Review: Harold Halibut – Stop-Motion Adventure der besonderen Art

Harold Halibut ist das Ergebnis einer 10-jährigen Entwicklungszeit, die nicht zuletzt durch die Art und Weise, wie das Spiel entwickelt wurde, geprägt war. Denn hier ist wirklich alles handgemacht erstellt worden im Kölner Studio, wo man das Spiel entwickelt hat. Doch bleibt neben dem großartigen Stil auch noch ein gutes Game übrig? Unser Test soll es zeigen.

Einzigartiger Stil, in den viel Arbeit floss

Was sofort auffällt, wenn man das Spiel startet oder einen Blick auf den Trailer wirft, ist genau das: wie Harold Halibut aussieht. Denkt an Wallace und Gromit von Aardman Animation mit einer Prise Chicken Run und ihr seid auf dem richtigen Weg. Die Welt und die Charaktere des Spiels wurden in mühevoller Kleinarbeit in der Realität modelliert und dann in 3D in das Spiel eingescannt. Das Ergebnis ist ziemlich spektakulär – eine reichhaltige, greifbare Welt, die es geschafft hat, einen Animations- und Kunststil fast nahtlos zu übertragen. Harold Halibut spielt hauptsächlich auf dem Raumschiff FEDORA 1, 250 Jahre nach seiner Flucht von einer Erde, die kurz vor der Vernichtung steht, und konzentriert sich auf die Bewohner, die unter dem wachsamen Auge von „All Water“, einem Megakonzern, der jeden Winkel des gestrandeten Schiffes überwacht, ihrem täglichen Leben nachgehen.

Unklare Motive, sich wiederholende PR-Botschaften über Tannoys, die vollständige Kontrolle über das Röhrentransportsystem und ein archaisches Regelwerk, das von den Bewohnern blindlings befolgt wird, es hat alle Merkmale einer Beziehung mit viel mehr Geben als Nehmen. Für den titelgebenden Protagonisten Harold ist der Alltag das Maß aller Dinge, bis eine zufällige Begegnung mit einer Kopffüßler-ähnlichen Kreatur seine unmittelbaren Aussichten verändert und eine Suche nach dem Sinn des Lebens jenseits der Enge des Schiffes in Gang setzt.

Slow-Burner, den man lieben lernen muss

Angesichts einer neuen existenziellen Bedrohung arbeiten sowohl All Water als auch die abtrünnigen Wissenschaftler des Schiffes unabhängig voneinander, um den fast sicheren Untergang für alle an Bord abzuwenden. Da die Wissenschaftler das Leben auf der FEDORA 1 im Griff haben, folgt Harold Halibut einem Tag-Nacht-Zyklus, der von der Verfügbarkeit des bereits erwähnten Röhrensystems diktiert wird, das die verschiedenen Teile des Schiffes miteinander verbindet.

Es gibt den Labordistrikt, den Energiedistrikt und die Agora-Arkaden, die so etwas wie ein Drehkreuz sind, mit Geschäften, Essensständen und einer Bar, in der sich Harold und Co. treffen können. Jeder Tag verläuft in gewohnter Weise: Ihr habt Haupt- und optionale Aufgaben, auf die ihr über euer PDA zugreifen könnt, ein Handy-ähnliches System, mit dem man aktuelle Ziele anzeigen, Textnachrichten empfangen und natürlich Space Toast spielen kann. Diese Aufgaben erfordern in der Regel, dass ihr zwischen verschiedenen Gebieten hin- und herpendelt, um die Geschichte voranzutreiben, Bewohner zu treffen und ihnen Neuigkeiten zu übermitteln oder Gegenstände zu besorgen, oft auf Geheiß von Jeanne Mareaux, der wissenschaftlichen Leiterin des Schiffs. Ein anderes Mal sind es eher Harolds eigene Beziehungen und die Notwendigkeit, in dieser kleinen Gemeinschaft den Schein zu wahren. Diese Fetch-Quests sind dabei nicht immer sehr spannend, tragen aber sehr zur Welt und dem Kennenlernen der Bewohnenden bei.

Die große Stärke ist nicht das Gameplay

Die Bewegung selbst ist ein wenig mühsam, was angesichts des Animationsstils des Spiels durchaus Sinn macht. Wenn man ein Gespräch beginnt, muss man an Ort und Stelle einrasten, was ein wenig störend sein kann, aber auch das ist keine große Sache. Zu den Aufgaben kommen noch die Textnachrichten hinzu, kleine Informationshäppchen, die Harold von Zeit zu Zeit erhält, um die Erzählung nach Möglichkeit zu ergänzen. Obwohl sie als optional eingestuft werden, gibt es eine Reihe von Aufgaben, die sich organisch aus zufälligen Gesprächen ergeben und im Kontext des Aufbaus einer größeren Welt eine wichtige Rolle dabei spielen, den Hintergrund sowohl des Schiffes als auch der Personen auf dem Schiff auszufüllen. Viele dieser optionalen Aufgaben geben dem Ganzen mehr Substanz, da man besser versteht, warum die Charaktere so sind, wie sie sind, und wie die autokratischen Regeln, die All Water auferlegt hat, in der Praxis funktionieren – egal, wie seltsam das alles auch erscheinen mag.

In der Tat gibt es eine bestimmte Nebenaufgabe, die dies gut veranschaulicht und alle Merkmale dessen aufweist, was Harold Halibut mit seiner Erzählung zu erreichen versucht. Im Laufe der Geschichte begegnet ihr Buddy, dem treffend benannten Postboten des Bahnhofs. Während dieser Begegnungen stößt Harold ihn mit Fragen an, auf die er selbst nach Antworten sucht; Fragen über den Sinn des Lebens, über das Streben und letztlich darüber, wie und was man seine Bestimmung bestimmt. Die Nebenquest gipfelt in einer Art und Weise, die sehr bewegend ist und sie dient als roter Faden für die Themen des Spiels und die Beziehungen zwischen bestimmten Charakteren. Natürlich alles innerhalb der Grenzen der von All Water aufgestellten Regeln. Somit hängt Harold Halibut von seinen Charakteren ab und davon, wie empfänglich man als Spielender für ihre Nöte ist. Die meisten Sprecherleistungen sind hervorragend und es gibt einen tiefen Sinn für die Persönlichkeit, die in FEDORA 1 verwurzelt ist.

Fazit

Harold Halibut ist ein besonderes Videospiel. Nicht nur der unglaublich aufwendige Stil und wie dieser realisiert wurde tragen dazu bei, sondern auch das mit viel Liebe und verrücktem Quatsch gefüllte und dabei frische Setting. Das grundlegende Gameplay bleibt dabei zwar ziemlich zurück, aber bei einem Adventure kann man das locker verkraften.

Positiv:

+ toller, einzigartiger Grafikstil

+ unverbrauchtes Setting

+ viele merkwürdig interessante Charaktere

Negativ:

– kleinere Bugs

– langsames Pacing

– Spielablauf etwas repetitiv

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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