Review: Fatal Fury – City of the Wolves – Kann Cristiano Ronaldo South Town retten?

Nach langen 26 Jahren bekommt Garou: Mark of the Wolves endlich einen Nachfolger in Form von Fatal Fury – City of the Wolves. Wir haben uns das Machwerk von SNK in der PC Version zu Gemüte geführt und sind etwas zwiegespalten. Mehr dazu in unserem Test.

Zurück in South Town

Das Hauptmenü empfängt euch in einem Comicbuchstil, dass Hauptbereiche wie Online, Offline und Settings in Panels unterteilt. Stilistisch gefällt uns das sehr gut. Leicht getrübt wird dieser erste positive Eindruck aber durch die etwas träge Menüsteuerung, die aber in der Beta wesentlich schlimmer war. Hier wurde also nachgebessert, aber manchmal hakt es noch.

An Modi wird dafür die in Fighting Games übliche Auswahl geboten. Wer sich direkt gegen die AI in den Kampf stürzen will spielt Arcade, wer sich vorher schlau macht, der geht in Richtung Tutorial und Practice Mode, hinter dem sich auch Combotrials, Survival und Time Attack verbergen. Und sich mit Freunden offline kloppen geht natürlich auch. Hier hat man auch besondere Modi bzw. Modifikationen ermöglicht, sodass man z.B. mit immer voller Power Gauge ( = Super Meter) spielen kann. Online gibt es ranked und casual Matches, wie man das von allen anderne Titeln gewohnt ist.

Episodes of Southtown

Der Zentrale Singleplayermodus ist aber Episodes of South Town oder kurz EOST. In diesem Modus wählt man einen der 17 Charaktere durch Kämpfe in der Stadt führt. Diese wählt man auf einer 2D Übersichtskarte aus und bekommt Quests sowie die dazugehörige Story über Textboxen mitgeteilt. Hier hat man sich eindeutig an Street Fighter 6 orientiert, die mit ihrem World Tour Modus einen ansprechenden Singleplayermodus geschaffen haben. In beiden Spielen kann man nämlich seine Charaktere aufleveln, neue passive Fähigkeiten freischalten und muss in Kämpfen mit speziellen Bedingungen siegreich hervorgehen.

Diesen direkten Vergleich verliert Fatal Fury CotW leider deutlich. EOST wirkt lieblos und eher wie eine Fleißaufgabe. Die Präsentation in den Textboxen wird nach kurzer Zeit nur nervig, da es wenig optische Auflockerung gibt und nichts vertont wurde. Auch der Fakt, dass sich das Spiel in Sachen Humor nicht allzu ernst nimmt, rettet die dröge Präsentation nicht.

Dadurch ist EOST nur eine nette Dreingabe, aber kein wirklicher Kaufgrund mit Langzeitmotivation. Fans der Serie können in diesem Modus aber zumindest Artworks freischalten und bekommen Interaktionen der Charaktere untereinander zu lesen. Insgesamt ist aber der Arcade Mode zu bevorzugen, der die eigentliche Story vorantreibt. In Comicbild ähnlichen Sequenzen, die minimal animiert sind, wird die Geschichte von Geeses Nachfolge in einem Turnier erzählt. Wer also unbedingt wissen will, wie es mit Terry, Rock und co weitergeht, wird hier seine Freude haben.

REV It up – Gameplay on point

Aber all das ist egal, wenn das Gameplay nicht stimmt. Und hier können wir Entwarnung geben. Fatal Fury – City of the Wolves spielt sich grundsätzlich sehr, sehr gut. Kern des Systems ist das REV Meter, das ebenso eindeutig von Street Fighter 6 Drive Meter inspiriert ist. Unter anderem Rev Arts (verstärkte Special Moves), Rev Blows (Armor Moves) und verbessertes Blocken, dass den Gegner weiter wegschiebt, sind alle vom REV Meter abhängig. Wer es übertreibt und das Meter bis zum Anschlag füllt, muss bis zur automatischen Entleerung auf alle diese Techniken verzichten, ähnlich wie der Overheat Status in SF6.

Es handelt sich trotzdem spürbar um einen SNK Titel und keine stumpfe Kopie. Die Kämpfe sind dynamisch, es gibt die SNK typischen kurzen Sprünge und hinter den Attacken steckt ein Haufen „oomph“. Für Anfänger gibt es auch einen „Smart Style“, der Special Moves einfacher zum Eingeben macht, aber schränken dafür die Möglichkeiten ein. Nur im „Arcade Style“ hat man daher die volle Kontrolle. Die Tutorials und der Mission Mode sind zwar ein Einstieg für absolute Anfänger, hätten aber durchaus mehr Inhalt haben dürfen. Das alte Leid, dass Fighting Games einen schwierigen Einstieg haben, löst Fatal Fury – CotW daher leider auch nicht.

Fragwürdige Designentscheidungen mit Ursprung in Saudi Arabien?

Wie bereits erwähnt gibt es zum Start ein Roster von 17 Charakteren, das eine Mischung aus Fatal Fury Veteranen, neuen Protagonisten und zwei Gastcharakteren beinhaltet. Wir hatten beim Durchprobieren sehr viel Spaß, müssen allerdings auch betonen, dass die zwei Gastcharaktere für uns völlig deplatziert wirken. Namentlich handelt es sich dabei um Fußballstar Cristiano Ronaldo und DJ Salvatore Ganacci. Beide sind zwar spielerisch nicht schlecht, wirken aber in South Town völlig deplatziert und insbesondere Salvatore verhält sich mit seinen Moves und in EOST wie ein Joke Charakter. Ronaldo steht dagegen sowohl im Arcade als auch im EOST Modus nicht einmal zur Verfügung.

Gastcharaktere in Fighting Games sind ja eigentlich auch nichts Neues, bedienen sich aber im Normalfall bei anderen Fighting Game Franchises, anderen Videospielen oder wenn es ganz hoch kommt bei fiktiven Charakteren aus Filmen/Serien (z.B. Negan aus The Walking Dead in Tekken 7 oder diverseste Charaktere in Mortal Kombat). Eine komplette Übernahme von real existierenden Menschen als sie selbst, ist dagegen neu und wirkt leider unpassend. Beide kamen völlig überraschend in den Start Roster und man geht davon aus, dass Mohammed bin Salman hier eine Rolle gespielt hat. Denn diesem gehört die Misk Foundation, die 2022 die Kontrolle über SNK übernommen hat. Beide Gaststars stehen der saudischen Königsfamilie nahe. Diese Entwicklung steht auch dem Ausspruch von  SNK Producer Yasuyuki Oda entgegen, der in 2022 meinte, die Übernahme würde keinen Einfluss auf die Spieleentwicklung nehmen.

Da aber bereits die ersten fünf DLC Charaktere bekannt sind, muss man nicht mit weiteren unpassenden Figuren rechnen. Im Zeitraum von Sommer 2025 bis Anfang 2026 werden, in dieser Reihenfolge, Andy Bogard, Ken aus Street Fighter, Joe Higashi, Chun-Li aus Street Fighter und Mr. Big erscheinen. Das klingt dann auch viel versöhnlicher. Dennoch hätten wir uns von alten Hasen wie SNK, selbst bei so seltsamen Gaststars, eine reibungsfreiere Umsetzung gewünscht.

Technisch gibt’s dafür nichts zu meckern und Klone sind wohl gekommen um zu bleiben

In Sachen Soundtrack und Grafik sind wir dafür sehr zufrieden. Die Wahl des comichaften Grafikstils passt bis auf die zwei genannten Charaktere super und auch die akustische Untermalung macht Spaß. Ein tolles Feature ist dabei auch die Möglichkeit die Musik mittels Playlists gezielt auszuwählen, die auf jeder Stage läuft. Dieser Jukeboxmodus hat zudem auch Musik aus anderen SNK Franchises zur Verfügung, was für Fans natürlich super ist. Ob man jetzt „11 weltbekannte DJs“ für den Soundtrack gebraucht hätte, steht auf einem anderen Blatt, aber das was dabei herausgekommen ist, gefällt.

Wem seine Charaktere farblich nicht zu Gesicht stehen, der darf im Color Edit Modus seine Kreativität freien Lauf lassen und das Kostüm der Kämpfer umgestalten. Gänzlich neue Klamotten wird es wohl aber nur als DLC geben. Zumindest Terry bekommt in der Deluxe Edition einen weiteren Eintrag im Kleiderschrank

Ein überraschendes Feature wollen wir zum Schluss noch erwähnen. Ähnlich wie Tekken 8 (dort Ghost genannt) wird es Klone geben, die Analysieren wie man spielt und so ein AI Abbild erschaffen. Ob das wirklich gut funktioniert, wird sich erst nach Release zeigen, da die Daten über Online Matches Zustandekommen. Unsere Hoffnung ist, dass diese Klone etwas menschlicher spielen, denn ein großes Manko der normalen CPU ist es, dass diese sich manchmal zu perfekt bzw. zu gleich verhält. Andere Titel besitzen hier organischeres Verhalten ihrer Computergegner.

Fazit

Selten hat uns ein Fighting Game so zwiegespalten hinterlassen. Am Gameplay selbst gibt es nichts zu rütteln und ein SNK Spiel, dass nicht so komplex wie die King of Fighters Serie ist, ist mehr als willkommen. Auch über Grafik und Sound wollen wir nicht meckern. Überall anders jedoch fehlt es am letzten Schliff. Sei es der Episodes of South Town Modus, der sehr lieblos und wie eine Aufgabenliste wirkt oder die wenigen Combotrials pro Charakter. Die Echtwelt-Gaststars sind zudem völlig deplatziert und wirken wie Fremdkörper im Roster. Als reines Multiplayer Versus Spiel sowohl off- als auch online kann man als SNK Fan zugreifen. Wer aber Singleplayer Content wie bei Mortal Kombat, Tekken oder Street Fighter wünscht, sollte sich das gut überlegen.

  • Das Gameplay selbst ist hervorragend und macht eine Menge Spaß
  • Sound und Grafik passen sehr gut zum Spiel
  • Fanservice in Form des Jukeboxmodus und freischaltbaren Artworks
  • Unsere kurze Online Erfahrung war besser als in der Beta und lief flüssig, selbst über größere Distanzen
  • Cristiano Ronaldo und Salvatore Ganacci als spielbare Charaktere wirken wie bestellt und nicht abgeholt
  • Der zentrale Singleplayermodus Episodes of South Town ist lieblos umgesetzt
  • Teilweise unrunde Menüführung
  • CPU Gegner handeln sehr mechanisch
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Written by: Steve Brieller

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