Review: Agents of Mayhem (PC/ PS 4/ Xbox One) – Saints Row war gestern!

Agents of Mayhem ist der neueste Streich des amerikanischen Entwicklerstudios Volition, das unter der europäischen Schirmherrschaft von Koch Media steht, und ist nach der mehrteiligen Saints Row sowie Red Faction Reihe die nächste Marke, die nun in der Videospielbranche etabliert werden soll. Dabei bleibt man sich seinen Prinzipien treu und verspricht auch diesmal wieder sehr viel schräge Action, gepaart mit reichlich schwarzem Humor. Doch reicht das aus, um wieder einen potenziellen Hit zu landen, oder stehen die zwölf Agenten von Mayhem auf verlorenem Posten? Antworten liefern wir euch wie gewohnt hier und jetzt!

BAD VS EVIL

Legion, eine bösartige Organisation, angeführt von ihrem türkischen Oberbefehlshaber Dr. Babylon, steht fast vor Abschluss ihres Zieles: Der Weltherrschaft! Einzig das futuristische Seoul, Hauptstadt Südkoreas, fehlt ihnen zur Vollendung ihres finsteren Plans. Doch wie so oft gibt es in solchen Geschichten noch die klischeehaften Helden, die die Erde vor dem Untergang retten und dem Bösen einen Strich durch die Rechnung machen– in diesem Fall die Agenten von Mayhem! Doch einen Moment, Helden? Damit haben die zwölf Protagonisten wenig am Hut. Denn der selbstverliebte Filmstar Hollywood, der russische Elitesoldat Yeti oder der Top-Killer der Yakuza mit dem Decknamen Oni erinnern eher an das Suicide Squad, als an die Justice League! Und genau das macht den Charme aus, denn wie besiegt man die Feinde am besten? Natürlich! Mit einem zwölfköpfigen Team aus durchgeknallten Agenten, die auf dem schmalen Grat zwischen Gut und Böse umherwandern wie zwischen der Grenze von Deutschland zu Holland! Wer jetzt aber eine komplexe Handlung erwartet, der wird schnell enttäuscht sein, denn im Mittelpunkt stehen klar die einzelnen Charaktere, die das wahre Prunkstück des Spiels sind. Und die spielen sich allesamt überraschend unterschiedlich und abwechslungsreich.

Zeit für Chaos!

Der Einstieg in das Spiel erfolgt recht flott! Den Anfang machen die drei Agenten Hollywood, Fortune und Hardtack, mit denen ihr zu Beginn gleich mal eine Legion Basis aufmischt. Nach und nach lassen sich im Verlauf der Story die weiteren neun (Anti-)Helden in Form von Nebenmissionen freispielen. Vorgestellt werden diese dann in sehr liebevoll inszenierten Comicsequenzen, die schon früh zu einem Highlight avancieren.

In frei wählbaren 3er-Teams, in dem sich die Charaktere per einfachen Knopfdruck mitten im Feuergefecht wechseln lassen, macht ihr euren Gegnern im wahrsten Sinne die Hölle heiß. Um dies zu bewerkstelligen verwendet jeder Agent eine andere Waffe, die nicht getauscht werden kann. Während ihr beispielsweise mit Hollywoods Maschinengewehr die Gegner auf Distanz hält, könnte ihr dank Hardtacks Schrotflinte eure Kontrahenten aus nächster Nähe aufs Korn nehmen. Sollte die Situation mal brenzlig werden, verfügt jeder Agent zudem über eine Spezialfähigkeit, die immer wieder nach einer gewissen Abklingzeit verwendet werden kann. Die amerikanische Militärausbildnerin Braddock erhält dadurch z.B. panzerbrechende Munition, der deutsche Fußballhooligan Red Card lässt seiner Wut hingegen mit einer wuchtigen Explosion freien Lauf. Falls letzten Endes alle Stricke reißen und ihr genügend Krawall verursacht habt, schaltet ihr die sogenannte Mayhem-Fähigkeit frei, die für kurze Zeit eure Geheimwaffe im Kampf gegen Legions Schergen sein kann! Dieses Symbol ziert die lila Lilie, die nicht nur das Wappen von Mayhem ist sondern auch an das Design vergangener Siants Row Zeiten erinnert.

Open World – nur anders

Das Geschehen spielt, wie eingangs schon erwähnt im futuristischen Seoul. Vor euch erstreckt sich, wie in den Saints Row Teilen zuvor, auch diesmal wieder eine Open-World, die designtechnisch natürlich stark an alte Zeiten erinnert. Zwischen Wolkenkratzern verbirgt sich hin und wieder ein altertümlicher Tempel und der Tag und Nachtzyklus lässt die Stadt immer wieder in einem angenehmen Licht erstrahlen. Auch die Größe der erkundbaren Umgebung ist im Vergleich zu anderen Spielen sehr angenehm und verbirgt mit Kristallsplittern nur ein sammelbares Item. Für eifrige Entdecker gibt es aber auch hier zahlreiche Kisten mit Belohnungen zu finden sowie eine Vielzahl an Nebenaufgaben. So verlockend dies auch klingen mag, so schnell zieht jedoch die Langeweile ein! Die Bewohner der Stadt scheinen lediglich Zierde zu sein, denn von künstlicher Intelligenz kann hier keine Rede sein. Selbiges gilt für die Autos, die meistens unvorhersehbar und willkürlich durch die Straßen fahren. Auch Aufgaben wie Geiselrettungen oder Lieferungen sorgen da kaum für Abwechslung und die Belohnungen für euren Aufwand sind meistens nicht der Rede wert. So bieten einzig und allein die Nebenmissionen eurer einzelnen Agenten für Abwechslung zwischen dem Haupthandlungsstrang, wovon es jedoch pro Kopf bedauerlicherweise nur eine gibt.

Level Up!

Wie in diversen Rollenspielen verdient ihr euch durch Abschluss von Missionen oder dem massenweise Besiegen von Feinden Erfahrung, mit denen ihr eure Agenten aufleveln könnt. Dabei spielt ihr nicht nur Fähigkeitspunkte für eure Talentbäume frei sondern auch Gadgets, die eure Standardwaffe, Spezialfähigkeit und Mayhem-Fähigkeit beeinflussen. Zu guter Letzt könnt ihr jeden eurer Helden, sofern ihr fleißig Kirstallsplitter sammelt, noch einmal zusätzlich mit drei Kernverbesserungen aufwerten. Das Geld, das ihr zudem findet oder verdient, lässt sich in eurer Basis, der Mayhem Arche, für weitere Gadgets oder Boni ausgeben. Zu dieser könnt ihr euch jederzeit teleportieren und das 3er-Team, sofern gewünscht, neu ordnen. Neben zahlreichen Skins wählt ihr dabei auch die Schwierigkeit aus, die sich im Laufe des Spiels eurem Fortschritt anpasst aber dementsprechend auch höhere Belohnungen bereithält. Von den zahlreichen, ebenfalls liebevoll gestalteten Neben-Charakteren bastelt ihr euch neue Technologien, wählt andere Fahrzeuge aus oder versucht euch in Kampf-simulationen. Beim „Globalen-Konflikt“ schickt ihr Agenten auf Missionen, die dann über einen kurzen Zeitraum nicht zur Verfügung stehen, aber mit Taschen voll Geld wieder Heim kommen. Zu Cash kommt ihr auch durch das abschließen von Verträgen, die täglich aktualisiert werden und gemeinsam mit anderen Spielern absolviert werden können. Ein Multiplayer, für den Agents of Mayhem prädestiniert wäre, bleibt jedoch aus, was in diesem Fall sehr bedauerlich ist.

Fazit

Bei Agents of Mayhem verhält es sich wie bei einem Actionfilm mit Topbesetzung: Einfach Hinsetzen und Hirn ausschalten! Wem das gefällt, der kann ohne Bedenken zuschlagen. Denn die zwölf Hauptcharaktere spielen sich alle wunderbar und sorgen mit ihrem teilweise auch vulgären Humor für viele Lacher oder das eine oder andere Schmunzeln. Die englische Sprachausgabe klingt unheimlich authentisch und der Grafikstil, der sich zwischen Borderlands und Telltale Abenteuern einpendelt, fügt sich perfekt in das Geschehen ein. Wer jedoch über den Tellerrand hinausblickt, der sieht eine leblose Open World vor sich, sowie eine Handlung die man bereits zuhauf gesehen hat. Besonders der fehlende Multiplayer ist bei solch einer Vielfalt an Charakteren und Action wie ein Schlag ins Gesicht, der nahezu einem K.O. Punch gleicht. Auch die sich ständig wiederholenden Aufgaben und identisch aussehenden Legion-Verstecke hinterlassen spätestens beim zehnten Besuch nur noch ein müdes Lächeln.

Positiv:

  • Tolle Charakterinszenierung
  • Abwechslungsreiche Action
  • Schön anzusehende Comic-Zwischensequenzen

Negativ:

  • Kein Multiplayermodus
  • Wenig Abwechslung zwischen den Missionen
  • Leblose Welt
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Written by: Manuel Barthes

Ehemaliger freier Redakteur bei Cerealkillerz