Mortal Kombat XI Review – A (less flawless) Victory

Nach der Neuauflage von Mortal Kombat X mit dem Beinamen XL wurde es relativ still um die Kultserie der Netherrealm Studios, die mit Mortal Kombat 9 nach langer Abwesenheit im Jahr 2011 der Franchise neues Leben einhauchten. Zwar war ein elfter Teil der Serie auf lange Sicht klar absehbar, doch der Erfolg von Injustice 2 ließ das Studio von Publisher WB Games vermeintlich an diesem Titel weiterarbeiten. Auf den Game Awards 2018 haben die Netherrealm Studios dann ganz überraschend Mortal Kombat XI für April 2019 angekündigt und haben seitdem mit blutrünstigen Gameplayschnipseln und einer Open Beta die Fans ein wenig aufgeheizt. Erfahrt in unserem Review, warum auch der elfte Teil der Mortal Kombat Reihe zwar auf ganzer Linie in Sachen Gameplay überzeugen kann, aber so manch unliebsame oder gar fragwürdige Mechanik den Gesamteindruck trübt.

Eine klassische Kombat-Story im Warner Brothers Stil inszeniert

Mortal Kombat XI knüpft in Sachen Story fast nahtlos an seinen Vorgänger an: Nachdem der von Shinnok korrumpierte Raiden diesen am Ende von Mortal Kombat X enthauptet und den lebenden Kopf, der als Energiequelle dient, der Unterwelt beziehungsweise einer untoten Kitana und einem ebenfalls untoten Liu Kang überreicht, gerät das komplette Gleichgewicht der sieben Welten durcheinander und das Erdenreich steht kurz vor einer Invasion. In einem letzten Akt der Verzweiflung versuchen Raiden und die Special Forces rund um Sonya Blade, Tochter Cassie Cage und ihrer besten Freundin Jacqui Briggs den Palast von Liu Kang und Kitana zu stürmen, um den Kopf von Shinnok zu vernichten. Hierbei bringt sich dann Kronika, seines Zeichens Gotterälteste, Mutter von Shinnok und Manipulator der Zeit, ins Spiel und bringt alle Zeitlinien durcheinander, da Sie in einem Akt der Rache Raiden aus der Geschichte entfernen möchte.

Nun treffen die Kämpfer verschiedenster Zeitlinien aufeinander und formen unterschiedliche Allianzen, um Kronika zu bekämpfen und eine neue Zeitlinie zu formen. Insgesamt erstreckt sich die rund 4 bis 6 Stunden andauernde Kampagne über 12 Kapitel und liefert zwar gewohnte Mortal Kombat Action mit einer recht geradlinigen Story ohne Highlights ab, allerdings ist diese durchwegs spannend inszeniert und hat zumindestens uns dazu eingeladen, den Storymodus fast in einem Stück durchzuspielen.

Ein gelungenes Kampfsystem und leicht übertriebener Grind

In Sachen Kampfsystem hat sich zwar grundlegend nichts geändert, aber viele Mechaniken aus den Vorgängern wurden teils stark modifiziert, so dass auch Veteranen ihre Einarbeitungszeit benötigen: So gibt es statt der dreistufigen Spezialmanöver und dem X-Ray Angriff jetzt den Fatal Blow, welcher bei einer niedrigen Gesundheit in einer Runde einmalig über die zwei Schultertasten ausgelöst wird und bei erfolgreicher Durchführung extra viel Schaden anrichten und einen Kampf relativ schnell wenden kann. Zusätzlich könnt ihr Special Moves jetzt mit R1 beziehungsweise RB verstärken, so dass ihr weitere Folgeangriffe zu Kombos verknüpfen könnt. Als kleines Bonbon haben sich noch die Brutalitys hinzugesellt, die wieder im richtigen Moment eine Art Fatality Deluxe mit einer noch brutaleren Hinrichtungsszene auslösen. Zwar ist die Verstärkung der Special Moves nicht optimal gelöst, aber das umfangreiche Tutorial sollte jedem bei der Einarbeitung in das Kampfsystem helfen können, da dieses wirklich mehr als umfangreich und einsteigerfreundlich gestaltet ist.

Beim Roster der spielbaren Charaktere hat sich der neueste Ableger der blutigen Prügelorgie größtenteils auf altbekannte Gesichter wie Scorpion und Sub-Zero, aber auch bereits etablierte Charaktere wie Cassie Cage gestützt. Die Neuzugänge Kronika, Cetria und Geras spielen sich zwar allesamt frisch und unverbraucht, sind aber definitiv weniger spektakulär als die bereits wieder abgetretenen Neuzugänge Kenshi oder sein Sohn Takeda aus dem Vorgänger. Bei den Fatalitys kleben sich die Netherrealm Studios weiterhin das Label „größer, durchgeknallter und blutiger“ auf die Brust und liefern noch brutalere und übertriebenere Finishing Moves, ab, die sogar für so manchen Lacher sorgen. (Wir sagen nur Johnny Cage…)

In Sachen Spielmodi habt ihr bei Mortal Kombat XI die Wahl zwischen dem bereits ausführlich beschriebenen Storymodus, diverser lokaler und onlinebasierter Multiplayermodi sowie dem Herzstück des Singleplayermodus, den Turmherausforderungen, in welchen ihr eine fix vorgegebene Zahl von Kämpfern in einem klassischen Arcademodus besiegen müsst, um Materialien und Koins für das Herstellen von Gegenständen und zusätzlichen Kostümen für eure Charaktere freizuschalten. Zusätzlich darf natürlich die seit Mortal Kombat 9 im Einsatz befindliche Krypta nicht fehlen. In dieser streift ihr auf Shang Tsungs Insel umher und öffnet herumliegende Kisten gegen Koins, um ebenso Materialien, Herzen, Brutalitys und die zweiten Fatalitys für eure Kämpfer freizuschalten.

Na, kommt euch dieser Shang Tsung auch so bekannt vor? Richtig: Es handelt sich um Cary-Hiroyuki Tagawa, dem Darsteller von Shang Tsung aus dem ersten Kinofilm von 1995.

Wie sich im letzten Abschnitt schon angedeutet hat ist es alles andere als leicht, ein passendes Lieblingskostüm für euren Favoriten zu ergattern, denn auch wenn sich mit Injustice 2 bereits ein Schritt in eine radikale Richtung angedeutet hat, so wird dieser mit Mortal Kombat XI nun endgültig in Stein gemeißelt, denn der Titel artet für Fans, die sämtliche Inhalte im Spiel freischalten möchten, zu einem exzessivem Grindfest aus. Für jedes Körperteil der einzelnen Kostüme braucht ihr Materialien und Gegenstände, welche ihr wie eingangs erwähnt durch erfolgreiche Abschlüsse der Türme und Freischaltungen in der Krypta ergattern könnt. Bis ihr die erforderlichen Materialien beisammen habt, werdet ihr Stunden über Stunden in das Spiel investieren müssen, oder ihr gebt Echtgeld für Kristalle aus, um genau diese Kostüme dann im Ingame Shop erwerben zu können. Größtes Problem dieser Mechanik ist seine Lootspirale, die in den meisten Fällen nur Standarditems oder nicht benötigte Gegenstände hergibt, so dass sich auf Dauer Frust breitmachen kann.

Gewiss werden kosmetische Freischaltungen die meisten Spieler wenig bis gar nicht interessieren, allerdings stellt es doch eine Kernkomponente des Spiels dar, die auf eine gewisse Art und Weise den faden Beigeschmack eines Free 2 Play Mobile Games liefert und definitiv nicht in einem Titel dieser Güteklasse Einhalt finden sollte. Viel schlimmer ist aber der Umstand, dass man sich Brutalitys und die zweiten Fatalitys über dieses System freischalten muss und das trübt den Gesamteindruck schon ein wenig. Eigentlich hätte dieses Thema seit der harschen Kritik an Mittelerde: Schatten des Krieges WB Games bereits ein Warnzeichen sein sollen. Dass jetzt aber nach Injustice 2 auch die Mortal Kombat Serie von dieser Praxis betroffen ist und Netherrealm sowie WB Games hier noch eins draufsetzen, wird mit Sicherheit entsprechende Kritik aus der Community nach sich ziehen. Beachtet das auf jeden Fall, wenn ihr euch neben dem Kampf mit dem Drumherum im Spiel beschäftigen möchtet.

Spektakuläre Optik trifft auf alte Tonprobleme

In der Technikabteilung zeichnet sich über weite Strecken ein sehr gutes Bild ab: Kämpfer, Animationen und Stages sind allesamt dank der Unreal Engine 4 prächtig in Szene gesetzt und wirken noch besser als bei Injustice 2. Der gesamte düstere Look des Spiels samt seiner farbprächtigen Inszenierung macht einfach Laune und die Fatalitys sind allesamt herrlich blutrünstig in Szene gesetzt. Auch bei der Performance selbst konnten wir auf unserer PS4 Pro konstante 60FPS im Kampf bei hochskaliertem 4K erleben, was Laune macht.

Weniger Laune macht hingegen das bereits seit Mortal Kombat X und bestehende Tonproblem: Erneut sind Ton und Bild vor allem in den Zwischensequenzen, aber bei den Intros der Kämpfer in der deutschen Fassung asynchron, was störend ist und auf Unverständnis stößt, da das Problem seit 2015 bekannt und auch entsprechend von vielen Seiten dokumentiert wurde.

Bei der Steuerung hingegen leistet sich Mortal Kombat XI bis auf ein paar Unzulänglichkeiten mit den verstärkten Specialmoves wenig bis gar keine Aussetzer. Die Kämpfer reagieren sowohl mit einem Gamepad, aber auch mit einem Fighting Stick flott und sauber. Insgesamt kann der Titel mit Ausnahme seiner Soundprobleme auch hier in großen Stücken überzeugen.

Fazit

Mit Mortal Kombat XI ist den Netherrealm Studios zwar ein sauberes und großartig inszeniertes Fighting Game samt gutem Storymodus gelungen, aber der exzessive Grind für die Freischaltung von Kostümen wird so manchen Spieler auf die Dauer abschrecken und übernommene, aber bereits bekannte Probleme der Vorgängerspiele stoßen auf Unverständnis. Fans der Serie und Freunde blutrünstiger Prügelspiele werden dennoch gut sowie umfangreich bedient und sollten einen Blick auf das Spiel werfen. 

Positiv

+ gutes Charakterensemble

+ Storymodus macht Laune

+ umfangreicher Content

+ optisch sehr gut inszeniert

+ komplexes Kampfsystem…

Negativ

– … dass man an manchen Stellen zu sperrig wirkt

– massives Grinding für kosmetische Gegenstände erforderlich

– sehr schlechte Lootrate bei Grind für kosmetische Gegenstände

– fragwürdige Freischaltung von Brutalitys und Fatalitys

– bekannte Tonprobleme wurden von Vorgängerspielen übernommen

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.