Sony hat sich inzwischen fest dazu entschlossen, ihre Hits nach und nach auf den PC zu bringen. Das hat bei God of War aus dem Jahr 2018 schon gut funktioniert und wir prüfen, ob der Nachfolger Ragnarök aus 2022 das auch leisten kann.
Wenn Griechenland nicht mehr groß genug war
Der Antiheld und Ex-Kriegsgott Kratos hat seit dem Beginn der gesamten Serie mehr oder minder ganz Griechenland und dessen Pantheon in Schutt und Asche gelegt. Daraufhin hat es ihn in den hohen Norden verschlagen, wo er sich dann mit den nordischen Göttern angelegt hat. Da auch das nicht ohne Tote ausging, hat er es sich mit Freya, Thor und Odin verscherzt. Das gilt ebenfalls für seinen Sohn Atreus, den er als alleinerziehender Vater in God of War (2018) in diese Fehde mit hineinzieht.
Ragnarök schließt storytechnisch annähernd nahtlos an und das Vater-Sohn Duo steht vor der Aufgabe die Götterdammerung aufzuhalten. Atreus ist inzwischen ein Teenager, während Fimbulwinter begonnen hat. Diese Eiszeit stellt in der nordischen Mythologie einen von vier Vorboten von Ragnarök dar. Doch trotz dieser gemeinsamen Aufgabe, bleibt die Situation der beiden angespannt. Denn durch einige Geheimnisse der Mutter des Jungen, bleibt vieles im Dunkeln, was Atreus Kräfte, Abstammung und Schicksal angeht. Diese Prämisse bildet einen hervorragenden Hintergrund für den weiteren Verlauf der Story. Wer den direkten Vorgänger nicht gespielt hat, dem sei dringend geraten einen Blick darauf zu werfen, denn die kurze Zusammenfassung aus dem Hauptmenü des Spiels reicht nicht aus, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Kriegsgott bleibt Kriegsgott
In Sachen Gameplay bleibt man zunächst dem Vorgänger treu und Kratos prügelt sich mit Chaosklingen und Axt übermächtig durch die Gegner hindurch. Standardgegner sind nur in höheren Schwierigkeitsgraden eine Herausforderung, sobald man das Block/Pariersystem verstanden hat. Spannend wird es dann bei Bosskämpfen und im weiteren Verlauf der Story, bei der klar wird, dass es diesmal mehr verschiedene Gegner und auch wesentlich mehr Dynamik in den Kämpfen gibt. Natürlich unterstützt Atreus seinen Vater wieder mit Pfeil und Bogen. Außerdem wird ab und an auch gewechselt und man darf den Nachwuchs spielen.
Doch neben den Kämpfen gibt es ebenso wieder einige, für ein Actionspiel, durchaus kreative Rätsel und jede Menge Dialog in Zwischen- und Spielsequenzen. Hier überzeugt God of War Ragnarök mit perfekter englischer Synchronisation und auch wenn die deutschen Sprecher keinesfalls schlechte Arbeit geliefert haben, so ist die Originalfassung auf einem perfekten Niveau. Egal ob Odin leichte Enttäuschung hören lässt, weil er zu viel Met ausgeschenkt hat oder Atreus Unsicherheit in Zorn gegenüber einer Entscheidung seines Vaters umschlägt. Alles klingt hervorragend, glaubwürdig und reißt emotional mit. Dazu kommt noch die ebenso hervorragende Mimik der Figuren, die das Ganze noch unterstützt.
Weiterentwicklung auf allen Ebenen
Wie aus dem Vorgänger bekannt, sammelt man Erfahrungspunkte, um neue Skills freizuschalten. Gleichzeitig kann man auch seine Waffen verbessern und muss dazu Ressourcen in der Welt sammeln. Das ist recht organisch ins Spiel eingebaut und es fühlt sich die meiste Zeit nicht wie eine Fleißaufgabe an, auch wenn man die ein oder andere Truhe schon suchen muss. Da man aber auch andere Sammelitems entdeckt und diese Storyelemente erklären bzw. (mythologische) Backgroundinfos liefern, ist das alles halb so wild. Wenn doch nur alle Sammelorgien mancher Spiele so integriert in die Welt wären.
Und das alles wird in einer packenden Erzählung verpackt. Manchen Spielern könnte dabei zwar die Geschwindigkeit zu langsam sein, aber das ist nur Geschmackssache. Zudem auch davon abhängig, ob man sich in den Nebensträngen verliert oder nicht. Alles in allem kommt man so auf ca. 50h, wenn man sich auf 100% versteift. Das ist für ein Spiel ohne Open World und Storyfokus mehr als genug.
Das Spiel überzeugt, der Port auch?
Nachdem wir also nochmal runtergebetet haben, weshalb God of War Ragnarök zurecht solch fantastische Bewertungen eingeheimst hat, kommen wir nun zum PC Port. Und was sollen wir sagen? Auch hier wurde ganze Arbeit geleistet. Wer mit der richtigen Hardware aufkreuzt, muss endlich nicht mehr zwischen Optik und Performance entscheiden, wie das noch auf der Playstation 5 der Fall war. Aber „richtige Hardware“ heißt in dem Fall auch teure Hardware. Wer alles aufdrehen will, der sollte schon eher am High End arbeiten. In jedem Fall sollte man vor dem Kauf die Hardwarevoraussetzungen prüfen.
Um ein bisschen Last von der Grafikkarte zu nehmen, gibt es die Supersampling Varianten von Nvidia (DLSS), AMD (FSR) und Intel (XeSS) um mehr Frames bei kleinstmöglichem Grafikverlust herauszuholen. In jedem Fall hat das Spiel nie besser ausgesehen. Nur der Zwang zum PSN Account sowie kleinere Fehler (für die es schon erste Updates gibt) stoßen sauer auf.
Fazit
Ein Spiel, das derart mit Awards und Bestwertungen überhäuft wurde, muss bestmöglichst auf andere Plattformen übersetzt werden. Santa Monica Studios hat genau das geschafft. Diese Version von God of War Ragnarök nimmt ein hervorragendes Spiel und gibt ihm mit einer sinnvollen Portierung eine überragende Optik + Performance, die richtige Hardware vorausgesetzt. Nur warum Sony weiterhin am PSN Zwang festhält, erschließt sich uns nicht und sorgt für Reviewbombing auf Steam, bei einem ansonsten makellosen Spiel.
Positiv
- Hervorragende englische Sprecher
- Abwechslungsreich
- Keine Durchhänger
- Optisch und akustisch höchstes Niveau
- Grundsätzlich sehr guter Port für den PC, dessen kleine Makel bereits mit Updates behoben werden
Negativ
- Hardwarehungrig
- PSN Account
- In-game Menüs sind etwas umständlich
- Die Storyzusammenfassung ist nutzlos, wenn man den Vorgänger nicht gespielt hat
- Schlauchlevels werden zwar hübsch kaschiert/integriert, aber bleiben Schlauchlevels