Die Marvel vs. Capcom Reihe erfreut sich, trotz ihres eher mäßig aufgenommenen letzten Teils Infinite aus dem Jahr 2017, immer noch großer Beliebtheit in der Fighting Game Community. Das liegt insbesondere an Ultra Marvel vs. Capcom 3 und seinem Vorgänger Marvel vs. Capcom 2. Letzteren und alle anderen Vorgänger gibt es nun in der MARVEL vs. CAPCOM Fighting Collection: Arcade Classics gebündelt. Wir haben uns für euch durch alle Spiele hindurchgeprügelt und können vorab schon einmal verraten, dass die Reihe nichts an Spaß eingebüßt hat.

Sieben Prügler sollt ihr sein

Die Sammlung ist vollgestopft mit der gesamten Historie der Reihe, sowie des Arcade Beat ‚em Ups The Punisher. Der Vollständigkeit halber hier einmal die ganze Liste:

• X-Men Children of The Atom
• Marvel Super Heroes
• X-Men vs. Street Fighter
• Marvel Super Heroes vs. Street Fighter
• Marvel vs. Capcom Clash of Super Heroes
• Marvel vs. Capcom 2 New Age of Heroes
• The Punisher

Fighting Game Enthusiasten mussten bis zu dieser Sammlung auf teilweise komplizierte Emulatoren und Services wie Fightcade zurückgreifen, um online zu spielen. Das war nötig, da aufgrund von Lizenzthemen keine modernen Rereleases mehr möglich waren. Nun stehen sie allesamt offiziell und mit Rollback Netcode ausgestattet in einer einfach zugänglichen Variante zur Verfügung. Wir konnten uns daher innerhalb Europas in einer zufriedenstellenden Qualität online mit Freunden und Fremden messen. Selbst manche Verbindungen mit Amerika waren noch spielbar. Mehr kann man nicht erwarten. Aber wie immer gilt, der Gegner sollte tunlichst eine Kabelverbindung haben und nicht über WLAN spielen.

Wer aber tatsächlich zum ersten Mal von der Serie hört, für den sei kurz die Prämisse der Reihe erklärt. Neben den aus den Comics bekannten Marvel Charakteren geben sich, nomen est omen, Capcoms Stellvertreter gegenseitig auf die Mütze. In späteren Teilen kommt dabei eine Tag Mechanik zum Tragen, bei der man die Charaktere in seinem Team zur Hilfe rufen oder gleich während des Kampfes wechseln kann. Das führt insbesondere in Marvel vs. Capcom 2 zu extrem intensiven und chaotischen Situation in denen schonmal vier Charaktere gleichzeitig am Kampfgeschehen teilnehmen.

Easy Input ist gekommen, um zu bleiben

Auch diese Sammlung hat, wie so ca. jeder moderne Fighting Game Release, an Anfänger gedacht und einen bzw. mehrere Spezialknöpfe eingeführt. Diese ermöglichen Special Moves und sog. Hyper Combos (= Super Moves) mit Richtung + einfachem Knopfdruck auszuführen, ohne Viertelkreise o.Ä. zu verwenden. So können auch Beginner in den Genuss von optisch ansprechenden Spezialeffekten kommen. Außerdem können für alle Spiele die Geheimcharaktere mit einfacheren Mitteln angewählt werden. Wer die Easy Select Option im Menü eines Spiels aktiviert kann folgendermaßen die geheimen Charaktere finden:

Wer möchte, kann auch den Schwierigkeitsgrad im Singleplayer anpassen, was früher nur dem Arcade Machine Besitzer vorenthalten blieb. Ansonsten hat Capcom nur sehr wenige Änderungen an den Spielen vorgenommen. Experten haben aber bereits festgestellt, dass insbesondere in Marvel vs. Capcom 2 ein paar Infinites/Glitches/Bugs entfernt wurden, die aber dem Ottonormalbürger niemals wirklich auffallen würden.

I wanna take you for a ride

Natürlich gibt es auch ein paar Zusätze für Fans. Einerseits eine umfangreiche Art Gallery mit Konzeptzeichnungen und Artworks, die man teilweise noch nie zu Gesicht bekam. Außerdem sind die vollständigen Soundtracks der Spiele direkt anwählbar. So gehört sich das und inzwischen scheinen das alle Entwickler verstanden zu haben, wenn man z.B. auch auf die letzte Castlevania Collection blickt (hier unser Test)

Das größte Highlight ist aber der Trainingsmodus, der den Spielen zur Verfügung gestellt wurde. Und das sogar inklusive einer Hitboxanzeige. Das ist angesichts der Tatsache, dass wir hier zu 99% die tatsächlichen Arcade Versionen spielen ein echter Mehrwert, da dort natürlich kein solcher Modus vorhanden war.

Schlussendlich gibt es neben den sechs Fighting Games noch den Prügler The Punisher, der neben dem Punisher auch Nick Fury als spielbaren Charakter enthält. Dabei wird klassisch alles an Bösewichten weggeprügelt, bis man zum Kingpin im sechsten Level gelangt. Für einen Durchgang mit einem Kumpel eignet sich das hervorragend. Der Wiederspielwert hält sich aber in Grenzen. Freunde von old school Beat ‚em Ups werden aber daran sicherlich Freude finden.

Fazit

Capcom hat mit MARVEL vs. CAPCOM Fighting Collection: Arcade Classics voll ins Schwarze getroffen. Das geschnürte Paket hat so ca. alles richtig gemacht und liefert Fans wie Neulingen ein authentisches Spielerlebnis als Blast from the Past ohne Kompromisse. Der Online Modus funktionierte bei uns einwandfrei und als Fan kann man sich nicht nur über die Art Gallery und die Soundtracks, sondern auch über die integrierten Trainingsmodi freuen. Hier wurden die Klassiker mit Respekt behandelt und nicht unnötig verändert. Die winzigen Bugfixes in MvC2 interessieren nur Hardcorespieler und Puristen und sind unseres Erachtens verschmerzbar. In Sachen Gameplay waren die Originalspiele zu ihrer Zeit gut und sind es durch die Bank auch heute noch, sodass man mit jedem Teil dieser Collection Spaß haben wird.

Positiv

• Arcadegetreue Umsetzungen mit minimalsten Änderungen
• Sinnvolle Verbesserungen in Form eines Trainingsmodus und Easy Select für versteckte Charaktere
• Umfangreiche Art Gallery und vollständiger Soundtrack
• Alle Spiele waren zur ihrer Zeit gut und sind es auch heute noch
• Online Modi funktionieren einwandfrei mit state-of-the-art rollback netcode

Negativ

• Absolute Puristen werden die Änderungen in Marvel vs. Capcom 2 diskutabel finden
• Es ist schade, dass es jeweils nur eine Arcade Version pro Sprache (US/JAP) gibt
• Fünfzig Euro ist für eine Sammlung „alter Spiele“ durchaus ein happiger Preis