Pokèmon Let`s Go Review – Pokèmon Gelbe Edition Extralight

Die bis heute ungebrochene Popularität der Pokèmon Reihe hat das Franchise von Nintendo vor allem zwei Faktoren zu verdanken: Seinem Wandel mit der Zeit und einer damit verbundenen Beständigkeit in Sachen Gameplay mit minimalen Anpassungen der Kernmechaniken. In den Genuss der Spiele konnten aber nur Besitzer eines mobilen Handheld des japanischen Traditionskonzerns kommen. 2016 jedoch wagte Big N über Niantic mit Pokèmon Go den Schritt in die Welt der Smartphones und konnte einen enormen Erfolg verbuchen. 2018 überrascht Nintendo nun mit zwei neuen Ablegern für die Switch in Form von Pokèmon Let`s Go Pikachu und Let`s Go Evoli, zweier Remakes der Gelben Edition von 1998, welche neben ihrer Verbundenheit zu Pokèmon Go auch gleichzeitig die ersten Ableger für eine (Quasi)Heimkonsole der Japaner repräsentieren. Erfährt in unserem Review, wie sich die Version mit Evoli geschlagen hat.

Familienfreundliche Nostalgie mit dem Pokèmon Go Twist

Vorab eine kleine Anmerkung: unsere Eindrücke beziehen sich auf die Evoli Edition, in der Pikachu Edition bekommt ihr genau den gleichen Inhalt mit Ausnahme von Pikachu als euren permanenten Begleiter geliefert.

Zur Story von Pokèmon Let`s Go können wir an dieser Stelle nichts Neues vermelden: Die Eins zu Eins Neuauflage der gelben Edition erzählt die Geschichte der Vorlage ohne jegliche Änderungen. Noch immer begebt ihr euch zusammen mit eurem Evoli, welches ihr von Professor Eich geschenkt bekommen habt, als Junge oder Mädchen in der Kanto Region auf zur Reise der allerbeste zu sein und müsst hierbei verschiedene Arenameister schlagen und letzten Endes gegen das berühmt berüchtigte Team Rocket kämpfen. Die Story läuft dabei leichtfüßig und seicht wie eh und je ab und war auch seinerzeit schon ein Mittel zum Zweck, welches allerdings gut in Szene gesetzt ist und Laune macht. Wem die teils langatmigen Animationen und Übergange zu lange dauern kann diese wahlweise auch abstellen, was vor allem Hardcoregamern zu Gute kommen wird.

Beim Gameplay hingegen hat sich Game Freak an eine Mischung aus gelber Edition mit Pokèmon Go gewagt und wandert hier auf leicht neuen Pfaden: Zwar lauft ihr noch immer in der Vogelperspektive mit eurem Helden und eurem putzigen Begleiter von Areal zu Areal und trefft hierbei auf Rivalen, welche euch zum Duell herausfordern, aber die erste große Änderung gibt es beim Kampfsystem gegen wilde Pokèmon: Ihr schickt nicht wie gewohnt eure Taschenmonster in den Kampf und unternehmt dann den Versuch das wilde Tier mit einem Pokèball zu fangen, sondern müsst das Tier wie bei Go gleich direkt mittels einer richtig getimten Wurfbewegung oder einem Druck auf die A-Taste einfangen. Zusätzlich könnt ihr die kleinen Monster mit Früchten anlocken, damit der Fang sich einfacher gestaltet.

Auch laufen die Kämpfe nicht mehr zufallsgeneriert ab, sondern seht ihr Pokèmon aktiv auf dem Bildschirm und gerät erst bei einer Berührung mit ihnen in den Fangmodus. Eure Teams und die Pokèbox verwaltet ihr jetzt direkt über das Menü. Was hier vereinfacht wurde ist leider beim Aufruf der Karte verschlimmbessert worden: Hattet seinerzeit eine eigene Taste für die Karte oder den Touchscreen eines DS Gerätes parat seid ihr nun gezwungen über euer Inventar auf die Karte zuzugreifen, was sich gerade für Vielnutzer etwas mühsam gestaltet.

Ebenfalls mühsam gestaltet sich der neue von Pokèmon Go übernommene Pokèdex: dieser hat etwas unübersichtliche Filteroptionen und hätte ruhig etwas mehr die Ordnung von Ultrasonne und Ultramond gebrauchen können. Dennoch findet man sich nach etwas Einarbeitungszeit auch hier wieder gewohnt schnell zurecht. Zusätzlich müsst ihr euch noch wie schon aus Teilen vom 3DS bekannt um euer Evoli/Pikachu kümmern: In einem knuffigen Minispiel müsst ihr niedlichen Begleiter streicheln und mit Beeren füttern, so dass sich eure Zuneigung steigert. Das sieht nicht nur unglaublich lieb aus, sondern ist auch noch im Kampf sinnvoll.

An den traditionellen Mechaniken orientiert sich Let`s Go hingegen beim Kampf: Dieser läuft wie bei allen Corespielen rundenbasiert ab und bietet den gewohnt taktischen Tiefgang, welcher sich im Verlauf des Spiels entfaltet. Leider ist die Entfaltung dieses Mal nicht so enorm wie sonst: Der Schwierigkeitsgrad ist schlicht und einfach sehr niedrig gehalten und so ist man bereits in der dritten Stadt schon mit fast allen Pokèmon im Team massiv überlevelt. Die Duelle sind oft schon nach einer Attacke beendet und lediglich die Kämpfe gegen die Arenaleiter und legendäre Pokèmon bringen etwas Anspruch in das Spiel. Zwar tut dies dem Spaß keinen Abbruch, aber durch die vereinfachte Fangmechanik und der geringe Schwierigkeitsgrad werden erfahrene Spieler der Serie schon weitaus früher als von den Kernspielen gewohnt den „Abspann“ erblicken.

Zweischneidige Performance, Herzige Optik, gute Wurfmechanik

In Sachen Technik läuft Pokèmon Let`s Go etwas zwiegespalten: Während wir im TV-Modus flüssige 60FPS geboten bekommen leidet das Spiel im Handheldmodus unter leichten Einbrüchen in der Framerate und wirkt allgemein etwas heruntergesetzter bei den Bildern pro Sekunde. Dies dürfte aber vermutlich noch mittels eines Updates behoben werden, da es sich um ein rein kosmetisches Problem handelt, welches verschmerzbar, aber trotzdem nicht zum Relase vorkommen muss. Auch trüben die Schatten den Gesamteindruck, da diese mit ihrer unscharfen und kantigen Darstellung nicht so recht in das doch sanfte Gesamtbild des Spiels passen will.

Das Artwork und die Grafik lassen sich am besten in einem Wort beschreiben: Zuckersüß. Die kleinen Taschenmonster sind einfach nur unendlich niedlich anzusehen und verhalten sich allesamt unterschiedlich. Die kinderfreundliche Optik wird vor allem zu gemeinsamen Familienabenden vor der Couch einladen.

Ebenfalls gut gefallen hat uns die Umsetzung der Wurfmechanik, allerdings fühlen wir uns in Sachen Steuerung etwas limitiert: Ihr könnt Let`s Go nur mit dem linken oder rechten Joycon, einem optional erhältlichen Pokèball oder im Handheldmodus steuern, so dass Spieler mit der Joyconhalterung oder einem Pro Controller durch die Röhre schauen. Vor allem wäre die Umsetzung in Anbetracht der doch sauber umgesetzten Steuerung im Handheldmodus kein Problem gewesen, verdeutlicht aber einmal mehr den Fokus des Spiels auf einer andere Kerngruppe, da Anhänger der Coreserie 2019 einen neuen Ableger der selbigen für die Switch erhalten werden.

Fazit

Pokèmon Let`s Go ist ein gelungener Ableger der Serie und bleibt den Kernmechaniken der Serie in vielerlei Hinsicht treu, entschlackt diese aber auch in Richtung eines stark vereinfachten Schwierigkeitsgrades und limitierten Möglichkeiten. Fans der Serie, kleinen und jungen Spielern sowie Familien legen wir die Reise in die Kanto Region aber trotzdem wärmstens ans Herz.

Solo Wertung

Positiv

+ Kernmechanik bleibt weitgehend erhalten

+ Gut umgesetzte Wurfmechanik

+ zuckersüßes Artwork

+ intuitives und zugängliches Gameplay…

Negativ

– … mit stark vereinfachtem Schwierigkeitsgrad

– kantige und unsaubere Schatten

– Performanceunterschiede im TV und Handheldmodus

– niedrigere Spielzeit als gewohnt

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.