King of Fighters XV – Shattering Expectations?

Der traditionsreiche Spielehersteller SNK hat mit dem Motto „Shatter all expectations“ die Messlatte für The King of Fighters XV (Kurz KOF XV) hoch gelegt. Ein hehres Ziel nach dem in den USA und Europa mäßig aufgenommenen Vorgänger. Hierzulande vertreibt Koch Media den nun (Überraschung!) 15ten Hauptteil der Serie. Das Spiel erscheint für PS4, PS5, XBox Series X/S und Windows 10 (Steam + Epic Games Store) am 17. Februar 2022. Wir haben uns daher mit der PS5 Version bereits in den Ring gewagt.

Hauptmenü KOFXV

Nach der Introsequenz begrüßt das Hauptmenü mit diversen Modi. Im Singleplayer stehen dabei ein Tutorial, der Mission Mode mit Combos zum Nachdrücken, ein klassischer Trainingsmodus und der Story Modus zur Verfügung. Soweit gibt es also keine Auffälligkeiten. Auch im Multiplayerbereich gibt es wenig Überraschungen. Eine Aufteilung zwischen Ranked und Casual Matches und die Möglichkeit selbst Räume zu hosten gehören zum Standard im Fighting Game Genre. Positiv ist allerdings das Vorhandensein eines Online Trainingsmodus. Leider konnten wir zum Zeitpunkt der Review die Online Modi noch nicht ausführlich testen. Allerdings waren wir in der Open Beta aktiv und dort war das allgemeine Online Erlebnis sehr gut. Wir gehen davon aus, dass sich hier nichts verschlechtert hat.

Ein nettes Gimmick für Fans der Serie ist die DJ Station, die mit über 300 älteren und neueren Songs der Reihe aufwartet. Hier kann munter durchgemischt werden. Die Gallerie ist wie üblich eine Zusammenfassung von im Story Mode freigeschalteten Bildern/Videos. Wer möchte kann auch jeden Voice Clip der Charaktere einzeln abspielen.

Unser Gameplay Video

Gezielte Gameplay Neuerungen zum Vorgänger

In Sachen Gameplay erwarten einen, wie aus den Vorgängern bekannt, 1 on 1 Kämpfe mit Dreierteams. Wenn ein Charakter besiegt wird, folgt der nächste im Team. Das Buttonlayout mit vier Tasten (jeweils LIght und Hard Punch/Kick) und die Movement Optionen sind ebenfalls deckungsgleich, wie aus der Serie gewohnt. Das bedeutet, dass Backdashes, Runs, Rollen, (Super)jumps und Hops integriert sind. Gerade dieser Variantenreichtum belohnt und forciert offensives Spiel.

Elisabeth in Action

Aus diesem Grund gibt es wohl nun ein zusätzliches Element, den Shatter Strike: Für ein Meter kann ein universeller Konter gestartet werden, der allzu angriffslustige Gegner pariert und gleichzeitig angreift. Im Erfolgsfall gibt es sogar die Hälfte des Meters zurück. Auf dem Papier eine sehr starke Defensivmechanik, die wahrscheinlich rege Anwendung finden wird.

Zusätzlich wurde der MAX Mode überarbeitet, der im vorherigen Teil Zugriff auf verstärkte Special Moves (sog. EX Moves) gab. Diesmal sind EX Moves gegen Meter immer verfügbar, während der MAX Mode ab zwei Meter verfügbar ist und in zwei Varianten daherkommt. Einerseits die reine Aktivierung (MAX Mode), bei der man mehr Schaden am Leben oder der Guard Leiste des Gegners macht und andererseits als Cancel einer normalen Attacke (MAX Mode Quick), die die Boni auf den Angriff nicht bietet, aber dafür Combos verlängern kann. In beiden Fällen sind sie der Schlüssel für lange Combos mit viel Schaden, was bis hin zu Touch of Death Combos führt. Aber hier gilt natürlich auch, dass das Einiges an Übung erfordert.

Entgegenkommen für Anfänger

Zu Beginn kann man für Combos auch auf den sogenannten Rush zurückgreifen, bei dem durch rapides Drücken von Light Punch eine Autocombo entsteht. Dieses Feature ist inzwischen in vielen Fighting Games integriert, sei es Melty Blood oder Dragon Ball Fighters Z und soll auch Anfängern zu ersten Erfolgserlebnissen verhelfen. Höhere Weihen bleiben einem damit aber verwehrt, da die Combos kurz bleiben. Nichtsdestotrotz ist es ein gutes Feature für die kurze Runde zwischendurch.

Ein weiteres Entgegenkommen für Anfänger ist die Option nach einem verlorenen Kampf im Story Mode einen Bonus in Form von z.B. mehr Meter zu wählen. Das ist auch für Anfänger bitter nötig, da die KI selbst auf der Standard Stufe 3 von 5 bereits in den ersten Runden Fehler häufig bestraft. Allerspätestens beim Boss kann es dann auch leichte Frustmomente geben. Dieser ist SNK typisch extrem stark und hat bildschirmfüllende Angriffe, schnelle overheads und lows. Gleichzeitig kassiert man auch erheblichen Schaden selbst bei einzelnen Treffern. Hier gilt dann Trial and Error um Muster zu erkennen und diese dann auszunutzen. Auch der Einsatz von Meter um jeden Treffer auch wirklich zählen zu lassen ist ein Muss, um die Chancen hoch zu halten. Dafür ist der Sieg dann umso süßer, wenn man es endlich geschafft hat.

Iori beim Climax Super Special Move
Iori beim Climax Super Special Move im Mission Mode

Dankenswerterweise scheitert man aber nie an einer unpräzisen Steuerung, Bugs oder anderen Seltsamkeiten. Hier spielt SNK die ganze Erfahrung aus und man bekommt gewohnt hohe Qualität. In der PS5 Version macht sich auch die SSD bezahlt und die Ladezeiten sind durchweg kurz. Die Integration der neuen Gameplay Mechaniken ist gut und für Profis interessant, aber keine bahnbrechende Neuerung. Gleichzeitig wird Beginnern mit Tutorial, Rush Mechanik und dem Mission Mode Hilfen für den Einstieg geboten. Das Tutorial dürfte zwar, wie häufig in Fighting Games, ausführlicher und interaktiver sein, aber der Genrestandard entwickelt sich hier leider nur langsam.

Wie hältst du’s mit der Story?

Wie bei dieser Art Spiele üblich scheiden sich an der Story die Geister. Für die einen gehören sie zur Atmosphäre, andere interessiert das Drumherum und die Geschichte der einzelnen Charaktere überhaupt nicht. Im Gegensatz zu Guilty Gear -STRIVE- (unser Test) wird die Story in King of Fighters XV nicht mit einem selbstlaufenden Film erzählt. Stattdessen gibt es Zwischensequenzen in der Game Engine zwischen den einzelnen Fights. Zusätzlich bekommt man aber animierte Kurzfilme in der Gallerie. Wen das alles nicht interessiert, der kann den Story Mode als Arcade Mode verwenden und einfach ignorieren, dass es Zwischensequenzen gibt. Wer allerdings Interesse an der Fortführung der KoF XIV Story hat, dem sei gesagt, dass es sich anbietet direkt die fixen 3er Teams auszuwählen. Da jeder Charakter einem Team zugeordnet ist (z.B. besteht Team Fatal Fury aus Terry Bogard, Andy Bogard und Joe Higashi), gibt es bestimmte Zwischensequenzen nur dann zu sehen, wenn ein fixes Team auftritt. Wer nun also aus verschiedenen Teams sein persönliches Dreiergespann wählt, wird hier nur die allgemeinen Filmchen präsentiert bekommen.

Zur Story selbst fassen wir uns kurz und verweisen zunächst auf die offizielle Seite des Spiels. Jedes Team und jeder Charakter wird hier kurz vorgestellt und storytechnisch erläutert. Zur zeitlichen Einordnung sei gesagt, dass die Story in XV einige Zeit nach dem Ende des XIV Teils spielt, der mit dem Sieg über Verse geendet hat. Es ist also stark vom Vorteil, bereits in der King of Fighters Lore versiert zu sein, da sonst Zusammenhänge zwischen Charakteren und Ereignissen nicht klar werden. Zudem sind die Schnipsel zwischen den Fights nicht allzu lang. Hier wurde Potential liegen gelassen. Bei einem Vergleich mit Guilty Gear -STRIVE-, das quasi einen Anime mit Textboxen zur Verfügung stellt, wird ein deutlicher Unterschied in der Qualität der Darbietung zugunsten Strives klar. Sehr schön sind dagegen die Interaktionen zwischen ausgewählten Charakteren zu Beginn von Kämpfen. Wenn z.B. eine Rivalität besteht, spiegelt sich das im Dialog wieder. Aber auch hier kein Vergleich zum Aufwand, den z.B. ein Mortal Kombat mit unzähligen Dialogen zwischen allen möglichen Kombinationen von Charakteren betreibt.

King of Fighters XV Charakter DLCs stehen bereits in den Startlöchern

Vom Umfang her ist mit 39 Charakteren (bei 3 Newcomern mit Isla, Dolores und Krohnen) und somit 13 Teams viel zu tun, wenn man alles freischalten möchte. Zwei weitere Teams stehen mit Team South Town und Team Garou bereits in den DLC Startlöchern, die beliebte Charaktere wie Geese Howard (der z.B. als Gastcharakter in Tekken 7 auftaucht) und Rock Howard ins Spiel bringen. Ansonsten sind natürlich viele Bekannte Gesichter dabei wie K‘, Iori Yagami und Kula Diamond. Im Menü sind bereits 4 freie Teams angedacht und ein separater Charakterslot frei. Abzüglich der ersten DLC Teams, stehen uns also noch zwei weitere ins Haus. Die Releasedatum für diese vier Teams stehen auf März für Team Garou, Mai für Team South Town und Sommer bzw. Herbst diesen Jahres für die restlichen beiden Teams.

Stilsicher bis ins Detail

Während sich beim Vorgänger viele über die Optik beschwert haben, können wir für King of Fighters XV Entwarnung geben. Das Spiel sieht für unseren Geschmack wesentlich besser aus. Die meisten Effekte, Animationen, Stages und Charaktere sind detailliert und bleiben dem Stil der Serie treu. Der Vergleich mit Guilty Gear -STRIVE- drängt sich auf, hier gewinnt aber die persönliche Präferenz. Bei den Soundeffekten gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Jeder Hit wird mit genug akustischem Feedback zurückgeliefert und auch die Voice Actors sind mit Enthusiasmus dabei. Hier wurden, so weit möglich, alle bereits verwendeten japanischen Sprecher wieder mit ins Boot geholt. Beim Soundtrack wurden wir allerdings nicht so mitgerissen. Die Entwickler bleiben aber auch hier auf den klassischen Pfaden der Serie. Natürlich ist aber auch das schlussendlich Geschmackssache. Wirklich negativ aufgefallen ist uns nämlich kein Song. Durch die DJ Station kann man aber in jedem Fall alten Songs den Vorzug geben, falls man das möchte. Ein Feature, das sich andere Spiele (gern auch genreübergreifend) von King of Fighters XV abschauen dürfen.

Im Herzstück (offline wie online), dem Versus Mode, haben wir durch die hohe Anzahl an Charakteren und dem Gameplay viel Spaß gehabt. „Einfach zu lernen und schwer zu meistern“ trifft dabei genau ins Schwarze. Wir haben zu Beginn keine Probleme gehabt einfach loszulegen. Für fortgeschrittene Combos und z.B. den Einsatz aller Movement Optionen braucht es aber einiges an Zeit und Training. Hierbei wird es maßgeblich sein. wie aktiv der Onlinemodus bleibt, um dauerhaft neue Gegner zu finden. Unser EIndruck fiel aber in der Open Beta sehr positiv aus, daher sollte sich durchaus eine loyale Playerbase bilden. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass King of Fighters XV die Zahlen von Schwergewichten wie Street FIghter V und Guilty Gear -STRIVE- erreicht.

Fazit

Mit The King of Fighters XV ist SNK eine erhebliche Verbesserung zum XIV. Teil gelungen. Stellenweise fühlt es sich geradezu wie eine Art KoF XIV++ an. Es hebt sich dabei aber trotzdem genug vom Vorgänger ab und bietet tolles versus fighting Gameplay mit Tiefgang. Wer ein schnelles Fighting Game sucht oder mal abseits von Street Fighter und Tekken wandeln möchte, dem können wir KoF XV nur ans Herz legen. Das gilt für Fans der Serie natürlich erst Recht. Als reines Singleplayer Game ist der Story Mode auf Dauer allerdings zu wenig. Alles in allem hat SNK tatsächlich unsere Erwartung nach Teil XIV übertroffen. Für das Label „Shatter all Expectations“ waren die Neuerungen aber doch zu sparsam, da es sich „nur“ um eine konsequente Weiterentwicklung, aber keine Revolution handelt. Wir hatten dennoch sehr viel Spaß im lokalen Versus und auf Basis unserer Betaerfahrung wird auch das Online Gameplay überzeugen.

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Written by: Steve Brieller

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