Review: Alan Wake Remastered – Die Rückkehr eines Schriftstellers ins neue Jahrzehnt

In der Vergangenheit glänzte das finnische Entwicklerstudio Remedy Entertainment für seine actiongeladene Max Payne-Reihe. Als diese mit Teil 3 jedoch an Rockstar Games ausgelagert wurde, musste ein neuer Titel her. Diesen fand man in Alan Wake, einem psychologischen Thriller und einem gänzlich neuen Ansatz an das Medium Videospiele. Im Jahr 2010 erschienen,  kreierte man eine einzigartige Handschrift, die sich auch in den darauf folgenden Werken fortsetzte. Während Quantum Break die Erzählung in Episoden übernahm, ging man in Control sogar einen Schritt weiter. Denn im Überraschungshit von 2019 schlug man erzählerisch eine Brücke und verknüpfte gekonnt die Handlungsstränge. Nicht zuletzt ließ man dort auch im zweiten DLC AWE noch einmal aufhorchen und zwar mit niemand geringeres als Alan Wake selbst. Doch anstelle eines zweiten Ableger dürfen Fans zunächst noch einmal in den Genuss einer Remastered Version des Klassikers kommen. Wie sich der Schriftsteller, elf Jahre nach seinem großen Erfolg, unter heutigen Maßstäben schlägt, das verraten wir euch jetzt!

Gefangen in einem Albtraum

Stephen King schrieb einmal: ‚Albträume existieren außerhalb der Logik.‘ Es bringt wenig sie erklären zu wollen. Sie sind die Antithese der Poesie, der Angst. In Horror Geschichten fragt das Opfer ständig nach dem ‚Warum?‘, aber es gibt keine Erklärung und es sollte auch keine geben. Das ungelöste Geheimnis verfolgt uns am längsten und ist das woran wir uns schließlich erinnern. Mein Name ist Alan Wake, ich bin Schriftsteller.

Mit diesem Intro empfängt euch Alan Wake und stellt von Anfang an klar, womit ihr es zu tun bekommt. Nämlich mit einem Horror-Thriller, Marke Steven King und Alfred Hitchcock. Dabei erweist sich die Geschichte des Autors in insgesamt sechs Episoden als äußerst spannend, lässt euch besonders am Anfang aber noch im Dunkeln tappen. Denn der Ausflug nach Brightfalls von Alan Wake und seiner Frau Alice erweist sich als gefährlicher als gedacht. Ursprünglich dort, um die Schreibblockade des Schriftstellers zu lösen, entpuppt sich das idyllische Ferienhaus am Cauldron Lake als Ursprungsort einer finsteren Macht. Was diese mit dem spurlosen Verschwinden seiner Frau und einer Gedächtnislücke von einer ganzen Woche zu tun hat, gilt es selbst herauszufinden. Soviel sei jedoch verraten: Die Geschichte findet erst seinen wahren Abschluss, wenn die beiden zusätzlichen DLC Episoden gespielt wurden. The Signal und The Writer sind ebenfalls Inhalt der Remeastered Version und bringen das Abenteuer zu einem zufriedenstellenden Ende.

Während das Hauptspiel das Ende offen lässt, schließt das zweite DLC The Writer die Handlung ab.

Brightfalls erstrahlt im neuen Glanz

All jene, die Alan Wake bereits im Jahr 2010 gespielt haben, werden das Abenteuer womöglich noch gut in Erinnerung behalten haben. Grafisch konnte man sich schon damals durchaus sehen lassen, weswegen viele Verbesserungen nicht sofort ins Auge stechen. So verrät erst ein Vergleich der Urversion mit der neuen Fassung, was sich wirklich getan hat. Besonders die Umgebungen profitieren vom aktuellen Stand der Technik und strotzen nur so vor Details und Lichteffekten. Sei es das gemütliche Diner oder die Wanderpfade im dunklen Wald, alle Orte fühlen sich stimmig an. Selbiges kann man aber leider erneut nicht von den Gesichtern sagen. Diese wirken an vielen Stellen, wie schon zu seiner Zeit, etwas starr und plastisch. Gepaart mit der noch immer trashigen deutschen Synchronisation verleiht das vielen Szenen eine ungewollte Komik. Zwar durchbricht das einerseits ein wenig die Immersion, macht aber auch den Charme des Originals aus.  Grobe technische oder grafische Schnitzer hat es den gesamten Spieldurchlauf aber keine gegeben.

Erst bei der Gegenüberstellung werden die grafischen Unterschiede klar und deutlich.

Spielerisch schon damals seiner Zeit voraus

Obwohl Alan Wake bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, so kann man heute stolz auf ein schon damals starkes Gameplay zurückblicken.  Im Laufe eures Abenteuer bekommt ihr es nämlich mit vom Schatten besessene Menschen zu tun, die euch nur zu gern ans Leder wollen. Schusswaffen allein reichen da nicht aus, denn zunächst gilt es diese zu materialisieren. Das geschieht mittels einer Taschenlampe, die stets in der linken Hand getragen wird. Erst wenn ihr damit eure Widersacher lang genug angestrahlt habt, werden diese verletzbar. Dabei dienen auch Hilfsmittel wie Leuchtfackeln, Leuchtpistolen und sogar Blendgranaten. Erst dann empfiehlt sich der Griff zum Revolver, dem Jagdgewehr oder der Schrotflinte. Lediglich die Option zum Nahkampf bleibt aus, in Anbetracht der großen Fülle an Munition aber kein Genickbruch. Wer sich in den Umgebungen zudem ein wenig genauer umsieht, der kann einige sammelbare Gegenstände erhaschen. Neben den tonangebenden Manuskriptseiten gibt es zahlreiche Thermoskannen, Radio- und Fernsehsendungen, Vorratskisten, Schilde und selbst Dosenpyramiden zu entdecken. So richtig interessant ist das zwar nur für Erfolgs- und Trophäenjäger, stört den Spielfluss aber in keiner Weise. Auch die drei Schwierigkeitsgrade Leicht, Normal und Albtraum sind gut balanciert und motivieren zu einem zweiten Durchgang.

Das Gameplay ist auch in der heutigen Zeit gut angekommen.

Fazit

Alan Wake Remastered ist das Paradebeispiel eines Videospiels, das extrem gut gealtert ist. Selbst heute noch kann sich das Gameplay und die spannende Handlung mehr als sehen lassen. Obwohl man grafisch nicht ganz mit Control mithalten kann, erstrahlt das idyllische Städtchen Brightfalls dennoch in akzeptablem Glanz. Berücksichtigt man noch dazu den Preis, dann ist Alan Wake Remastered ein Pflichttitel für alle Fans des Genres, egal ob Kenner oder Neueinsteiger.      

Positiv:

+ Packende Handlung in Episoden-Form

+ Spielerisch interessanter Mix zwischen Taschenlampe und Schusswaffen

+ Die Remastered Version umfasst das Hauptspiel mitsamt beiden DLCs

+ Grafisch haben besonders die Umgebungen ordentlich zugelegt, …

Negativ:

– … lediglich die Gesichter wirken an zahlreichen Stellen noch immer sehr steif und plastisch.

– Die deutsche Synchronisation versprüht noch immer seinen trashigen Charme.

Alan Wake Remastered erscheint am 05.Oktober 2021 für PC, PlayStation und Xbox für einen Preis von 29,99 €.

Während unserem Review sind keinerlei Bugs aufgetreten, die das Spielerlebnis beeinträchtigt hätten. Getestet wurde von uns die PlayStation 5 Version.

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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz

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