Review: Chocobo GP – Wenn sich Final Fantasy im Genre irrt

Fans von Fun-Racern haben schon seit jeher wenig zu lachen. Denn ganz oben im Genre-Kosmos thront zweifelsohne eine der wohl berühmtesten Spiele-Reihen aus dem Hause Nintendo: Mario Kart! Diese schwingt wie ein Damoklesschwert über jeden neuen Titel, der diesen Platz streitig machen will. Nun hat aber mit Square Enix ein Publisher den Ring betreten, den man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Denn dort wagt man sich nun mit seiner Final Fantasy-Reihe in den Ring, oder besser gesagt auf die Rennstecke. Chocobo GP lautet der Name des kommenden Konkurrenten von Mario und seinen Freunden. Ob es die zahlreichen Gesichter und Esper es aber auch schaffen, dem italienischen Klempner die Stirn zu bieten, verraten wir euch jetzt in unserem Review. 

Start frei für die Rennfahrer

Wer sich direkt mit seinen Freunden auf die Rennpiste begeben will, der ist bei Chocbo GP fehl am Platz. Denn der mysteriöse Rennfahrer X und sein Verfolger Gilgamesh liefern sich eine rasante Verfolgungsjagd quer durch die Welt von Final Fantasy. Und dabei macht er auch nicht vor euch Halt, einem Helden Trio bestehend aus dem klassischen Chocobo, den Mogry Atla und Chocobo-Dame Clair. Diese wollen natürlich auch mit dabei sein, wenn es um rasante Verfolgungsjagen geht. Dabei stellt der mysteriöse Rennfahrer auch ein Turnier in Aussicht, bei dem der Gewinner sich einen Wunsch erfüllen darf. Das macht natürlich auch andere Fahrer hellhörig, was zu einer turbulenten aber charmanten Geschichte führt.

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Eines vorweg: Die Geschichte ist weder spektakulär, noch besonderes einfallsreich in Szene gesetzt. Die Vorgeplänkel vor jedem Rennen bestehen aus einfachen Gesprächen, die oft charmant ausfallen und komplett vertont sind. In puncto Synchronisation darf man auf gewohnte Qualität von Square Enix zählen, denn alle Dialoge sind wahlweise in Englisch oder Japanisch zu belauschen. Ansonsten dienen die Konversationen dazu, die einzelnen Fahrer und deren Fähigkeiten näher vorzustellen. Denn nach einem abgeschlossenen Kapitel schließt sich dieser eurer Truppe an und ist ab sofort verfügbar. Manche wandern direkt ins Fahrerfeld, andere müssen im Shop für In-Game Währung erworben werden. Dennoch ist die Idee nett, dass erst mit vorlaufenden Fortschritt der Story neue Strecken und Fahrer hinzugefügt werden. Soweit so gut, wären da nicht die Renen selbst.

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Mehr Glück als Können

Denn hier wären wir nun beim Prunkstück eines jeden Fun-Racers: Das Fahren selbst! Hier bedient man sich klassischen Hilfsmitteln, denn Drifts und Items dürfen nicht fehlen. Mario Kart Veteranen fühlen sich mit dem Boost beim Start oder bei Sprüngen in der Luft direkt heimisch. Leider macht das aber am Ende des Tages selten einen Unterschied! Einen großen Anteil daran hat nämlich die Geschenke Verteilung, in diesem Fall Maginite genannt. Diese erhält ihr von drei unterschiedlichen magischen Eiern, die die Wertigkeit Gold, Silber und Kupfer besitzen. Davon lassen sich bis zu drei Items stapeln, um euren Maginit besondere Kraft zu verleihen. Im Grunde hat aber jeder Fahrer etwas für den Angriff, Verteidigung oder Geschwindigkeit. Hier sei erwähnt, dass zum Beispiel das Schutzschild bei uns im Review gar nicht funktioniert hat. Und das ist doppelt bitter, denn werdet ihr von feindlichen Maginiten getroffen, dann verliert ihr gefühlt ewig Zeit.

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Ein wenig Abhilfe schaffen da vielleicht die Spezialfähigkeiten, die ihr beim Sammeln von Kristallen freisetzen könnt. Diese verhalten sich wie die Münzen bei Mario Kart und können gegen Währung eingetauscht werden. Jeder der Fahrer hat eine unterschiedliche Fertigkeit, weswegen das zumindest den Forschertrieb nach dem idealen Charakter anheizt. Natürlich darf bei heutigen Racern auch eine Statistik zu jedem Teilnehmer nicht fehlen. Diese unterscheiden sich in den Werten Tempo, Haftung, Beschleunigung und Drift. Und damit wären wir bei einem der Hauptprobleme angelangt: Der Balance!

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Wir haben den Versuch gewagt und den Vergleich zwischen der Effektivität von Tempo und Drifts gemacht. Schafft man es nicht, bereits in Runde 1 an die Spitze zu fahren, dann geht man am Ende wahrscheinlich leer aus. Denn die zahlreichen Items lassen besonders im Mittelfeld das Geschehen in ein Chaos an Angriffen ausarten. Mit Drifts und Beschleunigung sahen wir selten ein Land. Mit normalen Fahren ohne Drifts hingegen war uns ein Sieg fast immer sicher, Hauptsache die Tempo-Leiste war hoch. Das vermittelt unmissverständlich: Geschick ist hier fehl am Platz!… und oft entscheidet ohnehin der Zufall und das Glück, wie stark eure Kontrahenten gerade fahren. Zumindest in diesem Fall lässt euch das Spiel die Wahl, ob ihr lieber in der Schwierigkeitsklasse Anfänger oder Meister fahren wollt. Etwas dazwischen gibt es bedauerlicherweise nicht.

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Abseits der Rennstrecke

Ist erstmal die Story abgeschlossen und alle Strecken und Fahrer freigespielt, dann bietet sich eine klassische Auswahl an Spiel-Modi. Der Chocobo GP ist quasi der Turniermodus, wo ihr euch mit 64 Spielern aus aller Welt messen könnt. Wollt ihr hingegen mit euren Freunden ein paar Runden drehen, dann dürft ihr das im Mehrspielermodus. Dort könnt ihr euch lokal oder online mit bis zu sieben anderen Fahrern zusammenschließen. Wer jetzt denkt, er kann auch auf der Couch mit drei Freunden loslegen, den müssen wir leider enttäuschen. Denn der lokale Mehrspielermodus definiert sich über Paare, demnach geht es nur zu zweit. Dafür bieten sich dann zumindest die Rennserie, die das Äquivalent zu Cups sind oder das Angepasste Rennen an. Dort könnt ihr wie gewohnt verschiedene Parameter einstellen, allen voran natürlich auch die Auswahl der Strecken.

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Einige Strecken haben unterschiedliche Varianten. Diese reichen von kurz, Höchsttempo bis hin zu lang oder technisch. Das sorgt hinten raus zumindest für ein bisschen Abwechslung, täuscht aber nicht über die sehr geringe Anzahl hinweg. Selbiges gilt für die Karts, wovon jeder Charaktere auf bis zu drei unterschiedliche Boliden zurückgreifen darf. Diese lassen sich aber leider erst im New Game + freischalten, nehmen aber nur minimalen Einfluss auf einen gewissen Parameter wie Haftung oder Tempo. Welchen Einfluss das aufs Spielgeschehen tatsächlich hat kann noch im Zeitfahren herausgefunden werden. Das volle Potenzial schöpfen aber ohnehin nur Spieler mit Ambitionen aus, Gelegenheitsspieler eher weniger.

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Fazit

Grundsätzlich ist der Ansatz von Chobobo GP durchaus gut. Das verdankt man dem charmanten Story-Modus, der für eine heitere Stimmung zu sorgen weiß. Leider täuscht dieser aber über eklatante Schwächen kaum weg, allen voran  der geringen Auswahl an Strecken. Hinzu kommen zahlreiche Unsauberkeiten in puncto Balance und Fahrgefühl, weswegen man in dieser Form leider keine Alternative zu Mario Kart bieten kann.

Positiv:

+ Zahlreiche bekannte Gesichter aus der Final Fantasy-Reihe

+ Umfangreiches Fahrerfeld mit individuellen Spezialfähigkeiten

+ Komplett vertonte Dialoge im Story-Modus …

Negativ:

– … der zwar charmant gestaltet ist, aber nur mit Standbildern erzählt wird

– Strecken wirken detailarm und werden schnell langweilig

– Stellenweise mehr Glück als Geschick notwendig

– Fahrer und Karts fühlen sich nicht ausbalanciert an

– Keine optimale Lösung mit dem Item-Einsatz gewählt

– Lokal können nur zwei Spieler im Mehrspielmodus an den Start

Chocobo GP erscheint am 10.März 2022 exklusiv für Nintendo Switch.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz

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