Review: Fire Emblem Engage – Ein solider Ableger mit einer großen Portion Nostalgie  

Engage! Oder zu deutsch: Bündnis! Das sind die Schlagworte, die das neue Fire Emblem umschreiben. Denn in diesem Ableger, der das mittlerweile 33-jährige Bestehen der Reihe würdigt, gibt es ein Wiedersehen mit den legendärsten Helden der Reihe. Doch reichen diese auch aus, um Engage zu einem guten Ableger zu machen oder verlässt man sich diesmal zu sehr auf den Nostalgiefaktor? Unser Preview hat bereits eine Vorgeschmack geboten,  doch die Antwort auf diese Frage liefern wir euch jetzt in unserem Review zu Fire Emblem Engage!

Handlung Prädikat: 0815

In unserem Preview sind wir bereits auf die Grundzüge der Story eingegangen. Diese überrascht nach rund einem Drittel mit einem spannenden Twist. Danach fängt Fire Emblem Engage sozusagen erst richtig an, verliert hinten raus aber leider ein wenig den Faden. Bei der Erzählweise der Story fehlt die letzte Konsequenz. Die Immersion bricht da man sich augenscheinlich nicht einem höheren FSK Rating annähern wollte. Das nimmt dem Ganzen ein wenig die Fallhöhe und Spannung. Fragwürdige Writing-Entscheidungen zögern zudem das nahende Finale heraus, das zu allem Überfluss nach der typischen Fire Emblem Formel abläuft. Leider gehört man diesmal zur eher schlechteren Sorte. Das Ruder rumreißen können da maximal die Embleme, denn die Protagonisten tun das nicht.

Diesen bietet man über den gesamten Spielverlauf wenig Platz zur Entfaltung. Vieles wirkt zu generisch, die meistens Designs aus dem Standardbaukasten. Hier kann man lediglich die Charaktere des Königreichs Elusia lobend hervorheben, wo man sich optisch ordentlich Mühe gemacht hat. Die Handlung hingegen konzentriert sich auf Fortschritt und klappert die verschiedenen Königreiche flott ab. Wo in den früheren Teilen Unterstützungsgespräche ein Highlight waren, verkommen sie hier zum belanglosen Smalltalk. Anstatt interessiert mitzuhören erwischt man sich hinten raus beim Überspringen der Dialoge. Das raubt den einzelnen Figuren erneut viel Tiefe und Entfaltung, man fiebert nicht mehr mit. Ein Umstand den Three Houses viel besser gelöst hat, ein Rückschritt leider.

Kampfsystem „Sehr gut“ mit Abzügen

Während die Handlung in Fire Emblem Engage nur zu Beginn zu glänzen weiß, so punktet das Kampfsystem auf ganzer Linie über den gesamten Spielverlauf! In regelmäßigen Abständen erweitern neue Embleme euer Repertoire und eröffnen neue Kombinationsmöglichkeiten. Hier muss man sich ein wenig durchprobieren, um das optimale Team zu finden. Hat man aber ein durchschlagkräftiges Bündnis gefunden, dann geht es den Feinden ordentlich an den Kragen. Jeder der legendären Helden verfügt über einen, einmal pro Bündnis einsetzbaren Spezialangriff. So kann sich zum Beispiel Celica für einen verheerenden Angriff auf dem Schlachtfeld teleportieren, Leif hingegen greift seinen Gegner gleich viermal an. Gut getimt geht es da selbst den mehrfachen Lebensleisten eines Bosses innerhalb eines Zuges an den Kragen. Leider stimmt nicht ganz die Balance unter den Emblemen. Zwar nimmt man jeden Statusbonus der Helden gerne mit, so richtig nützlich sind aber nur ca. zwei Drittel der Spezialmanöver… oder wir haben im Zuge unseres Reviews einfach nicht die optimale Kombination gefunden.

Doch nach all den Lobesworten fragt ihr euch bestimmt, warum denn das Sehr gut mit Abzügen? Hier ist die Antwort schnell gefunden. Denn besonders in den letzten Kapiteln wird beim Schwierigkeitsgrad ein bisschen geschummelt. Während euch die gut platzierten gegnerischen Einheiten ohnehin Kopfzerbrechen bereiten, gibt es oftmals unliebsame Überraschungen. Ist nämlich ein gewisses Feld in der Karte überschritten, spawnen von allen Seiten gegnerische Einheiten. Und das nicht nur einmal sondern mitunter bis zu fünf Runden oder mehr in Folge. Ab diesem Zeitpunkt beginnt ein wahrer Überlebenskampf eurer Einheiten, die auch ordentlich an den zehn Ladungen des Zeitkristalls zehren. Wer zu diesem Zeitpunkt nicht das empfohlene Levelcap um ein paar Stufen überschritten hat, der wird wohl frustriert den Neustart anstreben müssen. Zumindest behält man im Falle eines Game Overs die gesammelte Erfahrung, Glück im Unglück.

Abhängen im Somniel, Langeweile im Endgame

In unserem Preview haben wir das Somniel als eure Hauptbasis bereits in seinen Grundzügen beschrieben. Im weiteren Verlauf des Spiels und mit zunehmender Truppengröße erweitert sich auch dort das Angebot. Zahlreiche Geschicklichkeitsspiele vervollständigen dort die Liste an Nebenaktivitäten dort. Als Belohnung winken Fragmente, die in Emblem-Ringe investiert werden können, oder auch in die Waffengravur. Denn jedes Emblem lässt sich in eine Waffe aus eurem Sortiment gravieren, um deren Attribute zu verbessern. Ebenfalls verbessern könnt ihr diese mit Materialien rund um Eisen oder Stahl. Bis zu fünfmal kann dadurch das jeweilige Objekt erhöht werden, was sich besonders hinten raus als sehr nützlich erweist. Wer dabei lediglich die Story spielt, dem wird es aber schnell an Ressourcen mangeln. Diese erhaltet ihr in Gefechten auf der Weltkarte, die zahlreich erscheinen und auch zum Leveln sehr sinnvoll sind. Doch Obacht, denn die K.I. schenkt euch in diesen Nebengefechten absolut nichts, sondern ist zum Teil noch unbarmherziger als während der Handlung. 

Doch was tun, wenn der Abspann über den Bildschirm flimmert? Eine gute Frage, denn ein richtiges Endgame gibt es leider nicht. Weder neue Aktivitäten, noch Spezialmissionen erwarten euch nach dem Durchspielen. Perfektionisten können noch ihre ultimative Truppe zusammenstellen, Ranglisten mit anderen Spielern durchsehen oder ihr Können online unter Beweis stellen. Diese Online-Funktionen betreffen zum einen die Staffelprüfungen, wo ihr euch gemeinsam mit anderen Spielern im Koop durch verschiedenste Karten kämpfen könnt. Die Dimensionsprüfungen hingegen laden zum indirekten PVP ein, das ähnlich abläuft wie bei Fire Emblem Fates auf dem Nintendo 3DS. Auf eigens erstellten oder vorgefertigten Karten stellt ihr euch dort der besten Aufstellung eurer Kontrahenten. Hier müsst ihr jeweils eine Truppe zur Verteidigung und eine zum Angriff bereitstellen. Dementsprechend wollen die Einheiten bedacht ausgewählt werden, um die zwei besten Aufstellungen zu finden. Wer aber offline nach zusätzlichen Beschäftigungen sucht, den müssen wir enttäuschen. Der Anreiz für einen neuerlichen Spieldurchgang ist deswegen auch kaum gegeben.

Fazit

Fire Emblem Engage verpasst es leider, so zu brillieren wie sein Vorgänger Three Houses. Dabei war der Schritt zurück zu den Wurzeln der Reihe gar kein schlechter. Vor allem das Kampfsystem weiß dank den Emblemen zu begeistern, das Wiedersehen mit Marth und Co. ist gelungen. Leider schmälern die unspektakuläre Story, deren generischen Charaktere und der fehlende Endgame-content das Spielerlebnis hinten raus sehr.

Positiv:

+ Sehr gutes Kampfsystem

+ Die Embleme bringen viel Abwechslung und Kombinationsmöglichkeiten mit sich

+ Viele gut inszenierte Zwischensequenzen

+ Alle Gespräche voll vertont in Englisch und Japanisch

Negativ:

– Die Handlung ist nicht spannend, es fehlt die letzte Konsequenz

– Die Charaktere sind zu generisch, es mangelt an Tiefe und Identifikation

– Kaum Endgame Content, kein Wiederspielwert

– Erweiterungspass direkt zum Release

Fire Emblem Engage erscheint am 20.Jänner 2023 exklusiv für Nintendo Switch.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz

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