Project Cars 3 PS4 Review – Ein Rennspiel in der Identitätskrise

Trotz der weiterhin schwierigen Situation für Entwicklerstudios, Marketing und PR durch COVID-19, konnten wir über die letzten Wochen regelmäßig neue Eindrücke zu Project Cars 3 auf dem PC sammeln und jetzt auch endlich die PS4 Version ausgiebig testen. Was Deluxe Edition Vorbesteller ab morgen und alle anderen Fans der Serie ab Freitag erwartet, könnt ihr wie immer hier bei uns im Test nachlesen.

Endlich öffnet sich die Reihe für neue Spieler

Wie wir bereits in unserer Vorschau verdeutlicht haben, bleiben die Highlights von Project Cars 3 der Karriere-Modus und die verbesserte Gamepad-Steuerung. Wer die Vorgänger gespielt hat, wird sich schnell daran erinnern können, wie unzugänglich die beiden Spiele für Quereinsteiger waren und vor allem für alle, die kein Racing-Wheel zur Verfügung hatten. Mit einem Karriere-Modus, der jetzt wirklich einen strukturierten Aufbau mit einem XP- und Credit-System bietet, neue Wagen und Strecken und ein brauchbares Gamepad-Handling steht Neueinsteigern jetzt nichts mehr im Weg, um in die Welt von Project Cars eintauchen zu können. Das Spiel hat dafür vorab einiges an Kritik von Simulationsfans abbekommen, was in manchen Bereichen berechtigt ist, aber definitiv nicht bei der Barrierefreiheit und Zugänglichkeit des Spiels. Der Anreiz durch die gelungenen Verbesserung im Karriere-Modus wird Spieler aus allen Gruppen begeistern können. Im Gegensatz zu Gran Turismo und Forza, wo ihr aus beispielsweise 50 Ford Fiesta Variationen zum Start auswählt, habt ihr in Project Cars 3 eine sehr überschaubare Auswahl, die auf die jeweiligen Events perfekt zugeschnitten ist. Jedes Rennen bietet drei fixe Herausforderungen, die euch zusätzliche Credits und XP liefern, um die nächsten Wagen zu finanzieren oder auch neue Kategorien freizuschalten.

Project Cars 3 Hauptmenü Review
Das stylische Hauptmenü bietet eine nette Übersicht über alle verfügbaren Modi in Project Cars 3.

Die spielerische Freiheit steht hier deutlich im Vordergrund: Wenn euch eine Kategorie gar nicht zusagt, oder zu schwer ist, könnt ihr einfach die nächste für überschaubare Credits freischalten und direkt die Karriere fortsetzen. Das Pacing ist hier absolut gelungen und die einzelnen Events sind sehr abwechslungsreich gewählt – von klassischen Rennen gegen bis zu 31 Gegenspielern, bis hin zum bereits vorgestellten Breakout-Modus oder auch Hot Laps, bietet jede Kategorie einen netten Mix. Einzig störend bleibt weiterhin die leichte Unschärfe in der Balance der Gegner-KI. Bei der Aggressivität auf mittlerem Schwierigkeitsgrad ziehen wir meistens den Gegnern problemlos davon, aber bereits auf ‚Hart‘ bildet sich ein schwer überwindbares Feld aus den ersten fünf Plätzen. Teilweise konnten wir auch Rennen auf ‚Legendär‘ am ersten Platz abschließen, aber nur weil unser Wagen der Konkurrenz leicht überlegen war. Eine wirklich konstante KI-Leistung wie es Forza oder auch Gran Turismo seit Jahren bieten, konnte man hier in den ersten 10-15 Stunden in der Karriere nicht erkennen.

Im späteren Spielverlauf müssen teilweise zwei neue Wagen pro Kategorie gekauft werden, um alle Rennen bestreiten zu können.

Obwohl das Credit- und XP-System einen wirklich netten spielerischen Anreiz liefert, ist es großteils auch noch ein wenig undurchsichtig. Wie wir plötzlich in der Mitte der Karriere zu fast 500.000 Credits gekommen sind, ist uns noch ein Rätsel, aber im Schnitt bekommt man gute 10.000 Credits pro Level Up und Rennen, natürlich variierend mit den Herausforderungen, die man abgeschlossen hat. Wir haben in guten 12-15 Stunden Spielzeit einen Großteil der Kategorien abschließen können, wobei uns weiterhin noch vereinzelte Endgame-Rennen aus der Hypercar Serie und den späteren GT Bewerben fehlen. Der Umfang an Rennen, Strecken und Wagen ist der bisher größte der Project Cars Reihe, und es hat uns eigentlich nie wirklich an Abwechslung gefehlt. Der dynamische Aufbau der Karriere, erlaubt ein sehr freies Wechseln zwischen allen Bewerben und Wagen, solang euer erspieltes Credit-Budget ausreicht. Man vermisst zwar ein wenig die extra Belohnungen für das Abschließen aller Herausforderungen innerhalb einer Kategorie oder aller Rennen, wie man es von der Konkurrenz gewohnt ist, dennoch ist die verbesserte Karriere ein Schritt in die richtige Richtung für die Zukunft von Project Cars.

Customization, Custom Events und Multiplayer

Project Cars 2 konnte sich bereits sehr gut in der Welt des eSports etablieren und verspricht mit neuen Bestenlisten, dynamischen Geistern, wöchentlichen Herausforderungen und einer generell stabileren Serverleistung viel um die Fanbase zufrieden zu stellen. Unsere erste Eindrücke zu den verschiedenen Features, die mit Rivals ins Spiel kommen, haben wir bereits in unserer Vorschau zusammengefasst. Aktuell sind die Multiplayer Server noch nicht online, dadurch können wir zum Online Part des Spiels noch kein Urteil fällen. Wenn die Entwickler einen flüssigen Betrieb der verschiedenen Online-Modi bieten können und auch nach dem Release verschiedene Community Events nachliefern ist hier zumindest für Fans der Reihe ein hoher Wiederspielwert gewährleistet. Wer lieber offline unterwegs ist, kann sich neben der Karriere noch in Custom Events austoben. Hier könnt ihr frei wählen welche Strecke, Wagen, Wetterverhältnisse und Gegner auf euch zukommen sollen. Bis auf etwas unschöne grafische Bugs bei der Ziellinie und in den Wetterübergängen, liefert Project Cars 3 eine solide Leistung auf der PS4 Pro ab. Wenn ihr als Fokus die Auflösung wählt, müsst ihr hin und wieder leichte Framerate-Einbrüche in Kauf nehmen, bekommt dafür aber eine sehr schöne Umgebungs- und vor allem Wagen-Optik geliefert. Der Nutzen von 31 KI-Gegnern bleibt weiterhin fraglich und bringt gerade die Konsolenversion des Spiels oftmals an ihre Grenzen, lässt sich aber zumindest in Custom Events und Online vermeiden. Bezüglich Freiheiten, dürft ihr jetzt auch ein wenig eure Wagen in der Karriere tunen und in verschiedenen Farbvariationen präsentieren. Auch die Felgen inklusive dem Kennzeichen, lassen sich optisch auf eure Wünsche anpassen. Hier hat man wieder einmal das Potenzial für DLC erkannt, aber zumindest gibt es eine breite Auswahl an vorhandenen Variationen und die Möglichkeit euch mit der Farbpalette selbst auszutoben. Eine riesige Community wie bei Forza/Forza Horizon – mit Unmengen an von Fans kreierten Design – sollte man hier nicht erwarten, aber jeder der mit der Standard-Lackierung seines Wagens nicht zufrieden ist, hat jetzt die Möglichkeit generell etwas daran zu ändern.

Project Cars 3 Schadensmodell
Es gibt zwar keine Boxenstopps mehr, aber dafür könnt ihr mit wenig Mühe euren Wagen bis ins kleinste Detail beschädigen. Von zerbrochenen Fensterscheiben bis hin zum Wegfliegen der Motorhaube ist alles mit dabei.

Die Menüführung und der Soundtrack des Spiels sind auch sehr angenehm ausgefallen. Falls jemand lieber den Motoren seiner Fahrzeuge lauschen möchte, kann er das natürlich im Menü anpassen. Die Konfigurationen reichen hier auch in spielerischer Sicht sehr weit. Von sehr simplen Markern, die euch die „perfekte Kurve“ und den besten Startpunkt aus der Kurve anzeigen, gibt es auch weiterhin die Steigerung zum Ausschalten aller Fahrhilfen und Markierungen sowie dem Hochschrauben der Gegner zum legendären Schwierigkeitsgrad. Alle, die mehr Herausforderung suchen, werden mit mehr XP für ihren Charakter und das jeweilige Fahrzeug-Level entlohnt. Neue Fahrzeug-Level bringen euch aber rein nur Rabatte für die diversen Tuning-Upgrades. Der Anreiz sehr lange bei einem Wagen zu verweilen, bleibt also recht moderat. Wir hoffen bis zum Release auf eine Behebung der unschönen grafischen Bugs und leichten Framerate-Einbrüche auf der Konsolenversion des Spiels, bleiben aber aufgrund der Leistung des Vorgängers optimistisch, was den Multiplayer Part von Project Cars 3 angeht.

Project Cars 3 erscheint in der Deluxe Edition am 25. August 2020 und für alle anderen am 28. August 2020 für PlayStation 4, Xbox One und PC. Hier könnt ihr Project Cars 3 bereits vorbestellen.

Fazit

Project Cars 3 wendet sich leicht von der Sim-Community ab, ermöglicht aber dadurch endlich auch allen anderen einen soliden Einstieg in die Serie mit einem abwechslungsreichen Karriere-Modus und einer gelungenen Gamepad-Steuerung. Grafisch konnte man sich kaum zum Vorgänger steigern, und die vielen optischen Ungereimtheiten auf der Konsolenversion mindern das Gesamtbild leider deutlich. Falls ihr euch mit einem umfangreichen Rennspiel die Zeit bis zum nächsten Gran Turismo oder Forza Motorsport vertreiben wollt, werdet ihr hier trotzdem nicht enttäuscht.

Positiv

+ Karriere-Modus bietet überraschend viel Abwechslung und Motivation durch XP/Credit-System

+ Endlich auch vernünftig mit einem Gamepad spielbar

+ Jede Menge Freiheiten in der Konfiguration, bieten eine breite Vielfalt für alle Spielergruppen

Negativ

– Framerate-Einbrüche und einige Grafikfehler trotz PS4 Pro (Ziellinie/Wettereffekte etc.)

– Optisch bis auf vereinzelte Fahrzeugmodelle zu wenig zum Vorgänger gesteigert

– Weiterhin Balance Probleme zwischen den Schwierigkeitsgraden und auch im neuen XP/Credit-System

– Mit der neuen Einsteigerfreundlichkeit wurde ein wenig auf die Sim-Community vergessen

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer