Ich war super gespannt auf meine Vorschau zu Assassin’s Creed Shadows, um zu sehen, wohin die Serie mit ihrem feudalen Japan-Setting und Ubisofts Versprechen gehen könnte, das Spiel mit einer offeneren Struktur und weniger überladenen Karten von den letzten drei Teilen abzuheben. Und daraus sind fast vier Stunden Hands-On geworden, in denen wir den kompletten Prolog beider Protagonisten und einen etwas späteren Part spielen konnten. Assassin’s Creed Shadows wird wahrscheinlich die Fans zufriedenstellen, die bisher auch mit der Serie glücklich waren. Doch mehr dazu in unserer Vorschau.
Zwei Hauptfiguren, ein Konzept
In Shadows folgen wir zwei Protagonisten: der schleichenden Shinobi Naoe und dem (historisch bedeutsamen) Samurai Yasuke, die sich 1579 zusammentun, um Japan von korrupten Herrschern zu befreien. Ihr könnt frei wählen, mit welchem Charakter ihr durch die offene Welt und die linearen Attentatsmissionen spielt. Das klang für mich erst mal spannend, weil die Serie schon öfter auf zwei Hauptfiguren setzte, die sich am Ende aber oft gleich spielten. Bei Shadows hingegen sollen Naoe und Yasuke ganz unterschiedliche Spielstile haben: Naoe kann in Menschenmengen untertauchen, über Dächer klettern und sich in den Schatten verstecken, während Yasuke direkt in Kämpfe stürmt und mit Schwert-gegen-Schwert-Aktionen überzeugt. An sich finde ich die Idee super – so könnt Ihr euch jederzeit entscheiden, ob ihr eher die schleichenden Mechaniken der früheren Teile oder die actionlastigen Kämpfe der neueren Spiele bevorzugt.

Zwar kann auch Naoe durchaus im Kampf austeilen, unterliegt mehreren Gegnern aber doch schneller und Yasuke kann dafür den Kämpfen nicht wirklich entfliehen und muss meist mit dem Kopf durch die Wand oder das nächste Tor (Also tatsächlich). Als ich dann ein paar Stunden mit beiden Charakteren spielte, fiel mir auf: Alles, was Assassin’s Creed Shadows auf mechanischer Ebene macht, habe ich in der Serie schon mal gesehen. Die Richtungen, zwischen denen ihr wählen könnt, sind nicht komplett neu oder etwas noch nie da gewesenes in der Reihe. Und doch hat es funktioniert und wirklich viel Spaß gemacht. Mein letzter wirklich gespielter Teil war Origins und seitdem bin ich nicht wirklich mehr in die Reihe reingekommen, doch die Symbiose aus bekanntem Stealth der Spiele vor Origins und dem Action-RPG der folgenden Teile geht hier bisher wirklich auf.
Ähnlich zu den beiden Spielstilen verhalten sich übrigens auch die Geschichten der beiden. Mit Yasuke steht zum ersten Mal in der Serie eine echte historische Figur im Mittelpunkt, was das Potenzial für eine einzigartige Geschichtsstunde birgt – vielleicht eine dringend nötige. Der Beginn von Yasuke als ein ehemaliger Sklave, der zu einem der angesehensten Samurai unter Nobunaga wurde macht mich wirklich sehr neugierig und ich will unbedingt mehr davon sehen und spielen, was bisher bei Naoe leider noch ausbleibt. Ihr Geschichte sieht aktuell leider noch etwas zu sehr nach eine Rachestory aus, die mich zu sehr an Ghost of Tsushima erinnert, aber da kann sich natürlich noch viel tun und wie die beiden dann erstmals zusammentreffen habe ich in unserer Preview auch noch nicht erleben können. Ob Ubisoft daraus eine fesselnde und historisch akkurate Geschichte macht, bleibt abzuwarten.

Das seit langem ambitionierteste Assassin’s Creed
Die offene Welt bietet dann natürlich erstmal altbekannte Ereignisse, wie Aussichtstürme, die aber nur Naoe erklimmen kann, Tiere, an die ihr euch anschleichen könnt, damit diese dann in einer sehr schönen Animation skizziert werden oder neben Shops auch Nebenmissionen. Da wir uns für den immersiven Modus entschieden haben, war übrigens alles in japanisch vertont und damit fühlte es sich noch mehr wie ein Spin-Off zu Ghost of Tsushima an, dessen Vergleich sich Shadows leider unterziehen muss, da sich die Konzepte nun einmal zu sehr ähneln. Daher hat sich Ubisoft hier wohl auch noch einmal richtig ins Zeug gelegt und besonders die Optik und Weitsicht sind mitunter schon wirklich atemberaubend, wenn auch die malerischen Umgebungen bisher noch etwas ausblieben, aber da kommt ja noch etwas. Was mich insgesamt am ehesten „gestört“ hat, war die in den Kämpfen fehlende Abgrenzung zwischen den Spielstilen von Naoe und Yasuke. Statt Angriffe zu parieren, weicht Naoe ihnen aus. Sonst spielen sich beide in den Kämpfen relativ identisch, doch das kann auch an der zu geringen Einarbeitungszeit mit beiden gelegen haben.
Wenn ihr in den letzten zehn Jahren irgendein Assassin’s Creed-Spiel gespielt habt, habt ihr das meiste von dem, was Shadows zu bieten hat, schon gesehen, bis auf das feudale Japan-Setting. Aber das Gesamtpaket stimmt bisher einfach sehr gut. Die Welt ist schön stimmig, ruhig und (noch) nicht überladen mit lauter Icons, auch wenn es natürlich die üblichen Verdächtigen gibt. Der Beginn der Story, besonders von Yasuke, macht unfassbar Lust auf mehr und die zwei Spielstile schaffen den Spagat zwischen Stealth und Action-RPG wirklich gut. Auch beliebte Systeme aus alten Teilen kommen zurück, so könnt ihr zum Beispiel eure persönliche Begleiter für Attentate zu Hilfe rufen, wie es noch in Brotherhood der Fall war. Generell wirkt Shadows einfach durchdachter als die letzten Teile und wir sind schon sehr gespannt darauf im März endlich das vollumfängliche Spiel zocken zu können.