Review: Commandos: Origins – Rückkehr einer Taktik-Legende?

Commandos: Origins bringt eine echte Taktik-Legende zurück und zwar genau so, wie Ihr sie aus den 90ern kennt: fordernd, knobelig und charmant altmodisch. Damals war Commandos: Behind Enemy Lines ein Riesenhit, weil es Stealth, Taktik und Puzzle-Elemente auf clevere Weise verbunden hat. Ihr hattet ein Team aus Spezialisten, vom Sprengmeister bis zum Green Beret, und musstet deren Fähigkeiten geschickt kombinieren, um Nazis auszutricksen und Missionen erfolgreich abzuschließen. Nach dem zweiten Teil ging es allerdings steil bergab: Die Nachfolger konnten nicht mehr an die Brillanz des Originals anknüpfen, und seit 2006 war die Reihe praktisch tot. Ob dies nun die gegklückte Wiederbelebung geworden ist, soll unser Test zeigen.

Die Wiederbelebung einer alten Marke

Jetzt versucht Commandos: Origins von Claymore Game Studios die Marke neu zu beleben – als Prequel zum ersten Spiel. Optisch hat sich einiges getan: die Grafik ist hübscher, die Figuren detaillierter, die Welt liebevoll gestaltet. Spielerisch bleibt sich Commandos aber treu. Aus der isometrischen Perspektive führt Ihr euer Team über riesige Karten, schleicht an Wachen vorbei, meuchelt sie und versteckt ihre Leichen im Gebüsch. Dass die Nazis offenbar kein peripheres Sehen haben und den Green Beret nicht bemerken, der direkt neben ihnen herumkriecht, gehört fast schon zum guten Ton, ein bisschen Suspension of Disbelief gehört bei Commandos einfach dazu. Das Spiel startet in einem alliierten Gefängnis in Nordafrika, wo der Green Beret vom Pionier befreit wird – mit herrlich steifem britischen Akzent. Gemeinsam bahnt Ihr euch den Weg nach draußen. Die Stealth-Mechanik ist simpel, aber effektiv: Sichtkegel zeigen genau, was die Gegner sehen können, sodass Ihr eure Truppe präzise durch die Lücken steuert.

Sobald die Spezialfähigkeiten der Commandos ins Spiel kommen, wird’s interessanter: Der Pionier platziert eine Bärenfalle, der Green Beret lockt mit einem Radio den Gegner genau hinein. Schön: Sound wird visuell dargestellt, Ihr seht also genau, welcher Feind auf welchen Lärm reagieren wird. Bis hierhin klingt das alles ziemlich vielversprechend – wäre da nicht die katastrophale Controller-Steuerung. Wer mit Gamepad spielt, wird schnell die Nerven verlieren. Die Kamerasteuerung ist eine Zumutung: Ihr müsst Trigger drücken und mit Sticks fummeln, nur um halbwegs Überblick zu behalten. Fähigkeiten auswählen, Ziele markieren, Aktionen ausführen – alles wirkt sperrig, unpräzise und im schlimmsten Fall träge. Zu oft wurde mein Team nur deshalb entdeckt, weil der Spion sich bewegt wie ein Öltanker in Zeitlupe.

Auf Konsole leider ein Graus

Klar, ein PC-Spiel auf Konsole zu übertragen ist nie leicht, aber andere Spiele wie Shadow Tactics haben gezeigt, dass es geht. Leider hat sich Claymore davon offenbar nichts abgeschaut. Wenn Ihr aber mit Maus und Tastatur spielt oder bereit seid, euch durch die Steuerung zu kämpfen, bekommt Ihr einiges geboten: Die Levels sind riesig, abwechslungsreich und voller Möglichkeiten. Statt alle auf einem Fleck zu starten, müsst Ihr eure Commandos oft über die Karte hinweg koordinieren, euch gegenseitig unterstützen, mit Schlauchbooten Feinde umgehen oder mit geklauten Lastwagen Checkpoints durchbrechen. Viele Ziele sind optional, und Ihr könnt das Spiel jederzeit pausieren, um Befehle an euer Team zu vergeben – das rettet die Steuerung in vielen Momenten.

Optisch macht das Spiel viel her: Die Fahrzeuge, Uniformen und Waffen sind detailreich und gut recherchiert, der Stil ist eine gelungene Mischung aus Authentizität und Hollywood-Überzeichnung. Es wirkt ein bisschen wie mit Actionfiguren im Kriegsfilm – im besten Sinne. Die Level führen Euch durch Sandwüsten, deutsche Wälder und eisige Tundren. Leider trüben technische Probleme den Eindruck: Bei viel Action bricht die Framerate ein, was die Steuerung noch hakeliger macht. Es gibt einige Grafikbugs – manchmal „ermorden“ eure Commandos nur die Luft neben einem Gegner, der dann trotzdem umfällt. Besonders ärgerlich sind Bildrisse beim Kameraschwenk, die das ohnehin schon mühsame Navigieren noch unangenehmer machen.

Fazit

Commandos: Origins ist auf Konsole leider eine Zumutung, da es durch viele technische Ungereimtheiten nicht wirklich Spaß macht zu spielen. Die sehr nervige Steuerung hilft da auch nicht wirklich, auch wenn hinter den Problemem ein wirklich solides Taktik-Spiel mit einer hohen historischen Akkurarität zu stecken scheint.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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