Octopath Traveler Nintendo Switch Review – Der neue Stern am RPG-Himmel?

Am 13. Juli bekommt die Nintendo Switch einen weiteren umfangreichen RPG Ableger. Wir konnten den Titel bereits die letzten Wochen für euch ausführlich testen und verraten euch wie immer im Review ob Octopath Traveler den hohen Erwartungen gerecht wird und was das Spiel sonst noch alles zu bieten hat. Unsere ersten Eindrücke nach guten 20 Stunden könnt ihr zusätzlich hier nachlesen.

Der mühselige Weg durch den Kontinent von Orsterra

Octopath Traveler verfolgt einen etwas anderen Ansatz im Spielaufbau und auch innerhalb der Geschichte als das was man aus dem Genre normalerweise gewohnt ist. Mit acht Protagonisten die alle ihr eigenes Abenteuer bestreiten ohne gemeinsames Ziel, kämpft man sich von Kapitel zu Kapitel und versucht am Weg in die kommenden Städte genug Level und Erfahrung zu erfarmen. Schon Titel wie Bravely Default und Second: End Layer konnten hier in den letzten Jahren das Genre etwas aufmischen und dem klassischen rundenbasierenden Kampfsystemen einen frischen Anstrich verpassen. Octopath Traveler setzt hier auf das versehen der Gegner mit diversen Schwachstellen inklusive Schild und bietet euch ein umfangreiches Arsenal an Klassen, Fähigkeiten und passenden Waffen um diese gekonnt auszunutzen. Zusätzlich sammelt ihr mit dem nutzen von Items oder verteidigen die sogenannten BPs die euch zusätzliche Angriffe, versteckte Fähigkeiten oder den ultimativen Angriff eures Charakters ausführen lassen. Der Vorteil der dadurch entsteht ist ein weite Spanne an möglichen Party-Konstellationen und sehr abwechslungsreiche Kämpfe. Es taucht dadurch auch selten ein Gefühl des „overpowered“ sein auf, was aber dann oftmals über die Grenze des ertragbaren strapaziert wird. Vor allem die Boss Kämpfe in Octopath Traveler zerren etwas an den Nerven. Selbst wenn ihr alle Schwächen gekonnt ausnutzt und den Gegner dadurch ständig betäubt machen eure Charaktere einfach viel zu wenig Schaden bzw. passt das Verhältnis zur Lebenspunkte der Bosse absolut nicht. Wir haben hier verschiedene Szenarien durchgetestet mit 10-15 Level über des empfohlenen Levels des Gebietes und trotz ständigem ausnutzen der Schwachpunkte des Bosses und einsetzen von den besten Items die das Spiel bei dem Abschnitt zur Verfügung stellt, kosten euch die Bosse immer gute 20-30 Minuten an Spielzeit. Ohne das nutzen dieser Items wäre der Kampf rechnerisch sogar fünf bis zehnfach länger möglich durch die Schwäche der Standard-Attacken. Der Titel verlangt hier also ein hohes Maß an genauer Analyse des Gegners und eine optimierte Nutzung aller zur Verfügung stehenden Eigenheiten aller spielbaren Charaktere. Mit etwas mehr Feingefühl für balancing hätte man hier wirklich eine sehr gelungene Basis für ein ideales Ausmaß an Herausforderung und Spielspaß.

Omar Boss Octopath Traveler Nintendo Switch

Durch das ständig notwendige farmen von XP für alle Charaktere und die langen Boss-Kämpfe kann man von einer Spielzeit von mindestens 50-60 Stunden ausgehen wenn man alle Kapitel der acht Protagonisten abschließen will. Außer die etwas mühseligen Kämpfe bietet der Titel aber ausgesprochen viel Abwechslung. Wie bereits in unserer Vorschau im Detail beschrieben könnt ihr mit so gut wie allen NPCs in verschiedensten Formen interagieren. Von bestehlen über provozieren bis hin zu Informationen ergattern sind hier kaum Grenzen gesetzt. Nahtlos geht das Ganze dann über in die Nutzung für das abschließen von Nebenaufgaben. Hier liefert der Titel kaum Hinweise oder Schilder wie man zur Lösung der Quest kommt. Durch den hohen Umfang an Möglichkeiten und die raren Hinweise/Hilfen, kann man sich schon oftmals schnell in der Welt von Octopath Traveler verlieren. Zwischensequenzen lassen sich zwar jederzeit erneut im Journal ansehen, aber durch die Aufteilung der einzelnen Kapitel von allen Protagonisten verliert man leider etwas oft den Faden, was das unterwegs spielen und in verteilten Intervallen eher weniger begünstigt. Ein weiteres Feature was Bravely Default Spieler bereits kennen sollten sind Gruppengespräche. Hier bietet der Titel als einer der wenigen Bereiche eine gewisse Bindung zwischen der Party und ihren einzelnen Geschichten, ersetzt aber leider nicht ein gemeinsames Ziel auf das hingearbeitet werden würde.

Nintendo Switch Octopath

Ein neues Zeitalter für rundenbasierte Rollenspiele

So sehr das langwierige farmen den Titel auch unnötig in die Länge zieht, man genießt seine Zeit mit Octopath Traveler. Der „HD-2D“ Stil hat seinen Charme und der Soundtrack überzeugt auf voller Linie. Etwas abschreckend sind die menschlichen Gegner-Designs auf die wir in unserer Vorschau bereits eingegangen sind, aber ansonsten wird man mit jeder Sekunde immer mehr in die Welt von Orsterra gezogen. Trotz einem wiederholenden Aufbau der Städte und Wälder, findet sich immer wieder eine interessante Nebenquest, ein überraschendes Gespräch mit einem NPC oder auch ein versteckter Schauplatz. Die Entwickler von Acquire haben hier in Zusammenarbeit mit Square Enix eine wirklich fantastische Welt erschaffen die einem auch nach mehr als 30-40 Stunden an Spielzeit noch laufend begeistern kann. Der Titel zeigt deutlich vor wie man klassische RPGs in die Neuzeit portiert ohne den Charme und die Eigenheiten des Genres aufzugeben. Ein Final Fantasy 7 Remake könnte sich hier einiges abschauen. Man muss hier natürlich beachten, dass viele Besonderheiten des Titels nur umsetzbar sind durch die Reduzierung der Grafik bzw. die Wahl des Grafikstils. Die Oldschool Sprites und Charakter Modelle haben zwar grafisch ihre Grenzen, bieten aber vielfältige Möglichkeiten das Gameplay auf ein neues Level für das Genre zu katapultieren. Wer sich schon an die neuesten Grafikleistungen für Xbox One X oder PS4 Pro gewöhnt hat darf beruhigt sein: Auch als Fan von den neuesten Leistungen von Grafik Engines und der passenden Hardware wird man sich sehr schnell in den doch sehr eigenen Stil von Octopath Traveler verlieben.

Nintendo Switch Capture Octopath Traveller

Octopath Traveler erscheint am 13. Juli exklusiv für die Nintendo Switch.

Fazit

Octopath Traveler wird den hohen Erwartungen definitiv gerecht und liefert bis auf leichte Schwächen im balancing ein großartiges RPG-Erlebnis für alte und neue Fans des Genres. Die unglaubliche Vielfalt an Möglichkeiten und das umfangreiche Kampfsystem machen diesen Titel zu einem Pflichtkauf für jeden Nintendo Switch Besitzer.

Positiv

+ Enorm viel Spielzeit

+ Umfangreiches Kampfsystem

+ Unzählige Interaktionsmöglichkeiten mit NPCs

+ Gelungene Geschichten der Protagonisten

Negativ

– Story-Verteilung wenig geeignet fürs unterwegs/in höheren Intervallen spielen

– Mühseliges farmen und langwierige Boss-Kämpfe durch schwaches balancing

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer