Ratchet & Clank: Rift Apart PS5 Review – Dimensionsübergreifend, aber leider kein Quantensprung

Nach einem Spielfilm und dem passend dazu konzipierten PS4-Ableger von 2016, bekommen Ratchet & Clank-Fans nun endlich wieder einen neuen Teil der Serie serviert. Rift Apart wurde von Grund auf für die PlayStation 5 entworfen und soll neben Returnal endlich ein Titel sein, der das Potenzial der Konsole, der SSD-Festplatte, 3D Audio und natürlich des DualSense Controllers voll ausnutzt. Wir konnten uns die letzten Wochen ausgiebig in mehreren Spieldurchläufen mit Ratchet & Clank: Rift Apart auseinander setzen und verraten euch hier im Test wie immer, was der Titel wirklich zu bieten hat und vor allem, ob sich ein Kauf lohnt.

Ein familiärer Einstieg

Trotz der Tatsache, dass Ratchet & Clank: Rift Apart eine eigentlich von den anderen Ablegern unabhängige Geschichte erzählt, trifft man bereits zum Beginn des Spiels viele bekannte Gesichter. Unsere beiden Protagonisten werden in einer pompösen Parade gefeiert und dürfen sich für eine kurze Weile ausruhen, bevor der böse Dr. Nefarious die Party sprengt und mit dem Dimensionator Chaos auf dem gesamten Gelände und in verschiedenen Welten erzeugt. Entwickler Insomniac Games (Spider-Man/Sunset Overdrive) lässt hier wenig anbrennen und liefert direkt von den ersten Sekunden des Spiels an einen sehr cineastischen Einstieg. Der Übergang von Zwischensequenzen ins eigentliche Spiel ist so gut wie nicht mehr erkennbar und auch Ladezeiten, die man von den vorherigen Generationen gewohnt war, sind jetzt ab Rift Apart definitiv Geschichte. Innerhalb des ersten Levels bekommen Neueinsteiger nicht unbedingt die einzelnen Charaktere, die Fans über die Jahre lieben gelernt haben, vorgestellt, aber zumindest ist der Einstieg ins Spiel sehr intuitiv und einfach gehalten. Das berühmte Waffenarsenal von Ratchet wird von Level zu Level laufend erweitert und man hat mehr als genügend Zeit, sich mit den neuen Features, wie den Dimensionsrissen oder diversen neuen Schusswaffen, vertraut zu machen. Ersteres erweist sich aber nicht als all zu große Gameplay-Neuerung: Die Risse wirken in der Praxis eher wie ein umfunktionierter Enterhaken und erlauben euch, nur größere Distanzen in den Kämpfen schneller zu überbrücken. Um aber wirklich an Spieltiefe zu gewinnen, hätte man hier deutlich mehr mit diesem Feature machen müssen. Vor allem in den höheren Schwierigkeitsgraden macht einem die kurze Zeit, in der man während des Teleportierens verwundbar ist, zu sehr zu schaffen. Auch die Welt außerhalb der gelungenen Kampfsituationen mit den Bewohnern der einzelnen Planeten bietet oftmals zu wenig Überraschungen. NPCs laufen in regelmäßigen Abständen gegen Wände, oder bieten keinerlei Interaktionsmöglichkeiten für den Protagonisten. Es gab auch zwei komplette Abstürze der Konsole und mehrere Parts, bei denen wir den Checkpoint neu laden mussten, da ein Gegner nicht auftauchen wollte, der für das Vorankommen notwendig war. Ansonsten haben sich aber in den gut sechs bis acht Stunden Spielzeit des ersten Durchlaufs die technischen Probleme in Grenzen gehalten.

Rivet Ratchet and Clank Review Screenshot
Die einzelnen Schauplätze sehen umwerfend aus, und die Schnellreise ist dank der nicht vorhandenen Ladezeiten ein entspanntes Erlebnis.

Wo Insomniac im Gameplay und technischen Bereich mit vielen gelungenen Erweiterungen und Leistungen glänzt, hält man sich bei der Geschichte und den Charakteren doch wieder eher an bewährte Formeln und Abläufe. Als enttäuschend entpuppt sich vor allem der neue spielbare Charakter Rivet. Innerhalb der Geschichte verschlägt es euch in ihre Dimension, die zwar ein paar neue Schauplätze mit sich bringt, aber vor allem bei den NPCs und Storyelementen viel Potenzial verschenkt. Ratchet und Clank bekommen damit zwar Gegenstücke des anderen Geschlechts, aber ohne neue Fähigkeiten oder Eigenheiten. Selbst ein Assassin’s Creed Syndicate hat hier dem zweiten spielbaren Protagonisten zumindest ein paar neue Fertigkeiten in den Skillbaum gepackt. Es ermöglicht euch zwar ohne viel Umstellungen von Level zu Level immer weiter an eurem Waffenarsenal zu feilen, aber damit geht auch viel spielerisches Potenzial verloren. Neueinsteiger wird auch die Vorstellung bekannter Gesichter in der neuen Dimensionsform nicht stören, aber für Veteranen sind die Twists und Auftritte doch sehr linear und generisch gehalten. Es fehlt dem Spiel dadurch natürlich nicht an der gewohnten Action und dem bekannten Wortwitz, der sich durchs gesamte Spiel zieht, dennoch hat man hier sehr viel geopfert, um einen recht linearen Spielverlauf zu erzwingen.

Ratchet & Clank: Rift Apart Waffenarsenal.
Im New Game+ (beziehungsweise Challenge Mode) wird euer Waffenarsenal nochmals um ein gutes Stück erweitert. Das moderne Levelsystem für euren Charakter und die einzelnen Waffen ist sehr gelungen ausgefallen.

Semi-Open World, „Pocket Dimensions“ und jede Menge Sammelaufgaben

Wenn ihr ein wenig von der actiongeladenen Geschichte abweichen wollt, bietet Rift Apart vereinzelt ein paar gute und auch weniger spannende Ablenkungsmöglichkeiten: Rüstungssets, Gold-Bolts und Upgrade-Kristalle finden wieder eine Verwendung im neuen Ratchet & Clank-Ableger. Verstreute Storyelemente bekommt ihr dieses Mal über Lorbs und kleine Roboter serviert. Die zwölf sammelbaren Lorbs sind alle in der ersten größeren „offenen“ Welt verstreut und bieten beispielsweise ein paar amüsante Anspielungen auf Sly Cooper oder Knack sowie spärliche Infos zu der Welt der Lombax. Die groß angepriesenen „Pocket Dimensions“ fallen in der Praxis doch etwas generischer als erwartet aus. Ein paar simple Sprung-Passagen und Rätsel blockieren euch hier laufend den Weg zu neuen Rüstungsteilen oder Kristallen; auch die Nebenaufgaben pro Planet bleiben nicht unbedingt lange in Erinnerung. Weitere Sammelaufgaben, die bekannten Challenge-Arenen oder ein kurzer Ausflug in die Lüfte mit Drachen-ähnlichen Kreaturen fassen die rare Abwechslung, die euch die etwas offeneren Schauplätze bieten können, eigentlich komplett zusammen. Auf mehr als zehn Stunden Spielzeit wird man mit dem Abschließen all dieser Aufgaben auch nicht im Schnitt pro Durchlauf kommen, wodurch es weiterhin etwas kurz bleibt. Abseits der Spielzeit, kann man vom technischen Standpunkt aus fast gar nichts an Rift Apart aussetzen. Die Ladezeiten sind das schnellste, was ich teilweise bisher in einem Videospiel gesehen habe, und selbst wenn der Bildschirm voll mit Partikeleffekten, Explosionen und Gegner ist, bricht die Bildwiederholungsrate kein einziges Mal ein. Der Spielspaß ergibt sich im gesamten Spiel fast ausschließlich über die immense Waffenauswahl und die technischen Aspekte des Spiels. Jeder neue Planet sieht großartig aus, bietet neue Waffen, aber eben etwas zu wenig denkwürdige Momente innerhalb der Geschichte oder den einzelnen Nebenaufgaben.

Hackeraufgaben Rift Apart
Das Spiel verlangt von euch mehrmals Hacker-Rätsel im Mini-Mech zu lösen, was eigentlich schon auf der PS2 nie wirklich zum Spielspaß beigetragen hat.

So sehr ich auch von nicht vorhandenen Ladezeiten und den grafischen Aspekten bei Ratchet & Clank: Rift Apart umgehauen wurde, vermisst man dieses Level an Qualität dann leider in anderen Bereichen des Spiels. An Spielspaß und Neuerungen fehlt es aber dennoch in keiner Weise: Das Waffenarsenal ist vom Umfang unerreicht und auch die Fortbewegung auf den einzelnen Bewegungen ist so flüssig und aufregend wie noch nie in der gesamten Serie. Bei all den technischen Sprüngen, die der Titel und das Studio mit Rift Apart gemacht hat, vermisst man einfach auch dieses Level an Innovation innerhalb der Story. Jede Aufgabe, die einem aus diesem großartigen „Flow“ herauszieht, wirkt mehrfach mühselig aufgrund die generische Umsetzung des Studios. Hier hat man leider etwas zu viel Potenzial verschenkt. Da wir das Spiel weit vor dem offiziellen Veröffentlichung erhalten haben, konnten wir bisher auch nur den “Wiedergabetreue”-Modus beziehungsweise Fidelity-Mode austesten (30 FPS, Ray-Tracing in 4K), aber bereits hier sah das Spiel umwerfend aus und wies keinerlei Einbrüche auf. Ab dem Launch am 11. Juni 2021 könnt ihr dann auch zwischen den verschiedenen Performance Modes (Performance-Modus = dynamisches 4K / 60fps oder Performance-RT-Modus = dynamisches 4K / 60fps + Raytracing aktiviert) auswählen. Sowohl in Sachen Performance, als auch bei der Adaption der einzelnen DualSense Controller Funktionen liefert Insomniac hier ihre bisher beste Arbeit ab.

Pixelizer Ratchet and Clank Rift Apart
Der gewohnte Humor der Serie fehlt auch in Rift Apart an keiner Stelle und ist für einige Lacher gut.

Ratchet & Clank: Rift Apart erscheint am 11. Juni 2021 exklusiv für die PlayStation 5. Hier könnt ihr den Titel bereits vorbestellen.

Fazit

Ratchet & Clank: Rift Apart ist ein technisches Meisterwerk, das endlich alle Möglichkeiten der PlayStation 5 gekonnt ausnutzt. Auch wenn die Story, die Nebenaufgaben und Minispiele oftmals etwas zu altbekannt wirken, fehlt es dem Titel keineswegs an genügend Spielspaß, um Veteranen als auch Neueinsteiger bis übers New Game+ hinaus zu unterhalten.

Positiv

+ Kaum bis gar keine Ladezeiten

+ Unglaublich gute Performance und grafische Leistung

+ Erweitertes Waffenarsenal und der klassische Humor der Serie wissen zu überzeugen

Negativ

– Viel verschenktes Potenzial innerhalb der Geschichte, der Charaktere und Nebenaufgaben

– Minispiele und Sammelaufgaben etwas zu generisch ausgefallen

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer

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