Review: Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes – Fest für Suikoden-Fans

Ein spiritueller Nachfolger eines legendären Titels zu sein, ist eine verdammt schwierige Aufgabe. Nur wenige haben es geschafft, dem gerecht zu werden. Bloodstained, der spirituelle Nachfolger von Symphony of the Night, hat viele Fans, wird aber im Allgemeinen nicht als ebenbürtig mit seinem Vorbild angesehen, und je weniger wir über Mighty Number 9 sagen, desto besser. Aber diese Spiele und ihr 2,5D-Grafikstil fühlten sich immer wie Kompromisse an. Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes hingegen begeistert viele Suikoden 2-Fans aus dem gegenteiligen Grund: Es ist kein einziger Kompromiss in Sicht.

Großes Erbe aus dem JRPG-Genre

Für diejenigen, die Suikoden 2 noch nicht kennen, gibt es eine Reihe von Gründen, warum es so hoch geschätzt wird. Es bietet eine hervorragende Geschichte, die ein Gleichgewicht zwischen unbeschwertem Abenteuer und echter Härte und Tragödie schafft. Die meisten Antagonisten des Spiels sind sympathisch und auf ihre Weise heldenhaft, während die wenigen wirklich fiesen Bösewichte zu den furchterregendsten ihrer Art gehören. Darüber hinaus ist das Spiel ein echter Hingucker, hat eine hervorragende Musik und ist vollgestopft mit lustigen Minispielen und Ablenkungen.

Seid ihr mit der Kampf-Engine von Suikoden nicht vertraut, sei gesagt, dass sie schon immer bemerkenswert schnell war und eine starke Betonung auf Teamangriffe (Hero Combos in Eiyuden) und den strategischen Einsatz von Spezialangriffen und Magie durch Runen gelegt hat. Das alles funktioniert hervorragend und fühlt sich in Hundred Heroes besser denn je an, da es auf den vor Jahrzehnten gelegten Grundlagen aufbaut.

Viele, viele kleine Geschichten

Eiyuden-Chronik: Hundred Heroes beginnt damit, dass unser Protagonist Nowa der Wache beitritt. Er kam zwei Tage später als der letzte Rekrut, Lian, an, und sie lässt ihn das nie vergessen. Sofort sticht mir die Spracharbeit ins Auge. Die Wache beteiligt sich zusammen mit dem Imperium an der Suche nach einer Ur-Linse in den nahe gelegenen Runebarrows.

Als die Gruppe weiterzieht, entdecken sie die ursprüngliche Linse, Leute werden getrennt, es gibt einige Dialoge zwischen unwahrscheinlichen Verbündeten, usw. Leider ist der Anfang der Geschichte relativ gewöhnlich und es passiert wirklich nichts Besonderes. Wir machen einen Zeitsprung von sechs Monaten und Nowa wird Kapitän der Wache und hat die Aufgabe, weitere Leute für die Wache zu rekrutieren. Damit beginnt natürlich die Stärke des Spiels, die vielen Charaktere, aber auch gleichzeitig ein Manko. Denn fortan ist dies häufig euer Missionsziel, ohne aber auch ihr einen Hauch einer Info dazu zu haben, wo man denn weitere Mitstreiter findet oder wie viele benötigt werden. Das kann das Vorankommen schon etwas nervig gestalten. Doch findet ihr die neuen Charaktere dann, sind diese häufig in eigene kleine Geschichten verstrickt und somit bilden diese fast schon den Hauptteil der tollen Geschichte im Spiel.

Hero Combos für 120 Charaktere sind schon ein Brett

Es gibt auch einige andere bemerkenswerte Details. Ihr erhaltet ein ziemlich beeindruckendes Maß an Kontrolle über die Auto-Kampf-KI, die es ermöglicht, jedem Charakter akribisch Strategien zuzuweisen. Es ist nicht ganz das Gambit-System von Final Fantasy 12, aber es ist nah dran. Auch der Verteidigungsbefehl ändert sich je nach Gruppenmitglied. Einige erhalten den traditionellen Block, andere einen Ausweichbefehl (der das Ausweichen erhöht), Magier erhalten eine magische Barriere, die eine bestimmte Menge an Schaden absorbiert, und ein bestimmter Charakter erhält überhaupt keine Verteidigungsfähigkeit und kann stattdessen seinen nächsten Angriff aufladen, um den Schaden zu erhöhen.

Eine weitere Besonderheit sind Gimmicks, die in den Bosskämpfen zu tragen kommen. Diese machen die Encounter etwas interessanter und bieten kleine Extras, wie zum Beispiel Felsen hinter denen ihr euch bei großen Angriffen verstecken könnt, Hebel, um Geschosse auszulösen oder ähnliches. Darüber hinaus gibt es auch noch Schlachten, die wie eine Mischung aus RTS und Rollenspiel gestaltet sind. Natürlich in abgespeckter Form, aber das Spiel schafft es sich immer wieder etwas Neues einfallen zu lassen, gekonnt die Kämpfe zu inszenieren oder das Geschehen mit einem Minispiel aufzubrechen.

Bereits jetzt ein moderner Klassiker?

Hundred Heroes ist ein rundum gelungenes Spiel. Der Soundtrack ist stimmungsvoll, die Sprites sind hervorragend animiert und die Kämpfe sind rasant und schlagkräftig. Alle Suikoden-Lieblingssysteme sind wieder da, und viele von ihnen wurden sogar noch erweitert. An jeder Ecke gibt es rekrutierbare Charaktere, und jeder von ihnen bringt seinen eigenen Charme mit ein.

Leider ist gerade der Anfang etwas zäh und es dauert etwas bis die Geschichte in Fahrt kommt und es sich nicht mehr wie ein gigantischer Prolog anfühlt. Auch die Kämpfe sind lange Zeit immer das Gleiche, das jeder Charakter zunächst nur einen oder zwei Skills hat und es wenig Hero Combos gibt. Doch zäh heißt ja nicht direkt schlecht und danach legt das Spiel richtig los und nur die sehr ungenauen Missionsziele bleiben als Nervfaktor.

Fazit

Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes bietet besonders für Fans von JRPGs aus den 90er exzellente Kost, sieht super aus und beschäftigt auch auf lange Sicht hin mit den vielen auffindbaren Charakteren. Nur die Story leidet mitunter am Pacing und das aktuelle Ziel ist nicht immer komplett klar. Doch das hindert den Titel nicht daran ein toller Neubeginn für eine fast vergessene Reihe zu sein.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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