Kingdom Come: Deliverance II Gamescom Vorschau – Feuchter Mittelalter-Traum im Hands-On

Kingdom Come: Deliverance 2 wird ein noch größeres RPG als das Original, ein über 100-stündiges Epos mit gewaltigen Schlachten, weitläufigen böhmischen Landschaften und einer vollständig simulierten mittelalterlichen Metropole. Aber auf dem Preview-Event der Warhorse Studios, das in der realen Stadt Kutná Hora (der moderne tschechische Name für Kuttenberg) stattfand, war es dieses beiläufige Detail, das mir am meisten ins Auge fiel. Warhorse behauptet, dass jede Entscheidung, die man in dem Rollenspiel trifft, sich wichtig anfühlt, und diese dramatische Reaktion auf eine Entscheidung, über die ich kaum nachgedacht habe, war der erste (aber nicht der letzte) Hinweis darauf, dass KCD2 dieses Versprechen durchaus einlösen könnte. Denn in unseren etwas 30 Minuten, die wir das Spiel selbst spielen konnten, hat es uns bereits mitten in den Helm von Henry gesteckt.

Die Rittersimulation geht in die zweite, viel größere, Runde

Dungeons ohne Drachen: Für „Kingdom Come Deliverance 2“ haben die tschechischen Warhorse Studios den Schlachtruf des 2018 erschienenen Vorgängers wiederbelebt. Teil 1 war ein bodenständiges Mittelalter-RPG ohne Fantasy-Quatsch, aber mit viel rustikalem Flair. Der zweite Teil der Reihe soll genau dort anknüpfen, wo der erste aufgehört hat – die Geschichte beginnt Sekunden nach dem Ende von Teil 1. Auch abgesehen vom Inhalt wird KCD 2 eine originalgetreue Fortsetzung sein, wie wir bei einem Hands-On auf der Gamescom in Köln selbst erfahren konnte. Wer befürchtete, dass Entwickler Warhorse den Reiz des ersten Teils dem Mainstream-Appeal opfern würde, kann aufatmen. In der Gamescom-Demo findet sich Protagonist Henry in der Stadt Kuttenberg aus dem 15. Jahrhundert wieder, die sich in einer von insgesamt zwei spielbaren Maps befindet. Die Entwickler versprechen, dass beide Karten zusammen etwa doppelt so groß sein werden wie die Spielwelt des ersten Teils, auch wenn ich nicht weiß, ob das wirklich etwas gutes ist. Auch Kuttenberg selbst macht bei einem ersten Spaziergang einen großen und lebendigen Eindruck.

Ringsherum gehen die Bürger ihren täglichen Geschäften nach. Henry hat jedoch nur einen Mann im Auge: Menhard von Frankfurt, ein Meister des Fechtens und deutschsprachig, will einen Zweikampf austragen. Das Kampfsystem wurde ein wenig aufpoliert, ist aber weitgehend dasselbe wie im Vorgänger, nur mit einer Schlagrichtung weniger. Das Duell endet mit Ärger: Menhard hat kein Recht, in Kuttenberg Fechten zu lehren, klagt die einzige anerkannte Fechterzunft. Der Mann soll eine Geldstrafe zahlen und verschwinden. Der minutenlange Dialog, der in einer geschnittenen Szene präsentiert wird und Sätze wie „Fick dich, Metzgerschwein!“ enthält, ist langatmig, unkonzentriert und etwas ungeschickt inszeniert. Jedes andere Studio würde ihn mindestens um die Hälfte kürzen und das Gleiche in der gleichen Zeit sagen. Aber das Gespräch ist auch charmant und auf seine Art lebensnah. Echte Menschen reden eben nicht so wie in Hollywood-Filmen. Und das merkwürdig sehr gute englisch gepaart mit sehr vielen deutschen Wörtern von Menhard machen das Ganze noch seltsam amüsant. Es ist dieser kauzige Charme, der den Vorgänger so einzigartig macht. Die Entwickler der Warhorse Studios fühlen sich offensichtlich nicht an die Konventionen der Branche gebunden und machen ihr eigenes Ding, auch wenn es nicht immer dem Zeitgeist entspricht. Wo sonst muss man einen „Retterschnaps“ trinken, um sein Spiel zu retten?

Henry kann sich aus dem Streit zwischen Menhard und der Kuttenberger Fechtzunft heraushalten, darf aber auch eingreifen. Verschiedene Dialogoptionen haben Einfluss auf den weiteren Verlauf der Quest, erklären die Entwickler. Wenn Henry sich nicht auf die Seite des Frankfurter Fechtmeisters stellt, muss er die Stadt verlassen. Stattdessen lassen wir Henry einfach Menhards Strafe bezahlen und treffen ihn später in einer Taverne wieder. Er präsentiert seine Idee: Henry soll sich in das Zunftgebäude schleichen, um das Zunftschwert zu stehlen und es an das Rathaus zu nageln – ein Affront, der nach mittelalterlichem Ehrgefühl nur zu einem Zweikampf zwischen Menhard und dem feindlichen Zunftmeister führen kann. Es folgt eine schleichende Passage, in der Henry Schlösser knacken und Wachen umgehen muss. Und dann ist die Gameplay-Demo zu Ende. Das passt irgendwie ins Bild. Während andere Hersteller die knapp bemessene Zeit mit rasanten Actionsequenzen füllen, verbrachten wir in „Kingdom Come Deliverance 2“ den Großteil unserer Demozeit mit dezent hölzernen Gesprächen, um die gekränkte Eitelkeit eines Frankfurter Fechtmeisters zu besänftigen. Das ist nicht jedermanns Sache, zumal die Gesamtpräsentation noch verbesserungswürdig ist. Die selbstbewusste Aussage der Entwickler, „Kingdom Come Deliverance 2“ sei das beste Spiel der Gamescom, ist jedoch nicht von der Hand zu weisen. Wer auf entschleunigte Rollenspiele und rustikales Mittelalter-Feeling steht, könnte hier ein echtes Meisterwerk finden.

Kingdom Come: Deliverance 2 wird am 11. Februar 2025 für PC, Xbox Series X/S und PS5 erscheinen.

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Written by: Nick Erlenhof

Hitoshura, Sith & FOXHOUND-Spectre

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