Kena: Bridge of Spirits PS5 Review – Die Pixar-Edition von The Legend of Zelda

Am 21.09.2021 erschienen und heute schon frisch bei uns im Test! Bereits seit der ersten Enthüllung war wohl so gut wie jeder Gamer gespannt, ob Kena: Bridge of Spirits die hohe Erwartungshaltung erfüllen kann. Zwar gibt es das Studio Ember Lab bereits seit 2009, aber die beiden Brüder Mike und Josh Grier haben das Studio ursprünglich rein für Animationsarbeiten gegründet. Wie schlägt sich ihr Videospiel-Debüt im Test und sieht der Titel wirklich so gut wie in den ersten Trailern aus? Mehr dazu wie immer bei uns im Test.

Zuckersüß, emotional und wunderschön

Wie zu erwarten war, liegt der Fokus des Studios auf der optischen Qualitäten des Spiels und vor allem der emotionalen Geschichte. Ihr begleitet die junge Geistführerin Kena auf ihrer Reise zu einem spirituellen Ort mit versteckten Kräften. Auf dem Weg dorthin entdeckt ihr anfangs ein verlassenes Dorf als erste Anlaufstelle. Ab hier verfolgt ihr Gebiet für Gebiet denselben Ablauf und befreit nicht nur die Welt von ihrer Korruption, sondern helft auch wandernden Geistern ihren Weg zu finden in separaten emotionalen Geschichten, die jeweils immer in einem anspruchsvollen Bosskampf enden. Jeder Abschnitt ist mit gelungenen Zwischensequenzen gekonnt in Szene gesetzt und alle Dialoge sind durchgehend gesprochen. Für ständige Auflockerung sorgen die kleinen Fäulniskreaturen (‚rot‘ im englischen Original). Als ständige Begleiter dienen sie euch im Kampf als Ablenkung von Gegnern und auch als essentielles Mittel, um eure Fähigkeiten zu verstärken und viele Gebiete von der Korruption zu befreien. Auch in Rätseln kommen sie des Öfteren zum Einsatz, um euch Gegenstände an die richtige Position zu tragen

In so gut wie jedem Gebiet gibt es auch einen eigenen Händler, bei denen ihr amüsante und putzige Kopfbedeckungen für die kleinen Kreaturen kaufen könnt. Mit bis zu 100 Stück davon könnt ihr einige Zeit mit dem Sammeln der Kreaturen im Spiel verbringen. Die Dynamik zwischen der Protagonistin Kena und ihren kleinen putzigen Begleitern ist sehr gelungen und bringt die richtige Portion an positiver Energie und Hoffnung in die doch sehr verzweifelte Welt des Spiels. Durch den sehr linearen Storyverlauf des Spiels bekommt jedes Gebiet mehr als genügend Zeit, um seine Geschichte sehr ausführlich zu erzählen. Jeder Geist, den ihr zu seinem finalen Ziel führt, wirkt durchdacht und das emotionale Finale ist immer wieder die doch recht anspruchsvollen Kämpfe und etwas simplen Rätsel dazwischen wert. Mit guten 9-12 Stunden an Spielzeit und sehr facettenreichen Gebieten bietet Kena: Bridge of Spirits überraschend viel Inhalt für 39,99€.

Die Zwischensequenzen müssen sich definitiv nicht hinter Pixar-Filmen verstecken

Für und Wider halten sich die Waage

Natürlich müssen irgendwo im Spiel dann doch leichte Abstriche in Kauf genommen werden. Die Steuerung, die Animationen und auch die Kameraführung wirken oftmals nicht ganz zu Ende gedacht und agieren hin und wieder etwas zu „steif“. Entschädigt wird man dafür aber mit einem überraschend flüssig umgesetzten Arsenal an Fähigkeiten und Waffen, die vor allem gegen Ende des Spiels ein unglaublich flexibles Spielerlebnis bieten. Die limitierten Animationen haben ihre Vor und Nachteile: Wo man sich vielleicht im Kampf oder beim Herunterrutschen von Klippen etwas mehr Details wünschen würde, hilft es zumindest bei den Kletterpassagen die Absturzgefahr zu reduzieren. Außer man möchte schnell von einem erhöhten Punkt im Spiel absteigen – hier wird man mit dem Fallschaden seine lieben Mühen haben.

Allgemein erinnert der Aufbau der Fähigkeiten und gerade die Bosskämpfe doch sehr stark an The Legend of Zelda, wobei man an dieser Stelle das Studio loben muss. Was Nintendo zwar über unzählige Ableger mühsam aufgebaut hat, konnte Ember Lab in ihrem Debüt in vielen Bereichen perfektionieren. Gerade der Einsatz von Bomben und dem Bogen ist spektakulär in Szene gesetzt und erlaubt sehr viel spielerische Freiheiten. Bosse zeigen zwar sehr deutlich ihre Schwachstellen auf, erinnern aber von den abwechslungsreichen Bewegungsabläufen eher an einem Kampf aus einem Soulslike-Ableger. Vor allem die späteren Bosskämpfe können auf einem erhöhten Schwierigkeitsgrad doch einiges von euch abverlangen, wobei man dem Gegner massig HP mit den richtigen Tricks abziehen kann. Man sollte hier aber nicht unbedingt einen hohen Fokus auf Rätsel und deren Komplexität erwarten. Kena lebt von der unglaublich packenden Atmosphären und sehr dynamischen Kämpfen.

Der Skillbaum wirkt zwar sehr überschaubar, aber im Kampf selbst stehen euch durch eure Begleiter und Utensilien einige Möglichkeiten offen.

Leichte Schnitzer und repetitive Abläufe

Technisch liefert hier Ember Lab eine sehr solide Leistung auf der PlayStation 5 ab. Keinerlei Framerate-Einbrüche und kein Absturz in unserer gesamten Spielzeit sprechen für sich. Minimale Clipping-Fehler, unpassende Soundstücke in diversen Gebieten und ein kurzes Feststecken in diversen Gegenständen kann schon mal vorkommen, aber ansonsten steht einem soliden Spielerlebnis hier nichts im Weg. Was man den Titel auf jeden Fall vorwerfen kann, sind die vielen repetitiven Abläufe. So schön alles innerhalb der Welt auch aussieht, wird man doch zu oft aufgefordert, dieselben Aktionen zu wiederholen, helfen auch die unzähligen putzigen Fäulniskreaturen nichts mehr.

Zusätzlich enttäuschen die Rätselaufgaben sowie die Herausforderungen innerhalb der einzelnen Gebiete ein wenig. Hier hinkt der Titel weit hinter so gut wie allen Spielen des Genres hinterher und hätte noch deutlich mehr Liebe zum Detail und vor allem Umfang verdient. Die Welt hätte an der ein oder anderen Stelle etwas mehr Potenzial hergegeben für durchdachtere Aufgaben, aber zum Glück macht der Rest des Spiels dann doch wieder einiges wett.

Immer an eurer Seite: Die Fäulniskreaturen

Die Fäulniskreaturen sind natürlich ein sehr gelungenes Element, um die gesamte Spielwelt ein wenig aufzuwerten und ihr einen eigenen Charme zu verleihen, aber etwas weniger Fokus auf kosmetische Upgrades für die putzigen Begleiter hätte dem Spiel sehr gut getan. Wer damit seinen Spaß hat, wird in Kena: Bridge of Spirits mehr als genug Zeit investieren können, aber spielerisch geht dadurch doch ein großer Teil des Spiels verloren. Gerade die wenigen Upgrades und notwendigen Upgrade-Punkte sind minimalistisch angesetzt im Vergleich zu den Ressourcen, die im Spiel aufgewendet werden, um euch kosmetische Aufwertungen für eure Kreaturen zu bieten.

Meditationspunkte erinnern stark an Ghost of Tsushima und bieten euch versteckt in der Welt oder nach Bosskämpfen die Möglichkeit eure Lebensleiste zu erweitern

Fazit

Kena: Bridge of Spirits entpuppt sich als weitaus mehr als nur ein solides Videospiel-Debüt von Ember Lab. Mit Zwischensequenzen auf dem Niveau von Pixar-Filmen und einem Gameplay, welches sich in vielen Bereichen nicht hinter The Legend of Zelda: Breath of the Wild verstecken muss, bekommen Spieler hier ein sehr ausgewogenes Gesamtpaket. Etwas mehr Fokus auf die spielerischen Elemente und Rätsel hätten dem Titel zwar gut getan, aber ansonsten wartet hier eines der besten Abenteuer des Jahres auf euch.

Positiv

+ Wunderschöne Spielwelt und Zwischensequenzen

+ Fäulniskreaturen nicht nur putzig, sondern sehr gelungen in die Gameplay-Mechaniken integriert

+ Anspruchsvolle Bosskämpfe und abwechslungsreiches Gameplay

Negativ

– Animationen, Bewegungsabläufe und Sound-Elemente oftmals nicht bis zum Ende durchdacht

– Rätsel und Herausforderungen enttäuschen leicht

– Zu starker Fokus auf kosmetische Upgrades für Fäulniskreaturen und zu wenig Upgrades für Fähigkeiten

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer

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