Paris im Herbst. Der letzte Monat des Jahres und das Ende des Jahrtausends. Die Stadt birgt viele Erinnerungen: an Cafés, an Musik, an Liebe… und an den Tod. Dieser Satz und das darauffolgende Trompetenspiel haben bei mir eine unvergessliche Erinnerung hinterlassen. Broken Sword oder Baphomets Fluch bleibt für mich daher eines der besten Point-and-Click-Adventures, die das Genre je hervorgebracht hat. Die Geschichte, die Umgebungen, die Charaktere, der Sound, alles war von hoher Qualität und fesselte mich bis zur letzten Szene an den Bildschirm. Doch ist das immer noch so oder hat es in all der Zeit an GLanz verloren? Unser Test wird es zeigen.
Zurück zu den großartigen Anfängen der Reihe
Im Laufe der Jahre brachte die Broken Sword-Franchise vier weitere Fortsetzungen heraus, die jedoch nicht alle die hohe Qualität des Originals erreichten. Trotzdem blieb Broken Sword eine beliebte Serie für die ersten Fans des Point-and-Click-Genres. Auch ich bin ein großer Fan dieses Genres und daher war ich sehr erfreut, als Revolution Software letztes Jahr auf der Gamescom Broken Sword: Parzival’s Stone ankündigte, den mittlerweile sechsten Teil der Serie. Doch das war nicht alles, was Revolution Software zu verkünden hatte. Sie gaben auch bekannt, dass der von mir so geliebte erste Teil eine vollständige Überarbeitung erhalten würde, mit neuen handgezeichneten Grafiken, alles in wunderschönem 4K. Ich war also sehr gespannt darauf, was Revolution Software auf den Bildschirm zaubern würde. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass Broken Sword: Shadow of the Templars eine Art Remaster erhalten hat. Bereits 2009 erschien ein Director’s Cut des Spiels, in dem zusätzliche spielbare Szenen mit Nicole Collard hinzugefügt wurden. Nicole war im Original ein wichtiger Teil der Geschichte, jedoch bis zum Director’s Cut nie spielbar. Trotz einiger kritischer Punkte schaffte es auch diese Version, die Fans, mich eingeschlossen, wieder an den Bildschirm zu fesseln.
Für dieses Remake hat Revolution Software jedoch beschlossen, nicht den Director’s Cut zu verwenden, sondern das Original, mit dem alles begann. Ihr denkt jetzt vielleicht: „Schon wieder? Das ist doch leicht verdientes Geld.“ Aber weit gefehlt. Dies ist nämlich nicht einfach nur ein Remake. Es wurde entschieden, das gesamte Spiel komplett neu mit handgezeichneten Charakteren und Hintergründen zu gestalten. Bevor ich darauf jedoch zurückkomme, werde ich für diejenigen, die dieses Spiel noch nie gespielt haben, erklären, was euch in Bezug auf die Story erwartet. Broken Sword: Shadow of the Templars erzählt die Geschichte von George Stobbart, einem amerikanischen Touristen, der seinen Urlaub in der Stadt der Liebe, Paris, verbringt. Während einer entspannten Pause in einem sonnigen Straßencafé entgeht George nur knapp einem gewaltsamen Raubüberfall, bei dem das Café von einem als Clown verkleideten Mann in die Luft gesprengt wird. Ohne zu zögern, rennt George dem Täter hinterher. Doch als er die Gasse erreicht, in der der Täter verschwunden ist, ist dieser bereits spurlos verschwunden. Dies markiert den Beginn eines Abenteuers voller Gefahren und faszinierender Verschwörungen, in dem George mitten in eine jahrhundertealte Fehde zwischen den Tempelrittern und den Assassinen hineingezogen wird. Das Abenteuer führt euch zu verschiedenen Orten in Europa, wie Irland und Spanien und in die Wüstenregionen Syriens. Trotz eines etwas langsamen Beginns ist die Geschichte ein echtes Juwel und fesselt euch von Anfang bis Ende. Das liegt unter anderem an der exzellenten Schreibarbeit, voller subtilem Humor, die die vielen Dialoge mit sich bringen und den großartigen Voice-Overs, die für dieses Remake auch noch mit verbesserter Audioqualität versehen wurden.
Neuer Stil, der den Charme des Originals nicht verliert
Die Stärke des Remakes liegt also nicht in der Geschichte, denn an dieser gibt es wenig zu ändern. Die wahre Stärke liegt diesmal in der wunderschön neu gestalteten grafischen Stil. Broken Sword Reforged wurde vollständig neu gezeichnet und das hat mich komplett umgehauen. Bis ins kleinste Detail wurden die Hintergründe neu gestaltet oder sogar angepasst, sodass sie noch besser zu den Umgebungen passen, die die Entwickelnden ursprünglich im Sinn hatten. Mit einem Knopfdruck könnt ihr zwischen dem alten und dem neuen Stil wechseln. Besonders am Anfang hatte ich bei dem neuen Stil das Gefühl, dass das Spiel schon immer so ausgesehen hätte. Erst als ich öfter zwischen den beiden Stilen wechselte, fiel mir auf, wie gut die neue Version eigentlich ist, denn ihr erkennt dann erst wirklich, wie viel sich verändert hat. Kleine Fehler, wie ein Regenrohr, das in der alten Version nicht ganz bis zum Dach reichte und bei dem George die Bemerkung machte, dass es vielleicht vom Täter als Fluchtweg genutzt wurde, wurden subtil korrigiert. Oder Statuen im Museum, die jetzt besser zur Ausstellung passen. Solche kleinen Unvollkommenheiten wurden dezent behoben, und dafür verdienen die Zeichner großes Lob. Das einzige kleine Manko, das mir auffiel, war in den Zwischensequenzen. Diese wirkten manchmal durch den semi-3D-Effekt etwas unpassend.
Neben dem neuen grafischen Stil bietet das Spiel in seiner aufgehübschten Version auch verschiedene Zugänglichkeitsoptionen, wie ein Hilfesystem. Hierbei könnt ihr einstellen, nach wie viel Zeit ihr einen Hinweis erhalten möchtet oder ihr könnt die Hotspots verschwinden lassen, sobald alle möglichen Optionen verwendet wurden. Als Anfänger im Adventure-Genre könnt ihr es euch also so einfach machen, wie ihr möchtet, obwohl ich nicht glaube, dass das unbedingt notwendig ist. Das Spiel enthält nämlich gut durchdachte und logische Rätsel, die sich mit etwas Nachdenken gut lösen lassen. Alles in allem hat mich Revolution Software mit diesem Remake erneut beeindruckt und auch als Fan könnt ihr das Spiel ohne Bedenken noch einmal durchspielen. Der Ton wurde ebenfalls verbessert und obwohl er fantastisch klingt, sind die Dialoge immer noch leicht blechern. Der Soundtrack von Barrington Pheloung ist jedoch sehr gut und es ist immer wieder ein Vergnügen, die Reise zu hören, die er im Laufe der Geschichte unternimmt. Die Sprachausgabe ist perfekt, und ich liebe die sympathische Unbeholfenheit von George genauso wie damals im Jahr 1996.
Fazit
Baphomets Fluch: Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged ist eine sehr gelungene neue Version eines Adventure-Klassikers. Die neue Grafik passt wunderbar in das Setting und die Geschichte hat fast nichts an ihrem Glanz verloren. Könnt ihr etwas mit dem Genre anfangen, gibt es wenig was gegen den Titel und auch insbesondere diese Version spricht.
Positiv:
+ wunderschöne, neue Optik
+ Geschichte ist immer noch so fesselnd wie damals
+ tolle Charaktere
+ Hilfesystem für Neulinge
Negativ:
– kleine Aussetzer beim Sound
– einige Ansichten sind arg überholt