Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs PS4 Review – Nur noch ein Untertan…

Gute 8 Jahre nach dem ersten Ableger (Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin) erscheint nun endlich am 23. März 2018 Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs. Wir haben uns die letzten Tage mit dem Action RPG für euch beschäftigt und verraten euch wie immer im Test ob sich ein Kauf lohnt.

Erwachsen werden mit Stil

Nachdem der Vorgänger doch sehr kindlich gehalten war, hat man sich in Ni No Kuni 2 für einige nette Änderungen entschieden um den Titel auch älteren Generationen etwas schmackhafter zu machen. Der Protagonist Evan Pettiwhisker Tildrum muss zwar relativ jung lernen mit den Aufgaben und Herausforderungen eines Königs umzugehen, hat aber vom Beginn an mit Roland einen Erwachsenen Begleiter aus der realen Welt. Weniger märchenhaft ist der Titel dadurch keineswegs. Ganz im Gegenteil: Der hervorragende Animationsstil vom Vorgänger  wurde hier großartig an die neue Konsolengeneration angepasst und zieht einem (fast) durchgehend in seinen Bann. Etwas entschleunigt wird die zauberhafte Reise hin und wieder durch die chibi-like Open World Passagen die zwar visuell meistens wenig hergeben, aber dafür einen guten Überblick über die Umgebung bieten und sowohl versteckte Kisten als auch nahe gelegene Feinde leicht entdecken lassen. In den diversen Dialogen, Zwischensequenzen oder auch den Kämpfen selbst bietet der Titel einen wundervoll gestalteten Grafikstil der sich durch das gesamte Spiel zieht und wohl jeden Fan von Märchen oder auch JRPGs sofort in seinen Bann ziehen wird. Von süßen neuen Begleitern wie den Higgledies über jeder Menge Abenteuer die euch in der Hauptstory mit guten 25 Stunden, oder auch beauftragt von den unzähligen Bewohner der einzelnen Königreiche erwarten werden, fehlt es dem Titel eigentlich nur hin und wieder an einer wirklichen taktischen Komponente um absolut jeden RPG-Fan glücklich zu machen.

PS4 Pro Higgledies Ni No Kuni 2 Cerealkillerz Review

Die vielen kleinen Geschichten und das rekrutieren der einzelnen Bewohner für das eigene Königreich sind die Hauptbestandteile die euch vor allem im letzten Drittel des Spiels beschäftigten werden. Auch wenn die immense Anzahl an NPCs und möglichen Nebenquests anfangs etwas überwältigend wirkt, bleibt der nutzen dahinter leider oftmals etwas zu simpel. Rekrutierte Untertanen werden oftmals vom Spiel zu sehr als reine Ressourcen dargestellt und werden einem im letzten Drittel des Spiels sogar in Massen aufgezwungen um den finalen Abschnitt der Story überhaupt erreichen zu können. Es ist absolut verständlich, dass die Entwickler gerne hätten, dass sich die Spieler mit den neuen Features die der Aufbau eines Königreichs mit sich bringt, aber die Forcierung lähmt den gesamten Spielverlauf und macht die eigentlich wirklich umfangreiche Auswahl an NPCs und Nebenaufgaben eher zu einer Art Einkaufsliste die man abarbeiten muss. Prinzipiell gipfeln sich alle negativen Eigenschaften von Ni No Kuni 2 im letzten Drittel des Spiels bzw. direkt beim Endboss, was wirklich schade ist, da der Rest des Spiels wirklich großartig ausgefallen ist.

Screenshot Ni No Kuni 2 PS4 Pro Cerealkillerz

Auf in den Kampf

Wer hier klassische rundenbasierte Elemente sucht ist bei Ni No Kuni 2 eher Fehl am Platz. Der Titel nimmt sich hier eher ein Beispiel an Titeln wie die Tales of Reihe oder auch Xenoblade in einer etwas flotteren Ausführung. Leider fehlt es hier etwas an Kontrolle über die gesamte Party. Ihr steuert immer einen ausgewählten Charakter in eurem aus drei Mitglieder bestehenden Team und müsst relativ hilflos mit den Aktionen eurer KI-Partner leben. Auch wenn das in den ersten Stunden des Spiels weitaus weniger tragisch wirkt, kann es gegen Ende sehr mühsam enden. Vor allem wenn euer Gegner für eine bestimmte Zeit Angriffe mit extra Schaden bestraft und eure Partner absolut nicht darauf reagieren. Ansonsten überzeugt das dynamische Kampfsystem durchgehend obwohl der Einsatz von drei Waffen wenig zur Abwechslung im Kampf selbst beiträgt. Die taktische Notwendigkeit erschließt sich hier relativ selten, daher empfiehlt sich das aktivieren der manuellen Steuerung um hier selbst die Kontrolle zu behalten. Durch die Möglichkeit Kämpfe in der offenen Welt frei zu wählen und die Sichtbarkeit von stärkeren und schwächeren Gegnern kann man sich selbst das Spiel leicht oder deutlich schwerer gestalten. Optional bietet Ni No Kuni 2 wirklich sehr interessante Dungeons in Form von Grotto Mazes und besonders starke Gegner die euch oftmals kombiniert mit einer optionalen Quest serviert werden. Auch die diversen Mini-Spiele und Rätsel sind wieder einmal sehr liebevoll ausgefallen und lockern den Verlauf der Hauptgeschichte im Gegensatz zum Ausbau des Königreichs wieder deutlich auf. Wie auch in Legend of Zelda: Breath of the Wild bietet der Titel eine amüsante „Social Media“ Anspielung namens Leafbook, wo ihr mit kleinen Details zu einzelnen Bewohnern laufend versorgt werdet und auch einen eigenen Like-Button zur Verfügung habt.

PS4 Pro Ni Nu Kuni 2 Cerealkillerz Screenshot

Falls jemanden die umfangreiche Geschichte, die vielen NPCs und das flotte Kampfsystem nicht reichen sollten, gibt es laufend im Spiel verteilt auch ein putziges Taktik-Geplänkel. Mit einer kleinen Armee im Chibi-Look kämpft ihr euch in separaten Missionen durch diverse Gegner-Gruppierungen und könnt damit Items fürs Hauptspiel oder auch hin und wieder die wichtigen Ressourcen für den Ausbau eures Königreichs sammeln. Auch hier hält sich die Herausforderung in Grenzen aber es lockert deutlich den Spielfluss auf und macht überraschend viel Spaß. Vor allem die Kampfansagen von bereits ohnehin schon liebevoll gestalteten Charakteren, machen im Chibi-Stil nochmals einen noch amüsanteren Eindruck. Wer lieber sein Königreich ausbaut kann sich in Ruhe auf Nebenquests konzentrieren und damit auch nette Vorteile für das restliche Spiel erarbeiten. Von verbesserten Ausrüstungsmöglichkeiten über spezielle Items oder sogar Fähigkeiten für den Kampf, lässt sich so gut wie alles innerhalb der eigenen Mauern erforschen.

PS4 Pro Screenshot Ni No Kuni Review

Sound und Design

Bis auf leichte optische Einbußen im Chibi-Look der offenen Welt, bietet Ni No Kuni 2 eine der aktuell schönsten JRPG-Welten. Der besonders aufwendig wirkende Animationsstil verleiht dem gesamten Spiel einen eigenen Charme den man sonst nur von ausgewählten Animes oder den dazugehörigen Verfilmungen gewohnt ist. Zusammen mit den gelungenen Charakteren und der liebevoll gestalteten Welt mit viel Einfluss von Yoshiyuki Momose (Studio Ghibli) wird euch auch der zweite Ni No Kuni Ableger in seinen Bann ziehen und mit dem doch etwas ernsteren Setting deutlich mehr Zielgruppen ansprechen. Wer also den Vorgänger wegen seiner doch sehr kindlichen Art bisher gemieden hat, braucht sich bei Schicksal eines Königreichs absolut keine Sorgen machen. Selbst die aufgezwungene Rekrutierung der einzelnen Bewohner war dank der durchdachten Dialoge und abwechlungsreichen Königreiche auch für jemanden der sich lieber auf die Hauptgeschichte eines Spiels fokussiert, erträglich.

PS4 Pro Ni No Kuni 2 Review Screen

Die einzelnen Musikstücke überzeugen zwar mehr als in den meisten JRPGs, liegen aber großteils dann doch etwas hinter den Genre-Größen wie Final Fantasy/Persona. Vielleicht wird der schnell wiederholende Effekt auch durch das wirklich flotte Schnellreise-System und die mehrmaligen Besuche der einzelnen Gebieten erzeugt, aber viele der Stücke werden uns wohl nicht lange in Erinnerung bleiben. Joe Hisaishi Werke waren im Vorgänger dann doch ein Stück eingängiger.

Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs erscheint am 23. März 2018 für PlayStation 4 und PC.

Fazit

Ni No Kuni 2: Schicksal eines Königreichs ist definitiv schon mal das bisher schönste RPG des Jahres. Die vielen kleinen Details, die unzähligen Geschichten der einzelnen NPCs und der wundervolle Animationsstil machen auch den zweiten Ableger zu einem großartigen Erlebnis. Selbst wenn das rekrutieren der einzelnen Bewohner oftmals eher wie eine Fleißaufgabe wirkt und es etwas an Kontrolle im Kampf selbst über die gesamte Party fehlt, macht der Titel so vieles richtig, dass diese Punkte schnell in Vergessenheit geraten. Für Fans von Rollenspielen ist der Titel ein absoluter Pflichtkauf.

Positiv

+ Wundervoll inszenierte Charaktere und Spielwelt

+ Großartiger Animationsstil

+ Interessante Nebenaufgaben und Mini-Games

+ Abwechlungsreiche Handlung und Gameplay

Negativ 

– Das rekrutieren von Bewohnern wird oftmals zu sehr forciert

– Fehlende Kontrolle über die Party/Leicht frustrierende Partner-KI

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer