Review: Concord – Solider, spaßiger Shooter zur falschen Zeit am falschen Ort

Concord ist nicht das Desaster, das man aufgrund der Diskussionen darüber vermuten könnte. Dieser Online-Ego-Shooter, das Debüt des Sony-Studios Firewalk, hat tolle Produktionswerte, ein faires Geschäftsmodell und einen wirklich unterhaltsamen Gameplay-Loop. Das größte Problem des Spiels ist sein Mangel an Identität: Es lässt sich nicht leugnen, dass die Entwickler stark von Guardians of the Galaxy inspiriert wurden und obwohl der Titel wirklich versucht, seinen eigenen Weg zu gehen, wird das wahrscheinlich sein größtes Manko sein. Doch mehr dazu in unserem Test.

Live-Service und dennoch kein Free-to-Play

Für diejenigen unter Euch, die es nicht verfolgt haben: Dies ist der zweite von PlayStation viel diskutierte Live-Service-Titel, nach dem rekordverdächtigen Erfolg von Helldivers 2 Anfang des Jahres. Concord ist sowohl auf der PS5 als auch auf dem PC erhältlich und ein Premium-Release zum Preis von 40€. Alle 16 Charaktere und 12 Karten stehen von Tag eins an allen Spielern zur Verfügung. Es gibt keine Mikrotransaktionen, Battle Passes oder versteckte Kosten – obwohl das Studio angekündigt hat, später Kosmetika zu verkaufen. Ihr spielt als Freegunner von einem Schiff namens Northstar, einer chaotischen Crew von Sci-Fi-Söldnern, die mit gefährlichen Missionen betraut sind. Jede Runde in den insgesamt sechs Spielmodi wird als eine dieser Missionen dargestellt. Zu den Charakteren gehört Lennox, ein echsenähnlicher Typ, der einen Revolver schwingt und sich selbst heilen kann. Ihr findet auch Haymar, einen Pyromanen mit einer Vorliebe für Armbrüste, und Teo, einen ehemaligen Elite-Soldaten, der Granaten liebt. Jeder der 16 Charaktere hat seine eigene Persönlichkeit und Ausrüstung, was ihnen einzigartige Gameplay-Möglichkeiten bietet. Lark, eine Art pilzartiger Humanoid, kann Pflanzen auf der Karte platzieren, die es ihm ermöglichen, entweder zu sicheren Orten zu warpen oder die Mobilität seiner Teamkollegen zu verbessern. Emari, eine enorme, muskelbepackte Dame, kann Rüstungen für ihre Verbündeten bereitstellen und ihr eigenes persönliches Schild einsetzen, um sich vor umherfliegenden Splittern und feindlichem Feuer zu schützen.

Ein zentrales Gameplay-Element ermutigt Euch, in jeder Runde zwischen verschiedenen Charakteren zu wechseln, da das Abschließen einer kompletten Runde mit einem Helden Boni für einen anderen freischaltet. Wenn Ihr zum Beispiel die hyperaktive Katzenmädchen It-Z wählt, wird Eure Bewegungsgeschwindigkeit erhöht. Ihr könnt dies dann nutzen, wenn Ihr nach Eurem Tod als ein anderer Charakter wieder auftaucht, um Eure Agilität insgesamt zu steigern. All diese Systeme greifen strategisch ineinander, sodass Ihr mit Eurem Team zusammenarbeiten könnt, um die Fähigkeiten Eures gewählten Charakters erheblich zu verbessern. Um noch mehr taktische Tiefe hinzuzufügen, gibt es Varianten jedes Freegunners, die freigeschaltet werden können. Diese verändern zwar nicht das komplette Kit, bringen aber interessante Gameplay-Nuancen mit sich, wie zum Beispiel erhöhte Munitionsreserven oder bessere Heilfähigkeiten. Die intensiveren Modi – wie Flash Point und Cargo Run, in denen es keine Wiederbelebungen gibt – zwingen Euch dazu, Eure Teamzusammensetzung sorgfältig zu planen und belohnen Euch dafür, mehrere Charaktere gut zu verstehen, da das Gewinnen einer Runde Euren aktuellen Helden für den Rest des Matches dauerhaft sperrt. Die Produktionsqualität ist überragend, mit dicht gestalteten Himmelskulissen und hervorragenden Animationen. Alle Charaktere sind motion-captured, und obwohl einige Helden ein wenig ins Uncanny Valley fallen, sieht alles in Bewegung dennoch beeindruckend aus. Persönlich gefallen uns einige Designs nicht besonders: 1-Off, ein Recycling-Roboter mit einem riesigen Industriestaubsauger, ist einfach albern und DeVeers trägt unerklärlicherweise Tupperware auf dem Kopf.

Klasse Shooter-Gameplay und tolle Präsentation

Es ist auch schwer, an manchen Stellen die mangelnde Originalität zu übersehen. Star Child, ein muskelbepackter Typ mit roter und blauer Haut, ist im Grunde Drax und Teo wirkt wie ein typischer PS3-Protagonist aus dem Jahr 2008. Wir wären nicht überrascht, wenn er von Nolan North gesprochen wird. Der Entwickler möchte offensichtlich, dass Ihr Euch trotzdem in die Charaktere verliebt. Es werden wöchentliche filmische Sketche versprochen, um Euch mit der Besetzung zu verbinden und diese sehen so teuer aus, wie sie klingen. Ehrlich gesagt, wären wir überrascht, wenn sie sich leisten könnten, diese über die ersten paar Saisons hinaus zu produzieren und wir sind uns nicht sicher, wie viel sie zum Gesamterlebnis beitragen. Gleiches gilt für die Lore-Bibliothek, die sich erweitert, wenn Ihr mehr Karten erkundet und mit verschiedenen Charakteren Fortschritte macht. Wir sollten betonen, dass es hier keine Battle Passes oder fragwürdigen Geschäftsmodelle gibt: Alles kann einfach durch Spielen freigeschaltet werden. Dazu gehören alternative Outfits, Accessoires, Aufsätze und mehr. Obwohl das Studio zugegeben hat, dass es plant, später Kosmetika zu verkaufen, ist es erfrischend, ein Multiplayer-Spiel zu spielen, das nicht durch Mikrotransaktionen belastet wird und es gibt von Anfang an eine angemessene Menge freizuschalten. Es bleibt abzuwarten, wie viel in zukünftigen Saisons noch hinzugefügt wird.

Erwähnenswert ist auch, dass das User-Interface ein echtes Kunstwerk ist. Es fängt das Retro-Sci-Fi-Thema des Spiels perfekt ein und alles ist klar und übersichtlich dargestellt. Außerdem sind uns keine echten Bugs begegnet, obwohl wir gegen Ende eines Matches einmal an Ort und Stelle festhingen und unser Team nicht mehr unterstützen konnten. Zum Glück konnten wir dieses Problem nicht reproduzieren und gehen davon aus, dass es selten ist. Unsere größte Sorge, abgesehen vom allgemeinen Mangel an Identität, ist, wie das Spiel das langfristige Interesse der Spieler halten soll. Zum Start gibt es nur sechs Modi, von denen fast alle Varianten von Playlists sind, die Ihr aus anderen Spielen kennt und es fehlt der Reiz einer endlosen Liste von Quests und Zielen wie in Fortnite. Das Studio hofft offensichtlich, dass die Spieler einfach Spaß am Gameplay selbst haben und nicht an all dem Drumherum, aber das ist in diesem wettbewerbsintensiven Markt eine große Herausforderung. Wir können natürlich nicht vorhersagen, wie sich der Titel nach dem Launch weiterentwickeln wird.

Fazit

Concord ist ein ehrlicher Shooter, der während des Spielens wirklich viel richtig macht. Die Waffen fühlen sich toll an, alles sieht klasse aus und es gibt genug Content und dabei keinerlei Mikrotransaktionen. Leider nur steht das Spiel bereits jetzt unter einem schlechten Stern. Es fehlt an Identität, Originalität und anhand aktueller Zahlen auch sehr bald an Spielenden. Hoffen wir das beste, denn Concord hat wirklich eine Chance verdient.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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