Nach einigen Stunden auf einem exklusiven Preview Event und nochmals ein paar Stunden im Network Test, konnten wir jetzt mehrere Wochen mit der finalen Version von Elden Ring Nightreign verbringen. Ob das gewagte Multiplayer Experiment von FromSoftware geglückt ist und was den Titel so besonders macht, findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.
FromSoftware macht sich selbst das Leben schwer
Wer frisch aus Elden Ring auf Nightreign wechseln will, muss sich mit sehr vielen Neuerungen vertraut machen. Hierzu hat man sich, zusätzlich zum bereits im Network Test vorhandenen Trainingsareal, ein eigenes, umfangreiches Tutorial einfallen lassen. Wie schon in der Vorschau erwähnt, sind hier Surge Sprint und Wall Jump (Sekiro lässt grüßen), die größten Änderungen in der Art, wie ihr die Welt von Nightreign erkundet. Nach einem finalen Kampf gegen Margit, zusammen mit einer NPC Gräfin (Story relevant, aber leider das letzte Mal mit NPC Unterstützung), landet ihr nach einer kurzen Story Zwischensequenz, klassisch in der Tafelrundfeste. Ab diesem Zeitpunkt seid ihr bereit für das restliche Spiel. Jede einzelne Klasse hat ihre eigene Geschichte, die ihr Stück für Stück per Erinnerungen freischaltet und damit verbunden auch jede Menge versteckte Gegenstände, Skins und andere Elemente, die die Spielwelt beeinflussen.

Um Elden Ring Veteranen zu beruhigen: Man kann den Großteil davon komplett solo, ohne Mitspieler, erledigen. Das große „aber“ kommt aber bereits hier zur Geltung. Momentan ist das Balancing komplett auf drei Spieler ausgelegt. Für die „git gud“ Fraktion: Es gab sowohl bei euren favorisierten Youtubern als auch bei Soulslike Veteranen wie bei uns im Team, so gut wie niemanden der Solo einen der Nightlords bezwingen konnte. Dadurch zwingt euch das Spiel, spätestens beim Gespenst, eine Gruppe zu suchen, die mit euch einen der zwei notwendigen Nightlords besiegt. Das Vorgehen empfehlen wir auch allgemein, da die Story den Aufwand allemal wert ist.

Mit dem starken Multiplayer Fokus, kommen auch sehr unverständliche Mankos ins Spiel, womit sich das Studio nur selbst das Leben schwer macht. Es gibt keinerlei Funktion, aus einem Spiel ohne Strafe auszusteigen, wenn einer eurer Mitstreiter die Gruppe verlässt. Wodurch ihr mindestens noch 10-15 Minuten, je nach Tag, verbringen müsst, bis euch der jeweilige Tagesboss besiegt und damit das Spiel endet. Aus dem Network Test hat man scheinbar auch nicht gelernt, dass Crossplay hier wirklich zum Launch helfen könnte. Momentan kann man nur PS4 und PS5 kombinieren, aber PC und Xbox Spieler müssen dann draussen bleiben. Nachdem eigentlich schon jedes moderne Multiplayer Spiel diese Variante unterstützt, fragt man sich hier wirklich, warum man dieses Feature für einen fast reinen Multiplayer Titel in Betracht gezogen hat.

Wer neu in Soulsborne Spiele einsteigt: Die Community findet immer einen Weg. Uns wurden in der Review Phase Discord Server zum Verabreden bereitgestellt, wodurch wir schnell an fixe Mitspieler geraten sind, die auf einem soliden Niveau waren, um jeden der neun verfügbaren Nightlords zu bezwingen. Je nach Glück und Erfahrung der einzelnen Spieler wird euch das 15-30 Stunden an reiner Spielzeit kosten, was alleine für die jeweiligen Endbosse und den Preispunkt des Spiels, mehr als ausreichend ist. Ihr schaltet neben versteckten Charakteren innerhalb der Tafelrundfeste auch mit dem Bezwingen von Nightlords neue Areale und Arealeffekte frei. Es ist zwar schade, dass das gesamte Spiel auf der Karte von Limveld stattfindet, aber die erwähnten Arealeffekte nehmen teilweise ein Viertel der gesamten Karte ein und verändern die Runs komplett, auch wenn die jeweiligen finalen Belohnungen meistens auf einen spezifischen Boss ausgelegt sind.
Der Gampeplay-Loop nach 50 Stunden+
Wir hatten in der finalen Version nun endlich die Möglichkeit, alle übrigen 7 Nightlords zu besiegen, die einzelnen Geschichten jeder Klasse durchzuspielen und einen Großteil aller Geheimnisse im Spiel zu entdecken. Veteranen können sich hier auf mindestens 15-20 Stunden für die Bosse und weitere 10 Stunden für die Erinnerungen der einzelnen Klassen freuen (außer ihr optimiert eure Expeditionen immer mit einem offenen Story-Abschnitt der passenden Klasse).

Auch alle späteren Kartenvariationen, spielen sich auf Limveld ab. An sich klingt das etwas enttäuschend, aber jedes einzelne Spezialgebiet, das durch Shifting Earth Events nach dem Bezwingen einer gewissen Anzahl von Nightlords aktiviert wird, verändert ein ganzes Viertel der gesamten Karte. Damit bleibt der Rest zwar fast ident, aber dieser Abschnitt hat seine eigenen Zwischenbosse, Geheimnisse und Upgrades, die auf die Nightlords zugeschnitten ist und erfordert in den meisten Fällen fast einen ganzen Tag im Spiel, um ihn vollständig zu erkunden. Was Variation angeht, kann man bei Nightreign wirklich wenig bemängeln. Das Auftreten dieser Events nach dem Freischalten ist zwar klassisch ein wenig kryptisch gestaltet und kann nur im Warteraum durch Schlafengehen zurückgesetzt werden, hatte aber in rund 30 Stunden wenig oft wiederholende Varianten. Wo das Spiel leichte Probleme hatte, war die einzelnen Camps oder Tag 2 Bosse durchzumischen. Wir hatten ganze Abende, in denen der berühmt berüchtigte Nameless King 5x hintereinander der Tag 2 Boss war und auch Expeditionen, in denen 3x dasselbe Camp mit dem identen Aufbau nebeneinander angesetzt war.

Diese Ausnahmen, zusammen mit technischen Problemen wie Ungereimtheiten beim Matchmaking, die uns trotz einer fixen Gruppe derselben Spieler auf 2/3 in der Spielersuche festgehalten haben und leichten Frame Stutters auf allen Plattformen am ersten Review Tag, waren zusammen mit Boss-Belohnungen, die in Wänden festgesteckt sind, die einzigen negativen Erlebnisse in der gesamten Spielzeit. Generell hat man sich bei der Platzierung von manchen Gegnern ein paar kleinere Fehler erlaubt. Bosse, die in einem freien Areal durch wildes Herumspringen zu einem riesigen Zeitfresser werden können, landen beim nächsten Run in einem Keller und stecken dann gerne mal in einer Wand fest. Das wird für Souls Veteranen keine große Überraschung sein, aber es kann manchmal zu sehr merkwürdigen Kämpfen führen.

Ein kleines Manko ergibt sich bei den Relikten, die ein wesentlicher Bestandteil eurer späteren Expeditionen sein werden. Ihr könnt sie in Dreiergruppen (später durch freispielen/kaufen) in bis zu drei verschiedenen Varianten pro Klasse festlegen. Bestückt mit einer Fähigkeit, bis hin zu drei oder einer speziell auf einer der Klassen ausgelegten, geben sie euch für jeden Lauf fixe Attribute oder Fähigkeiten mit auf den Weg. Leider lassen sich diese nur für einen kleinen Betrag verkaufen und nicht neu verwerten/kombinieren. Dadurch könnt ihr nur regelmäßig alle aufräumen und etwas Ingame-Währung herausholen, um neue zu kaufen oder alles in Kostüme zu investieren. Für alle, die gerne ihre Charaktere personalieren, warten einige nette Überraschungen nach den ersten Nightlords und nach dem finalen Bosskampf. Sekiro Fans, gehen zwar großteils leer aus, aber wer andere Soulsborne Ableger gespielt hat, wird sicherlich etwas Nettes für sich finden.

Das absolute Highlight des Spiels ist überraschenderweise die Klassenvielfalt. Es gab selten ein Multiplayer Spiel, in dem mir eigentlich alle Klassen zugesagt haben und so ideal ihre Aufgabe erfüllen. Jeder neue Nightlord erfordert ein Umdenken innerhalb des Runs, welche Gegenstände ihr mitnehmt, wie ihr euer Team aufbaut und welche Relikte ihr ausrüstet. Selbst wie ihr die einzelnen Stationen auf der Karte verteilt angeht ist zu Überdenken. Auch wenn das Balancing im Solo Modus definitiv noch verbessert werden kann, ist es mit drei Spielern wirklich ideal gelungen. Durch den guten Grad an Variation ist es ist nicht mehr so einfach wie im Network Test auf Level 15 zu kommen und selbst das ist kein Garant, dass der Nightlord ein Kinderspiel wird. Hier kommt wieder ein kleines technisches Manko zur Geltung: Ein fehlender ingame Voice-Chat. Ihr könnt euch zwar in Discord oder einer PSN Voice-Party zusammen reden, aber das Spiel selbst arbeitet nur mit einem Pin-System. Das hat bei uns oftmals auch ausgereicht, aber nur mit Spielern, mit denen wir bereits Voice-Chat Gruppen in Läufen davor hatten. Technisch bleibt der Titel eine ordentliche Errungenschaft für das Studio, wenn man bedenkt, dass hier Abläufe die manche Konsolen schon Solo in die Knie gezwungen haben, plötzlich drei Spieler simultan online bewerkstelligen.

Elden Ring Nightreign ist auch nach der Preview-Phase ein sehr gewagtes Experiment, weil es möglicherweise Fans von Spielen wie Monster Hunter oder auch Helldivers etwas zu knackig ist und der klassische Soulsborne Veteran, so ein Spiel lieber Solo angehen würde. Wir können trotzdem beiden Gruppen empfehlen, dem Spiel eine Chance zu geben. Das Erlebnis gemeinsam einen Nightlord zu legen und währendessen die Expedition genau durchzuplanen, kann kaum ein anderes Spiel am Markt liefern und man bekommt oben drauf, noch sehr gelungene Zwischensequenzen zu allen spielbaren Klassen serviert, die dem Hauptspiel um kaum etwas nachstehen. Der reduzierte Preispunkt mit 39,99€ macht das Spiel, gerade in einer Zeit von immer höhere steigenden Spielepreise, auf jeden Fall einen Kauf wert. Spätestens wenn ihr den finalen Nightlord erreicht habt, der mitunter zu den besten Souslborne Bossen der gesamten Serie gehört, werdet ihr das Erlebnis zu schätzen wissen.

Elden Ring Nightreign erscheint am 30. Mai 2025 für PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbox Series X/S. Hier könnt ihr den Titel bereits vorbestellen.
Fazit
Elden Ring Nightreign ist ein faszinierendes Multiplayer Erlebnis, welches mit der richtigen Gruppe an Mitspielern, zu einem der besten Spielerlebnisse des Jahres werden kann. Der riesige Umfang an bekannten Bossen und Gegnern aus einem Großteil der gesamten Serie, gepaart mit einem durchgängig überzeugenden Aufgebot an spielbaren Klassen, lässt euch schnell die technischen Stolpersteine, die sich das Studio teilweise selbst in den Weg gelegt hat, vergessen. Wer sich dem aktuell (vor allem Solo) noch knallharten Balancing stellt, wird mit großartigen Geschichten und phänomenalen Bosskämpfen belohnt.

Positiv
– Mit dem richtigen Team, eines der besten Erlebnisse der gesamten Serie
– Unglaublich viel Variation die euch mindestens 15-20 Stunden an Spielzeit überraschen wird
– Jede einzelne spielbare Klasse überzeugt und bringt ihre eigene gelungene Story mit sich
– Gameplay Loop auch nach vielen Stunden Spielzeit abwechslungsreich mit viel Potenzial für DLCs
– Sounddesign und optische Darbietung, stehen dem Hauptspiel um nichts nach
Negativ
– Kein Crossplay/Kein ingame Voice-Chat/Kein „Aufgeben“ vote to leave Feature
– Relikte lassen sich zwar verkaufen, aber nicht kombinieren/neu verwerten
– Solo Balancing momentan nicht durchdacht, um wirklich alleine regelmäßig einen Nightlord legen zu können