Konami Arcade Classics Anniversary Collection Review – Ein gelungener Auftakt zur großen Geburtstagsparty

Wer heute an den Namen Konami denkt, muss unweigerlich an die viele Handlungen, die den Traditionspublisher in den letzten in kein gutes Licht rücken haben lassen, denken: Angefangen vom unschönen Zerwürfnis mit Entwicklerlegende Hideo Kojima bis hin zu Berichten über massive interne Restriktionen und einem Kontrollwahn gegenüber den Mitarbeitern sowie der stetigen Abwendung von klassischen Videospielen zugunsten von Pay 2 Win Mobile Games und den in Japan profitablen Pachinko-Automaten samt Verwurstung sämtlicher IP`s hat der Publisher überwiegend für negative Schlagzeilen gesorgt und sich selbst ein bisschen im Abseits der Videospielelandschaft positioniert. Doch nicht immer war Konami für Skandale bekannt, viel mehr hatte die Traditionsschmiede den Ruf, ein paar der besten Entwickler in ihren Reihen zu besitzen, welche Spielserien auf die Beine stellten, die bis heute zu den großartigsten Titeln in Sachen Gamedesign zählen. Nun wird Konami 50 Jahre alt und hat im Zuge dessen eine Großoffensive in Form diverser Collections, welche ein paar der besten und wichtigsten Spiele des Publishers der 80er und 90er abdecken sollen, gestartet. Den Anfang macht hierbei die am 18. April für PS4, Xbox One, Nintendo Switch und PC erschienene Konami Arcade Classics Anniversary Collection, welche mit 8 Titeln aufwartet und einen Querschnitt von Konamis erfolgreicher Zeit in den Spielhallen der 80er Jahre bietet. Lest nach, warum sich die Sammlung für Fans klassischer Arcade Shoot Em Ups durchaus lohnt, aber auch ihre Macken hat.

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Viele gute bis großartige Shooter und ein Totalausfall

Insgesamt enthält die Arcade Classics Anniversary Collection folgende Titel aus der erfolgreichen Zeit von Konami in den Spielhallen: Scramble (1981), Twinbee (1985), Nemesis/Gradius (1985), Vulcan Venture/Gradius II (1988), Life Force/Salamander (1986), Typhoon/A-Jax (1987), Thunder Cross (1988) und Haunted Castle/Castlevania Arcade (1988). Anhand der Liste und legendären Namen wie Gradius oder Salamander ist klar erkennbar, dass die Sammlung ihren Fokus hierbei die Shoot Em Ups legt, auch wenn mit Haunted Castle die Spielhallenfassung des ersten Castlevania enthalten ist und diese etwas aus der Reihe tanzt. Das betrifft auch die Qualität des Titels, welchen wir vorab als den einzigen wirklichen Negativpunkt in Sachen Spieleauswahl erwähnen möchten: Haunted Castle ist schlicht und einfach kein gutes Spiel, welches unter einer schlechten Steuerung, skurrillen Animationen und einem unmenschlich schwerem Schwierigkeitsgrad leidet, so dass der Titel de facto zu einer Quälerei verkommt.

Vulcan Venture (auch bekannt als Gradius II)

Lässt man Haunted Castle jedoch hinter sich und ist ein Freund von Shoot em Ups, wird man mit sehr vielen tollen Momenten belohnt, denn die restliche Spieleauswahl ist definitiv gelungen: Zwar sind Scramble und Twin Bee wohl eher historische Anekdoten, die sicherlich keine Dauerbrenner sind, aber mit Nemesis, Vulcan Venture, Typhoon, Life Force und Thunder Cross erhält ihr grandiose Titel, die ihr immer wieder gerne für eine Jagd nach neuen Highscores und Taktiken starten werdet. Auch wenn das Motto „Kennst du einen, kennst du Sie alle“ auf Shoot em Ups zutrifft, so bietet jeder der Titel eigene kreative Ansätze, die ihn vom anderen unterscheiden: Ob es nun das Mikromanagement der Power Ups in Nemesis oder die Wechsel zwischen Vertikal- und Top-Downpassgen in Life Force sind, jeder der Spiele wirkt absolut eigenständig, weist durchdachtes Gamedesign auf und spielt sich großartig. Auch wenn es Gewiss noch gefühlt zwei dutzend andere Titel aus der Spielhallenzeit gibt und einige Kracher wie Parodius definitiv fehlen, so ist die Auswahl bis auf Haunted Castle wirklich gelungen und läuft tatsächlich immer wieder auf unserer Switch. Gutes Gamedesign und zeitloses Artwork altert einfach nicht, egal aus welcher Zeit es stammt.

Haunted Castle ist der einzige Totalausfall der Sammlung

Da ein Unternehmen nicht alle Tage 50 Jahre alt wird gibt es mit dem Bonus Book auch eine umfangreiche Sammlung an verschiedenen Artworks, Storyboards, Interviews und anderen Informationen rund um die enthaltenen Titel. Zwar ist der Inhalt gut ausgewählt und liefert wirklich schöne Einblicke in die Entwicklungsprozesse der Projekte des Publishers, allerdings ist Hamster die Umsetzung der Tools zur Einsicht eher mäßig gelungen: Die Ansicht wirkt unscharf und die Menüführung ist umständlich sowie alles andere als intuitiv ausgefallen. Dies sollte bei einer nächsten Collection, mit deren Release bei entsprechendem Erfolg zu rechnen ist, unbedingt bedacht werden, da es schade um den wirklich spannenden und wissenswerten Inhalt ist und diesem ein wenig im Weg steht.

Typhoon aka A-Jax

Technisch sauber umgesetzt

Bei der technischen Umsetzung bekommt man den Qualitätstandard der Arcade Archives Portierungen geliefert: Jeder Titel wurde entsprechend optimiert, bietet verschiedene Bild und Filtermodi für das entsprechende Retroerlebnis, die Buttons können individuell belegt werden und haben eine Autofire Funktion, Speicherstände und eine Replayfunktion sind ebenfalls vorhanden. Auf der technischen Seite handelt es sich um 1:1 Portierungen, die auch die entsprechenden Slowdowns, welche sich vor allem beim grafisch aufwendigen Vulcan Venture bemerkbar machen, aufweisen. Dies ist natürlich nicht weiter störend, da es im Hinblick auf die Retrokomponente eine entsprechende Authentizität vermittelt.

Thunder Cross

Auch beim Sound haben die Titel, die obendrein die separaten Sprachkanäle, die damals zum Beispiel bei Life Force im Kabinett dem Spieler bestimmte Meldungen durchgab, enthalten, eine entsprechend liebevolle Pflege bekommen. Einzig die Menüsounds sind mit ihrem hellen sowie etwas penetranten Klang nervig ausgefallen und sind leider nicht abstellbar, insgesamt ist die Emulation der einzelnen Titel aber auch beim Sound sehr gut ausgefallen. Zu guter letzt können wir auch bei der Steuerung nur gutes vermelden und dank des Autofires spielen sich die Titel auch wesentlich angenehmer, sofern ihr keinen Arcade Stick besitzt.

Fazit

Die Arcade Classics Anniversary Collection ist eine technisch sauber umgesetzte Sammlung verschiedener Titel aus den glorreichen Tagen Konamis in den Spielhallen der 80er, die mit Ausnahme des furchtbaren Haunted Castle und zwei eher historisch interessanten Spielen überwiegend Spiele enthält, welche durch ihr großartiges Spieldesign auch heute noch Spaß machen und ausschließlich Shoot Em Up Fans bedienen. Auch wenn die Umsetzung des Bonus Book etwas mau ausfällt und die Auswahl leider einige weitere Klassiker schmerzlich vermissen lässt, sollten sich speziell Fans von Titeln wie Gradius und Videospielgeschichte den Kauf der Sammlung überlegen.

Positiv

+ Fünf hervorragende und zwei historisch interessante Titel

+ Emulation technisch sauber umgesetzt

+ Bonus Book liefert viele interessante Informationen…

Negativ

– … und leidet unter einer mäßigen Aufmachung

– Haunted Castle (sowohl als Spiel, als auch als Auswahl für die Sammlung)

– Menüsounds sind nervig

– weitere wichtige Klassiker (z.B. Parodius) fehlen

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Written by: Patrice Naderi

Multikonsolero, Film- und Seriennerd aus Leidenschaft, Technikjunkie, Comicsammler, Sportfan und Müslivernichtungsmaschinerie.