Immer mehr österreichische Privatpersonen verklagen Electronic Arts aufgrund von FIFA-Lootboxen

Lootboxen sind Salz in jeder Gaming-Suppe… kleiner Scherz, natürlich meinte ich, „der Schmutz in jeder Gaming-Suppe.“ Die Parallelen zu illegalem Glücksspiel wird in den letzten Jahren und vor allem 2022 auch von juristischer Seite in Frage gestellt – man erinnere sich beispielsweise an die lächerliche Verteidigung von EA-Repräsentanten, die Lootboxen in einem Vergleich mit Überraschungseiern verharmlosen wollten. Die Jury sah das damals anders: Lootboxen sind in Belgien heute als Glücksspiel eingestuft. Leider ergab eine aktuelle Studie, dass 82 Prozent der lukrativsten Mobile Games in Belgien trotz Verbot randomisierte Gewinnmechaniken implementiert haben.

Doch Diablo Immortal ist beispielsweise nicht in Belgien und den Niederlanden erhältlich – genau aufgrund dieser Gesetzesänderung. Ebenso wurden bei den üblichen Verdächtigen Overwatch und FIFA die Funktion zum Erwerb von Lootboxen entfernt. Inzwischen besteht auch bei Spiele-Entwicklern und Publishern selbst die Mentalität, Lootboxen gar nicht erst in das Spiel zu stecken, da es der Gaming-Community missfällt und diese den Titel dann folgerichtig als Abzocke brandmarken.

Doch gerade das vorhin erwähnte FIFA bleibt die absolute Hochburg der Lootboxen, in die Spieler täglich Millionen stecken, in der Hoffnung hochwertige Fußballspieler für ihr Online-Team zu erhalten. Als Anschauungsexemplar lässt sich ein 26-jähriger Wiener erwähnen, der über die Jahre 11.000 Euro durch FIFA verloren hat. „Die Packs kosten zwischen einem und etwa 25 Euro. Die Spieler können sehr gut oder gar nix wert sein. Ich habe zum Beispiel nie einen Spieler gehabt, der über eine Million wert ist – der höchste Wert ist 15 Millionen. Und nur, weil ein Spieler in der Realität gut ist, heißt das nicht, dass er es im Spiel auch ist. Man muss laufend dabei sein und auch laufend Packs kaufen. Im Spiel gibt es so etwas wie eine Hyperinflation. Wenn du ein Super-Team im Jänner beisammen hast, kann es sein, dass es im Sommer schon nichts mehr wert ist“, kritisiert der Betroffene.

Mit Hilfe des Prozessfinanzierers „Padronus“ und Rechtsanwalt Sebastian Furtmüller von der Salburg Rechtsanwalts GmbH wurden fünf Klagen gegen Sony und Electronic Arts eingereicht, auch besagter Wiener zog vor Gericht: „Für uns ist das System der Lootboxen eindeutig ein Glücksspiel, vom Mechanismus her ähnelt es Slotmaschinen. Damit wird das Monopol in Österreich gebrochen“, meint Furtmüller. Die Verhandlung des Wieners sowie eines Kärntners, der bereits vor zwei Jahren Klage einreichte, sind bereits geschlossen, die Urteile ergehen schriftlich: „Wir sind vorsichtig optimistisch, denn es ist juristisches Neuland. Vor uns hat das unseres Wissens nach noch niemand probiert“, so Furtmüller. Falls das Gericht zugunsten der Konzerne entscheidet, will Furtmüller Berufung einlegen und die Causa notfalls bis zum Obersten Gerichtshof (OGH) durchfechten.

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Written by: Julian Bieder

Retro-Zocker, RPG-Allrounder und eifriger Trophäenjäger

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