Man of Medan Review – Until Dawn in der Lite Version

Mit dem ersten Ableger der Dark Pictures Anthology Man of Medan will Entwickler Supermassive Games an den Erfolg von Until Dawn anschließen und nicht nur einen Horror-Titel veröffentlichen, sondern gleich eine ganze Anthology. Funktioniert das Konzept mit einem starken Multiplayer Fokus, einer kürzeren Spielzeit und der Aufteilung in einzelne Kurzgeschichten? Wir haben uns die letzten Wochen mit dem Titel für euch auseinander gesetzt und verraten euch im Test ob sich ein Kauf lohnt.

Ein kurzer aber intensiver Spaß

Die ursprüngliche Geschichte zur Ourang Medan ist schnell nachgelesen und auch das Spiel liefert mit dem Tutorial/Beginn des Spiels genügend Informationen um alle Spieler mit der Thematik aufzufrischen. Mit einer gefährlichen Fracht an Bord stirbt um 1947 herum die gesamte Besatzung des Dampfschiffs auf mysteriöse Weise. Nach einer kurzen Einleitung zu den Ereignissen die zum tragischen Ende der Besatzung geführt haben könnten, werden euch in Man of Medan die verschiedenen Protagonisten näher gebracht. Wie auch schon in Until Dawn sind hier alle üblichen Charaktere vertreten, vom unsympathischen Draufgänger, über den verliebten Pärchen bis hin zum klassischen unsicheren Nerd. Gemeinsam will die Gruppe eigentlich nur gemütlich ein Wrack eines Flugzeugs beim tauchen erkunden und ab diesem Zeitpunkt im Spiel geht so ziemlich alles schief, was man sich vorstellen könnte. In der eigentlich noch sehr gelassenen ersten Stunde im Spiel lernt ihr die Charaktere sehr gut kennen und trefft eure ersten wichtigen Entscheidungen. Jede Dialog-Option in Man of Medan hat wie bereits in Until Dawn starke Konsequenzen auf den Ausgang der Schicksale aller spielbaren Charaktere und auch eurer Gegenspieler. Die kurze Spielzeit von 3-4 Stunden erlaubt deutlich weniger Charakterentwicklung als noch in Until Dawn und hier zeigen sich auch die größten Schwächen von Man of Medan auf. Neben immer wieder auftretenden technischen Mängeln wie fehlerhaften Texturen, Info-Texte die festhängen oder gesamte Wände die verschwinden, hätte der Titel deutlich mehr an Umfang vertragen können. Die Tragweite eurer Entscheidung ist zwar wieder vorhanden und es gibt auch ausreichend an Möglichkeiten die Protagonisten sterben/überleben zu lassen, aber wirkliche Handlungszweige wie in Until Dawn kommen durch die kürze des Spiels leider nie auf. Vor allem durch die recht simple Hintergrundgeschichte der Ourang Medan und den deutlichen Hinweise die einem das Spiel von Beginn an liefert, bleibt die spielerische Herausforderung lediglich an den meistern der Quick-Time Events hängen.

Pictures Death Man of Medan
Die verschiedenen Möglichkeiten wie die Protagonisten sterben könnten, findet ihr in Form von Gemälden verteilt über das gesamte Spiel.

Die große Rettung kommt hier in Form der verschiedenen Multiplayer-Modi. Durch die Aufteilung der Charaktere im Shared Play Modus auf einen Online Partner oder auch beim herumreichen des Controllers vor dem TV im Movie Night Modus, verteilen sich die Entscheidungsmöglichkeiten und damit auch stark die möglichen Szenarien die ihr und eure Freunde erzeugen können. Die damit entstehende Dynamik gibt den Spiel deutlich mehr Tiefe und schöpft das volle Potenzial von Man of Medan aus. Wo der Titel noch im Singleplayer sehr generisch ablaufen kann wenn man die Hintergrundgeschichte durchschaut hat, ergibt sich mit unwissenden Online und Offline Partnern eine weitaus spannendere und abwechlungsreichere dynamische Spielweise. Im Gegensatz zu Until Dawn setzt Man of Medan noch stärker darauf euch unter Druck zu überhasteten Entscheidungen zu zwingen. Mit gelungenen Schock-Momenten und einer ständig präsenten Gefahr des Ungewissen liefert der Titel zumindest in diesem Bereich alles was man als eingefleischter Horror-Fan erwarten würde. Es lohnt sich oftmals einen zweiten Blick hinter eine Ecke zu werfen um die gekonnt eingesetzten Horror-Elemente des Entwicklerstudios genießen zu können.

Man of Medan Horror Screenshot
Langweilig ist der kurze Aufenthalt auf der Ourang Medan definitiv nicht.

Umfangreiches Bonusmaterial

Man of Medan ist nach langer Zeit wieder ein Titel wo wir doch einige Zeit mit dem Bonusmaterial verbracht haben, was auf euch nach dem ersten durchspielen wartet. Neben der bereits auf Youtube verfügbaren Doku-Serie zum Spiel mit Shawn Ashmore gibt es auch ein gut 10 Minuten langes Video über die Geschichte der Horror Anthologies und Horror-Erzählungen im allgemeinen die überrascht informativ ausgefallen ist. Erwähnt werden Horror Klassiker wie Body Bags (John Carpenter) bis hin zu aktuelleren Filmen wie V/H/S oder auch Trick ‚r Treat. Generell wirkt Man of Medan sehr durchdacht und selbst wenn der Titel im Singleplayer doch äußerst kurz ausfällt, haben die Entwickler hier wirklich alles aus der Thematik rausgeholt was möglich war. Der Kurator der als erzählende Figur innerhalb der Anthology fungiert lässt auch am Ende des Spiels einen kleinen Hinweis auf den Schauplatz des nächsten Ablegers andeuten. Wenn ihr genug In-Game Gegenstände gesammelt hat bekommt ihr nicht nur einen tieferen Einblick in die Recherchen der Entwickler zur originalen Geschichte, sondern schaltet weiteres Bonusmaterial frei, auf das wir ebenfalls auf Spoilergründen nicht näher eingehen wollen.

Man of Medan Screenshot Review
Die Atmosphäre ist sowohl auf dem Schiff als auch in den Innenbereichen sehr gelungen.

Mit etwas mehr Mühe im technischen Bereich und abwechlungsreicheren Entscheidungsmöglichkeiten, hätte Man of Medan trotz des niedrigeren Startpreis Until Dawn Konkurrenz machen können. In der aktuellen Form ist der Titel eher nur im Multiplayer mit Freunden zu empfehlen um den Wiederspielwert aufrecht zu halten und vor allem wirklich spielerische Überraschungen zu bieten.

Man of Medan erscheint am 30. August 2019 für PlayStation 4, Xbox One und PC. Hier könnt ihr es vorbestellen.

Fazit

Das Konzept von Man of Medan geht im Singleplayer leider durch die kurze Spielzeit und technischen Ungereimtheiten nicht ganz auf, überzeugt aber im Multiplayer auf ganzer Linie. Wer auf der Suche nach einem entspannten Horror-Abend mit Freunden vor dem TV oder online ist, sollte Man of Medan definitiv eine Chance geben.

Positiv

+ Protagonisten und Dialog-Dynamik überzeugen

+ Gelungene Umsetzung der Multiplayer Modis

+ Interessante Horror-Elemente und Schockmomente

Negativ

– Bugs, Texturfehler und andere technische Schnitzer drüben das Spielerlebnis

– Schwache Charakterentwicklung bedingt durch die kurze Spielzeit und das Setting

– Das Gesamtkonzept des Spiels geht leider nur im Multiplayer wirklich auf.

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer