Review: Fairy Tail – Feuer frei für die chaotischste Magiergilde der Welt

Haben Feen Schwänze? Existieren sie überhaupt? Ein ewiges Rätsel, ein ewiges Abenteuer. Das ist die Geschichte hinter dem Namen der berühmten Magiergilde Fairy Tail, die im gleichnamigen Manga und Anime von August 2006 bis Juli 2017 Fans massenhaft begeisterte. Hauptverantwortlich dafür waren die sympathischen Helden, allen voran Drachentöter Natsu Dragneel und sein kleiner Sidekick, die süße Katze Happy, sowie die quirlige Stellarmagieren Lucy Heartfilia. Gemeinsam mit ihren Freunden, ebenfalls Mitglieder von Fairy Tail, erlebten sie zahlreiche Abenteuer die in 545 Manga-Kapiteln, 328 Anime-Episoden und sogar in zwei Kino-Filmen zu bestaunen waren. Lediglich ein Videospiel-Ableger stand bislang nicht zu Buche, was letzten Endes Herausgeber KOEI TECMO auf den Plan rief, die in ihrer jüngsten Vergangenheit vor allem für die Umsetzung von Attack on Titan viel Lob ernteten. Ob dieses Kunststück nun auch mit Fairy Tail gelungen ist, das verraten wir euch jetzt in unserem Review!

Auch Natsu ist bereit für unser Review!

Der Aufstieg von FAIRY TAIL in Fiore

Die Vorlage von Fairy Tail handelt nicht nur vom Aufstieg der sympathischen Magiergilde, sondern resultierte zum Schluss auch in der Rettung eines gesamten Kontinents vor feindlichen Invasoren. Dass all diese Geschichten den Umfang des Spiels sprengen würden, das war man sich augenscheinlich auch bei den Entwicklern von Gust Co. Ltd. bewusst. Deshalb wurde ein Zeitpunkt für den Einstieg gewählt der einiges an Vorkenntnisse benötigt, nämlich dem großen Finale des Tenrou Island Arcs, wo der Anführer der dunklen Gilde Grimoire Heart Hades als ein kleines Tutorial für das Kampfsystem herhalten muss. Der eigentliche Fokus fällt in weiterer Folge auf die beiden Arcs rund um die großen magischen Spiele und um die Schlacht gegen die Dämonen von Tartaros, die storytechnisch die zweite Hälfte im Manga bis kurz vor den finalen Arc einleiten.

In dieser Form laufen Gespräche in der Regel eher unaufgeregt ab.

Erzählt werden all diese Geschehnisse zum Großteil in Form von Gesprächsszenen, die optisch zwar nicht aufregend anzusehen sind, zumindest aber komplett synchronisiert wurden von den japanischen Originalstimmen. Ganz selten, dafür aber umso beeindruckender, sind da schon die Schlüsselszenen, die in waschechten Videosequenzen ablaufen und Kenner der Serie direkt wieder in ihren Bann ziehen. Einen großen Anteil daran hat auch der ikonische Soundtrack, der ebenfalls nicht zu kurz kommt und für Stimmung sorgt. Auch eine gehörige Portion Fanservice darf da nicht fehlen, weswegen viele bekannte Gesichter die Hauptbühne betreten.

Auch auf die schlagkräftige Unterstützung von Laxus könnt ihr zählen.

Zum Zeitpunkt der magischen Spiele steht die Gilde Fairy Tail auf einem persönlichen Tiefpunkt, denn die einst mächtigsten Magier Fiores sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Vielmehr thronen Vereinigungen wie Sabertooth, Blue Pegasus, Lamia Scale und Mermaid Heel an der Spitze der Rangliste. Dementsprechend hat man auch einige seiner besten Magier in das Spiel mitgenommen, die ebenso in der Vorlage ihre großen Auftritte hatten. Dennoch merkt man auch leider deutlich, dass die Entwickler besonders hier Abstriche machen mussten und viele Gesichter dem Sparstift zum Opfer gefallen sind. Dieses Problem zieht sich leider wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel, wo das storytechnische Grundgerüst zwar steht, an allen Ecken und Ende jedoch Detailarbeit vermisst wird.

Mit Erfahrungspunkten stärkt ihr euer Team um für die nächsten Feinde gerüstet zu sein.

Gemeinsam sind wir stark

Wie zuvor erwähnt gilt es in der Videospielumsetzung nicht nur, die Story nachzuerleben, sondern ganz nebenbei auch wieder zur mächtigsten Gilde emporzusteigen. Bewerkstelligt wird das durch Ruf-Punkte, die ihr vor allem in den zahlreichen Nebenmissionen verdienen könnt. Beginnend mit dem D-Rang schaltet ihr mittels Aufstieg immer höher klassifizierte Aufträge frei, bis hin zum legendären S-Rang. Neben Standard-Missionen, die beliebig oft wiederholt werden dürfen, gibt es in jeder Kategorie auch spezielle Aufgaben, zu denen ihr oftmals auch nur bestimmte Magier mitnehmen dürft. Dies fördert nicht nur die Abwechslung, sondern verrät auch neue Details zu seinen liebgewonnenen Helden, die man bislang vielleicht gar nicht wusste. Dabei müsst ihr stets zu einem Schauplatz reisen und entweder nach einem Item suchen, oder einem bestimmten Gegner dort eines auf die Rübe geben. Das geht in der Regel leider viel zu schnell von der Hand, denn die wenigen Areale sind oft sehr überschaubar gehalten und verdeutlichen umso mehr, dass der Fokus viel stärker auf Natsu und seinen Freunden liegt.

Mit Rufpunkten steigert ihr den Rang eurer Lieblingsmagiern.

Während ihr anfangs noch eine Truppe aus drei Charakteren verwenden dürft, so steigert sich die Anzahl später auf bis zu fünf freie Plätze. Je nachdem auf welche Magier ihr setzt, verbessert sich auch die Beziehung zwischen den einzelnen Akteuren. Wer im Anschluss Gespräche mit den Mitgliedern sucht, der erhält dadurch nicht nur wertvolle Boni im Kampf, sondern kann sogar charakterspezifische Abenteuer absolvieren. Gelten diese als erfolgreich abgeschlossen, dann schließen sich die jeweiligen Magier direkt eurem Team an und stehen zukünftig zur Auswahl, ungeachtet welcher Gilde sie angehören. Das ermöglicht euch, euer eigenes Dreamteam zu erstellen, wofür das Spiel definitiv einige Überraschungen bereithält. Nachdem die Story und die Spielwelt gleichermaßen aus Licht und Schatten bestehen, kommen wir nun zum Prunkstück des Titels: Dem Kampfsystem!

Ihr entscheidet, wer ins Team soll!

Magie auf dem Spielbrett

Entgegen zahlreichen anderen Anime-Umsetzungen schlägt man bei Fairy Tail einen völlig anderen Weg ein, was das Genre betrifft. Hier gilt es nämlich in rundenbasierten Gefechten, seine Gegner in ihre Schranken zu verweisen. Dabei profitiert man besonders von seiner hohen Vielfalt, denn jeder der Magier kann dabei auf unterschiedliche Fähigkeiten zurückgreifen, die wie schon in der Serie ikonisch in Szene gesetzt werden. Wie ihr diese im Gefecht jedoch einsetzt, das sollte mit Bedacht gewählt werden. Während die eigenen Helden in einer Reihe stehen, so sind die feindlichen Akteure auf einem Kampfbrett auf verschiedenen Feldern aufgeteilt. Da jeder Zauberspruch anders wirkt, muss natürlich auch darauf geachtet werden, für welchen man sich entscheidet, um das optimale Schadensergebnis zu erzielen. Auch Statusveränderungen wie Gift, Brand oder Furcht sind wichtige Maßnahmen, die nicht außer Acht gelassen werden sollten, weswegen blind Angreifen spätestens in Bosskämpfen nicht immer die beste Entscheidung ist.

Die Magie zuerst sorgfältig auswählen…

Wird es jedoch mal tatsächlich brenzlig, dann dürft ihr sofern verfügbar, zur Fairy Tail-Kraft greifen. Diese lädt sich mit jedem magischen Angriff auf und kann bei voller Leiste entfesselt werden. Je nachdem, wie hoch die Synergie zwischen den Magiern ist, entstehen dadurch verheerende Kettenangriffe, die auch den stärksten Drachen in die Knie zwingen können. Am Ende eines jeden Kampfes werdet ihr dann wie gewohnt mit Erfahrungspunkten belohnt, die in einen Levelaufstieg resultieren. Dadurch steigert ihr neben Lebens- und Magiepunkten auch die Werte Angriff, Verteidigung, Schnelligkeit und Glück. Da es sich hier um ein Rollenspiel handelt, ist es tatsächlich wichtig, auch regelmäßig die zahlreichen Nebenmissionen in Angriff zu nehmen, denn ein Durchmarsch ist Fairy Tail keineswegs, wie vor allem der Epilog nach Abschluss der Story beweist.

… und im Anschluss auf dem Feld entfesseln!

Zwischen Spielspaß und grafischer Schonkost

Ist die Handlung abgeschlossen und die dunkle Gilde Tartaros besiegt, dann steht der Epilog bevor, der noch einiges an Action verspricht, beginnend mit der Prüfung zum S-Klasse Magier. Ist diese absolviert, dann stehen ab sofort die schwierigsten Aufträge zur Auswahl, sowie die Möglichkeit, das letzte noch fehlende und zugleich stärkste Mitglied der Gilde für euer Team zu rekrutieren. Doch Obacht, denn das wird gar nicht mal so einfach, ebenso wie die zwei härtesten Aufträge, die 10-Jahres bzw. 100-Jahres Quest. Ganz nebenbei könnt ihr auch noch einmal den finalen Ausbau eurer Gilde und den einzelnen Teilbereichen vorantreiben, die euch im Kampf ebenfalls noch einmal besondere Boni bescheren. Wer sich dabei intensiv auf das Endgame einlassen will, der kann zudem auch die mächtigsten Lacrima im Labor bei Levi anfertigen lassen, um die jeweiligen Magier noch einmal in puncto Ausrüstung anzupassen und sogar jenseits von Stufe 99 zu neuer Kraft heranreifen.

Mit Hilfe von Lacrima lassen sich Statuswerte steigern.

Ihr seht also, es steckt viel Liebe im Detail und eine riesige Anzahl an Möglichkeiten, eure Charaktere und das gesamte Gilden-Haus zu fördern. Dennoch ist uns während des Tests schon zu Beginn ein großer Kritikpunkt ins Auge gestochen, der vor allem in der heutigen Zeit und den vorhandenen Möglichkeiten kaum zu übersehen ist. Die Rede ist nicht nur von sehr schwammigen Texturen, sondern auch von der schwachen grafischen Performance. Optisch ist Fairy Tail nämlich alles andere als ein Hingucker, was besonders wegen der kleinen Spielwelt noch schwieriger zu verzeihen ist. Auch wenn Gameplay und Story sehr gut funktionieren, so ist man in puncto Grafik der aktuellen Konsolengeneration unwürdig. Uns stand für den Test die Switch-Version zur Verfügung, die im Handheld-Modus anschaubar war, spätestens auf dem großen Bildschirm aber keine gute Figur machte. Ob das auch für die Playstation 4 Version gilt, das können wir zu diesem Zeitpunkt leider nicht sagen, dennoch sollten all jene, die daran interessiert sind, auf das Schlimmste vorbereitet sein.

Solche Bilder sind bedauerlicherweise keine Seltenheit sondern die Norm.

Fazit

Fairy Tail und Rollenspiel, das passt einfach! Die spannende Story der Vorlage, ein stimmiges Kampfsystem und viele bekannte Gesichter erfreuen besonders Kenner der Serie. Während man aus spielerischer Sicht also punkten kann, so verhindern unsaubere Texturen, eine viel zu kleine Spielwelt und die sehr veraltete Grafik eine höhere Wertung. So gesehen bleibt man leider nur ein Geheimtipp für Fans der Serie, obwohl man definitiv das Zeug zu einem Überraschungshit gehabt hätte.

Positiv:

+ Dialoge in den Sequenzen sind alle japanisch synchronisiert

+ Überraschend frisches Kampfsystem mit viel Tiefgang

+ Motivierendes Gameplay dank vielen Nebenmissionen

+ Fanservice mit zahlreichen beliebten Magiern aus der Vorlage

+ Angenehme Spielzeit mit bis zu 30 Stunden und mehr für Trophäenjäger

Negativ:

– Weitreichende Kenntnisse zur Vorlage notwendig

– Texturen sind sehr unsauber und grafisch veraltet

– Überschaubare Spielwelt mit großen optischen Schwächen

– Ein wenig mehr Charaktere aus der Vorlage hätten nicht geschadet

Fairy Tail erscheint am 30.Juli 2020 für PC, Playstation 4 und Nintendo Switch.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz