Haven PS5 Review: Das Feel-Good-Game des Jahres?

Nachdem wir letztes Jahr auf der Gamescom das neue Werk der Furi-Macher zum ersten Mal anspielen durften, konnten wir uns die letzten Tage mit der finalen Version von Haven auf der PS5 ausgiebig auseinandersetzen, und vor allem die innige Beziehung zwischen den Protagonisten Kay und Yu etwas ausführlicher als in der damaligen Demo kennen lernen. Was ihr von Haven erwarten könnt, und wo uns das Spiel sogar etwas überraschen konnte, findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.

Abschalten und die Welt genießen

Haven ist ein wirklich besonderes Spiel: Vom actiongeladenen und spielerisch anspruchsvollen Furi zum entspannten Beziehungssimulator mit leichten Journey– und Animal Crossing-Nuancen. Es ist definitiv ein ideales Spiel für die aktuelle Lage weltweit (Isolation, Lockdown, Quarantäne). Zwei Liebende (Kay und Yu) lassen ihr altes Leben hinter sich und stranden auf einem fremden Planeten. Ein Fluss aus Energie hält die einzelnen Abschnitte zusammen, die die Welt von Haven ausmachen, und eure beiden spielbaren Charaktere haben es geschafft, sich diese Energie zunutze zu machen. Es wird zwar des Öfteren von den beiden viel über die Herkunft der Energie philosophiert, aber im Prinzip dient es euch als spielerisches Element in verschiedensten Bereichen. Ungewohnt ohne den rechten Analogstick zu nutzen, könnt ihr euch mit der Energie recht stylisch fortbewegen und sogar mit den Schultertasten schnelle Slides ausführen. Die Ressource wird auch laufend benötigt um den Planeten vom Rost-Befall zu befreien.

Haven Loading Screen PlayStation 5
Die recht kurzen Ladezeiten auf der PS5 werden laufend mit netten Eindrücken der beiden Protagonisten aus ihrem Leben vor der großen Reise aufgelockert.

Viel komplexe Elemente kommen zwar in Haven nicht vor, aber die einzelnen Elemente, Schauplätze und Lebewesen auf dem Planeten sind sehr stimmig ausgefallen, auch wenn viele Tiere zufallsgenerierten Aliens aus No Man’s Sky ähneln. Für den doch recht moderaten Startpreis von 25€ bekommt ihr hier eine gelungene Geschichte in 8-10 Stunden serviert und könnt sogar noch einige weitere Stunden in die Erkundung aller Gebiete investieren. Es ist ein interessanter Ansatz ein RPG so kurz anzusetzen, dafür sind gerade die Dialoge und die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten das absolute Highlight und lassen selten Langeweile aufkommen. Zusätzlich hilft hier ein wenig die wieder einmal großartigen Soundtrack-Stücke von Danger, der bereits für Furi einige Titel produziert hat.

RPG-Light und die Grenzen von Indie Games

So interessant die Gameplay-Ansätze auch anfangs wirken, so schnell ist es auch wieder mit der Abwechslung vorbei. Im Co-Op kann man sich wirklich gut mit dem Partner absprechen und damit gerade im späteren Spielverlauf viele Gegner deutlich besser bezwingen. Das Gameplay limitiert sich bis zum Ende hin auf zwei große Attacken (Blast/Impact) und kann im späteren Spielverlauf nur ein wenig durch den Einsatz von Items erweitert werden. Damit erfordern auch die schwersten Gegner im Spiel nur die korrekte Abfolge oder das richtige Timing kombiniert aus den beiden Attacken. Der Einsatz eures Schildes ist nur selten notwendig, da erst im letzten Drittel des Spiels Gegner nach ihrer Attacke etwas verwundbarer werden. Dafür, dass der Umfang des Spiels und die Kartengröße doch recht überschaubar ist, wird man laufend dazu gezwungen, bereits durchquerte Orte nochmals zu besuchen – sogenanntes Backtracking. Sei es, weil man nicht mindestens zwei Gerichte für die Schnellreise eingepackt hat, oder weil man Heilmittel für den Kampf im Nest selbst herstellen muss.

Haven PS5 Camps
Camps bieten euch eine recht limitierte Möglichkeit, eine Verschnaufpause einzulegen.

Der Grind bleibt zwar überschaubar, ist aber für ein Spiel dessen Fokus Entspannung ist, recht mühsam aufgebaut. Das Leveldesign unterstützt den eigentlich sonst stylischen „Flow“ des Spiels selten, da viele Klippen und Gebirgszüge einen kompletten Umweg von euch verlangen. Auch wenn sich dadurch die Welt vermutlich ein Stück „leerer“ anfühlt, hätte man die offenen Fläche deutlich größer gestalten können, um der gelungenen Art der Fortbewegung ein wenig Raum zu geben, und somit den Spieler besser in den Bann zu ziehen.

Haven RPG Level System
Ihr levelt laufend durch Kochen sowie Essen eurer Speisen, Bezwingen von Gegnern und auch dem Erkunden der Welt auf.

Ein klassisches RPG sollte man hier nicht erwarten und auch kein actionreiches Gameplay wie in Furi. Die Entwickler haben bereits am Anfang des Spiels einen Hinweis platziert, dass das Spiel nicht sonderlich schwer gestaltet wurde. Der Fokus liegt hier definitiv auf dem Kennenlernen der beiden Protagonisten und dem gemeinsamen Erkunden der Welt. Die Welt erweist sich nach Abschluss der Story doch als recht überschaubar, aber jeder neue Dialog zwischen den beiden Charakteren ist eure Zeit wert und verleiht den beiden und vor allem ihrer Beziehung eine immense Tiefe. Man fiebert nach einer Zeit richtig mit und die Dynamik innerhalb der Dialoge ist durchgängig gelungen.

Das Spiel schafft es, dass ihr jedes Lebewesen und jeden Gegenstand, den ihr findet, recht schnell ins Herz schließt.

Wer einen Freund oder den Partner vermisst, bekommt hier eine überzeugende Präsentation wie zwei harmonierende Menschen sich ergänzen. Technisch liefert Haven eine solide Figur auf der PS5 ab: Ladezeiten sind überschaubar, Bugs oder Abstürze sind uns keine untergekommen und trotz verteilten Framerate-Einbrüchen läuft das Spiel auch im Co-Op einwandfrei. Auf der PS5 ist wie bei allen bisher veröffentlichen PlayStation 5 – Spielen ein zweiter PS5 Dualsense Controller notwendig. Beim Sliden und Gleiten merkt man leichte Ansätze der „Adaptive Trigger“-Funktionen, aber die eingebauten Features bleiben hier überschaubar. Die Entwickler beschreiben Haven als „gemütliches Survival Game“ und wir finden, das trifft es oftmals sehr gut. Ihr müsst zwar Unmengen an Ressourcen per Crafting herstellen und eure Reise gut planen, habt aber wenig zu fürchten, denn selbst ein Game Over ist in diesem Spiel nicht sonderlich tragisch.

Haven ist ab sofort erhältlich für PS5, Xbox Series X, Xbox One, PC und erscheint im ersten Quartal 2021 noch für die Nintendo Switch und PS4.

Fazit

Haven ist vielleicht nicht unbedingt die neue RPG-Revolution, aber mit Abstand eines der schönsten Spiele des Jahres. Wer einen emotionalen Titel für Zwischendurch mit einem großartigen Soundtrack zum Entspannen oder Co-Op-Spaß mit dem Partner sucht, wird hier keinesfalls enttäuscht werden.

Positiv

+ Entspannung pur

+ Gelungene Protagonisten und überzeugende Darstellung ihrer Beziehung

+ Soundtrack und Präsentation ergänzen sich gut

Negativ

– Leveldesign oftmals ungeeignet für den sonst stylischen Flow des Spiels

– Unnötig viel Backtracking trotz der kurzen Spielzeit

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer