Wenn man die Chance bekommt, ein neues Star Wars-Spiel zu entwickeln, gibt es eine ganze Galaxie von Möglichkeiten, die man in Betracht ziehen kann. Wo fängt man also überhaupt an? Das schwedisch Studio Massive Entertainment hat sich dabei etwas weg von den Jedi bewegt und die Umsetzung eher an die Ganoven des Universums angelegt. Denn Protagonistin Kay Vess erinnert definitv an einen frühen Han Solo und da die Handlung von Outlaws zwischen Episode 5 und 6 der Filme spielt, passt dieses Setting auch so wunderbar. Wir konnten uns nun bei einem Remote-Event von Ubisoft das Spiel fast vier Stunden lang anschauen und selber Hand anlegen. Wie uns das gefallen hat und was ihr erwarten könnt, erfahrt ihr nun.
Eine offene Welt voller Schurken und Ganoven
Star Wars Outlaws spielt nach der Schlacht von Hoth in Das Imperium schlägt zurück, und die Galaxis befindet sich im Umbruch. Infolgedessen sind Verbrechersyndikate an die Macht gelangt und hier finden wir die in Canto Bight geborene Kay Vess und ihren Handlanger und besten Freund Nix, eine kleine, niedliche und tödliche Kreatur, die als Merqaal bekannt ist. In Star Wars Outlaws müssen Kay und Vess alles tun, was nötig ist, um zu bestehen, und um zu überleben und möglicherweise erfolgreich zu sein muss das Duo ein Team von fähigen Outlaws zusammenstellen, um, den größten Raub, den die Galaxie je gesehen hat, zu begehen. Kurz gesagt: Stellt eure Truppe für ein Abenteuer von epischem Ausmaß zusammen. Als Kay habt ihr Zugang zu einem Dataspike, um Türen zu hacken, einem Schneidegerät, einem Enterhaken, Granaten, Rauchbomben und einem Elektrobrillenglas und vielem mehr. Kays bester Freund – abgesehen von Nix natürlich – ist ihr Blaster, der über drei verschiedene Feuermodi verfügt, ihr könnt aber auch herumliegende Waffen eurer Feinde aufheben und diese benutzen, bis diese leergeschossen sind.
Wenn es um Nix geht, kann Kay ihrem Kumpel befehlen, Feinde abzulenken, Waffen zu holen, die Gegend zu überwachen und sich sogar in ein ordentliches Gefecht mit Stormtroopern, Plünderern, Kopfgeldjägern und dergleichen einzumischen. Auch die Dynamik der Beziehung zwischen Kay und Nix scheint sich perfekt zu ergänzen. Kay kann Nix benutzen, um Feinden Fallen zu stellen, oder Nix dazu bringen, sie abzulenken, so dass Kay hinter sie gelangen kann, um sie heimlich auszuschalten. Und wenn alles andere fehlschlägt, kann sich Kay auf ihre Deadeye-ähnliche Spezialaktion stützen, die im Grunde die „Markieren-und-Ausführen“-Mechanik von Splinter Cell ist, um mehrere Bedrohungen auf einmal auszuschalten. Da wir gerade von geliehenen Mechaniken sprechen: Outlaws besitzt auch ein eigenes Active Reload-System, das sehr gut zu den Blaster-Mechaniken passt. Nun aber mehr zu unseren gespielten Passagen, bei denen wir direkt in eine offenen Welt, sitzend auf einem kleinen Speeder geworfen und beschossen wurden. Die Steuerung dabei funktioniert direkt und geschmeidig und das Navigieren zur nächsten Stadt funktioniert über einen Wegpunkt auf dem Kompass am oberen Rand des Bildschirms, wenn auch die uns verfolgenden Speeder häufig zu merkwürdigen Aufprallern geführt haben, die unser Bike direkt komplett stoppen ließen, etwas merkwürdig. Man kann sonst auch nocht eine Karte betrachten, eine wirkliche Minimap gab es allerdings nicht. Lange dauert es auch nicht und wir sind in der schmutzigen Stadt Mirogana, die in die Felsen und Höhlen eines Wüstenplaneten eingebettet ist, angekommen.
Lebendige Schauplätze erfreuen jedes Fan-Herz
Hier kommt auch gleich ein sehr positiver Aspekt von Outlaws zu tragen, die Atmosphäre. Während man durch Mirogana läuft sind an jeder Ecke Stormtrooper stationiert, es gibt kleinere Kabbeleien zwischen Zivilisten oder man kan einem Gespräch zwischen zwei Händlern lauschen. Teilweise sind diese Sachen nur nettes Nebenbei, einige geben euch aber auch direkt Einträge ins Journal zu versteckten Schätzen oder Nebenmissionen. Und wenn ihr nicht zuhören möchtet, könnt ihr ja stattdessen auf Rennen wetten, in der Arcade euer Geld ausgeben oder das sehr spaßige Kartenspiel Sabacc ausprobieren, was mich direkt für 30min gefesselt hat und bei dem man auch weitere Karten freispielen und kaufen kann oder ihr nehmt am weltenumfassenden Turnier auf mehreren Planeten teil. Es gibt in jedem Fall sehr schöne Nebentätigkeiten, die vom stumpfen Abarbeiten von Markern auf der Karte abweichen, was uns sehr gefreut hat. Der Kampf ist natürlich eine normale Third-Person-Schießerei, aber es gibt einen Schwerpunkt auf Improvisation, der uns aufgefallen ist. Kay hat Zugang zu einem Blaster, der über drei Angriffsmodi verfügt („Standardblaster“, „Elektroblaster“ für Schilde und Droiden und ein „Betäubungsblaster“, der Feinde mit einem Treffer ausschaltet, aber Zeit zum Aufladen benötigt), aber angesichts der geringen Größe des Blasters werdet ihr in massiven Schießereien zweifellos stärkere Waffen benötigen. Kay kann auf dem Schlachtfeld herumlaufen und Waffen einsammeln, die von Stormtroopern und anderen Feinden fallen gelassen werden, und Nix dazu bringen, Feinde zu bestehlen oder Fallen auf dem Schlachtfeld aufzustellen.
Das macht die Sache ein bisschen interessanter als ein typischer Third-Person-Shooter und in unserer Spielzeit fühlten sich die Gefechte definitiv befriedigend an. Das Schleichen ist etwas umständlicher. Eine Sache, die während dieser Abschnitte wirklich auffiel, ist, dass Star Wars Outlaws eine Menge DNA mit Watch Dogs teilt. Während man sich in Watch Dogs als Hacker betätigen kann, um Feinde zu verwirren oder Fallen in der Umgebung aufzustellen, kann sich Kay stattdessen auf Nix verlassen, um Feinde abzulenken, so dass sie sich anschleichen oder einen Stealth-Takedown durchführen kann. Außerdem kann sich Nix auf explosive Fässer stürzen, um sie in die Luft zu jagen, wenn Feinde vorbeilaufen und sogar Granaten aus dem Gürtel eines Stormtroopers stehlen. Das funktioniert meist alles und man kann nach vorherigem Auskundschaften so viele Wege ans Ziel finden. Was dabei allerdings in den ersten Missionen sehr nervig ist, war dass bei dem Entdecken sofort der Alarm ausgelöst wurde, die Mission vorbei war und ihr wieder in die Cantina geschmissen wurdet. Somit musste man zunächst erstmal wieder zum Beginn der Mission laufen, sich reinschleichen und hoffen, dass man nicht direkt wieder entdeckt wird. Sonst geht es nämlich wieder komplett raus, Checkpoints oder die Möglichkeit sich durchzuballern gab es nicht. Das war bei späteren Missionen auf Kijimi zum Glück anders und hat auch direkt mehr Spaß gemacht, somit kann das auch an der frühen Version gelegen haben.
Das Star-Wars-Feeling ist die halbe Miete
Ubisoft Massive hat offensichtlich auch auf die Diskussion um Starfield und seine planetare Navigation geachtet und erlaubt es uns den Landepunkt auf einem Planeten auszuwählen (mit dem D-Pad) und dem Trailblazer dabei zuzusehen, wie er durch die Atmosphäre und die dicken Wolken absteigt, um auf der Planetenoberfläche zu landen. Sicher, es läuft auf Schienen und dauert etwa 20 Sekunden, aber es hilft dabei, sich in der Welt zurechtzufinden und ist eine ziemlich solide Methode, um Ladezeiten zu überbrücken, ohne die Immersion zu unterbrechen. Denn das Gefühl der Welt und der Charaktere funktionierte in unseren knapp vier Stunden bereits sehr gut und machte Lust auf mehr. Die offene Welt ist natürlich voller Nebenmissionen, zufälliger Events und kleineren Sammeleien, wie es sich für ein Spiel von Ubisoft gehört, aber das bisher entdeckte fügte sich dabei wirklich immer schön in die Welt ein und trug häufig dazu bei euer Ansehen bei den verschiedenen Fraktionen zu verbessern, was dazu führen kann, dass diese euch einfach in deren Basis lassen, die Preise ihrer Items und Ausrüstung verringern oder es auf der maximalen Stufe sogar zulassen, dass ihr euch an deren komplettten Vorräten bedienen könnt.
Wir sind definitv angetan vom Spiel und recht sicher, dass kleinere Probleme bis zum Launch noch angegangen werden. Und man kann dabei vorab vom Spiel halten was man will, aber die Ästhetik ist hervorragend und die Soundeffekte und die Musik sind genau so, wie man sie sich wünscht. Außerdem ist das Spiel absolut wunderschön anzusehen. Die Innenbereiche und Planetenumgebungen sahen während unserer Spielzeit wirklich gut aus, sowohl in Bezug auf die Perfomance als auch auf die Optik. Ein Aspekt, der mir allerdings nicht so sehr gefallen hat, war das ständige Letterboxing. Offensichtlich will das Team den Film-Look nachahmen, was auch funktioniert und in Zwischensequenzen gut klappt, aber für uns untergräbt es einfach, wie gut das Spiel tatsächlich aussieht.
Star Wars Outlaws erscheint am 30. August 2024 für PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC.