Review: Gungrave G.O.R.E. – Sperriges PS2-Spiel im Jahre 2022

2002 kam bereits schon das erste Gungrave heraus, welchem ein Anime und die Fortsetzung Gungrave: Overdose folgten. Doch dann wurde es still um die Reihe, bis das Projekt Gungrave G.O.R.E. bekanntgegeben wurde und nach einigen Hürden nun über das koeranische Entwicklerstudio Iggymob in den Handel kommt. Doch hätte es nicht lieber in der Versenkung bleiben sollen? Findet es in unserem Test heraus.

Altes Spiel in „neuem“ Gewand

Wäre das Leben von Brandon Heat, auch bekannt als der Protagonist von Gungrave G.O.R.E., anders verlaufen, wäre er vielleicht ein skrupelloser Krimineller geblieben, der für das Millennion-Verbrechersyndikat arbeitet. Doch wie das Schicksal es wollte, stand ihm eine grausame, schöne Zukunft bevor – denn sein Tod durch die Hand seines Freundes Harry McDowell führte direkt zu seiner Wiedergeburt als Killermaschine Beyond The Grave, einem Gothic-Helden mit massiven Waffen und einer Vorliebe für das Verteilen von Gedärmen. Damit hat es sich eigentlich auch schon mit der Story. Denn es gibt zwar eine relativ lange Zusammenfassung im Hauptmenü, die alle Geschehnisse bisher erzählt, doch dabei bliebt es eigentlich. Eine wirkliche Geschichte besitzt das Spiel nicht, Zwischensequenzen innerhalb des Spieles bestehen meistens daraus, dass Grave durch eine Tür geht oder irgendwo landet. Da er keinen Ton von sich gibt, werden ihr die gesamte Spielzeit von eurer nervigen Kollegin Quartz begleitet, die alle paar Minuten immer mal ein „Vorsicht Grave, hinter dir!“ brüllt. Doch abseits davon wird keine Geschichte, Spannung order irgendetwas transportiert. Und das muss es natürlich auch nicht immer. Wenn es stupide, brutale Action sein will, dann her damit. Aber dann muss das Gameplay Spaß machen.

Der R2-Trigger ist der eigentlich Hauptcharakter

Denn anders als in den meisten Shootern, könnt ihr beim Ballern nicht einfach den Trigger gedrückt halten, um zu schießen, sondern ihr müsst diesen hier die ganze Zeit für jeden Schuss wieder drücken. Ihr könnt mit einem massiven, leistungsstarken Gewehr (das wie eine Handtasche über Grave gespannt ist) auf Feinde schießen, mit Zwillingspistolen eine leichtere Herangehensweise wählen, mitreißende Nahkampfstöße ausführen oder eine Reihe von Spezialangriffen einsetzen, um ganze Gegnerhorden auszuschalten. In Bewegung ist es ein fließendes Orchester aus Blut und Eingeweiden, wenn Feinde in Graves Weg niedergemäht werden und Kugeln aus allen Richtungen fließen. Grave bewegt sich langsamer, als man es von einem Action-Shooter-Helden erwarten würde, aber eine flotte Sprung- und Mid-Dive-Schussmechanik sorgt dafür, dass er ausweichen kann, wenn er es muss. Ihr habt eure Waffen immer griffbereit und könnt es mit neuen Bedrohungen aufnehmen. Man schießt nicht einfach wild auf Feinde und hofft auf das Beste, sondern achtet auf Sichtlinien und Überraschungsangriffe, plant seine Bewegungen und die nächsten Ziele, während man Kugeln aufsaugt und methodisch jeden erledigt, der sich einem in den Weg stellt.

Es ist überraschend, einen schweren Charakter als Hauptprotagonisten in einem Genre zu haben, in dem normalerweise agile Bewegungen und schnelles Ausweichen im Vordergrund stehen, aber eine schnelle Gewöhnung an diesen Ansatz wird dazu beitragen, die Action von Gungrave G.O.R.E. am Laufen zu halten – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Graves schwerfälligen, bodenbasierten Angriffen müsst ihr euch daran gewöhnen, dass ihr die meiste Zeit auf eurem Platz stehen müsst und rollt, wenn ihr größeren Schaden vermeiden wollt, vor allem bei Bosskämpfen. Wirklich taktisch oder abwechslungsreich ist das aber nach der ersten zwei oder drei Stages einfach nicht mehr. Jedes Level spielt sich gleich, jede Auseinandersetzung, egal ob Boss oder Gegnermassen. R2 im Dauerfeuer, mal einen Skill, ausweichen oder Nahkampf, alles wiederholen. Noch dazu kommen wirklich unfaire Passagen. Ihr müsst zum Beispiel auf einem Zug ausharren, während dieser euch langsam vorwärts bringt, müsst dabei aber eine hohe Frequenz an Raketen abwehren, die euch sofort in die Tiefe stürzen. Dies führt zum Game Over, mehreren Ladesequenzen und das Ganze beginnt von Vorne. Generell ist so viel vom Spieldesign einfach frustrierend, altbacken und öde.

Keinerlei Abwechslung in allen Bereichen

Doch sieht es zumindest gut aus oder ballert der Soundtrack einen so richtig durch die Level, wie in den letzten Doom-Spielen? Zunächst gefiel mir der dreckige Look und die viel zu große Knarre auf dem Rücken von Grave. Auch der Soundtrack hat ein paar coole Stücke, wie einen mit Lyrics versehenen Rock-Song, der an Devil May Cry erinnert. Doch dieser kommt innerhalb einer Stage einfach in jedem Kampf und beginnt dabei auch immer erneut und die Übergänge zur Musik außerhalb der Kämpfe sind dabei einfach billig. Und leider blieb es bei dem einen Song, denn dieser kommt in allen folgenden Kapiteln nicht wieder vor und kann auch nicht ersetzt. Doch was dem Spiel auch hier wieder das Genick bricht, ist die fehlende Abwechslung. Die immer gleichen steifen Animationen aller Figuren, die sinnlosen kleinen Zwischensequenzen, die öden Level mit Namen wie „Hinterhof der Marktstraße 1“, die auch so uninspiriert wie der Name ausfallen. Stupide und stumpfe Action kann wirklich Spaß machen und ist für eine kurzweilige Runde immer cool. Aber mit so einer Lieblosigkeit kann ich dem leider nichts abgewinnen.

Fazit

Gungrave G.O.R.E. will zurück in alte Tage der PS2. Mit stumpfsinniger Action, vergesslicher Story und einem stillen Helden mit Megawumme auf dem Rücken. Leider passiert dies hier mit einer derartigen Langeweile und Repetition von immergleichem Gameplay, das man den Titel wirklich nur wenigen empfehlen kann.

Gungrave G.O.R.E. erscheint am 22. November 2022 für PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox Series, Xbox One und PC.

Positiv:

+ stumpfe, brutale Balleraction

+ drei spielbare Charaktere

+ läuft jederzeit flüssig

+ viele bildschirmfüllende Skills

+ Locations in und um mehreren Städten

Negativ:

– steife Animationen

– abwechslungsarmes Gameplay

– Story findet nicht statt

– ödes Leveldesign

– Sprungpassagen sind durch ungenaue Steuerung die Hölle

– langwierige Checkpoints

– (Triggergehämmere kann zu tauben Fingern führen)

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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