Review: Biomutant – Das Feel Good Erlebnis unter den Open World Rollenspielen

Biomutant wurde zum allerersten Mal am 21.August 2017 offiziell angekündigt und war seitdem ein fester Bestandteil auf der Gamescom. Auch wir durften 2019 den Titel anspielen und ein Interview mit einem der schwedischen Entwickler von Experiment 101 führen. Damals versicherte man uns einen Release im Jahr 2020 doch seit Corona entschloss man sich, sich solange Zeit dafür zu nehmen, bis man auch wirklich fertig damit ist. Das Ergebnis soll laut eigener Beschreibung ein Open World, postapokalyptisches Kung-Fu Rollenspiel mit einzigartigen Kampfstilen sein. Ob das auch wahr ist und sich das lange Warten letzten Endes gelohnt hat, das verraten wir euch wie gewohnt in unserem Review.

Animalische Spielwelt mit Erzählungen aus dem Off

Die Welt von Biomutant steht vor dem Abgrund. Der Baum des Lebens, der die Landschaften mit wichtigen Nährstoffen versorgt, liegt im Sterben. Schuld daran sind die sogenannten Weltenfresser, die das Ende seiner vier Wurzeln besetzen und ihm Kraft entziehen. Zu allem Überfluss befinden sich auch noch die sechs unterschiedlichen Katzen-Stämme im Clinche, denn anstatt gemeinsam dem Unheil entgegen zu treten, ist man damit beschäftigt sich zu bekriegen. Die einzige Rettung der Welt seid somit ihr, doch die Aufgabe wird nicht einfach. Denn neben den vier Weltenfressern und den verschiedenen Clans steht euch mit dem Fleischfresser Lupa Lupin zusätzlich ein erbitterter Widersacher gegenüber, mit dem euch eine tragische Geschichte verbindet.   

Die wunderschöne Welt steht vor dem Untergang

Die Marschrichtung für eure Heldenreise wird gleich zu Beginn des Abenteuers festgelegt und begleitet euch bis zum Abspann. Bis es aber so weit ist, kommt dementsprechend viel Arbeit auf euch zu. Zum Glück stehen zahlreiche NPCs helfend zur Seite, was die beschwerliche Reise ein wenig erleichtert. Leider offenbart sich hier schon zu Beginn eine der größten Schwächen von Biomutant: Die Erzählung! Denn obwohl sich die Tiere in einer eigenständigen Welt befinden, so kommunizieren sie nur über Laute. Welche Worte sie untereinander austauschen, verrät euch eine Erzählstimme aus dem Off, die nicht nur die einzige Stimme im gesamten Spiel ist die ihr zu hören bekommt, sondern auch zu jeder Situation ein Kommentar abgibt. Zwar kann man in den Einstellungen zumindest diese Funktion minimieren, so ganz will der narrative Funke aber trotzdem nicht überspringen. Dadurch werden viele Dialoge zu einer mühsamen Lese-Aufgabe, die man im weiteren Verlauf immer öfters überspringt, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

Gespräche finden nur über die Erzählerstimme aus dem Off und Untertitel statt

Charaktererstellung mit viel Tiefgang

Der Start von Biomutant erfolgt actionreich, denn die umfangreiche Charaktererstellung wird mit einer cineastischen Zwischensequenz eingeleitet. Obwohl es sich beim Protagonisten um eine namenslose Katze handelt, scheinen die Entwickler darauf bedacht sein, dass jeder Spieler unterschiedlich aussieht. Noch bevor es in die Details geht, wählt man aus den sechs unterschiedlichen Spezies der Urläufer, Dumdon, Red, Hyla, Fip und Murgel aus, die jeweils einen vordefinierten Körperbau mit dem Schwerpunkt auf ein bestimmtes Attribut vorweisen. Im Anschluss darf man mittels Fünfeck die Gewichtung des genetischen Codes festlegen, wo die Fertigkeiten Stärke, Vitalität, Agilität, Charisma und Intellekt zur Auswahl stehen.  Diese können mit dem sechsten Wert Glück ab sofort bei jedem Levelanstieg einzeln aufgestuft werden. Doch damit sind wir noch nicht durch!

Eine Charaktererstellung mit viel Tiefgang ist Biomutants große Stärke …

Als nächstes gilt es nämlich den Widerstand zu verteilen, denn die Welt aus Biomutant offenbart auch gefährliche Gebiete, wo euch die Witterungszustände Hitze, Radioaktivität, Kälte und Biogefahr das Überleben erschweren. Auch in diese Widerstände kann man künftig mittels Biokernen investieren, es sei denn man möchte diese lieber in  anderweitige Aufwertungen stecken. Nach der rein optischen Anpassung mit Fellstil und Hauptfarbe steht die letzte und wichtigste Option zur Auswahl: Die Klasse! Hier unterscheidet man in Biomutant zwischen Scharfschütze, Kommando, Psi-Freak, Saboteur und Wächter, die im Kampf ebenfalls auf unterschiedliche Skills zurückgreifen können. Doch keine Angst, denn auch wenn ihr nicht zum Psi-Freak greifen solltet, so dürft ihr auch mit allen anderen Klassen Psi-Kräfte einsetzen. Wer also dachte, Videospiele wie Cyberpunk oder Fallout stellen euch vor eine schwierige Auswahl, der wird vom Umfang in Biomutant direkt zu Beginn positiv überrascht.

… die darüber hinaus mit vielen Anpassungsmöglichkeit überrascht.

Eine Geschichte von Weltenfressern und verfeindeten Clans

Wie eingangs erwähnt besteht eure Hauptaufgabe darin, den vier monströsen Weltenfresser den gar aus zu machen. Doch keine Angst, denn diesen Ungetümen müsst ihr euch nicht im Nahkampf stellen, sondern bekommt immer wieder diverse Gerätschaften zur Seite gestellt. Zahlreiche Verbündete in der Welt von Biomutant leihen euch beispielweise Kampfroboter oder Wassergleiter, mit denen ihr den Kampf aufnehmen dürft. Stehen solche Hilfsmittel aber mal nicht zur Seite, dann wird klassisch wie in anderen Rollenspielen mit Nah- und Fernkampfwaffen gearbeitet. Hier unterscheidet Biomutant zwischen leichten und schweren Hieb- und Stichwaffen und zwischen Pistolen und Gewehren bei den Schusswaffen. Der schnelle Wechsel zwischen den beiden Optionen im Kampf  funktioniert sehr gut und weist viel Spieltiefe vor. Dafür sorgen nämlich die unterschiedlichen Katzen-Clans, die jeweils eigene Kampftechniken entwickelten: Das Wung-Fu.

Die riesigen Weltenfresser sind die Wurzel allen Übels.

Gleich nach eurer Ankunft in der Welt von Biomutant stehen euch zwei der sechs Clans zur Auswahl. Für wen ihr euch entscheiden könnt hängt in erster Linie davon ab, ob ihr die helle oder dunkle Seite der Macht wählt. Denn oft werdet ihr vor die Option gestellt, ob ihr gute oder böse Entscheidungen treffen wollt, was eure Aura beeinflusst. Dies nimmt auch direkt auf das Endziel des Spiels Einfluss, denn ob ihr alle Stämme vereinen oder gar unterwerfen wollt, hängt allein von euch ab. Selbiges gilt dementsprechend auch für die Rettung des Weltenbaums oder dessen Untergang. Greift ihr also für einen der Stammesoberhäupter, den sogenannten Sifu zur Waffe, dann heißt es alle anderen zu besiegen. Dazu gilt es zunächst Außenposten zu erobern, ehe die Hauptfestung angegriffen werden darf. Dort könnt ihr sogar einem erbitterten Kampf aus dem Weg gehen, sofern ihr eure Attributs-Punkte in den Intellekt investiert habt und dementsprechend starke Überzeugungskünste vorweist. Natürlich darf später sogar Clan gewechselt werden, dabei sollte euch aber bewusst sein, dass ihr damit euren alten Verbündeten ebenfalls im Kampf gegenübertreten müsst.

Die Anführer der sechs Clans liegen im Wettstreit.

Überladen mit verschiedensten Gameplay-Elementen

Wir fassen noch einmal kurz zusammen: Im Kampf setzt ihr euch mittels Nah- und Fernkampfwaffen zur Wehr und könnt darüber hinaus sogar Psi-Kräfte einsetzen. Seid ihr jedoch einmal zum Ausweichen gezwungen, dann können gut getimte Ausweichrollen getätigt werden, sofern Ausrufezeichen über eurem Kopf aufleuchten. Selbst Angriffe lassen sich perfekt blocken, was einen heftigen Konter zur Folge hat. Da es sich bei Biomutant um ein Rollenspiel handelt, lassen sich in der Spielwelt abseits der Hauptpfade zahlreiche Geheimnisse entdecken. Wer fleißig auf Erkundungstour geht, heimst neben Attributs-Verbesserungen auch Unmengen von Loot ein. Allein euren Protagonisten könnt ihr mit Hosen, Oberteilen, Schulterpanzern links sowie rechts, Gesichtsschutz, einer Kopfbedeckung und einem Rückenschutz ausstatten. Je nach Kleidungsstück können daran zusätzlich Accessoires angebracht werden, die ebenfalls eure Werte maßgeblich steigern. Diese Accessoires gibt es natürlich auch für die Waffen, die ebenfalls zu enormen Verbesserungen führen.  

Nur wer seine Ausrüstung regelmäßig aufwertet …

Und hier sind wir an dem Punkt angelangt, der es erfordert, sich mit allen Mechaniken auseinander zu setzen. Denn obwohl der Schwierigkeitsgrad zu Beginn des Spiels frei gewählt werden darf, ist die Welt in Biomutant kein Zuckerschlecken. Da können solche Details schnell über Sieg oder Niederlage, Spielspaß oder Frust entscheiden. Zum Anbringen von solchen Accessoires braucht es aber ebenfalls Ressourcen, die entweder durch das Zerlegen von Gegenständen oder Zerstören von Mülltürmen eingesackt werden. Selbst Händler finden sich in der weitläufigen Welt und können im Ernstfall aushelfen, wenn neue Ausrüstung notwendig ist. Und selbst jetzt haben wir an dieser Stelle noch nicht einmal die Erinnerungssequenzen erwähnt, die euch weitere Fähigkeiten mit auf den Weg geben. Zusammengefasst fühlt sich Biomutant genauso an, wie wenn ein Kind im Supermarkt vor den Süßigkeiten steht und einfach alle in den Einkaufswagen legt.

… kann in der weitläufigen Spielwelt überleben.

Fazit

Biomutant ist ein Open World Rollenspiel der anderen Art und das im positiven Sinne. Auch wenn man sich zahlreichen Gameplay-Elementen von anderen Titeln bedient und dadurch zu Beginn überladen wirkt, fasziniert die wunderschöne Spielwelt mit ihrer Optik und ihrem Klang. Wer diese Anfangshürde überwinden und sich mit den erzählerischen Schwächen abfinden kann, den erwartet ein erfrischendes Abenteuer, das jede Spielminute wert ist.

Positiv:

+ Angenehm große und abwechslungsreiche Spielwelt

+ Sehr detaillierte Charaktererstellung mit vielen Fähigkeiten und Fertigkeiten

+ Eine Vielzahl an Haupt- und Nebenquests inklusive Mini-Bosse laden zum Erkunden ein

+ Die Weltenfresser erfordern alle unterschiedliche Ansätze in der Bekämpfung

+ Umfangreiches Loot-System mit zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten

+ Viele interessante Gameplay-Elemente die man sich von anderen Titeln abgeschaut hat, …

Negativ:

– … womit man aber ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist.   

– Gespräche laufen nur über eine Erzählstimme aus dem Off ab

– Texturen in den Innenräumen sind detailarm, ganz im Gegensatz zur wunderschönen Außenwelt

Biomutant erscheint am 25.Mai 2021 für PC, Playstation 4, Playstation 5, Xbox One und Xbox Series. Der Titel wurde von uns auf der Xbox Series getestet und während unserer Spielzeit sind keinerlei Bugs aufgetreten, die das Spielerlebnis beeinträchtigt hätten.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz

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