Review: Battletoads – Die prügelnden Frösche kehren zurück, in neuem Look und mit reichlich Humor

In der Vergangenheit galt die Entwicklerschmiede von Rare als ein wahres Eldorado für Videospiel-Fans, wo Serien wie Donkey Kong Country, Banjo Kazooie oder Conker ihren Ursprung fanden. Obwohl man seit der Xbox 360 und unter der Schirmherrschaft der Microsoft Game Studios kaum mehr zum Glanz alter Tage zurückfand, so zählen noch immer zahlreiche Videospielperlen, angefangen bei der Ära des Nintendo Entertainment Systems, zu absoluten Klassikern. Einer dieser Titel lautet Battletoads, der besonders ein Merkmal über die Jahre hinweg behielt: Den Schwierigkeitsgrad! Sucht man heute nach den schwierigsten Videospielen aller Zeiten, dann findet man die prügelnden Frösche oft an der Spitze wieder. Verrückterweise reichte das nie für mehr, denn seit 1994 warten Fans vergeblich auf einen neuen Ableger. Diese Zeit des Bangen und Hoffen ist nun endlich vorbei, denn sie kehren tatsächlich zurück. Ob der frische Look und der Humor den Schwierigkeitsgrad drücken oder die Battletoads erneut den Anspruch hegen, eines der schwierigsten Spiele aller Zeiten zu sein, das verraten wir euch nun in unserem Test. 

Was bisher geschah…

Nachdem der letzte Titel aus dem Hause Rare doch schon einige Jahre zurück liegt, folgt nun zunächst eine kleine Auffrischung. Wir erinnern uns: Die drei Kampffrösche Rash, Zitz und Pimple eskortieren Prinzessin Angelica zu ihrem Heimatplaneten. Noch während der Reise kommt Mukelprotz Pimple zu der grandiosen Idee, die Prinzessin mit seinem fliegenden Auto auf einen kleinen Ausflug mit zu nehmen. Wie sich aber herausstellen sollte, war dies mit fatalen Folgen verknüpft. Von der dunklen Königin überfallen und anschließend gefangen genommen senden sie ein Notsignal an die verbleibenden zwei Amphibien aus, womit die Rettungsmission begann. Diese erfolgte in Form von dreizehn bockschweren Levels, ehe man das Happy End zu Gesicht bekam. Seitdem ist mittlerweile viel Zeit vergangen, nicht nur für Fans sondern auch für die Frösche selbst. Als Stars verehrt leben diese in Saus und Braus, vermöbeln Schurken und genießen ihr Leben. Doch eines Tages bricht ihre Welt plötzlich zusammen, als sie herausfinden, dass sie sich lediglich in einem Simulations-Bunker befinden, abgeschirmt von der tatsächlichen Welt. Auf dem harten Boden der Realität angelangt, im Schatten der Gesellschaft, ist es nun eure Aufgabe, Rash, Zitz und Pimple zu wahrhaftigen Ruhm zu verhelfen und rettet so nebenbei ein Universum vor dem sicheren Untergang.  

Darf ich vorstellen: Pimple, Rash und Zitz

Da sich das Spiel und seine Story nicht selbst zu ernst nehmen, galt es auch für die Entwickler einen Stil zu finden, der der aktuellen Generation entspricht aber dennoch einzigartig bleibt. Mit handgezeichneten Animationen wirken die Battletoads wie eine Cartoon Network Serie, die sich dem aktuellen Zeitgeist anpasst. Mit einem herrlich schönen gesellschaftskritischen Humor und stimmigen Synchronsprechern orientiert man sich hier klar an Genre-Größen wie Ricky & Morty. Diese Qualität schafft man es über das gesamte Spiel aufrecht zu erhalten, was vor allem den abwechslungsreichen Spielabschnitten geschuldet ist, die wie schon im Vorgänger nur so vor Vielfalt strotzen.

Querfeldein durch zahlreiche Genres

Zu Beginn startet Battletoads wie gewohnt als ein Beat’em Up, in dem ihr euch von Bildschirm zu Bildschirm durch massenhaft Feinde prügelt Besonders in der ersten Spielhälfte geht es den Gegnern in dieser Form an den Kragen, inklusive abwechslungsreichen und äußerst amüsanten Bosskämpfen. Während zu diesem Zeitpunkt anspruchsvolle Passagen mit dem Turbobike oder ein Schere-Stein-Papier aka Toad-Sham-Bo Duell für eine Auflockerung sorgen, so besticht besonders die zweite Hälfte mit einem neuen Ansatz. Mal müsst ihr euch in Form eines Arcade-Shooters im Weltall durch feindliche Flotten ballern, mal gilt es der Magensäure eines Topianers innerhalb einer Flucht-Passage zu entkommen. Auch klassische Jump & Run Elemente dürfen da nicht fehlen, die sich sogar in mehreren Akten abspielen. Damit schlägt man bereits in dieselbe Kerbe wie der Vorgänger, wo ebenfalls Vielfalt als Trumpf galt. 

Die berühmt berüchtigten Turbobikes dürfen natürlich nicht fehlen

Was Battletoads diesmal jedoch besser macht ist nicht nur die größere Bandbreite an Herausforderungen, sondern auch die angenehme Drop-In Funktion im Couch-Coop. Bis zu drei Spieler können jederzeit ein oder aussteigen und sich in das Geschehen stürzen, was natürlich auch die Aufgabenverteilung durchmischt. Während man alleine noch alles selbst bewältigen muss, wird das im kooperativen Modus auf die Mitspieler aufgeteilt. Klingt in der Theorie zwar geil, ist aber in der Praxis ein durchaus schwieriges Unterfangen, denn hier ist Abstimmung und Konzentration mehr gefragt denn je. Während man zu zweit die zahlreichen Passagen noch gut bewältigen konnte, so war der Weg zu dritt gepflastert mit Fehlversuchen, denn hier wird das Kollektiv für jeden Fehler eines einzelnen gnadenlos bestraft. Dies trifft allerdings nicht für die Kampfpassagen zu, wo es heißt: Gemeinsam sind wir stark!

Beim gemeinsamen Schlittenfahren ist Absprache zwingend erforderlich

Rasante Action im Trio

Wie bereits eingangs erwähnt, verbringt ihr gut die Hälfte des Spiels damit, Lakaien und Bosse im Universum der Topianer zu vermöbeln. Für spielerische Vielfalt sorgen hier auch direkt die drei Battletoads. Mit Rash greift ihr zum Allrounder, mit Zitz zum flinken Schläger und mit Pimple zum wuchtigen Boxer. Wer dabei leichte und schwere Angriffe gekonnt kombiniert, der kann mächtige Morph-Attacken entfesseln, die sich bei allen drei vielseitig und unterschiedlich auswirken. Besonders alleine, wo man problemlos zwischen den Helden wechseln kann, machen sich die unterschiedlichen Spielweisen extrem bemerkbar. Doch das soll es ja noch nicht gewesen sein, denn zusätzlich lassen sich Gegner mit einem Aufwärtshaken in die Luft befördern, mit gezielten Spuckattacken am Boden festkleben oder mit der Zunge zu sich ziehen. Stellt ihr euch dabei besonders geschickt an, dann wird das immer mit einer Kampfbewertung belohnt, die im Coop-Modus den besten Prügelknaben auszeichnet. Dadurch wird nicht nur das Teamwork gefördert, sondern auch der Ehrgeiz angefacht, denn niemand will hinter seinen Freunden zurückstecken.

Auch diesmal wird natürlich geprügelt was das Zeug hält!

Wenn man dem Titel jedoch etwas ankreiden muss, dann ist es die kurze Spielzeit, denn ehe man sich versieht, ist der Spaß auch wieder zu Ende. In insgesamt vier Akten durchlebt ihr die neue Heldenreise der drei Battletoads, die sich inklusive Videosequenzen auf höchstens vier Stunden beläuft. In Anbetracht der gut balancierten Levels und dem herrlichen Humor hätte es gern mehr sein können. Dennoch sollte man erst an den Start gehen, wenn mindestens ein Kumpel zur Verfügung steht, denn nur so entfaltet das Spiel seine volle Wirkung. Bedauerlicherweise schafft es der Titel über das Durchspielen hinaus nicht, für neue Anreize zu sorgen, denn einen hohen Wiederspielwert für Einzelspieler gibt es kaum.

Selbst knifflige Bosskämpfe gilt es zu bestreiten

Schwierigkeitsgrad von Battletoad bis Kaulquappe

Wer sich nach dem ersten Spieldurchgang noch nicht sattgesehen hat, der kann mittels Kapitelauswahl alle Abschnitte ohne weiteres wiederholen. Dort könnt ihr dann alle verpassten sammelbaren Gegenstände nachholen, die euch bis auf einige Erfolge nicht mit zusätzlichen Extras belohnen. Generell ist ein Anreiz zum erneuten Durchspielen nur für Gamerscore-Jäger interessant, wo auch einige herausfordernde Aufgaben warten. Die Größte betrifft hier definitiv den Schwierigkeitsgrad, der zu Beginn des Titels manuell angepasst werden kann. Vom knallharten Battletoads-Modus bis hin zur ungefährdeten Kaulquappe werden Hardcore-Fans angelockt, Neulinge aber ebenfalls angesprochen und nicht abgeschreckt. Damit distanziert man sich zur Erleichterung vieler vom krampfhaften Versuch, erneut einen der härtesten Titel aller Zeiten kreieren zu wollen, was dem Spielerlebnis definitiv zu Gute kommt.

Handgezeichnet mit viel Liebe zum Detail zeichnet die Battletoads aus

Fazit

Battletoads vereint vieles, womit man das Zeug zu einem Überraschungs-Hit hätte. Der hervorragende Humor und die handgezeichneten Animationen verdeutlichen, wie viel Herzblut die Entwickler investiert haben, um ein höchst unterhaltsames und abwechslungsreiches Videospielerlebnis zu erschaffen. Leider dämpfen die kurze Spielzeit und der kaum vorhandene Wiederspielwert die Euphorie, die definitiv größer hätte ausfallen können.

Street Fighter Collection Wertung

Positiv:

+ Grandioser Humor mit witzigen Zwischensequenzen

+ Reichlich Abwechslung zwischen Action- und Geschicklichkeitspassagen

+ Frei wählbarer Schwierigkeitsgrad

+ Erfrischender Look mit handgezeichneten Figuren, …

Negativ:

– …der aber Geschmackssache bleibt

– Übersicht geht im Kampfgeschehen schnell verloren

– Story in vier Akten fällt viel zu kurz aus

Battletoads erscheint am 20.August 2020 für PC und Xbox One.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz