Review: Elden Ring Shadow of the Erdtree – Geht das überhaupt noch als Erweiterung durch?

Nach guten drei Stunden exklusiv in Paris, konnten wir nun endlich die letzten Wochen mit der finalen Version von Elden Ring Shadow of the Erdtree verbringen – ob sich alle unsere Bedenken zum Balancing erledigt haben, und warum die Inhalte so gut wie alle unsere Erwartungen übertroffen haben, könnt ihr wie immer hier im Test nachlesen!

Überraschend klare Erzählungen mit geheimen Verzweigungen

Vielleicht liegt es an der Gewohnheit über Jahre an FromSoftware-Spielen und an die hundert Stunden im Hauptspiel, aber Shadow of the Erdtree leitet euch doch sehr geradlinig durch den wesentlichen Handlungsstrang – was jedoch nicht bedeutet, dass die Erweiterung keine versteckten Abzweigungen und Entscheidungen zu bieten hat. Miquella’s Anhänger verraten euch in recht klaren Worten – ohne viel kryptische Aussagen – ihre Motivation und auch wo ihr euch als nächstes hinbegeben solltet. Nach dem Bezwingen von General Radahn und Mohg, Fürst des Blutes, erscheint Leda vor dem Portal ins neue Areal. Zusammen mit Freyja, Hornsent, Ansbach und Moore, macht sie den Großteil der Story relevanten NPCs aus, aber von ein paar abstrusen und amüsanten NPC Dialogen, bis hin zu weitreichenden geheimen Nebengeschichten, fehlt es Shadow of the Erdtree in über guten 25 Stunden keineswegs an gelungenen neuen Inhalten. Wenn ihr alle Nebenaufgaben ignoriert und mit einem gut vorbereiteten Charakter aus dem Hauptspiel direkt rein startet, werdet ihr immer noch gut über 10 Stunden bis zur finalen Zwischensequenz brauchen. Das soll keineswegs eine Kritik an der Erzählweise in der Erweiterung sein, aber man merkt dass das Studio sich ein klein wenig einbremsen musste, um nicht dem Hauptspiel komplett die Show zu stehlen! Man dürfte sich auch manche Kritikpunkte aus dem Hauptspiel zu Herzen genommen haben: Schauplätze, an denen sich NPCs mit neuen Dialogen befinden, sind auf der Karte übersichtlich dargestellt und auch die Sortierung des Inventars wurde in den letzten Updates deutlich verbessert. Die Farbenvielfalt und das Spiel mit Licht und Schatten geht in der Erweiterung um einiges mutigere Wege, was sich definitiv bezahlt macht – viele Schauplätze sehen fantastisch aus und unterstreichen immer das jeweilige Thema des Areals gelungen.

Verschiedenste Händler und Questgeber können wieder einmal verteilt in der Welt gefunden werden

Was die Erweiterung nicht vollständig verhindern konnte, ist das Wiederverwerten von altbekannten Gegnern und Dungeons. Viele haben zwar ein neuen Anstrich bekommen (neue Varianten von Kobolden in den Gefängnissen) oder Drachen mit der neuen Ghostflame ausgestattet, aber wer an die hundert Stunden im Hauptspiel verbracht hat, wird doch viele bekannte Gesichter und Schauplätze serviert bekommen. Dafür müssen sich die neuen Gebiete kaum hinter der Größe des Hauptspiels verstecken! Vor allem viele der neuen Gefängnisse sind weitaus umfangreicher und abwechslungsreicher ausgefallen, als noch im Hauptspiel. Allgemein kann man am Aufbau der Schauplätze und dem Umfang wenig kritisieren. Es gab regelmäßig Überraschungen, auf die man trotz der Erfahrung nicht vorbereitet sein konnte, und manche Gegner zwingen euch dann doch, eure Taktik und die verwendete Ausrüstung komplett zu überdenken.

Die neuen Schauplätze übertreffen sogar des Öfteren das Hauptspiel

Das große Fragezeichen des Balancings ist beantwortet

Mit der vielen Spielzeit und New Game Plus im Hinterkopf war die Sorge vieler Fans groß, wie es das Studio schaffen soll, hier noch eine faire Herausforderung über die gesamte Spielzeit abzuliefern, die man vor allem aus älteren Ablegern und ihren Erweiterungen gewohnt ist. Wir sind mit Level 200+ und NG+ in Shadow of the Erdtree gestartet und zumindest das Anfangsgebiet war als Veteran sehr angenehm. Das ändert sich allerdings bei apäteren Konfrontationen: trotz den stärksten Waffen aus dem Hauptspiel und der klassischen „Mimic Tear“ musste man konzentriert in die einzelnen Bosskämpfe hineingehen.

Auch die Erweiterung lebt natürlich wieder einmal von seiner Community

Die Scadutree Fragments und Revered Spirit Ash Blessings sind hier essentiell, um euch selbst zu überlassen, wie schwer jede einzelne Herausforderung wird. Beide erhöhen sowohl die Angriffskraft, als auch die Schadensresistenz eures Charakters oder eurer Beschwörungen. Durch die Verteilung über die gesamte Karte in eigenen Altars, Gegnertypen, Bossen usw. ist man auch wieder einmal besonders motiviert, die gesamte Welt zu erkunden. Ohne Anleitung und Hilfe wird es wieder einmal ziemlich knifflig, wirklich jedes Geheimnis zu lüften – allerdings hat dies auch im Hauptspiel schon den größten Reiz ausgemacht. Die optionalen Gebiete und neuen Waffen und Fertigkeiten, die man freischalten kann, sind absolut gelungen: es ist uns kaum ein Build unter gekommen, der nicht von den neuen Gegenständen profitieren könnte, und es lassen sich vor allem komplett neue Klassen erstellen, auf die wir bereits in unserer Vorschau eingegangen sind. Wer alles davon finden will, darf sich auf eine Spielzeit von über 30 Stunden einstellen.

Die einzelnen optionalen Dungeons sind teilweise umfangreicher gestaltet worden

Es bleiben kaum Wünsche offen

Wie eingangs erwähnt, strotzen viele Schauplätze nur so von Kreativität und vor allem an Umfang. Der Mix aus überarbeiteten bekannten Abläufen und völlig neuen Gegner und Arealen, die euch Hinweise auf versteckte Gebiete geben, ist hervorragend gelöst. In einem der versteckten Gebiete zwingt euch das Spiel sogar in Schleichpassagen, da die Gegner dort keinerlei Schaden nehmen. NPCs sind auch bei allen optionalen Dialogen meistens sehr direkt mit ihren Infos. Ein paar rätselhafte Hinweise sind immer noch mit dabei, aber Veteranen sollten sich in Shadow of the Erdtree recht schnell zurecht finden können.

Es fehlt natürlich auch nicht an amüsanten Interaktionen

Wo die Erweiterung das Hauptspiel übertrifft, sind die Designs der neuen Areale und Bosse! In den Zwischensequenzen sparen sie zwar oftmals an längeren Monologen, aber dafür sind ihre Angriffe und Abläufe fast durchgängig in höchstem Grade spektakulär. Seien es kombinierte Angriffe aus mehreren Bossen, die man bereits kennt, oder komplett neue verheerende Attacken, die teilweise den gesamten Bildschirm einnehmen – es fehlt selten an Abwechslung und neuen Herausforderungen. Trotz der Tatsache, dass wir bereits zwei Wochen vor dem offiziellen Release Zugriff auf das Spiel hatten, sind uns kaum technische Probleme untergekommen. Zwei NPCs haben ihre Dialoge auch mehrere Räume weiter im Loop mitgeteilt und in zwei Gebieten ist unser Charakter durch die Karte gefallen. In manchen Gebieten kämpfen unterschiedliche Gegnergruppen gegeneinander und ihr könnt noch Beschwörungen durchführen und selbst dort sinkt die Framerate auf der PS5 nicht. Eine beachtliche Leistung, wenn man die Größe und den Umfang an neuen Elementen in der Erweiterung bedenkt.

An markanten Stellen in der Ferne, die euch bei der Orientierung unterstützen, mangelt es nicht

Mit Shadow of the Erdtree hat FromSoftware so ziemlich alles, was man noch aus der Welt von Elden Ring herauskitzeln konnte, erfolgreich umgesetzt. Dass manche Endgame-Bosse nur noch mit eigenen Gegenständen, welche die Schadensresistenz erhöhen, als Lösungsweg arbeiten, kann man möglicherweise als kleines Manko anerkennen, aber durch die komplette Freiheit, die einem die Erweiterung bietet sowie den vielen neuen Fertigkeiten und Waffen, hängt der Spielspaß und das Level an Herausforderung noch mehr an eurem persönlichen Spielstil. Veteranen werden hier genug Wege finden, sich auszutoben, und wer verzweifelt, kann sich weiterhin ohne Probleme Hilfe rufen, oder einen Guide zu Rate ziehen.

Elden Ring Shadow of the Erdtree erscheint am 21. Juni 2024 für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One und PC via Steam. Aktuell ist auch noch die passende Collector’s Edition bei Amazon vorbestellbar.

Fazit

Elden Ring Shadow of the Erdtree übertrifft jegliche der Erwartungen und stellt alle Erweiterungen diverser anderer Spiele deutlich in den Schatten. Mit guten 20 bis 30 Stunden an abwechslungsreichen Inhalten und neuen Arealen, perfekt auf Veteranen zugeschnitten, ist das Label „Erweiterung“ von FromSoftwares eine ziemliche Untertreibung. Bei solch einem gewaltigen Umfang inklusive spektakulär gelungenen Bosskämpfen fallen kleine Mankos, wie dass man manchen Gegnerarten einen noch größeren Facelift verpassen hätte können, oder dass die neuen Upgrades recht simpel nur Werte erhöhen, überhaupt nicht ins Gewicht.

– Neue NPCs und Story erweitern die Welt des Hauptspiels nahtlos, wenn auch etwas geradliniger

– Immenser Umfang für eine Erweiterung

– Alte bekannte Elemente wurden gekonnt überarbeitet und bieten neue Vielfalt

– Unmengen an Geheimnissen, die sich nicht hinter dem Hauptspiel verstecken müssen

– Neue Gegenstände, Zauber, Builds und Waffen bieten einiges an Potenzial

– NPC Dialoge wiederholen sich selten über mehrere Räume

– Nicht alle Neuauflagen von bekannten Gegnern und Schauplätzen überzeugen komplett

– Scadutree Fragments und Revered Spirit Ash Blessings hätten etwas mehr Potenzial gehabt als nur zwei Werte simpel zu erhöhen

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer

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