Nintendo Labo VR Review – Eine überraschend gute Virtual Reality

Als Nintendo letztes Jahr mit Labo eine kreative Bastelserie ins Leben gerufen hat, waren viele Spieler verwundert, denn mittels verschiedener Pappbögen, Sticker und Gummibändern sollten verschiedene Kreationen wie zum Beispiel ein kleines Piano zusammengebaut werden, welche dann mit den Joycons und entsprechenden Minispielen zum Leben erweckt wurden. Doch die Verwunderung löste sich nach ersten Berichten und einem direkten Test durch uns ins Wohlwollen auf, da Labo zwar einen recht hohen Anschaffungspreis hat, die Qualität der Endergebnisse und die Kernmechaniken aber durchwegs gut waren. Nun hat Nintendo nach den ersten drei Sets mit dem Labo VR Kit Set Nummer 4 veröffentlicht und möchte damit vor allem Kindern und Jugendlichen einen kreativen und vor allem günstigen Einstieg in die Welt der Virtual Reality im Stil von Nintendo bieten. Erfahrt in unserem Review, warum Nintendo dieses Unterfangen gut gelungen ist.

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Ein bisschen basteln muss sein

Beim Öffnen der großen und gar nicht Mal so leichten Verpackung findet ihr neben dem Labo VR Spielemodul insgesamt 32 Pappbögen, die VR Gläser und eine Tüte mit Gummibändern, Dichtungsringen und diverse Klebesticker. Bevor ihr Nintendos Zugang zur virtuellen Realität einmal ausprobieren könnt, müsst ihr euch die VR Brille und in weiterer Folge die Toy-Cons selbst zusammenbauen. Hierfür gibt es auf dem Modul sämtliche Bauanleitungen zu den Kreationen. Die Anleitungen sind leicht verständlich und Schritt für Schritt dokumentiert, so dass speziell junge Spieler keine Probleme mit dem Zusammenbau haben sollten. Ein bisschen Sitzfleisch und Zeit solltet ihr für den Bau jedoch in jedem Fall mitbringen: Die Zeitspanne für die leichtesten Gerätschaften wie die VR Brille oder die Kamera liegt bei rund 30 bis 60 Minuten, die des Blasters hingegen bei fast 180 Minuten, was wir auch so bestätigen können, da uns der Bau des Blasters mit zwei aufgeteilten Abendsitzungen tatsächlich knapp 3 Stunden gekostet hat.

Der Bau geht dank des unkomplizierten und selbsterklärenden Vorgangs trotzdem entspannt und dramafrei von der Hand. Auch die Verarbeitung der Pappe ist überwiegend sehr gut und so beschaffen, dass Sie auch eventuell kleine Risse und Brüche in Kauf nehmen kann. Überhaupt waren wir überrascht, wie stabil und clever die Toy-Cons sowie ihre Mechaniken sind: Der Blaster lässt sich tatsächlich wie eine Shotgun nachladen und abfeuern, was durch den Aufbau von Gummizügen möglich gemacht wird und ein gewisses Gefühl der Immersion erzeugt. Da Labo VR sich eher an das jüngere Publikum richtet, ist der feinfühlige Ansatz genau der Richtige, um sich in den Kinderzimmern dieser Welt einen Platz zu verschaffen. Einziger Negativpunkt wäre das Fehlen einer Halterung für die VR Brille, was die Brille selbst nur für kurze Einsätze tauglich macht, aber mehr dazu im nächsten Abschnitt.  

(Gelungene) Virtual Reality made by Nintendo

Hat man nun die Brille und/oder ein Spielzeug zusammengebastelt, kann die Reise in die virtuelle Realität auch schon losgehen. Hierfür schiebt ihr eure Switch in die dafür vorgesehene Vorrichtung der VR Brille und montiert einen oder beide Joycons an beziehungsweise steuert euch durch das Menü mittels Headtracking und einem Touchbutton. Hierbei fallen gleich umgehend zwei Dinge auf: Das Motiontracking funktioniert erstaunlich gut und die Auflösung ist gemessen an anderen „Konkurrenzprodukten“ klarerweise entsprechend gering, aber weder hat uns das beim Spielen selbst gestört, noch ist dies in irgendeiner Form aus gesundheitlichen Aspekten problematisch. Insgesamt habt ihr für eure fünf Spielzeuge jeweils zwei umfangreichere Minispielsammlungen, in denen ihr die Kreationen entsprechend ausprobieren könnt. So habt ihr mit dem Elefantenrüssel die Möglichkeit, euren eigenen inneren Picasso zu entdecken oder müsst in einem Murmelspiel Elemente so verlegen, dass die Murmel zu ihrem Ziel gelangt. Ebenfalls spannend: die Unterwasserkamera, die euch das tatsächliche 360 Grad Raumgefühl liefert.

Unser persönliches Highlight ist aber klarerweise der Blaster, da ihr in einem der beiden Minispiele im Stil eines klassischen Railshooters auf Alienjagd geht und sogar zwei recht spektakulär gemachte Bosskämpfe geboten bekommt. Insgesamt hauchen die Spiele den Toycon Kreationen nicht nur Leben ein, vielmehr zeigen Sie einen wirklich gut durchdachten Ansatz von Virtual Reality, der den typischen Charme und die einfache Zugänglichkeit eines Nintendo Produkts vereint. Zusätzlich gibt es für die Kombination VR Brille und Joycons alleine noch eine Sammlung von rund 60 kleinen Minispielen, die zwar allesamt gut funktionieren, aber primär als Techdemos und Input für Eigenkreationen dienen.

Denn mit Labo VR möchte Nintendo wie bereits schon mit den zuvor erschienenen Kits vor allem die Kreativität junger Spieler fördern: Ihr habt auch hier wieder den Entdeckermodus und das Labo Lab, die euch dazu einladen, eigene Spiele mittels einfacher Zuweisungen zu kreieren und so quasi die erste Vorstufe zu simplem Programmieren zu erlernen. Quasi Lego Technic auf Nintendo Style und die Möglichkeiten sind schier unendlich. Gewiss bedarf das Labo Labo natürlich einer gewissen Einarbeitungszeit, aber schlaue Bastler werden schon bald im Handumdrehen ihre eigenen Spiele erschaffen. Insgesamt ein sehr gelungenes Konzept mit einem großen Wert.

Großer Kritikpunkt ist jedoch weiterhin das Fehlen einer Halterung für die Brille, wodurch ihr recht schnell müde in den Armen werdet. Gewiss ist auch bei Labo VR selbst vermerkt, dass das Gerät nur für kurze Einsätze mit entsprechenden Pausen gedacht ist, dennoch kann zum Beispiel der Kampf mit dem Blaster schon in ein richtiges Training für die Arme ausarten. Bei einem Anschaffungspreis von 80,- für das komplette VR Kit hätte ein Strap durchaus drinnen sein können.

Fazit

Nintendo Labo VR ist ein gelungener und vor allem gut verarbeiteter Bastelspaß, der in seinem Endprodukt eine überraschend sauber funktionierende Virtual Reality mit der Schlichtheit und Zugänglichkeit typischer Produkte von Nintendo vereint. Das Gefühl echter virtueller Realität ist vorhanden, der Spaß kommt nicht zu kurz und mit Labo Labs gibt es viele Möglichkeiten, seine eigenen Kreationen zu erschaffen. Eltern und Jugendliche sollten in jedem Fall einen Blick auf dieses spannende Set werfen.

Solo Wertung

Positiv

+ unkomplizierter Bastelspaß

+ einfache und schön erklärte Bauanleitungen

+ Virtual Reality funktioniert überraschend gut

+ Minispiele sind Großteils witzig umgesetzt

+ Labo Labs fördert Kreativität

Negativ

– keine Halterung für VR Brille

– teils niedriger Detailgrad bei Spielen

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.