Review: Attack on Titan 2 (Switch/PC/Playstation 4/Xbox One)

„An jenem Tag erinnerte die Menschheit sich wieder… An das Grauen, von ihnen beherrscht zu werden, und an die Demütigung, wie in einem Vogelkäfig zu leben…“

Fast zwei Jahre nach Attack on Titan: Wings of Freedom lässt KoeiTecmo erneut die blutrünstigen Titanen auf die Menschheit los und empfängt Kenner, sowie Neulinge mit diesem ikonischen Zitat. Seit der Veröffentlichung des Vorgängers hat sich viel getan, denn nicht nur der Anime sondern auch die Kinofilme lockten zahlreiche Seher an und haben maßgeblichen Anteil daran, dass sich die Serie aus der Feder von Hajime Isayama im europäischen Raum mittlerweile hoher Beliebtheit erfreut. Wie sich der schier endlose Kampf mit den monströsen Riesen anfühlt, und ob Attack on Titan 2 diesem Hype gerecht wird, das erfährt ihr in unserem Test.

Eine Geschichte von Menschen und Titanen

Seit 107 Jahren lebt die Menschheit in Angst, versteckt hinter Mauern, um sich vor ihnen zu schützen: Den Titanen!  Diese gigantischen humanoiden Wesen dürsten nur nach einem, und zwar menschlichem Fleisch. Eines Tages fand dieser vermeintliche Frieden ein jähes Ende, als ein kolossaler Titan erscheint und ein Loch in diesen Schutzwall tritt. Während der Flucht vor diesen blutrünstigen Riesen müsst ihr hilflos mit ansehen, wie eure Eltern ihr Leben lassen und nur knapp gelingt es euch, Zuflucht auf einem Schiff zu finden… mit einem festen Ziel vor Augen: Jeden Titanen auszulöschen!

Dies sind eure ersten Minuten in Attack on Titan 2, und somit identisch mit der Vorlage, wäre da nicht ein kleiner aber feiner Unterschied: Diesmal schlüpft ihr nicht in die Rolle von Hauptprotagonist Eren Jäger und seinen Freunden, sondern spielt einen eigens erstellten Charakter. Diesen könnt ihr in einem sehr umfangreichen Editor kreieren, in dem euch die Entwickler viel Freiraum lassen. Von einem persönlichen Abbild euer selbst bis hin zu einem extravaganten Paradiesvogel sind alle Möglichkeiten geboten. Dies erleichtert die Identifikation mit der Hauptfigur und sorgt zusätzlich für Motivation…denn wer wollte denn nicht schon immer einem Titanen persönlich den gar aus machen?

Zwischen Aufklärungen und Missionen

Wer den Vorgänger Wings of Freedom nicht gespielt hat, braucht sich keine Sorgen machen, denn auch hier durchlebt ihr die Geschehnisse von Beginn an, wenn auch ein wenig verkürzt. Die Zwischensequenzen werden aus der Ego-Perspektive erzählt und tragen einen erheblichen Anteil zur  Atmosphäre bei, da sie optisch sehr nah an der Vorlage gehalten wurden. Als Mitglied der 104.Trainingseinheit erlebt ihr die Geschehnisse aus der Serie an der Seite von Eren Jäger und seinen Freunden, und fühlt euch dabei zur Gänze wie ein eigenes Mitglied. Die Missionen sind temporeich erzählt und mit einer Zeitspanne von ca. 15 Minuten sehr angenehm zu spielen. Abseits der Haupthandlung könnt ihr zudem auf Aufklärungen gehen, um Materialien zu sammeln und Abzeichen zu verdienen. Dies ist durchaus wichtig, denn nach Abschluss eines Auftrags findet ihr euch stets in der Kaserne wieder, wo ihr mit Kameraden eure Freundschaft vertiefen könnt und eure Ausrüstung sowie Fertigkeiten für die nächste Mission bearbeitet.

Freund hinzufügen +1

Diese Interaktion zwischen den Kämpfen innerhalb der Mauern trägt einen maßgeblichen Anteil zur Spielzeit bei. Denn nur wer regelmäßig mit den Mitgliedern der verschiedenen Trupps redet und dabei an Sympathien gewinnt, erhält neue Fertigkeiten, die ihr eurem Charakter zuweisen könnt. Dabei bleibt es jedem selbst überlassen, ob er beispielsweise mit dem klugen Armin, der emotionslosen Mikasa oder den beiden Brüdern Reiner und Bertholdt zusätzliche Zeit verbringt. Im Trainingsbereich könnt ihr zudem die eigenen Werte und die der anderen Mitglieder steigern, damit diese euch im Kampf noch tatkräftiger unterstützen. Einen regelmäßigen Besuch beim Händler solltet ihr dabei ebenfalls berücksichtigen, denn neben neuer Ausrüstung können mit gefundenen Materialien auch die vorhandenen Gegenstände verbessert werden. Dies ist auch unbedingt notwendig, denn nicht nur ihr, sondern auch die furchterregenden Titanen werden im Verlauf der Geschichte stärker! Womit wir nun zum Kernelement des Spiels kommen: Dem Kampf!

Nicht lang schnacken, Schwert in Nacken!

Zu Beginn des Spiels werdet ihr behutsam an die Steuerung herangeführt, denn wer sich mit den 3D-Manövern durch die Lüfte schwingen will, der braucht zunächst Übung. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase erlernt ihr im Anschluss, wie ihr euren Widersachern in weiterer Folge das Licht ausknipst. Im Angriff entscheidet ihr dabei zwischen fünf Körperteilen, den Füßen, Händen und dem Kopf. Doch bedenkt: Nur ein beherzter Schnitt durch den Nacken beendet das Leben eines Titanen! So einfach die Theorie auch klingen mag, in der Umsetzung machen es euch die monströsen Wesen nicht immer leicht. Dabei unterscheidet das Spiel zwischen normalen und behäbigen Titanen, den unberechenbaren Abnormern und den sogenannten Bizarren. Einmal den Dreh raus, spielen sich die Schlachten flüssig und durch geschicktes Abtrennen der Gliedmaßen könnt ihr diese Wesen sogar zu Forschungszwecken fangen. Leider bestehen die Missionen zur Gänze nur aus dem Abschlachten der teils strohdummen Kreaturen, und so verkommt Attack on Titan 2 schnell zu einem „Warriors“ Spiel, dem es an Abwechslung mangelt.

Fazit

Attack on Titan 2 ist nicht nur für Kenner der Serie zu empfehlen, sondern bietet auch Neulingen einen problemlosen Einstieg in die Materie. Die Zwischensequenzen sind im Vergleich zu anderen Vertretern des Genres schön anzusehen und auch die Animationen während den Schlachten wissen zu überzeugen. Lobend erwähnen muss man an dieser Stelle auch die Steuerung, die nach einer kurzen Eingewöhnungsphase locker von der Hand geht. Selbst ein Spiderman wäre beeindruckt, wenn ihr euch geschmeidig durch die Häuserschluchten und weitläufigen Ebenen hinweg manövriert. Auch wenn das Spiel in dieser Hinsicht vieles richtig macht, mangelt es nach einigen Stunden bereits früh an Abwechslung. Auch die KI der Titanen ist phasenweise derart schwach, dass von den Riesen im Gegensatz zur Vorlage kaum Gefahr ausgeht. Wer aber damit leben kann und zudem ein Fan von Warrior-Spielen ist, der erhält mit Attack on Titan 2 einen guten Titel zum Vollpreis.

Positiv:

+ spannende Erzählweise und stilistisch sehr nah an der Vorlage

+ umfangreicher Charakter-Editor

+ Steuerung leicht zu erlernen

+ japanische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln

Negativ:

– Wenig Abwechslung

– Teils sehr schwache KI

– Unsaubere Texturen in weitläufigen Gebieten

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz