Nach der Master Chief Collection und guten 6 Jahre nach dem Start von Halo 5: Guardians, steht nun endlich wieder ein neuer Halo Ableger vor der Tür. Mit einer doch sehr ernüchternden ersten Gameplay-Vorstellung und einem großen Teil der Entwicklungszeit innerhalb der Pandemie, inklusive Verschiebung des eigentlich als Xbox Series X geplanten Launch-Titels, verlief der Weg zum Launch von Halo Infinite nicht gerade einwandfrei. Ob das fertige Produkt eure Zeit wert ist und ob es wieder an die Qualität von Halo 5 anknüpfen kann, findet ihr wie immer bei uns im Test heraus.
Zeta Halo und die Verbannten im Fokus
Gute 18 Monate nach den Ereignissen aus Halo 5: Guardians müssen wir als Master Chief herausfinden, was mit Cortana passiert ist, und die Verbannten davon abhalten die Kontrolle über Zeta Halo zu erlangen. Halo Infinite wirft euch hier direkt ins Geschehen, es empfiehlt sich also davor nochmal Halo 5 durchzuspielen, da nicht unbedingt viel auf die Ereignisse aus diesem Teil eingegangen wird. Halo Infinite stellt den Master Chief vor einige Herausforderungen und einen netten Mix aus bereits bekannten Gegnern aus früheren Ablegern und einigen neuen Gegenspielern. Mit dem Piloten Echo 216 habt ihr ausnahmsweise einen netten Sidekick, der euch die Schnellreise zwischen den einzelnen Stationen auf der offenen Welt von Zeta Halo ermöglicht und euch bei Forward Operation Bases (FOBs) mit Waffen und Fahrzeugen per Lieferung versorgt. Diese Checkpoints sind eine der vielen notwendigen Neuerungen um die Nebenaktivitäten in der offenen Welt in Halo Infinite erst zu ermöglichen. Ihr könnt aber auch klassisch nur die Kampagnen-Missionen wie in den Vorgängern durchspielen, ohne irgendeine Nebenmission abzuschließen. Die Geschichte und vor allem die Interaktionen zwischen dem Master Chief und seinen Begleitern leiden keineswegs darunter. Halo-Fans bekommen hier wieder einmal wichtige Einblicke in die Hintergrundgeschichte des Protagonisten, den man nicht unbedingt für seine Gesprächigkeit kennt und euer neuer AI-Begleiter ist auch regelmäßig für ein paar amüsante Konversationen mit ihm zu haben. Die reine Spielzeit der Hauptmissionen ist durch die Integration einer offenen Welt etwas kürzer als sonst ausgefallen. In 5-8 Stunden sollte man einige Nebenaktivitäten und die komplette Hauptgeschichte erledigt haben. Es gibt aber zum Glück wieder einige Modifikationen und Schwierigkeitsgrade, um sich die Spielzeit deutlich zu erhöhen und wer alles auf Zeta Halo erkunden will, wird die Spielzeit sicherlich auf 10-13 Stunden strecken können.
Innerhalb der Kampagne werden euch laufend spannende Bosskämpfe serviert und neue Arten von Gegnern und Waffen, wobei manche Gegner überraschenderweise doch sehr stark an Destiny erinnern. Sich sehr offensichtlich an Destiny an manchen Stellen zu orientieren und teilweise die generischten Arten von Gegenspielern aus dem Konkurrenten von Bungie zu übernehmen, wirkt etwas fragwürdig und einfallslos. Auch die Schauplätze innerhalb der Missionen wiederholen, sich wie so oft in Halo viel zu häufig. Die einzige Abwechslung bieten hier regelmäßige Ausflüge in die Nebenmissionen auf Zeta Halo um nicht von einer futuristischen Katakombe mit blauen Wänden zur nächsten mit goldenen zu stolzieren, mit ein paar farbigen Aufzügen als Auflockerung.
FOBs, Spartan Progression und der Greifhaken
Mit dem Wechsel auf weitläufige, offene Gebiete kommen auch einige Gameplay-Neuerungen in Halo Infinite zum Zug. Essentiell sind dabei die bereits erwähnten FOB-Checkpoints. Neben den Schnellreise-Möglichkeiten könnt ihr euch hier regelmäßig mit allen erspielten Waffen und Fahrzeugen versorgen lassen. Für alle abgeschlossenen Nebenaufgaben erhaltet ihr Valor, womit ihr nach und nach euer Arsenal in den FOBs erweitert. Zusätzlich könnt ihr auf die Jagd von Bossen verteilt auf Zeta Halo gehen, die neue Varianten von allen vorhandenen Waffen als Belohnung bereit halten. Verteilt auf der gesamten Karte gibt es dann oben drauf noch Easter Eggs, die altbekannten Skulls, diverse Rüstungen und Spartan-Points, die ihr in die einzelnen Fähigkeiten investieren könnt. Wer die Multiplayer-Beta gespielt hat, wird mit einigen davon bereits in Berührung gekommen sein. Das wirkliche Highlight macht eigentlich nur der Greifhaken aus. Ihr kommt damit nicht nur wesentlich einfacher und stylischer innerhalb der riesigen Gebiete von Zeta Halo voran, sondern könnt auch innerhalb des Kampfes viele Vorteile dadurch erzielen. Waffen lassen sich zu euch heranziehen, ihr könnt Fahrzeuge damit sehr leicht kapern und Gegner lassen sich nach ein paar Upgrades auch betäuben, was gerade gegen Gegner mit Schilden äußerst praktisch ist. 343 Industries hat es hier wirklich eindrucksvoll geschafft, das Kern-Gameplay von Halo nicht all zu stark zu verändern, aber dennoch moderne Elemente zu integrieren und vor allem wirklich eine neue Dynamik ins alt bekannte Halo-Gameplay zu bringen, die man bisher noch nicht in dieser Form kannte.
Anfangs werden die weitläufigen Gebiete und die vielen Neuerungen vielleicht für Halo-Fans etwas ungewohnt wirken, aber man gewöhnt sich recht schnell daran und auch wenn es bereits viele andere Spiele weitaus besser gemacht haben, hat Zeta Halo dann doch irgendwie seinen eigenen Charme. Wirklich beeindruckend ist die solide Performance. Bis auf zwei kurze Freezes ist uns im gesamten Spiel nie die Framerate eingebrochen. Bei der Größe der Gebiete und Anzahl an Marines und Gegnern auf dem Bildschirm ist das schon sehr überraschend. Auch innerhalb der Kampagne sieht der Titel einfach großartig aus. Die Zwischensequenzen überzeugen durchgehend, bis auf teilweise sehr fragwürdige Gesichtsanimationen aller Protagonisten. Der Master Chief bleibt davon natürlich logischerweise verschont, aber alle anderen Charaktere hätten hier vielleicht etwas mehr Liebe zum Detail vertragen können. Die musikalische Untermalung ist auch wieder sehr gelungen. Die einzelnen Übergänge zwischen den Gebieten überzeugen und selbst die kurzen Gespräche zwischen Marines oder Gegnern, die euch noch nicht entdeckt haben, sind wirklich abwechslungsreich ausgefallen. Man erwischt sich dann doch öfters mit dem Angriff zu warten, um zu erfahren, über was sich die nächste Gegnergruppe gerade unterhaltet.
Keine Co-Op-Kampagne bis Mai 2022 und der klassische Multiplayer
Etwas enttäuschend ist die Nachricht, dass es keine Co-Op-Kampagne zum Launch von Halo Infinite geben wird. Zusammen im Split-Screen die Kampagne durchspielen war immer schon ein großer Part der Serie und immer einer der wichtigsten Anreize. Auch Halo 5 hat gerade deswegen damals ein wenig an Anreiz verloren. Immerhin kann man bereits seit einigen Wochen den Multiplayer von Halo Infinite ausgiebig spielen. Nach ersten Unstimmigkeiten, wie dem mühseligen Vorankommen im Battle Pass und der allgemeinen Erfahrung durch einzelne Matches, wirkt es aktuell zumindest so, als würde das Studio laufend auf Fan-Feedback eingehen, um die Multiplayer-Erfahrung zu verbessern. Wir hatten bisher überraschend viel Spaß mit den neuen Karten und den üblichen Modes, die man aus den letzten Ablegern kennt. Der Forge Level Editor wird wohl auch erst im Mai 2022 integriert werden, aber spätestens dann wird man sich wohl auf einige neue Inhalte von der Community freuen dürfen. Bis dahin gibt es aber mehr als genug Anreize um seine Zeit, sowohl in der Kampagne von Halo Infinite, als auch im Multiplayer, zu verbringen.
Halo Infinite erscheint am 8. Dezember 2021 auf Xbox Series X|S, Xbox One und Windows PC. Hier könnt ihr den Titel bereits vorbestellen.
Fazit
Halo Infinite bietet zwar zum Launch immer noch nicht alle Inhalte, kann aber schon jetzt mit einer gelungenen Kampagne, neuen Gameplay-Ansätzen und einer soliden offenen Welt überzeugen. Ein paar generische und einfallslose Ansätze trüben zwar das Gesamtbild, aber ansonsten wartet hier einer der innovativsten Ableger der Serie für eingefleischte Halo-Fans, als auch Neueinsteiger.
Positiv
+ Story und die einzelnen Dialoge zwischen den Charakteren überzeugen
+ Greifhaken und die vielen Neuerungen dank der offenen Welt bieten neue kreative Gameplay-Ansätze
+ Solide Performance trotz immensen Umfang an Gegnern, Gebieten, Fahrzeugen und Fähigkeiten
+ Faire und gut platzierte Checkpoints gestalten das Erkunden der Gebiete zusammen mit dem Greifhaken sehr angenehm
Negativ
– Neue Elemente und Gegner innerhalb der Story und in Zeta Halo etwas einfallslos und generisch ausgefallen
– Gesichtsanimationen in den Zwischensequenzen oftmals sehr dürftig umgesetzt
– Nebenaufgaben und die offene Welt hätten etwas mehr Abwechslung vertragen können