Marvelous‘ Strategie-Actionspiel Farmagia hat leider nicht das beste Marketing erfahren und kam in einer sehr dicht besetzten Zeit voller Spiele raus. Nach der ersten Ankündigung hat praktisch niemand über das Spiel gesprochen oder es überhaupt wahrgenommen. Und ich kann das verstehen, ich selbst habe es auch nicht anders gesehen, wenn auch der unverkennbare Stil des Mangaka Hiro Mashima mich dennoch am Spiel weiter interessierte. Doch lohnt es sich? DUser Test sollte nun aufklären können.
Charmante Story mit unterdurchschnittlicher Präsentation
Farmagia ist überraschend storygetrieben und legt viel Wert auf Charakterentwicklung. Das Ganze spielt in der Fantasywelt des Unterwelt-Landes Felicidad. Nach dem Tod des Herrschers übernimmt Glaza, ein Mitglied der Elitegruppe Oracion Seis, die Kontrolle und errichtet ein totalitäres Regime. Glaza ist der Kopf dieser Unterdrückung, aber es formiert sich Widerstand. Hauptcharakter Ten und seine Freunde tun sich zusammen, um wieder Frieden in die Welt zu bringen. Diejenigen, die in dieser Welt mit Monstern kämpfen und sich mit ihnen synchronisieren können, werden „Farmagia“ genannt – eine besondere und ziemlich seltene Fähigkeit. Das Spiel enthält häufig Cutscenes mit wunderschöner Charaktergrafik von Fairy Tail-Schöpfer Hiro Mashima. Die Designs sind vertraut und machen die Charaktere leicht einprägsam, ein tolles Extra für Mashima-Fans. Eine große Überraschung: Praktisch jede Story-Cutscene ist vollständig vertont, auch auf Englisch. Die Synchronsprecher liefern durchweg starke Performances, und die Vertonung bleibt auch über längere Szenen hinweg konsistent, was sogar das Bonding-System umfasst.
Ten geht im Verlauf der Story zeitlich begrenzte Pakte mit sogenannten Elementals ein, attraktiv gezeichnete, meist weibliche Wesen, die natürlich wie die anderen Werke des Mangaka häufig viel Fanservice bieten. Nachdem sie in der Story eingeführt werden, könnt ihr durch Missionen und Geschenke die Bindung zwischen ihnen und Ten verstärken, was zu langen, voll vertonten Cutscenes führt, die ihre Persönlichkeit, Wünsche und Herausforderungen gut zeigen. Die englische Vertonung ist wirklich herausragend und eine der besten, die ich seit langem gehört habe. Farmagia hat allerdings beim Schreiben auch Schwächen: Hauptcharaktere sind gut ausgearbeitet und sorgen für humorvolle und emotionale Szenen, aber die Einführung der Welt und der Story-Elemente wirkt manchmal schwach. Oft sind Figuren im Raum, die theoretisch wissen sollten, worüber sie sprechen und dennoch zur Erklärung für die Spieler unwissend tun. Dieser Makel tritt hauptsächlich in der ersten Hälfte auf, aber insgesamt haben die Interaktionen zwischen den Charakteren das mehr als wettgemacht.
Ein einzigartiger Gameplay-Mix
In puncto Gameplay hat Farmagia einiges zu bieten. Es gibt eine Farming-Komponente, die aber wirklich nur ein paar Minuten pro Tag dauert. Ihr tilgt Felder, sät Samen und gießt einmal täglich – das war’s. Es ist eine nette Abwechslung und kein endloser Management-Aufwand wie in vielen anderen Spielen dieses Genres. Das sorgt für einen guten Rhythmus, bei dem sich Farming, Aufzucht und das Erkunden von Labyrinthen abwechseln. Auf der Farm zieht Ten dann seine Monster auf, indem er ihnen gezielte Materialien für das Training gibt, wobei jede Monsterart auf bestimmte Attribute fokussiert ist. Diese Trainingsrunden lassen sich nicht einfach unendlich oft wiederholen, denn für jedes Level-Up benötigt man bessere Materialien oder mehr Geld. Der Hauptteil des Gameplays findet aber in den Labyrinthen statt. Diese bestehen aus hintereinander gereihten Monster-Arenen, in denen ihr euer Team aus vier Monstertypen steuert. Hier setzt Farmagia auf ein actionsreiches Kampfsystem, bei dem der Charakter mitten im Kampfgeschehen steht, zusammen mit seinen Monster-Alliierten. Das Parieren spielt hier eine große Rolle: Greift ein Monster mit einem gelben Blitz an, kann man das parieren und dadurch die Abwehr des Gegners schwächen. Rote Angriffe hingegen kann man nur durch Ausweichen oder einen besonderen Parier-Move abwehren.
Die Monster haben jeweils eigene Spezialfähigkeiten, die im Kampf ausgelöst werden können, um kurzzeitig starke Angriffe auszuführen. Zudem können die Monster fusionieren, um für kurze Zeit zu einem stärkeren Wesen zu werden, das ihr vor dem Kampf auswählt. Viel vom Erfolg in Farmagia hängt von der guten Balance zwischen Farmarbeit und Monsteraufzucht ab, denn beide spielen eine zentrale Rolle. Trotz des simplen Konzepts bietet das Gameplay ein unglaublich fesselndes Kampfsystem. Das Parieren fühlt sich extrem befriedigend an und obwohl der Schwierigkeitsgrad eher moderat ist, fordert er durchaus eure Aufmerksamkeit. Die Labyrinthe selbst sind im Prinzip Kampfarenen ohne großen Erkundungsfaktor. Man kann zwar den Weg durch verschiedene Räume wählen, aber diese Wahl ist minimal und beeinflusst nur temporäre Aufwertungen für das aktuelle Labyrinth. Die Kämpfe fühlen sich trotzdem befriedigend an und sind eine großartige Erfahrung, es ist schade, dass Trailer oder Videos das nicht richtig transportieren können.
Fazit
Farmagia entpuppt sich als echte Überraschung und weiß mit dem wirklich besonderen Mix aus Farming, Monster-Taktik und Action-Gameplay zu überzeugen. Die Charaktere und die Welt kommen für Fans der Werke von Hiro Mashima nochmal besser zur Geltung, wenn auch die Präsentation arg zu wünschen übrig lässt.
Positiv:
+ toller Gameplay-Mix
+ Farming und Fusionieren für neue Monster motiviert
+ unverkennbarer Artstyle
+ komplett in englisch vertont
Negativ:
– fast alle Sequenzen nur in Standbildern
– gleichbleibende Dungeons
– Welt und Story nicht voll ausgereift