Indivisible Review – Freunde finden leicht gemacht

Am 10. Oktober erscheint nun endlich das neueste Werk der Skullgirls Macher (Lab Zero Games). Was Indivisible neben einigen spielbaren Charakteren und handgezeichneten Animationen noch so zu bieten hat, könnt ihr wie immer bei uns im Test herausfinden.

Aller Anfang ist schwer

Indivisible verschwendet wenig Zeit mit üppigen Tutorials oder Charakter-Vorstellungen und wirft euch gleich nach der Zwischensequenzen zur Eröffnung des Spiels mit einem epischen Kampf ins Geschehen. Erst danach werdet ihr entspannt mit der Protagonistin Ajna vertraut gemacht. Hier sind wir auf die größten technischen Mankos des Spiels gestoßen. Sowohl Sounds als auch Tutorial-Nachrichten haben sich überschnitten oder komplette Info-Bereiche abgedeckt, die möglicherweise gerade für Neulinge hilfreich sein könnten. Danach halten sich die Bugs zum Glück in Grenzen. Sowohl die gelungenen Charaktere, die ihr auf eurer Reise kennenlernt als auch der, eigentlich in Videospielen unverbrauchte, Setting-Mix aus Hindu- und Azteken-Folklore wirkt durchgängig erfrischend und spannend zu erkunden. Der Aufbau des Spiels erinnert an eine Mischung aus Shantae, Child of Light, Bloodstained und über weite Strecken des Spiels sogar an den Indie Hit des letzten Jahres Celeste. Bei einem so abwechlungsreichen und ambitionierten Projekt bleibt leider immer ein Bereich des Spiels auf der Strecke liegen, in diesem Fall sind es die eigentlichen RPG-Elemente und das Balancing des Gameplays. Die ersten Stunden des Spiels verlaufen noch sehr linear und fordern den Spieler auf sich ein wenig mit den Fähigkeiten der einzelnen Charaktere und dem essenziellen Timing der Blocks vertraut zu machen. Danach wechselt Indivisible komplett auf einen klassischen Metroidvania-Aufbau und lässt den Spieler die Freiheit einzelne Schauplätze auf eigene Faust zu erkunden. Ab hier (Nach guten 7-8 Spielstunden) setzt das Balancing teilweise komplett aus und Kämpfe wirken nur noch unnatürlich in die Länge gezogen. Nach dem Freischalten der ersten Möglichkeiten zur Schnellreise (10-12 Stunden im Spiel) wirkt man dann bis zum finalen Boss des Spiels in jedem Kampf komplett überlegen und die erwartete spielerische Vielfalt durch das umfangreiche Ensemble an Charakteren tritt nie wirklich in Kraft. Das Story Pacing und die vielen neuen spielbaren Mitstreiter, die man auf der gut 20 Stunden langen Reise aufgabelt, sind absolut gelungen. Einzig das Gameplay schafft es nicht passend mitzuziehen.

Indivisible Katzen Screenshot Test
Ein kurzer Zwischenstopp, um sich mit den einzelnen NPCs der Welt zu unterhalten, zahlt sich immer aus.

Das Grundproblem hinter dem Gameplay ist wohl die fehlende Tiefe der RPG-Elemente. Ihr findet zwar eine sehr üppige Truppe an spielbaren Charakteren über die Welt verteilt, die mit euch auflevelen, aber ihr habt keinerlei Einfluss auf ihre Fähigkeiten oder Ausrüstung, was den abwechlungsreichen Cast an Protagonisten einiges an spielerischen Reiz nimmt. Es gibt lediglich ein paar wenige in Sterne aufgeteilte Angaben wie Geschwindigkeit oder Angriffskraft, wonach ihr euer Team aufstellt um möglichst schnell innerhalb der Geschichte voran zu kommen. Die schwierigsten Gegner erfordern ein gut abgestimmtes Timing von Blocks oder die Kombination der Richtungstasten mit euren Angriffen. Auf wirklich fordernde Gegner trifft man aber leider nur im ersten Drittel des Spiels, was wirklich schade ist, da das Gegner-Design eigentlich bis auf wenige Ausnahme sehr gelungen ist und die Metroidvania-Bereiche deutlich auflockern. Irgendwo müssen die Entwickler natürlich Grenzen setzen und Abstriche machen, aber gerade in einem Action-RPG hätte man den Fokus eher auf die Gameplay-Vielfalt setzen sollen anstatt den Spieler mehrmals durch die selben Gebiete zu hetzen, um der Story zu folgen.

Indivisible Screenshot Review Testbericht
Protagonistin Ajna sammelt so gut wie alle Charaktere, die für euch innerhalb der Geschichte relevant sind in ihrem innerlichen Reich auf.

Zeichenstil und das unverbrauchte Setting als Highlight

Auch wenn die Kämpfe ab der Hälfte des Spiels stark an Reiz verlieren, macht Indivisible sonst eigentlich alles richtig. Die Entwickler haben den gewagten Mix aus verschiedensten großen Titeln der diversen Genres sehr gut hinbekommen und zusammen mit dem frischen Setting bekommt man hier ein wirklich besonderes Spielerlebnis. Trotz der hohen Anzahl an spielbaren Charakteren, geht kaum einer davon in der Masse unter und liefert genügend interessante oder auch amüsante Dialoge um eure Reise zu etwas Besonderem zu machen. Jeder neu erlernte Fähigkeit will man sofort in jedem bereits entdeckten Gebiet austesten und bietet ähnlich wie in Celeste neue und vor allem weitaus angenehmere Wege um die Sprungpassagen und Hindernisse zu überwinden. Durch den aufwendigen Zeichenstil sind uns auch vereinzelte interessante Bugs und grafischen Fehler untergekommen, aber durch die Vielzahl an Speicherpunkten lassen sich Bugs relativ leicht mit einem erneuten Laden des letzten Spielstands umgehen. Interessant zu sehen war beispielsweise wie ein Charakter aufgrund seiner Körpergröße durch einen Fels blockiert war und damit der gesamte Kampf zum Stillstand gekommen ist. Solche Situationen sind zwar ärgerlich, waren aber in den 20 Stunden an Spielzeit sehr selten vorhanden.

Indivisible Bug Review
Sounds und Tutorial-Nachrichten überschneiden sich wie bereits erwähnt nur am Anfang des Spiels.

Mit den vielen Gameplay-Elementen, Charakteren und historischen Grundlagen, die hier zusammen kommen ist es relativ schwer Indivisible einer bestimmten Spieler-Gruppe zu empfehlen. RPG Fans werden mit ziemlicher Sicherheit von der fehlenden Tiefe der Charakter und Levelsysteme enttäuscht sein. Dafür überzeugt die Geschichte, die Metroidvania-Passagen und die Charakter-Vielfalt umso mehr. Wenn man sich auf die Welt von Indivisible einlässt und Spiele wie Celeste oder auch die letzten Shantae – Ableger genossen hat, wird man hier definitiv seinen Spaß haben. Nach dem Abschluss der Geschichte startet das Spiel zwar automatisch einen neuen Spielstand von vorne mit Level 1, aber wir werden sicherlich noch ein wenig erneut durch die einzelnen Schauplätze ziehen um unentdeckte Gegenstände zu finden und vor allem mehr über die einzelnen NPCs und ihre Geschichten herauszufinden.

Indivisible Kampf Screenshot
Selbst bei der Vielfalt an verschiedenen Animationen im Kampf bleibt die Framerate des Spiels durchgängig solide auf der PS4 Pro.

Indivisible erscheint am 10. Oktober für PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch und PC. Hier könnt ihr es vorbestellen und uns damit unterstützen.

Fazit

Indivisible wird vermutlich Action-RPG Fans durch die generischen RPG-Features und die fehlende Gameplay-Tiefe enttäuschen, überzeugt aber dafür umso mehr mit abwechlungsreichen Metroidvania-Elementen, wunderschönen handgezeichneten Animationen und einer spannenden Geschichte in einem unverbrauchten Setting.

Positiv

+ Handgezeichnete Animationen überzeugen über den gesamten Spielverlauf

+ Großartige Geschichte, Setting und Charakter-Vielfalt

+ Metroidvania/Plattformer Elemente abwechlungsreich implementiert

Negativ

– RPG-Elemente gehen im Genre-Mix leider komplett unter

– Balancing und Herausforderung nach dem ersten Drittel des Spiels leider sehr schwammig umgesetzt

– Sound und Text-Hinweise überlagern sich laufend zum Beginn des Spiels

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer