Pillars of Eternity PC Review

Über die letzen Jahre hinweg gab es einige Neuerscheinungen die mit der Wiederbelebung alter Klassiker bzw deren Features warben. Ein recht neues Beispiel wäre Divinity Original Sin. Der Titel schaffte es alte Elemente mit neuen Design zu verknüpfen. Ein gutes Spiel dennoch nicht die erhoffte Wiederbelebung von Klassikern wie Ultima VII oder Baldurs Gate. Wasteland 2 ebenfalls eine solide Produktion, konnte die Erwartungen eingefleischter Fallout Fans ebenfalls nicht erfüllen.

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Fans der Infinity Engine Spiele(Baldurs Gate, Icewind Dale, Planescape Torment), sowie Fans des CRPG Genres wie es um die Jahrtausendwende am PC gespielt wurde, hatten bis jetzt keinen würdigen Vertreter in der aktuellen Generation der Spielewelt.

Bis Jetzt.

Pillars of Eternity schafft es alle geliebten Elemente der alten CRPG Klassiker zu verwenden und dabei gekonnt mit modernen Design zu verbinden. Das Spiel von Obsidian geht sogar noch einen Schritt weiter und macht vieles besser als seine offensichtlichen Vorbilder.

Story

PoE legt sehr viel Wert auf eine gute Geschichte. Die Story ist praktisch ein Gameplay Element des Spieles selbst. Man wird von Anfang an mit einer reichen Hintergrundgeschichte und einer Komplexen Welt konfrontiert. Jede Region, jeder Charakter in der Spielwelt hat eine Geschichte, häufig eine verschachtelte und Komplexe.

Wie viel Spaß man an PoE hat hängt zum großen Teil davon ab ob man bereit ist sich auf eine interessante Geschichte abseits von Gut/Böse und „der Auserwählte rettet die Welt“ einlassen will. In diesem Fall bedeutet es ebenso die Bereitschaft sehr viel Text und Dialoge lesen zu wollen. Diese sind aber allesamt sehr gut geschrieben und umgesetzt(englische Originalversion). Des weiteren gibt es keine bedeutungslosen Dialoge(wie zb.: in Divinity Original Sin). Jeder Satz hat eine Bedeutung für ein Quest oder um einen mehr Verständnis für die komplexe Hintergrundgeschichte zu vermitteln

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Von der Story wird in diesem Review nicht viel verraten da sonst Spoiler unvermeidlich sind. Die Rahmenhandlung handelt von einem Fluch der auf der Hauptregion des Spieles Dyrwood liegt. Dieser Fluch führt dazu dass die meisten Kinder ohne Seele geboren werden und dazu verdammt sind nicht viel mehr als willen- sowie geistlose Hüllen zu sein. Der Fluch begann als am Ende eines großen Krieges ein Mann der sich als ein Gott ausgab, durch den Einsatz einer magischen Bombe, getötet wurde.

Seitdem suchen die Bürger der Dyrwood Region nicht nur nach einer Heilung, sonder natürlich auch nach Schuldigen. Schuldige sind schnell gefunden und jede Randgruppe sowie jede Verdächtige Person kann sich schnell in einer Position wiederfinden in der sie als Mitschuldige am Fluch betrachtet wird.

Der Spieler selbst hat die Möglichkeit sich an einer Lösung zu beteiligen, muss er aber nicht. Früh im Spiel lernt der Spieler dass er die Seelen anderer Lebewesen lesen und bis zu einem gewissen Grad manipulieren kann. Wie diese Fähigkeit dann genutzt wird liegt in seinem Ermessen.

Die Hauptstory wird mit der Zeit komplexer und hat einige überraschende Wendungen zu bieten. Die Nebengeschichten und Quests sind ebenso allesamt Spannend, und kaum eine Geschichte geht so aus wie man es erwartet hat.

Hintergrundwissen zu detailliert ausgearbeiteten Welt finden man Abseits von Dialogen in Zahlreichen Büchern und an Hotspots der Spielwelt selbst. Wie viel man sich damit beschäftigt ist dem Spieler selbst überlassen, wem lange Texte zu viel sind kann problemlos ohne den Hintergrunddetails spielen, man wird der Story auch so folgen können, es entgehen einem nur sehr viele interessante Geschichten.

Gameplay

PoE ist ein Party basierendes Rollenspiel das aus der Isometrischen Perspektive gespielt wird. Schon auf den ersten Blick merkt man dem Spiel die Verwandtschaft zu Baldurs Gate an. Gleich wie bei seinem großen Vorbild fängt auch Pillars of Eternity an. Wir starten mit einer Charaktererstellung. Zu Beginn kann nur ein Charakter erstellt werden. Dabei stehen uns 6 unterschiedliche Rassen und 11 Klassen zur Verfügung. Neben üblichen Verdächtigen wie Elfen und Menschen finden sich bei der Klassenwahl auch interessante Exoten wie die von den Göttern berührten Godlike, dessen Aussehen von ihrer göttlichen Abstammung stark variiert oder die großgewachsenen Aumaua die etwas an die Einwohner von Pandora aus dem Film Avatar erinnern.

Bei der Klassenwahl finden sich neben den üblichen Fantasy Pflichtberufen wie Kleriker und Schurke auch besondere wie der Chanter oder der Cipher. Der Chanter ist eine Art Barde der mehrere Strophen während des Kampfes rezitieren kann, die sich dann in einer mächtigen Anrufung entladen können. Der Cipher wiederum ist in der Lage die Gedanken zu lesen und mithilfe seiner Begabung die Seelen Anderer zu manipulieren.

Es ist nicht ungewöhnlich bei der Erstellung des ersten Charakters eine gute Stunde beschäftigt zu sein bis man sich endlich entschieden hat was man spielen möchte. Vor allem weil man zusätzlich zu Rasse und Klasse auch einen Hintergrund und eine Herkunft wählen kann. Sowohl Spieler die sich in die Rolle hineinversetzen wollen, als auch Powergamer die an jedem Wert herum feilen, werden hier zufrieden gestellt.

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Im Laufe des Spieles schließen sich 8 weitere Charaktere dem Spieler an, wobei wir immer 5 von ihnen Zeitgleich mitnehmen können. Genau so wie man es aus den alten Infinity Engine spielen gewohnt ist. Die Begleiter haben alle eine interessante Geschichte sowie Persönlichkeit. Sie kommentieren ebenfalls an vielen Stellen die Handlungen des Spielers sowie der anderer Charaktere.

Neu ist dass man zusätzlich in jeder Taverne neue Charaktere erstellen kann falls man mit einem der bereit gestellten Begleiter nicht zufrieden ist. In dem Fall verpasst man jedoch einige gute Dialoge sowie auch die jeweilige Begleiterquest Reihe.

Das Kampfsystem lehnt sich ebenfalls an seine Vorbilder an. Kämpfe laufen in Echtzeit ab und können jederzeit pausiert werden. Auf Wunsch kann die Zeit einfach nur verlangsamt werden. Fertigkeiten und Angriffsaktionen können bequem per Tastendruck hintereinander gereiht werden. Das Kampfsystem funktioniert beinahe perfekt. Einzig und allein das dahinterliegende Regelwerk zu verstehen braucht eine weile. Die einzelnen Charakterwerte können am Anfang etwas verwirrend sein, mit der Zeit bekommt man aber ein gutes Gefühl welche Werte was für einen Effekt haben.

Die Benutzeroberfläche verdient ein besonderes Lob. Man kann aus einer großen Anzahl an Optionen wählen. Welche Spielinformationen einem angezeigt werden ist komplett die Entscheidung des Spielers. Das geht soweit dass man sich auch die Anzeigen für Flächenwirkungen bei Zauber ausblenden lassen kann(wenn man selbst schätzen will) und auch keine Questmarker mehr sieht wenn man nicht will. Die Oberfläche selbst ist sehr intuitiv und einfach zu bedienen.

Im Vergleich zu den Infintiy Engine Spielen haben es zum Glück auch viele neue Komfortfeatures in das Spiel geschafft. Ein Gruppeninventar sowie ein Inventar für nicht mehr aufnehmbare Gegenstände falls das Gruppeninventar voll ist, verbessert den Spielfluss deutlich. Munition für Fernkampfwaffen muss nicht mehr extra mitgeführt werden und viele Tränke und Fähigkeiten können nur im Kampf eingesetzt werden, dadurch entfällt langwieriges Buffen und vorbereiten vor jeden Kampf. Die Kämpfe bleiben dabei weiterhin sehr taktisch und gerade auf den höheren beiden Schwierigkeitsgraden durchwegs fordernd.

Wenn man gerade nicht mit Kämpfen beschäftigt ist führt man spannende Dialoge die nicht so leicht vorher zu sehen sind. Oder man löst kleine Rätsel, Craftet neue Tränke, Verzaubert seine Lieblingswaffe oder überlegt wie man seine Burg ausbauen kann. Früh im Spiel bekommt man eine Burg die man Ausbauen kann und einem kleine Boni bei Übernachtungen bringt. Die Burg hat selbst noch weitere Spielelemente wie Steuern oder die Möglichkeit Gefangene zu nehmen. Kein Element davon ist besonders detailliert ausgearbeitet und verblasst im Gegensatz zum restlichen Spiel. Die Burg bleibt eine nette Dreingabe, aber mehr auch nicht.

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Negative Aspekte sind neben der oben erwähnten Burg die etwas holprige deutsche Übersetzung(die englische Version ist bei Möglichkeit zu bevorzugen) sowie die manchmal schlechte Übersichtlichkeit in den Kämpfen. Die Grafik selbst ist sehr schön anzusehen und hat einen eigenständigen Stil. Wenn man jedoch nah ranzommt können die Texturen etwas grob wirken und auch die Figuren wirken besser aus einer größeren Entfernung.

Fazit

Pillars of Eternity ist ein großartiges Spiel geworden. Alle die auf ein Baldurs Gate 3 gewartet haben können bedenkenlos zugreifen. Auch wenn man mit den alten Inifinity Spielen nichts zu tun hatte ist das Spiel mehr als nur einen Blick wert, solange man eine tiefgründige Geschichte, taktische Kämpfe und eine gut ausgearbeitet Spielwelt mag.

PROS:

  •  Hervorragende Story
  •  Interessante Begleiter und NPCs
  •  Spannende Kämpfe
  •  Lange Spielzeit(40-80 Stunden)
  •  Klassisches Spielgefühl im Stil alter RPG Legenden wie Baldurs Gate
  •  Sehr gutes Quest Design
  •  Moralische Entscheidungen und Handlungsfreiheit

CONS:

  •  Aufgesetztes Burg Minispiel
  •  Charaktersystem etwas zu simpel(nur 12 Level)
  •  Grafik in naher Zoomstufe etwas grob
  •  Deutsche Übersetzung fehlerhaft
  •  Wenig Abwechslung beim Einsatz von Musik

Wertungsbild 9,0

Eine Klare Kaufempfehlung für Fans klassischer Rollenspiele.

Plattform: PC

Spieler: Singleplayer only

Retail Version: Steam Key

Digital Version: Steam, GOG(DRM Frei)

Die Hero und Champion Editions sind ausschließlich Digital auf Steam oder GOG zu haben.

Redakteur: Sebastian Ukleja

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer

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