No More Heroes 1+2 Nintendo Switch Review – Ein fulminantes Comeback mit den üblichen Fehlern

Können 2007 und 2010 veröffentlichte Wii-Titel von Gōichi Suda in 2020 auf der Nintendo Switch noch überzeugen? Wir haben uns die Neuauflagen von No More Heroes und No More Heroes 2: Desperate Struggle auf der Nintendo Switch nochmals genauer für euch angesehen und verraten euch im Test ob die etwas eigenen Klassiker heute noch mit der Konkurrenz mithalten können und was Neulinge achten sollten.

Gut gealtert, mit ein paar wenigen Ausnahmen

Shadows of the Damned, Killer is Dead, Killer7, Let it Die oder auch Lollipop Chainsaw: Projekte wo Gōichi Suda (Suda51) involviert ist sind immer ein wenig abgedreht. No More Heroes und No More Heroes 2: Desperate Struggle sind hier definitiv keine Ausnahmen. Als Travis Touchdown schnetzelt ihr euch mit eurem Beam Katana an die Spitze der Assassinen-Nahrungskette. Videospiel-Anspielungen, Witze weit unter der Gürtellinie und sehr freizügig bekleidete Damen gehören hier zum ständigen Programm. Wirklich ernst nimmt sich das Spiel eigentlich nie, was auch ein wenig das Markenzeichen von Grasshopper Manufacture ist. Nachdem No More Heroes 3 nicht mehr lange auf sich warten lässt, ist mit der Neuveröffentlichung von Teil 1 und 2 auf der Nintendo Switch der beste Zeitpunkt sich in die Welt von Travis Touchdown einzuleben. Aber funktioniert das noch gute 13-10 Jahre nach dem ursprünglichen Release für die Nintendo Wii? Man muss natürlich ein paar Abstriche in Kauf nehmen. Grafisch sieht sogar Teil 1 noch völlig in Ordnung aus und toppt in vielen Bereichen aktuelle Nintendo Switch Releases wie Deadly Premonition 2: A Blessing in Disguise.

In No More Heroes 2: Desperate Struggle ist eure Wohnung begehbar und bietet etwas mehr an amüsanten Aktivitäten als noch in Teil 1.

Vor allem weil beide Ableger flüssig ohne technische Probleme in 60fps laufen. Wo man eher spielerisch an seine Grenzen stoßen wird, sind die frustrierenden Elemente und Nebenaufgaben aus dem Original. Gerade Teil 1 ist hier ausreichend mit unnötig mühsamen Elementen versorgt. Die meisten Nebenaufgaben haben keine Retry-Funktion, was euch dazu zwingt durch die halbe offene Welt mit eurem Bike zu fahren um die Quest erneut anzunehmen, nur um wieder zum ursprünglichen Punkt zurück zu kehren. Zum Glück sind hier die Ladezeiten nicht all zu langwierig, aber wer hier aktuelle Spiele-Standards gewohnt ist, wird hier einige mühselige Momente durchleben müssen. Auch die Nebenaufgaben und Mini-Spiele an sich sind leider bis auf den humoristischen Faktor sehr generisch ausgefallen. Oben drauf zwingt euch das Spiel trotz der „Boss Rush“ Natur des Spielverlaufs immer wieder alle Nebenaufgaben abzuschließen, um genügend Geld für den nächsten Bosskampf zu sammeln. Die Boss-Arena wirft aber nicht besonders viel Geld ab, was euch beim Kauf von notwendigen Upgrades erneut zwingt, viele Nebenaufgaben mehrmals zu absolvieren oder solange, bis ihr die beste Wertung erreicht um die maximale Belohnung herauszuholen. Durch diesen Grind-Faktor erhöht man zwar die Spielzeit auf gute 10-12 Stunden, aber wirklich viel Spielspaß kommt dadurch nicht auf.

Nachdem ihr alle In-Game Upgrades erspielt habt, brauchen eure Finger kein reales Fitnesscenter mehr.

Deutlich verbesserte Steuerung und Performance

No More Heroes 2: Desperate Struggle verabschiedet sich zum Glück von einigen mühseligen Aspekten des Vorgängers und bietet eine generalüberholte Art die Welt zu erkunden und ein etwas verfeinertes Gameplay. Auch der Umfang wurde etwas aufgestockt von einer Top 10 auf Top 50 Liste an Gegnern. Nachdem man sich gleich zum Beginn von Desperate Struggle darüber lustig macht, dass echte Gamer keine Zeit für Zusammenfassungen aller Ereignisse haben, ist es empfehlenswert erst einmal No More Heroes durchzuspielen, bevor ihr euch an Desperate Struggle heranwagt. Bis auf die wirklich mühsamen Elemente und die unnötig aufgeblasene offene Welt, ist der erste Ableger überraschend gut gealtert und macht immer noch genauso Spaß wie zum damaligen Release. Die gute technische Performance lässt einen auch die deutlich veraltete Grafikleistung und die kleinen mühseligen Aufgaben vergessen. Etwas unverständlich ist das Fehlen von den No More Heroes: Heroes‘ Paradise Inhalten der PS3 Version. Die zusätzlichen Tracks, Kostüme und Spiel-Modi hätte man hier sehr leicht integrieren können. Nach guten 13 Jahren sollten auch etwaige Exklusiv-Deals ausgelaufen sein, die eine Übernahme der Inhalte aus der PS3 Version verhindert hätten. Damit ist vor allem der erste Ableger nicht wirklich komplett auf der Nintendo Switch, auch wenn man hier die technisch bisher beste Umsetzung des Klassikers bekommt.

Gerade im zweiten Ableger wurden viele Zwischensequenzen kaum überarbeitet.

Ein weiteres spielerisches Highlight, ist die überarbeitete Steuerung. Wer auf Bewegungssteuerung und hektische Bewegungen verzichten kann, spielt den Titel ohne getrennte Joy-Cons oder mit einem Pro-Controller. Das ständige Aufladen eurer Energie und Finishing/Wrestling-Moves innerhalb der Kämpfe lassen sich damit weitaus angenehmer lösen, als noch im Original. Wenn man mit den vielen Eigenheiten der beiden Spiele und dem gewöhnungsbedürftigen Humor zurecht kommt, warten hier wirklich gut portierte Klassiker für wenig Geld auf euch. Bei jeweils 19,99€ als Startpreis und momentan schon auf 17,99€ reduziert, kann man hier auch trotz etwas schlecht gealterten Eigenheiten wenig falsch machen. Wir wurden hier pro Spiel gute 10-15 Stunden unterhalten und sind immer noch überrascht wie gut sich die beiden Teile halten konnten, wobei man in Desperate Struggle doch einige Mankos des Vorgängers ausbügeln konnte.

Fazit

Trotz fehlenden Inhalten aus Heroes‘ Paradise und weiterhin mühsamen Nebenaufgaben, sind die beiden No More Heroes Ableger wirklich gut gealtert und präsentieren sich auf der Nintendo Switch in Bestform. Wer sich schon auf No More Heroes 3 für 2021 vorbereiten will, sollte sich die beiden Ableger unbedingt auf der Switch zulegen.

Positiv

+ 60fps und solide technische Performance

+ Bosskämpfe immer noch grandios und anspruchsvoll

+ Humor beider Ableger kann heute noch überzeugen

+ Überarbeitete Steuerung

Negativ

– Vor allem der erste Ableger hat einige mühsame Gameplay Elemente

– Fehlende Inhalte aus Heroes‘ Paradise

– Nebenaufgaben und Fortbewegung innerhalb der Welt weiterhin frustrierend

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer