Ein Apartment – drei Personen – zwölf Minuten! Und eine Zeitschleife, die immer wieder von Neuem beginnt! Das ist die Prämisse von 12 Minutes, einem Indie-Spiel von Luis Antonio. Wir durften den Entwickler im Rahmen der E3 2019 in Los Angeles treffen, damals versicherte er uns, der Titel würde innerhalb des nächsten Jahres erscheinen – ein Versprechen, das nicht gehalten wurde, so ist 12 Minutes doch erst kürzlich erschienen. Aber das Warten hat sich allemal gelohnt, dafür präsentieren wir euch eben jetzt den psychologischen Horror auf engstem Raum.
Es gibt kein Entkommen – oder doch?
Stellt euch vor, ihr seid verheiratet, kommt heim und eurer Frau hat euer Lieblingsdessert vorbereitet. Ihr fragt wegen dem Anlass dafür und sie zieht einen Geschenkskarton mit Babygewand darin hervor. Sie ist schwanger. Ihr freut euch riesig (oder vielleicht auch nicht), doch dann klopft es plötzlich an der Tür. Ein Mann gibt vor, von der Polizei zu sein und verschafft sich Zugang zu eurer Wohnung. Als Nächstes will er, dass ihr euch auf den Boden legt, dann werdet ihr gefesselt. Und ab hier werden die Dinge richtig merkwürdig: Er beschuldigt eure Frau des Mordes an ihrem Vater, danach möchte er das Versteck einer mysteriösen Taschenuhr wissen. Um Druck aufzubauen, beginnt der angebliche Polizist euch zu würgen – bis ihr tot seid. Und dann steht ruckartig wieder alles auf Anfang – als wärt ihr gerade erst nach hause gekommen.
Und dies passiert in 12 Minutes immer und immer wieder. Sobald ihr umgebracht werdet, das Apartment durch die Eingangstür verlasst oder die titelgebenden 12 Minuten verstrichen sind, geht alles von vorne los. Das Einzige, das der Protagonist bei sich behält, ist seine Erinnerung. So kann der Spieler versuchen, sein Frau vor dem Polizisten zu warnen, oder ihr klarmachen, dass er in einer Zeitschleife festhängt – doch leider ist es ihnen auch zu zweit nicht wirklich möglich, den fremden Mann, der immer zu einer bestimmten Uhrzeit anklopfen wird, zu überwältigen.
Wohnzimmer, Schlafzimmer, Wandschrank, Bad
Das Gameplay bezieht sich größtenteils auf klassisches Point and Click. Wenn der Spieler mit Gegenständen interagieren möchte, wird einfach der Cursor dementsprechend darüber gezogen. Außerdem existiert noch ein Inventar, in dem es möglich ist, Items zu untersuchen und zu kombinieren. Beispielsweise kann man einen Becher Wasser dort ganz einfach mit Schlaftabletten versetzen. Wichtig ist, genau auf die Zeit zu achten: Gewisse Handlungen sind ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr möglich und können erst im nächsten Loop wieder versucht werden.
Im Gegensatz zu klassischen Adventure-Titeln spielt sich hier alles auf engstem Raum ab. Außer der drei Zimmer plus dem Wandschrank gibt es nicht mehr zu erkunden, und es wird für den Spieler eher wichtig sind mit dem wenig Spielraum, der ihm geboten wird, vertraut zu machen und die genauen Abläufe im Gedächtnis zu behalten. Welche Chancen bieten sich, den physisch überlegenen Fremden dingfest zu machen? Welche Nummer könnte man über das Handy anrufen, um tatsächlich Hilfe zu erhalten? Und was hat es mit den Beschuldigungen des Eindringlings auf sich? All diese Fragen beantworten sich natürlich erst im weiteren Spielverlauf.
Fazit
Das Geniale an 12 Minutes ist, dass man im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern keine irrwitzigen und unlogischen Puzzle lösen muss. Hier kommt es eher auf haarscharfe Wahrnehmung der Umgebung und gutes Timing an, um die logisch aufgebauten Rätsel zu lösen. Wer sich auf dieses Prinzip einlassen kann, wird in den drei bis fünf Stunden Spielzeit jede Menge Spaß haben und eine Lösung zu allen Ungereimtheiten finden.
Positiv:
+ Konzept mit Zeitschleife ist originell und gut konzipiert
+ Spannung wird durchgehend aufrecht erhalten
+ logisch aufgebaute Puzzle
Negativ:
– bei schlechtem Timing muss Loop von ganz vorne wiederholt werden