus – auch der Tod. Der hatte nämlich die Nase voll vom Umsensen und gründete Death Incorporated. Nur leider sind seine Angestellten dezent übermotiviert und bringen mehr Seelen in die Hölle als die Firmenverwaltung stemmen kann. Und so nimmt der Tod wieder seine Sense in die Hand und versucht seine Sorrows und ihre Thanager wieder zur Besinnung zu prügeln. Magic Design Studios hat Have a nice Death bereits am 8. März 2022 im Early Access auf Steam gestellt. In der Zwischenzeit hat sich bei dem Roguelike einiges getan und man hat vier große Content Updates geliefert und nähert sich nun dem offiziellen Release. Für diesen Test sei gesagt, dass wir das Spiel nur in seiner Release Version gespielt haben. Und die erscheint am 22. März für die Nintendo Switch (Shoplink) und für den PC (Steam).
♫ Welcome to the after life ♫
Diesen Jingle hört man, sobald man sich auf den Weg macht seiner Firma das Fürchten zu lehren. Das setzt auch den humorigen Grundton des Spiels, das auch Einiges an (unvertonten) Dialogen zwischen den Mitarbeitern und dem Tod in Petto hat. Das Spiel ist im Kern aber vor allem ein sehr direkt zu steuernder action platformer, dessen Inspiration durch das hervorragende Dead Cells (unser damaliger Test) definitiv nicht zu leugnen ist. Wenig überraschend ist dann auch die Tatsache, dass Sébastien Bénard (Lead Developer bei Dead Cells) als Consultant hinzugezogen wurde.
Der Tod steuert sich dabei butterweich und hat von Anfang an alle nötigen Fähigkeiten, um (theoretisch) bis zum Schluss durchzukommen. Dabei hilft vor allem der komplett unverwundbare Dash, mit dem man absolut allen Angriffen ausweichen kann. Mit der Sense und später anderen Waffen und Zaubern ausgestattet, schnetzelt man sich durch einen Haufen Gegner und (Mini)Bosse. Da allerdings noch kein Meister vom Himmel gefallen ist, kommt es irgendwann dann doch zum vorzeitigen Ableben und man findet sich wieder am Schreibtisch der Death Inc. wieder und hört den vertrauten Jingle.
Nach dem Tod ist vor dem Tod – Rest in Paperwork
Doch wie es sich für ein Roguelike gehört, kommt sogar der Tod aus dem Tod gestärkt zurück. Denn eine gute Firma hat auch ein Bewertungssystem für die Leistung ihrer Mitarbeiter. Daher bekommt man für alle möglichen Dinge Erfahrungspunkte und beim Aufleveln schaltet man neue Goodies frei, wie z.B. einen besseren Heiltrank (genannt Anima) frei Haus zu Beginn eines Runs. Gleichzeitig sammelt man auch Gold mit dem man neue Waffen und Nahrungsmittel (= Buffs) freischalten kann. Ein gelungenes Gameplayelement ist, dass man die Preise im Shop drücken kann, indem man bestimmte Aufgaben löst. Wer also einen bestimmten Gegner x mal tötet, bekommt einen Rabatt auf das neue shiny Schwert. Nach dem Freischalten, kann diese Waffe dann in jedem Run fallen. Man kann aber natürlich auch bereits zum teuren Preis kaufen, falls man die Aufgabe nicht vervollständigen möchte.
Beim Beginn eines Runs kann man sich auch für Verträge entscheiden, die einen Vorteil (z.B. mehr Mana) und einen Nachteil (z.B. weniger HP) beinhalten. Der Clou dabei ist, dass diese meistens an eine Aufgabe wie „besiege 30 Gegner in 2 Minuten“ gekoppelt sind und man durch die Erfüllung die negative Konsequenz umgehen kann. Den positiven Teil bekommt man aber jedenfalls. Solche Elemente geben Have a nice Death eine gute Möglichkeit den passenden Schwierigkeitsgrad für sich zu finden.
17 Schwierigkeitsgrade für jeden Geschmack
A propos Schwierigkeitsgrade: Es gibt in Summe tatsächlich 17 freischaltbare Auswahlmöglichkeiten. Man beginnt mit „imminent Breakdown“ und sobald man einmal gestorben ist, wird „Self-fullfillment“ freigeschalten. Das ist der ausgewiesene Easy Mode mit drei Start Anima, Heal nach dem Besiegen eines Bosses, weniger Schaden und eine Erhöhung der Heilung nach jedem gescheiterten Run. Wer also einfach nur Durchkommen will, hat hier etwas gefunden. Alles nach „Imminent Breakdown“ ist mit Breakdown und einer laufenden Nummer von 1 bis 15 betitelt. Hier wird es natürlich graduell schwieriger.
Aber man ist zu Beginn durchaus schon gefordert. Die verschiedenen Welten/Abteilungen von Death Inc., die alle Todesgründe für die Menschheit darstellen, sind nämlich nicht ohne. Spätestens ab dem Addictions Department sind auch die normalen Standardgegner nicht ohne. Ganz zu Schweigen von den Bossen und den „Thanagern“, die als Mini Bosse fungieren. Dankenswerterweise kann man bei der Reise durch die Abteilungen beim Fahrstuhl wählen, was für ein Raum nun folgen soll. Wem also noch ein Zauber fehlt, der kann den Spell Store aufsuchen und wer Heilung braucht, sollte den Relaxation Room wählen. Natürlich bekommt man dabei nur eine Auswahl und nie alles angezeigt.
Wer dagegen auf den Kollegen O’Shah trifft, kann sich einen Fluch aussuchen. Und Flüche können zwar negative Folgen haben, aber grundsätzlich erweitern sie die Fähigkeiten unseres Charakters. Mehr Schaden, passive Fähigkeiten (z.B. Lifeleech oder Gegner vergiften) oder schlicht mehr HP oder Mana sind dabei im Angebot. Hier sollte man darauf achten, sich eher auf einen der drei Trees (grob unterteilt in Offensiv, Defensiv und Zaubern) zu stürzen, um zu den stärksten Fähigkeiten zu kommen. In unserer Erfahrung gilt, wer seine Flüche gleichmäßig verteilt hat zwar von allem etwas, aber wird zum Schluss eher in Probleme geraten.
Der Tod steht ihm gut
Der Style von Have a nice Death mit seiner handgezeichneten Comic Grafik passt wunderbar zur abgedrehten und lustigen Grundprämisse. Gleichzeitig hat man sich mit Effekten zurückgehalten, dass man als Spieler jederzeit die Kontrolle behält. Auch die Musik fügt sich größtenteils harmonisch ins Bild ein. Hier hatten wir aber den Eindruck, dass manche der Songs im Vergleich zu anderen abfallen. Völlig daneben ist aber nichts. Etwas komisch mutet es aber an, dass im Pause Menü keine Musik kommt.
Wenn man in den ersten Spielstunden mäkeln will, dann muss man tatsächlich stark suchen und kann sich maximal über die etwas blockige Welt und die häufige Wiederholung von manchen Einzelteilen pro Department beschweren. Das ist wohl der zufälligen Generierung der Levels geschuldet, die allem Anschein nach aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt werden. Und diese Elemente sind allesamt nicht kompliziert, selbst ohne Karte, findet man immer seinen Weg und die Orientierung ist nie eine Herausforderung.
Auf längere Sicht könnte das Gameplay etwas eintönig werden. Hier kommt es auch darauf an, ob noch weiterer Content folgt. Es sei an dieser Stelle aber verraten, dass nach dem Durchspielen und der Endsequenz auch ein „True“ Ending im Spiel versteckt ist. Grundsätzlich gibt es genug zu entdecken und Herausforderungen, aber im Kern wird man sich immer wieder durch ähnliche Levels schnetzeln. Wer das schon bei Spielen wie Dead Cells problematisch fand, der könnte hier auf dieselben Probleme stoßen. Was Have a nice Death aber zumindest zu Beginn interessant macht, sind die freischaltbaren Beschreibungen aller Mitarbeiter, Gegner und Gebiete im Spiel. Das passiert ganz nebenbei und sorgt für den ein oder anderen Lacher. So stellt man z.B. fest, dass die Biografie eines der Thanager erschreckend nah an Meister Propper angelehnt ist. Das sorgt für Auflockerung vom ewigen Gegner töten und passt gut in die Welt.
Fazit
Alles in allem bietet Have a Nice Death alles was man von einem Roguelike erwarten würde und unterhält dabei hervorragend. Auch Details wie der Humor in den Gegnerbeschreibungen und das lustig umgesetzte Thema der „Todes“ Firma sind positiv hervorzuheben. Für den Preis von ca. 25€ (Nintendo Switch und PC) bekommt man hier definitiv etwas für sein Geld geboten. Nur auf die ganz lange Sicht, könnte Have a nice Death enttäuschen, weil das Grundgameplay sich auch durch Upgrades und erhöhten Schwierigkeitsgrad so gut wie nicht ändert.
Positiv
- Viel Charme durch handgezeichnete Grafik und allgemein comichaftes Design und Humor
- Core Gameplayloop motiviert zu Beginn stark
- Knackige Steuerung
- 17 Schwierigkeitsgrade von einfach und machbar bis hin zum Masochismus
- Preis/Leistung stimmt
- Für Completionists sehr viel zum Sammeln und tun
- Ideal für die Switch geeignet
Negativ
- Elemente der zufallsgenerierten Levels wiederholen sich schnell
- Geringe Komplexität der Levels
- Gameplay im Endgame nicht wirklich anders als zu Beginn, es fehlt an Komplexität
- Die Musik ist nicht schlecht, wird aber teilweise etwas repetitiv