Review : Bloomtown: A Different Story – Mischung aus Earthbound und SMT überzeugt

Dieses Jahr war randvoll mit großen RPG-Titeln, die nur zu gern jede freie Minute von euch gestohlen haben. Ob ihr Clouds Geschichte in Final Fantasy VII: Rebirth weiterverfolgt, das Geheimnis der Mitternachtsstunde in Persona 3 Reload gelöst oder ein hawaiianisches Abenteuer in Like a Dragon: Infinite Wealth erlebt habt – ihr habt sicherlich einige Monate eurer Gaming-Zeit dieses Jahr mit massiven RPGs verbracht. Wenn ihr dennoch mehr Lust auf das Genre habt, dann haben Indie-Spiele genau das Richtige für euch, und es gibt kaum bessere Indie-RPGs als Bloomtown: A Different Story.

Geschichten aus dem JRPG-Garten

Emily und ihr Bruder sind nur ein paar Kinder, die ihren Sommerurlaub in einer seltsamen, neuen Stadt verbringen. Als Großstadtkinder finden sie dieses amerikanische Kleinstadtleben todlangweilig und freuen sich nicht gerade darauf, bei ihrem griesgrämigen Opa zu bleiben. Doch das Leben auf dem Land wird gar nicht so schlecht, wenn man ein paar Freunde findet – besonders an einem Ort, der so viele Geheimnisse birgt wie Bloomtown. Als ein junges Mädchen aus der Nachbarschaft verschwindet, beschließt Emily, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und sie zu suchen. Nach einigen Hinweisen landet Emily in einem alten, verlassenen Baumhaus, das eine Pfeife verbirgt, mit der sie sich in die „Andere Seite“ teleportieren kann. In dieser Welt streifen Monster frei herum, und nur mit der Kraft der inneren Wächter von Emily und ihren Freunden können sie besiegt werden. Die Geschichte und das Setting von Bloomtown: A Different Story sind im Wesentlichen eine Mischung aus Persona und Stranger Things, und das ist so gut, wie es klingt.

Im rundenbasierten Kampf gegen verschiedene Kreaturen, wie zum Beispiel schwertschwingendem Brokkoli oder Katzen mit Hüten, erwarten euch die üblichen Elementarangriffe und Statusveränderungen. Doch im Vergleich zu anderen Spielen macht Bloomtown hier einige interessante Dinge. Statusveränderungen bringen nicht nur den üblichen Vorteil (wie kontinuierlichen Schaden oder geschwächte Stats), sondern machen Gegner auch anfällig für bestimmte andere Angriffe. Macht ihr einen Gegner z.B. benommen, hat er nicht nur eine 50% Chance, euch in den nächsten Zügen zu treffen, sondern er nimmt auch mehr Schaden durch Feuer und Eis. Diese cleveren Kombinationen zu nutzen, ist in härteren Kämpfen entscheidend und sorgt für ein weit spannenderes Kampfsystem als bloßes Draufhauen.

Traumhafte Musik und tolle Designs

Neben der Anfälligkeit für Statusveränderungen hat jeder Gegner auch Schwächen, die ihr ausnutzen könnt. Wenn ihr einen Gegner mit einem Angriff trefft, gegen den er schwach ist, wird er niedergeschlagen. Schafft ihr es, alle Gegner niederzuschlagen, könnt ihr einen verheerenden „All Out Attack“ entfesseln oder versuchen, einen von ihnen zu zähmen, damit er sich euch anschließt. Dieses System mag zwar an andere Spiele erinnern, ist hier aber sehr gut umgesetzt. Jedes Gruppenmitglied in Bloomtown trägt einen inneren Wächter in sich, der ihm in der anderen Welt Kraft verleiht. Zusätzlich kann es aber auch einen Dämon ausrüsten, den ihr gezähmt habt, und dessen Macht nutzen. Das verleiht nicht nur einen ordentlichen Stat-Boost, sondern gibt euch auch Zugang zu all seinen Zaubern. Ihr habt sogar die Möglichkeit, überschüssige Dämonen zu opfern, um die zu stärken, die ihr nutzen möchtet. Das erinnert stark an ein gewisses beliebtes Atlus-RPG – und das ist großartig.

Die Persona-Einflüsse zeigen sich nicht nur im Kampfsystem von Bloomtown, sondern auch im Alltagsteil des Spiels. Wie im echten Leben habt ihr pro Tag nur begrenzte Zeit, um Freunde zu treffen, ins Fitnessstudio zu gehen oder im Garten zu arbeiten. All diese Aktivitäten helfen euch, stärker zu werden, sei es durch einen höheren maximalen HP-Wert nach einem Workout oder einem mächtigen neuen Buff für einen Freund im Kampf nach einer besonders schönen gemeinsamen Zeit. Wenn ihr eure Freizeit verschwendet, werdet ihr es in der anderen Welt schwerer haben und die Stadt nie vor den dunklen Machenschaften retten. Neben dem Ausbau eurer Dämonen-Kampffähigkeiten könnt ihr in eurer Freizeit auch Aktivitäten nachgehen, die Emily als Person weiterentwickeln. Ein Horrorfilm gibt euch mehr Mut, während das Lesen eines Buches eure Intelligenz verbessert. Diese Werte sind wichtig, wenn ihr mit Leuten sprecht, da sie neue Dialogoptionen eröffnen. Manche Optionen erfordern einen Würfelwurf basierend auf euren Werten, um erfolgreich zu sein. Das ist ein interessantes Extra-Element und macht das Interagieren mit den schrulligen Bewohnern der Stadt noch unterhaltsamer.

Mit vielen Einflüssen zu etwas komplett eigenem

Man kann nicht über Bloomtown: A Different Story reden, ohne die sensationelle Musik zu erwähnen. Besonders die Kampfmusik – und ja, es gibt mehr als nur ein Battle-Theme – ist einfach großartig, mit tollen Vocals, auf die ich mich jedes Mal gefreut habe, wenn ich Monster vermöbelt habe. Es ist ein wunderbares Indie-JRPG, aber ein paar Dinge verhindern, dass es an die Spitze der rundenbasierten RPGs klettert. Es gab mehrere Momente, in denen das Spiel euch nicht genug Informationen darüber gab, was ihr als Nächstes tun solltet. Auch wenn man den allgemeinen Bereich der nächsten Aufgabe gezeigt bekommt, ist es manchmal frustrierend herauszufinden, mit was man dort interagieren muss. Es fällt außerdem schwer, einige Elemente des Spiels nicht als „Persona, aber schlechter“ zu sehen. Das mag hart klingen, aber bei so vielen Ähnlichkeiten drängen sich Vergleiche auf. Der Kampf ist nicht ganz so präzise, die sozialen Elemente ein wenig weniger fesselnd. Auch wenn keines dieser Elemente wirklich schlecht ist, merkt man den Unterschied. Immerhin ist die Spielzeit viel angenehmer.

Fazit

Bloomtown: A Different Story ist unfassbar charmant und ein tolles rundenbasiertes JRPG, das sich viele gute Einflüsse holt. Ein klasse Soundtrack, super Optik und abwechslungsreiches Gameplay können daher super von der okayen Geschichte und ein paar Nervigkeiten ablenken.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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