Review: Death Stranding 2: On the Beach – Ein etwas zu klassisches Sequel

Nach dem etwas durchwachsenen Experiment Death Stranding, will Kojima Productions mit dem Sequel direkt nachlegen. Ob der Nachfolger die Fehler aus dem ersten Teil ausbessern kann und was sich Hideo Kojima alles dieses Mal einfallen hat lassen, findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.

Mexiko und Australien warten auf euch

Um die Decima Engine (Guerrilla Games) mal wieder an ihre Grenzen zu bringen, kommen gleich zwei neue Schauplätze in Death Stranding 2: On the Beach vor. Wobei hier Mexiko den Kürzeren zieht und eher nur als Tutorial Areal eingesetzt wird bzw. um die Geschichte ins Rollen zu bringen. Als Belohnung, dass ihr euch im gesamten ersten Teil um BB-28 gekümmert habt, startet ihr im zweiten Teil direkt mit einem echten Baby (Lou) in die Geschichte hinein. Ab hier bricht der neue Ableger, mit einigen etablierten Eigenheiten aus dem Vorgänger. Wo man noch im ersten Teil im etwas eigenen Stil von Kojima ein Mysterium um sehr simple Symbole und Charaktere (Deadman, Heartman etc.) gebaut hat, bemüht sich On the Beach hier eigentlich absolut nicht mehr und liefert so gut wie immer direkt Antworten an den Spieler. Bosskämpfe oder Storystränge werden sehr rar übers gesamte Spiel gesponnen, sondern relativ kurzfristig direkt nach der Vorstellung oder ein paar Zwischensequenzen später aufgelöst. Damit einhergehend, wurde auf der Spielfluss überarbeitet. Wo im Vorgänger noch das gesamte Theme des Spiels, über das Überkommen von Herausforderungen und sozialer Zusammenarbeit aufgebaut war, liefert euch jetzt das Spiel viel zu früh Fahrzeuge und auch eine Schnellreise-Möglichkeit. Zumindest mit der letzteren Option, sind eure Belohnungen für Aufträge leicht reduziert, aber es werden hier alle Missionen nach dem ersten Gebiet, sehr trivial gestaltet. An sich ist das aber nichts Schlechtes, weil man jetzt endlich mehr Vielfalt und Auswahl hat, wie man das Spiel angehen will. Neben den vielen neuen Waffen, Ausrüstungsgegenständen und Gebäuden, ist das gesamte Unterfangen jetzt wesentlich angenehmer gestaltet.

Die neuen Umgebungen sehen fantastisch aus

In guten 23-25 Stunden habt ihr im Prinzip denselben Spielablauf, wie im Vorgänger. Verbindet Mexiko und Australien mit dem Netzwerk und bekommt dabei eigentlich alle offenen Fragen, die der erste Teil offen gelassen hat, beantwortet. Im Storybereich spielt es Kojima wie bereits erwähnt dieses Mal deutlich simpler und strukturierter. Wer den Vorgänger nicht gespielt hat, wird relativ wenig von der Geschichte haben, da hier bis auf die Neuzugänge die ihr am Weg kennenlernt, nur offene Hintergrundgeschichten der Hauptcharaktere abgeschlossen werden. Überraschungen halt sich bis aufs letzte Drittel des Spiels etwas in Grenzen, dafür gibt es ein riesiges Feuerwerk, wofür man Kojima kennt mit leichten Ansätzen von Alan Wake, Power Rangers und jede Menge Metal Gear. Wir empfehlen auf jeden Fall, die Hintergrundgeschichten der Hauptcharaktere zu verfolgen. Oftmals etwas versteckt in Dialogen oder Gegenständen in eurem Zimmer, liefern sie weitaus interessante Zwischensequenzen, als die Hauptgeschichte.

Kojima kann nicht aufhören Metal Gear zu machen

Wo im ersten Teil noch nur leichte Spuren von Metal Gear hier und da hineingestreut wurden, ist im Gegnsatz dazu On The Beach mehr Metal Gear, als fast alle bisherigen Projekte von Kojima. Von Anspielungen, bis hin zum fast ident übernommenen Basen und Gameplay-Aufbau aus Phantom Pain (Fans sollten auf ein paar amüsante Anspielungen dazu gegen dem Ende des Spiels achten). Die einzelnen Boss-Akte (Leider oftmals recycled) und selbst euer Schiff, schreien in jeder zweiten Sequenz „Snake, Snake, Snaaaaaaaaaaake“. Die weitaus taktischeren Möglichkeiten, einzelne Gegner Basen anzugehen und die neuen Gegnertypen, ergänzen das Spiel ideal. Es wurde zwar relativ wenig an der Gegner-KI verbessert, wodurch die einzelnen Kampfsituationen und die vielen Slo-Mo Momente, eher rustikal/aus einer längst vergangenen Ära wirken, aber Metal Gear Fans, hat das eigentlich noch nie wirklich gestört. Der Reiz liegt hier natürlich eher, eine gesamte Basis im Stealh zu erledigen bzw. sein Arsenal so gut wie möglich auszunutzen.

Was wäre ein Hideo Kojima Spiel nur ohne verrückte Charaktere?

BTs sind wie auch im Vorgänger weiterhin als Bedrohungen vorhanden und gerade die versteckten/größeren Varianten davon, kommen teilweise an epische Bosskämpfe aus Soulsborne-Ablegern heran. Natürlich mit weitaus simpleren Bewegungsabläufen, aber dafür optisch sehr gelungen. Durch die sozialen Features des Spiels, fehlt es euch eigentlich so gut wie nie an Munition und Material für den Aufbau von Gebäuden und co. Diese Features wurden gegenüber dem Vorgänger nochmals ein wenig verfeinert und um neue Fähigkeiten erweitert. Natürlich sind nicht alle online Mitspieler besonders sozial/hilfreich, aber selbst wenn ihr nicht an eure Mitmenschen denkt, helfen eure gesetzten Gebäude jeden anderen Mitspieler, der daran zufällig vorbeikommt.

Solche spannenden Aufgaben warten teilweise auf euch. Gesteinsproben sind natürlich auch ein Highlight

Der mühsame Gameplay-Loop

Egal wie viele „Quality of life“ Features auch eingebaut wurde, der ursprüngliche Gameplay Ablauf, ist eigentlich weiterhin relativ unverändert, der Kern des Spiels. Hier müsst ihr euch, trotz beeindruckenden technischen Leistungen (Unglaublich schnelle Ladezeiten und korrekten Darstellungen von immens vielen Objekten am Bildschirm), mit unzähligen Menüs und einem ständigen Wechseln zwischen Basen herumschlagen. Die Übersicht behalten wird hier vollkommen an den Spieler ausgelagert.

Vor allem Australien bietet einige wunderschöne Schauplätze

Da ihr im Prinzip unendlich Aufgaben annehmen könnt, wird euer Radar und die Karte recht flott überladen. Neben den ständigen Benachrichtigungen durch ingame sozialen Features und dem Like-System durch andere Online-Spieler, könnten hier einige schnell überfordert werden. Da ihr von einzelnen Auftraggebern nur Upgrades erhaltet, müsst ihr eigenständig priorisieren, welche Upgrades euch besonders wichtig sind und dann vermehrt Gegenstände für diese Basis einsammeln oder ihre Aufträge abschließen. Bis aus vereinzelte Sub-Aufträge die nette Überraschungen bereithalten, sind leider immens viel generische Missionen mit dabei.

Auch die Musik im Spiel, lässt sich später von euch recht simpel beeinflussen

Da viele der Gastcharaktere nur als reine Missionslieferanten dienen, nutzen sich ihre Dialoge sehr schnell ab. Zu Beginn des Spiels hat man sich noch die Mühe gemacht, jede einzelne Dialogauswahl mit einer Zwischensequenz zu versehen, was in dieser Form noch kaum ein Spiel geboten hat. Leider ist das nur auf den ersten Dialog mit Fragile beschränkt. Danach könnt ihr euch nur bei Interesse, etwas mehr über die Welt und die einzelnen Ausrüstungsgegenstände erzählen lassen. Die einzelnen Charaktere gehen von bekannten Schauspielern, bis hin zu etwas amüsanteren Auftritten und damit ist auch die Bandbreite ihrer Dialoge in alle Richtungen. Bei so einer Menge an Synchronsprechern ist es natürlich schwierig die Qualität durchgängig hoch zu halten, aber man hätte hier gerade aus den Hauptauftraggebern etwas mehr rausholen können.

Das Nutzen der Datenbank ist nicht nur essentiell für manche Missionen, sondern auch ein sehr gelungenes Feature, um über viele Storystränge und Bereiche im Spiel den Überblick zu behalten

Technisches Meisterwerk

Wo Death Stranding 2: On the Beach eigentlich alles richtig macht, ist die technische Darbietung. Egal ob die unglaublich schnellen Ladezeiten beim Fortsetzen des Spielstands auf der PS5, oder die unglaublich detailreiche Welt, bis hin zum Soundtrack und jeder einzelnen Zwischensequenz, On the Beach ist eines der schönsten Spiele, was ihr aktuell am Markt finden werdet. Vor allem das letzte Drittel des Spiels, wirft nochmals alles was die Spielewelt zu bieten hat zusammen und strotz nur so von Anspielungen an Kojimas bisherigen Projekten.

Per Einschienenbahn lassen sich Minen erschließen, mit denen ihr wichtige Ressourcen, euch selbst und euer Fahrzeug zu Hubs transportieren könnt.

Die Interaktionen innerhalb der Hubs wurden auch nochmals erweitert und lassen euch neben der umfangreichen Charakter-Personalisierung auch mit den einzelnen Mitstreitern kreativ interagieren. Lobenswert ist hier auch, dass Kojima scheinbar erwachsen geworden ist und die kinky/versauten Interaktionen mit weiblichen Charakteren die man noch in Metal Gear zu Hauf finden konnte, etwas seriöser gestaltet wurden. Wäre auch etwas unpassend, mit dem Theme des Spiels.

Nach guten 25 Stunden an Hauptaufgaben, könnt ihr noch offene Nebenaufgaben und einige versteckte Highlights entdecken.

Death Stranding 2: On the Beach ist ab sofort exklusiv für PlayStation 5 erhältlich.

Fazit

Death Stranding 2: On the Beach reduziert die klassischen Kojima Verrücktheiten, erweitert die Gameplay-Vielfalt mehr als genug und beeindruckt auf der gesamten technischen Ebene. Der hauptsächliche Gameplay-Loop ist weiterhin oftmals mühselig und der etwas zu generische Ablauf der Geschichte, wird vor allem Fans des Vorgängers ein wenig enttäuschen. Wer seinen Spaß mit Death Stranding hatte und alle offenen Storystränge abgeschlossen sehen will, kann hier trotzdem ohne Bedenken zugreifen.

– Letztes Drittel des Spiels klassisches Hideo Kojima Feuerwerk an Verrücktheiten

– Technisch absolut beeindruckend

– Gelungenes Staraufgebot an Neuzugänge mit interessanten Hintergrundgeschichten

– Dank vielen Anspielungen und Gameplay Neuerungen das erste Spiel seit Metal Gear Solid V: The Phantom Pain, was wirklich an die Reihe herankommt

– Alle Mysterien aus dem Vorgänger werden etwas zu simpel/klassisch abgeschlossen

– Gameplay-Loop leidet wie im Vorgänger unter den vielen Fetch-Quests und überladenen Menüs

– Schnellreise und der frühe Zugang zu Fahrzeugen, mindern den ursprünglichen Anreiz aus dem Vorgänger

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer

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