Review: Dishonored – Der Tod des Outsiders (PC/Playstation 4/Xbox One)

Knapp ein Jahr ist vergangen, nachdem mit Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske die Geschichte rund um den Attentäter Corvo Attano und seiner reizenden Tochter, Kaiserin Emily Kaldwin, zu Ende ging. Es war das erwartete Action-Stealth Spektakel und konnte auch uns im Test mühelos überzeugen. Wer jetzt aber glaubt, dass mit Dishonored: Der Tod des Outsiders ein liebloser DLC nachgeschleudert wird, der irrt sich gewaltig. Denn hierbei handelt es sich um ein eigenständiges Spiel, das die „Kaldwin Ära“ zu einem Abschluss bringen soll. Man hat sich die wenigen Kritikpunkte der Fachpresse und Fans zu Herzen genommen und diese im Spiel abgearbeitet. Ob dies den Entwicklern von Arkane Studios und Bethesda auch gelungen ist, verraten wir euch selbstverständlich hier!

Vom Fährmann zum Attentäter

Im Mittelpunkt der Handlung steht diesmal die Attentäterin Billie Lurk. Spieler des Vorgängers kannten diese bereits unter dem Namen Meagan Foster, Ihres Zeichen Kapitänin des Schiffs Dreadful Whale, eurem sicheren Zufluchtsort zwischen den Missionen. Erst am Ende der Handlung offenbarte sich euch ihre wahre Identität und ließ so einige fragende Gesichter zurück. Die Geschichte knüpft nun Monate nach den Geschehnissen an und bringt euch wieder zurück an alte Wirkungsstätte. Auf der Suche nach eurem früheren Meister und Mentor begebt ihr euch in die Unterwelt von Karnaca  um in den Besitz mächtiger Artefakte zu gelangen, damit ihr die Wurzel allen Übels ein für alle Mal ausrotten könnt: Den Outsider! – ein gottgleiches Wesen, verantwortlich für eure besonderen Kräfte und die Verderbtheit im Kaiserreich.

Neueinsteiger in die Welt von Dishonored werden zu Beginn noch ein wenig ratlos erscheinen, doch die Story agiert fast zur Gänze eigenständig und benötigt kaum Vorkenntnisse. Lediglich wissbegierige Spieler die alle Notizen und Bücher, die ihr im Laufe eures Abenteuers findet, vollkommen verstehen wollen, sollten die beiden Vorgänger gespielt haben. Die Hintergründe der einzelnen Charaktere werden ausführlich und nachvollziehbar erklärt, wodurch man sich schnell mit Ihnen identifizieren kann und das weitere Spielerlebnis spannend gestalten.

Dishonored 2.5

Aufgrund des Preises wird schnell klar, dass Dishonored: Der Tod des Outsiders vom Umfang her nicht mithalten kann mit den beiden bereits erschienen Vollpreis-Titeln. Dennoch wird die Geschichte in fünf spannenden und abwechslungsreichen Missionen erzählt, die mühelos bis zu 10 Stunden in Anspruch nehmen können. Dabei fungiert die Dreadful Whale wie zuvor als eure Basis zwischen den einzelnen Episoden. Die Gebiete, die ihr erforscht strotzen wieder nur so vor Geheimnissen und bieten eine hervorragende Optik und stimmige Atmosphäre. Lediglich die Anzahl der Soldaten wirkt phasenweise, im Verhältnis zu den Bürgern Karnacas, viel zu hoch und geskriptet, weswegen eure Erkundungen schnell auch in einem Konflikt enden, mit Massen von Widersachern die euch an den Kragen wollen. Um euch gegen diese zur Wehr zu setzen verfügt auch Billie Lurk über besondere Fähigkeiten, ausgestattet vom Outsider höchstpersönlich.

Veteranen kennen diese Fähigkeiten zu genüge, trotzdem schaffen es die Entwickler, diesbezüglich keine Langeweile aufkommen zu lassen. Neben dem klassischen Teleport, der diesmal um eine brutale Facette bereichert wurde, könnte ihr euch für kurze Zeit sogar das Gesicht von Zivilisten oder Soldaten ausleihen, um so sonst versperrte Wege zu erforschen. Doch an dieser Stelle wollen wir nicht zu viel verraten, denn solche Spielereien und Kombinationen diverser Kräfte machen einen großen Reiz des Spiels aus. Das Mana, das ihr braucht um diese Zauber zu wirken, lädt nach Gebrauch immer vollständig, weswegen die Elixiere zur Auffrischung komplett gestrichen wurden, womit diese kleine aber feine Veränderung den Spielfluss enorm erleichtert.

Nicht alle Wege führen nach Rom

Was den Reiz der Dishonored Serie ausgemacht hat, waren die verschiedenen Lösungswege um an euer Ziel zu gelangen. Auch diesmal eröffnet sich euch wieder eine Vielzahl an Möglichkeiten, um die Mission abschließen zu können. Um trotzdem für Abwechslung zu sorgen abseits der Hauptmission, gibt es nun verschiedene Aufträge, die ihr zu Beginn der einzelnen Episoden annehmen könnt. Diese reichen von einer einfachen Spionage mitsamt Sabotage in einer Schnapsbrennerei bis hin zum Vortäuschen eines Selbstmordes für einen Versicherungsbetrug. Natürlich sind diese Nebenquests mit Belohnungen verbunden, die einem das Leben im weiteren Verlauf sehr erleichtern. Aber abgesehen davon sind diese stimmig und witzig zu spielen und bieten die Abwechslung, die sich viele Spieler erwünscht haben.

Bei all dem Fokus, den die Entwickler auf diese Aufträge gelegt haben, wurde ein Kernelement jedoch vergessen. In den Vorgängern musste man als Protagonist oftmals eine Entscheidung fällen, die den weiteren Spielfluss beeinflusst hat. Diese Wahl gilt es nun lediglich am Schluss des Spiels zu treffen, was die Dramaturgie der Handlung ein wenig einschränkt. Gerade in der Rolle von Billie Lurk wäre viel Potential versteckt gewesen, das nun leider nicht genutzt werden konnte. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist nach Ende jedoch das Freischalten eines New-Game +, das euch selbiges Spiel noch einmal mit den Fähigkeiten aus Teil 2 durchspielen lässt.

Fazit

Dishonored: Der Tod des Outsiders ist eine gelungene Erweiterung, die den Charme und die Spannung seiner Vorgänger problemlos einfängt und die Geschichte zu einem versöhnlichen Abschluss bringt. Dabei hat man spielerisch noch einen draufgesetzt und systematisch die Schwächen der Vergangenheit ausgemerzt. Leider sind dabei aber auch einige Stärken verloren gegangen, die zu Lasten der Handlung gefallen sind. Dennoch wurde eine stimmige Spielwelt erschaffen, dessen Atmosphäre den Spieler sofort in seinen Bann zieht und nur so vor Details strotz. Die neuen Fähigkeiten von Billie fügen sich gut in das bestehende Kräfte-Arsenal ein und lassen kein Gefühl von Langeweile aufkommen. Mit Dishonored: Der Tod des Outsiders macht Arkane spielerisch einen weiten Schritt nach vorne, wenn man sich beim nächsten Abenteuer nun noch vermehrt der Story widmet und sich alter Stärken besinnt, dann steht der nächsten Top-Wertung nichts mehr im Wege!

 

Positiv

  • Neue und stimmige Fähigkeiten
  • Sehr lange Spielzeit für eine Stand-Alone Erweiterung
  • Möglichkeit eines New-Game +
  • Hervorragende Optik und Atmosphäre

Negaitv

  • Abschnittsweise verhältnismäßig zu viele Gegner
  • Handlung kommt ein wenig zu kurz
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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz