Seit 2017 hat der in Singapur ansässige Entwickler The Gentlebros eine Reihe von Action-Rollenspielen entwickelt, in deren Mittelpunkt ein heldenhafter orangefarbener Kater steht, der durch Welten voller Katzen, Nagetiere und Hunde streift. Nun kommt das ganze mit Teil 3 in ein Piraten-Setting und wir gehen mit Säbel und Hut auf die Suche nach dem Nordstern. Ob das ein drittes Mal Spaß macht und wie purrfect das Spiel geworden ist, verrät euch unser Test.
Pirates of the Purribean
Die Cat Quest-Reihe besteht aus einer Reihe von Abenteuern in einer isometrischen Welt, die es zu erforschen gilt und die sich durch ein flottes Dungeon-Crawling, unkomplizierte Kämpfe, ein auf Loot basierendes Leveling- und Upgrade-System und einen unglaublich cleveren, wortwitzigen Schreibstil auszeichnet, bei dem die Persönlichkeiten der Charaktere aus allen Nähten platzen. Und es geht im Spiel auch recht schnell los. Der schnurrende Protagonist wurde mit einem blauen, geisterhaften Begleiter an Land gespült, der sich wie Olivia aus Mario in Paper Mario: Der Origami-König verhält, der farbige Kommentar zur stimmlosen Hauptfigur. Die erste Insel dient als kurzes Tutorial, in dem der Nahkampf, ein Blunderbuss, der einen physischen Fernangriff ermöglicht, und Händler erklärt werden, bei denen man Ausrüstung kaufen oder verkaufen, Upgrades durchführen, seine Gesundheit wiederherstellen und sogar das kooperative Spiel einleiten kann.
Während Teile der Welt durch gestrichelte Linien abgetrennt sind, bietet das Spiel euch Spieler genug Platz, um über das Wasser zu gleiten und Seeschlachten mit anderen Piratenschiffen zu führen. In den Seeschlachten gibt es zwei Kanonenkugel-Angriffe, einen einfachen Schuss und einen Power-Schuss. Das spiegelt das Toolkit an Land wider, wo es zwei separate Grund- und Magieangriffe gibt. Während man sich an Land präzise bewegen kann, musste ich beim Umrunden von Gegnern einen weiten Kurvenradius einkalkulieren, was diesen Gefechten einen besonderen Reiz verlieh und man so sogar gegen bereits höherlevelige Gegner gut bestehen konnte. Der Kampf an Land ist dabei einfach und geradlinig: Entweder man schlägt schnell nacheinander auf seine Feinde ein oder man schießt aus der Ferne mit seiner Fernkampfwaffe auf sie. Die Kunst besteht vor allem darin, den gegnerischen Angriffen auszuweichen, indem man sich rechtzeitig aus der Schussbahn rollt. Ein hilfreicher kleiner Kreis warnt euch jedoch vor feindlichen Angriffen, um dies ein wenig zu vereinfachen. Außerdem hat eure Katzenfigur Zugang zu einem wiederaufladbaren Zauberspruch, der mit der Zeit großen Schaden anrichten kann. Durch das Besiegen von Gegnern erhält man Erfahrungspunkte, die den Charakter aufsteigen lassen und seine Kräfte verstärken. Wie es sich für ein Piratenspiel gehört, bekommt ihr auch Gold und andere Beute, die ihr in den verschiedenen Geschäften der Stadt ausgeben oder für euren eigenen Vorteil nutzen könnt.
Eine flache, aber Miau-gisch gute offene Welt?
Cat Quest 3 ist ein Open-World-Spiel, d. h. ihr könnt von Anfang an buchstäblich hingehen, wo ihr wollt. Es gibt hilfreiche Wegweiser, die euch zu einem empfohlenen Pfad führen, der über die Karte verstreut ist und Cat Quest 3 bietet einige Wege zur Erkundung sowie einige Nebenquests, die zu interessanter Beute führen. Während ihr euch auf der Karte bewegt, stoßt ihr auf verschiedene kleine Aufgaben, wie z. B. Höhlen, die es zu erforschen gilt, oder kleine Rätsel, die ihr lösen müsst, wobei ihr jeweils mit einer Schatzkiste belohnt werdet. Wenn man eine solche Höhle betritt, verwandelt sich das Spiel von einem 2,5D-Entdecker in einen seitlich scrollenden 2D-Dungeon-Crawler, was dem Spiel eine nette Wendung gibt. Dazu kommen noch eine ganze Reihe von Waffen und Accessoires, mit denen ihr verschiedene Kampfstile ausprobieren könnt, z. B. einen langsamen, aber starken Schild, der auch Angriffe abblocken kann, oder schnelle Hiebklauen, die sich mit dem richtigen Accessoire zu einem Ausweichangriff kombinieren lassen. Gepaart mit passiven Effekten eurer Ausrüstung können so ganz coole Builds erstellt werden, die das Spiel anspruchsvoller machen, als ich mir vorgestellt habe.
Die Nebenmissionen sind auch nett gestaltet und weichen von einfachen Fetch-Quests ab. Eine, die mir besonders gefiel, ist ein alter Fischer, der von Pi-Ratten-Schiffen belästigt wird. Nachdem ich sie besiegt hatte, wartete ich freudig auf meine Belohnung, aber der mürrische alte Fischer lehnte sie einfach ab. Er scheint daran zu glauben, dass man für seine Belohnungen besonders hart arbeiten muss und weist mir den Weg zu einer nahe gelegenen Truhe, die Hinweise auf eine noch größere Truhe enthält. Was Cat Quest 3 besonders liebenswert macht, ist die Schiffsnavigation und der Kampf. Die offene Welt ist mit kleinen Inseln übersät, auf denen es viel zu tun und zu entdecken gibt, aber Sie werden einen Großteil der Zeit auf Ihrem treuen Schiff verbringen. Zu Beginn ist Euer Schiff mit einer einfachen Kanone und einer aufladbaren großen Kanone ausgestattet, doch mit der Zeit könnt Ihr es mit mehr Feuerkraft aufrüsten. Das Segeln um die Welt ist extrem flüssig und schnell, und das überträgt sich auch sehr gut auf die Fahrzeugkämpfe. Damit bekämpft ihr die umherstreifenden Pi-Ratten und schießt auf Barrikaden, die euch den Weg versperren, um zu navigieren. Dank der reibungslosen Steuerung werdet ihr nur selten im Kampf (oder bei der Navigation) steckenbleiben, was das Spiel zu einem Vergnügen macht. Allerdings gibt es ein kleines Problem: Man kann mit dem Schiff auf Feinde schießen, die sich auf Inseln herumtreiben, anstatt von Bord zu gehen, so dass sie praktisch hilflos sind und sich nicht verteidigen können. Dadurch wurden bestimmte Abschnitte etwas zu einfach und vielleicht sogar sinnlos.
Schneller Wechsel zum lokalen Koop jederzeit möglich
Auf den ersten Blick scheint Cat Quest 3 sich eher an ein jüngeres Publikum zu richten, denn der Hauptton des Spiels ist der eines spielerischen Piratensettings. Auch wenn es Kämpfe gibt, sind diese immer sehr cartoonhaft und albern und die Optik ist generell sehr bunt und kindlich. Doch davon sollte man sich nicht unbedingt täuschen lassen, denn es ist definitv anspruchsvoller als man denkt und bei der Erkundung habe ich mich häufiger dabei ertappt, dass ich in einem Gebiet gelandet bin, für das mein Level noch viel zu niedrig ist, was bei der großen Karte durchaus häufiger der Fall ist. Damit dann aber der Spaß nicht sofort dem Frust weichen muss, kann man praktischerweise an jedem Speicherpunkt direkt auf den lokalen Koop-Modus wechseln und einen abenteuerlustigen Mitstreiter hinzuholen. Das funktionierte jederzeit ohne Probleme, es gab keine technischen Aussetzer und das Spiel gewann nochmal ordentlich an Spaß.
Aber vor allem ist es die Erkundungsschleife, die Cat Quest III so fesselnd macht. Auf jeder Insel, auf der ihr ankommt, gibt es eine Reihe von Truhen zu finden, von denen man die Anzahl erfährt, sobald man einen Fuß auf sie setzt und von Ufer zu Ufer zu hüpfen, um sie alle einzusammeln, ist das perfekte Checklisten-Spielerlebnis. Kleine Rätsel wie Felsen, die in der richtigen Reihenfolge geschlagen werden müssen oder Karten mit Hinweisen auf Schätze passen perfekt zum Piratenthema, wenn man denn Lust auf ein etwas seichteres Setting und keine enorm umfangreiche Welt hat. Denn auch wenn man alles erkunden möchte, liegt man in der Regel wohl irgendwo bei 7-12 Stunden, um das Abenteuer zu beenden, was aber vollkommen in Ordnung ist, da es so ein wunderbar kurzweiliger Spaß für ein Wochenende bleibt. Und solltet ihr dennoch die Herausforderung suchen, gibt es sogar noch New Game+, mit einem höheren Level-Cap und weiteren Anpassungen.
Fazit
Cat Quest III ist ein erfrischender Spaß für maritime Katzenliebhabende. Es bietet spaßige Kämpfe, die durch verschiedene Builds sogar recht tiefgreifend sind, während es in den Seeschlachten aber etwas simpler bleibt. Der Stil ist süß, die vielen Wortwitze vielleicht etwas drüber, aber was überwiegt ist die unschuldige Freude alle Inseln und deren Loot zu Erkunden, dabei Rätsel zu lösen und dabei vielleicht noch jemand für den lokalen Koop neben sich sitzen zu haben. Keine Revolution, aber pawsome für ein paar Abende.
Positiv:
+ einfache, aber befriedigende Kämpfe
+ charmanter Grafikstil
+ belohnende Erkundung
+ toller lokaler Koop
Negativ:
– Dungeons sind alle sehr ähnlich
– Schiff kann für Gegner an Land unfair ausgenutzt werden
– Gegner und Bosse wiederholen sich bei der kurzen Spielzeit viel zu schnell