Google Stadia Review – Die Streaming-Baustelle mit viel Potenzial

Neben der PlayStation 5 und Xbox Series X/S bekommt Österreich demnächst noch einen Konsolen-Launch: Google Stadia war bereits seit einiger Zeit in verschiedenen Regionen verfügbar und schafft es 2020 auch noch nach Österreich. Wir konnten den interessanten Streaming-Service von Google bereits ausgiebig testen und verraten euch im Test was uns positiv überrascht hat, und wo noch etwas Luft nach oben ist.

Der Aufbau und die erste Einrichtung

Bereits im Lieferumfang und den eigentlichen Inhalt hinter Google Stadia merkt man schnell den komplett unterschiedlichen Ansatz gegenüber den anderen Herstellern am Markt. Zugeschickt wurde uns eine Premiere Edition inklusive Chromecast Ultra. Mit einem Startpreis von 97,47€ startet Google auf jeden Fall schon einmal als der günstigste Anbieter in den Ring. Wer hier noch ein Stück sparen will, kann auch nur seinen vorhandenen PlayStation 4 oder Xbox One Controller nutzen und auch auf Chromecast verzichten, indem man nur auf seinem Smartphone über die App spielt. Wer aber das klassische Konsole+TV Feeling möchte, wird hier auf dieses Paket zurückgreifen müssen, oder zumindest einzeln Chromecast Ultra bestellen, wenn ihr keinen PC oder Laptop zur Verfügung habt, mit denen ihr Stadia über den Browser nutzen könnt. Die vielseitige Nutzbarkeit von Google Stadia ist definitiv ein großer Pluspunkt. Wir haben alle drei Varianten ausgetestet und sind kaum auf Probleme bei der Performance gestoßen. Das erste Setup ist relativ simpel gestaltet. Der Stadia Controller wird vom PC sofort per USB erkannt und ansonsten müsst ihr am jeweiligen Gerät Bluetooth aktivieren und einen Verbindungscode der am Display erscheint am Controller „eintippen“. Die Tastenabfolgen sind hier sehr simpel gestaltet und nach einer kurzen Wartezeit lassen sich eigentlich alle Endgeräte sehr problemlos verbinden. Bei uns im Lieferumfang enthalten war noch separat eine Handyhalterung, die verstellbar ist, was das Einklemmen von verschiedenen Handymodellen ermöglicht. Hier hat der Controller am längsten zum Verbinden benötigt (Samsung Galaxy S10), aber nach ein wenig Wartezeit hat es auch hier problemlos mit dem Zocken für unterwegs geklappt.

Die Premiere Edition inklusive der Handyhalterung deckt alle Nutzungsbereiche von Stadia ideal ab.

So simpel der Aufbau und die erste Einrichtung auch gestaltet sein mag, endet es mit der Benutzerfreundlichkeit bei Google Stadia dann aber leider doch relativ flott. Der Store hat momentan keinerlei Suchfunktion, die Spieleauswahl ist recht überschaubar (Vor allem die enthaltenen Spiele in Stadia Pro, was mit 9,99€ im Monat genauso teuer ist wie der Xbox Game Pass) und es fehlt in den Einstellungen an einigen Konfigurationsmöglichkeiten. Beispielsweise die Sprache zu wechseln wird zwar in manchen Spielen in den Einstellungen erlaubt, aber falls dies nicht der Fall ist, müsst ihr Stadia in der jeweiligen Region, deren Sprache ihr übernehmen wollt, im Browser suchen. Per Chromechast müsst ihr euch über Google Home App durch einige Punkte in den Einstellungen wühlen und die Stadia App erlaubt es allgemein nicht ohne euer Smartphone umzustellen. Auch der „Spiele-Hub“ unter Home muss noch deutlich um Funktionen erweitert werden. Hier seht ihr momentan nur eure zuletzt gestarteten Spiele und darunter eure mit dem Controller erstellten Screenshots. Ein Sortieren der Spiele oder eine Ordner-Funktion hätte man an dieser Stelle bereits einführen können, um zumindest ein Stück an die Konkurrenz anzuschließen. Der Controller selbst orientiert sich beim Button-Layout am Xbox Controller, bietet aber genauso Streaming/Screenshot Funktionen, die man vom PS4/PS5 Controller gewohnt ist und ist ein Stück schlanker als der aktuelle PS5 Dualsense Controller.

Das Wegfallen einer wirklichen Konsolen-Hardware ist einer der großen Anreize hinter Google Stadia.

Performance und einige Spiele im Praxistest

Einer der Titel auf den wir am meisten für Google Stadia gespannt sind, ist definitiv Cyberpunk 2077. Wer dieses Spiel in seiner vollen Pracht erleben will, muss auch im PC-Bereich ordentlich aufrüsten und dadurch sehr viel Geld in die Hand nehmen. Eine Version ohne Input-Lag mit Features wie Raytracing wäre ein absoluter Systemseller für Google Stadia. Wir haben uns aber sehr aktuelle Releases (Immortals Fenyx Rising, Destiny 2 und Baldur’s Gate 3) für euch auf Google Stadia angesehen, um den Streaming-Dienst an seine aktuellen Grenzen zu bringen – und wurden positiv überrascht. Google Stadia benötigt mindestens konstante 10 Mbit/s und mindestens 35 Mbit/s, wenn ihr in 4K und HDR streamen wollt. Uns stehen bis zu 300 Mbit/s zur Verfügung, dadurch haben wir alle genannten Spiele in 4K für mehrere Stunden angetestet. Chromecast Ultra erlaubt euch beispielsweise direkt ans Netzteil ein LAN-Kabel anzuschließen, was Verbindungsprobleme minimiert.

Google Stadia Controller verbinden
Sobald der Controller zum Verbinden bereit ist, und ihr die korrekte Tastenfolge eingebt, könnt ihr nach kurzer Wartezeit mit dem jeweiligen Gerät loslegen.

Wir hatten bei keinem der genannten Spiele gröbere Probleme mit Grafikfehlern, nachladenden Texturen oder auch Input-Lag. Unterwegs am Smartphone mit dem erwähnten Anschluss per WLAN verbunden, gab es leider leichte Verbindungsprobleme bei einem schwachen WLAN Signal. Hier kann es von verpixelten Bildern bis hin zu nachladenden Texturen und auch einem kompletten Nachladen der letzten Sekunden des Geschehens im Spiel kommen. Ein Nutzen der „mobilen Daten aktivieren“-Funktion am Smartphone wird in Österreich vermutlich eher selten vorkommen, da bereits bei 1080p bis zu 12,6GB an Daten innerhalb einer Stunde verbraucht werden können. Wer hier keinen unlimitierten Tarif zur Verfügung hat, sollte nur über WLAN und am besten per LAN über einen PC/Laptop oder über Chromecast streamen.

Google Stadia Grafikeinstellungen
Google Stadia orientiert sich bei den Grafikeinstellungen momentan eher an Konsolenversionen, als an der Auswahl die PC Spieler gewohnt sind, dadurch bleiben die Auswahlmöglichkeiten sehr überschaubar.

Wir konnten bisher noch keine rasantend Shooter wie Call of Duty oder auch Doom Eternal austesten, aber in Destiny 2 war der sichtbare Input-Lag überschaubar. Mit einem PC-Setup mit bis zu 120fps kann Google Stadia nicht konkurrieren, aber Konsolenspieler werden kaum einen Unterschied bemerken. In hektischen Situationen kann es zu minimalen Framerate-Einbrüchen kommen, aber davon sind an sich auch nicht die lokalen Versionen der getesteten Spiele ausgenommen. Weder auf aktuellen Konsolen, noch am PC. Wo man noch starke Unterschiede zur PS5 und Xbox Series X merkt, sind nachladende Texturen im Hintergrund. Gerade bei Destiny 2 kommt es des Öfteren vor, dass die Berglandschaft im Hintergrund schrittweise aufpoppt, wenn man zu schnell die Schauplätze wechselt. Wie sich gerade solche heiklen Spiele ab dem offiziellen Release mit einer weitaus stärkeren Serverauslastung verhalten werden, bleibt unklar. Momentan können wir nur sagen, dass wir positiv von Google Stadia überrascht wurden. Streaming Dienste waren bisher gerade im Shooter-Bereich eher unspielbar und konnten kaum eine konstante Bildwiederholungsrate halten. Hitman 2, Destiny 2, Baldur’s Gate 3 (Early Access) und auch Immortals Fenyx Rising waren für uns absolut problemlos in 4K spielbar – Baldur’s Gate 3 war hier die größte Überraschung. Trotz Early Access Status liefert der Titel problemlos in 4K ohne technische Fehler und Einbußen durch das Streaming.

Hitman 2 Google Stadia
Die Spiele Bibliothek von Google Stadia kann auf jeden Fall noch einiges mehr an aktuellen Spielen vertragen, überzeugt aber dafür überraschend mit einer soliden Performance.
Baldur's Gate 3 Smartphone Stadia
Baldur’s Gate 3 oder auch bald Cyberpunk 2077 unterwegs am Smartphone zocken funktioniert bei einer stabilen WLAN Verbindung problemlos.

Google Stadia startet am 7. Dezember 18 Uhr in Österreich, Tschechien, Ungarn, Polen, Portugal, Rumänien, der Slowakei und der Schweiz. Spätestens 24 Stunden danach sollte die Aktivierung abgeschlossen sein. Wenn man Cyberpunk 2077 bei Stadia vor dem 18. Dezember kauft, erhalten User die Stadia Premiere Edition kostenlos – die jetzt für 99,99 Euro im Google Store erhältlich ist – solange der Vorrat reicht.

Fazit

Google Stadia überrascht mit einer soliden 4K Performance und dem wirklich simplen und günstigen Einstieg in die Streaming-Welt von Google. Wenn hier noch sehr viel an der Benutzerfreundlichkeit und dem Spiele-Umfang gearbeitet wird, steht einer günstigen Alternative gegenüber Gaming PCs und Next-Gen-Konsolen nur noch das Limit eurer Internetverbindung im Weg.

Positiv

+ Problemlos auf verschiedenen Endgeräten nutzbar

+ Simpler und vor allem günstiger Einstieg

+ Performance überzeugt bei allen getesteten Titeln auch in 4K

Negativ

– Minimaler Input-Lag wird vor allem PC-Spieler noch nicht ganz überzeugen

– Furchtbarer Store-Aufbau ohne Suchfunktion und benutzerfreundlichen Features

– Pro-Abo und Spiele Preise noch viel zu teuer für den überschaubaren Umfang

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Written by: Gabriel Bogdan

Redaktionsleiter/Vernichter von Cornflakes und Vollzeit Gamer